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8. Festival du Cirque de Namur 2012
www.festival-cirque-namur.com - 65 Showfotos

Namur, 28. Oktober 2012: In fabrikneuen Zeltanlagen aus England feierte das "Festival du Cirque de Namur" seine achte Auflage. Das von Bobby Roberts angemietete Equipment in den Farben rot und gelb wirkte auf der Esplanade de la Citadelle hoch über der Stadt äußerst imposant. Auch im Inneren dann Luxus pur: Das ausladende Gradin mit klappbaren Schalensitze erlebte in Belgien ebenfalls seine Premiere. Der Artisteneingang sowie die Logenverkleidung in roten und goldenen Tönen bildeten da schon einen gewissen Kontrast zum übrigen modernen Material.

Das Programm selbst stellte wie gewohnt die eigentlichen Nummern in den Mittelpunkt. Auf eine größere Verpackung wurde weitgehend verzichtet. Lediglich die Moderation durch Veranstalter Emmanuel Horwood und die wiederkehrenden Auftritte der Komiker gaben der Show einen gewissen Rahmen. Ansonsten wurde ein klassisches Nummernprogramm ohne Schnörkel gezeigt.


Louis Knie jun, Alessio

Dafür, dass wahre Begeisterungsstürme einsetzten, sorgten insbesondere zwei sehr unterschiedliche Tiernummern im zweiten Teil: zum einen die rasante Pferdefreiheit von Louis Knie junior, zum anderen die traumhaften Flugsequenzen von Alessios Papageien. Louis Knie junior ließ an diesem Nachmittag jeweils fünf Friesen und weiße Araber aus seinem Zwölferzug so herrlich lebhaft durch die Manege fegen, dass es eine wahre Freude war, (nahezu) alle denkbaren Tricks inklusive. Bevor Knie mit unnachahmlicher Verve verschiedene Steiger präsentierte, lenkte die Tochter seiner Gattin Ilona drei weiße Ponys durch die Manege. Durch den Verzicht auf Requisiten wie Spielzeugauto oder Fahnenmast ist die Papageiennummer von Alessio Fochesato unerreicht elegant. Insbesondere die langen Flugsequenzen seiner wunderschönen Vögel durch das gesamte Chapiteau lassen die Zuschauer begeistert staunen. Dank der Kreativität des italienischen Tierlehrers gibt es immer wieder neue Tricks zu bestaunen. Beide Tiernummern wurden mit dem zweiten Preis, der vom Publikum vergebenen "Silbernen Schnecke", ausgezeichnet.


Mathieu, Starbugs

Noch höher in der Zuschauergunst rangierten nur drei coole Jungs aus der Schweiz. Für ihre Rhythmische Sportkomik heimsten die Starbugs den Hauptpreis ein. Mit ihren irrwitzigen, aber dennoch perfekt choreographierten Bewegungsabläufen zu verschiedenen Musikstilen sorgen sie einfach immer wieder für beste Laune, in Namur genauso wie zuvor schon bei Knie oder dem Festival in Monte Carlo. Noch mehr Circuserfahrung hat freilich Clown Mathieu, der nicht nur in Zwischenspielen mit Emmanuel Horwood, sondern ebenfalls in seinen eigenen Auftritten, etwa als Regisseur eines mit Zuschauern besetzen Western Movies, das Publikum zum Lachen brachte.


Truppe Diorio, Elisa Triberti, Robert Lagroni

Den dritten Preis gewannen schließlich die Diorios, welche mit mehreren Motorradfahrern durch eine vergleichsweise kleine - mithin aber fahrerisch anspruchsvolle - Stahlgitterkugel rasten. Ein Truppenmitglied fuhr zudem (longiert) mit einem Fahrrad durch eine unter die Kuppel gezogene hölzerne Steilwand. Dank unglaublicher Gelenkigkeit entlockte Elisa Triberti der männlich dominierten Disziplin "Klischnigg" ganz neue Reize. Mit Musik sowie Outfit im Burlesque-Stil wusste die Gattin von Alessio ausgesprochen gut zu gefallen und faltete sich zum Schluss ihrer Darbietung gar in einen gläsernen Würfel. Als schwarz gekleideter Biker enterte Robert Lagroni die Manege, um sogleich den fahrbaren Untersatz als Requisit für seine kraftvollen Handstände zu nutzen. Seine Tricks arbeitete er mit großer Sicherheit, wobei insbesondere die Klötzchenarbeit überzeugte.


Ilona Knie, Adriana Folco, Helena Rapolli

Mit Vater und Sohn war Adriana Folco bereits im vergangenen Jahr in Namur dabei. 2012 nun präsentierte sie im Solo mit der indischen Elefantendame Baby vielfältige Kunststücke, bei denen das enge Verhältnis zwischen Tierlehrerin und Elefant immer wieder sichtbar wurde. Perfekt harmonierten ebenfalls Helena Rapolli und ihr Jack Russell Terrier Jacky. Ihr liebevolles gemeinsames Spiel ließ fast vergessen, dass die gezeigten Tricks durchaus anspruchsvoll sind. Den perfekten Auftakt in die Show steuerte Ilona Knie mit ihrer Ungarischen Post auf zwei herrlichen Friesen bei. Nicht nur diese, sondern ebenfalls die Vorauspferde, hatte sie in hohem Tempo bestens im Griff. Das Finale schloss sich nahtlos an Alessios Papageienvorführung an. Seine Tiere wurden in die Verabschiedung aller Artisten einbezogen. Zuletzt rieselte sogar Kunstschnee aus der Kuppel. Emmanuel Horwood verabschiedete das begeistert applaudierende Publikum, welches an diesem Nachmittag wunderbaren Circus in Reinform erleben durfte.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch