Desire of Flight, Truppe
Sokolov mit Regisseur Alexandre Grimailo
Gold gewann zum einen die
Schleuderbretttruppe Sokolov und zum anderen das Duo Desire of
Flight, das zusätzlich auch den Publikumspreis erhielt. Die
große Schleuderbrett-Nummer von Dimitry Sokolov, die vom
bekannten Regisseur Alexandre Grimailo wunderbar als „Amadeus“
in Szene gesetzt wurde und circensisch das Leben und Wirken von
Wolfgang Amadeus Mozart zeigt, begeisterte mit einem wahren
Feuerwerk an Sprüngen. Nicht weniger begeisternd Valery Sychev
und Malfina Abakarova alias Desire of Flight mit ihrer
atemberaubenden Liebesgeschichte an den Strapaten hoch unter der
Circuskuppel. Beide goldgekrönten Nummern konnte man vor dem
Circusfestival beim Weltweihnachtscircus Stuttgart erleben – die
Amadeus-Schleuderbrett-Nummer sogar als Weltpremiere.
Truppe Dobrivitskiy, Duo
Suining, Truppe Wuhan
Die Jury unter dem Vorsitz von
Prinzessin Stéphanie entschied sich auch in diesem Jahr dafür,
sechs Silberne und sechs Bronzene Clowns zu verleihen: Silber
gab es zum einen für die Truppe Dobrivitskiy, die mit einer
Vielzahl von spektakulären Sprüngen (dreifacher Salto oder zwei
unterschiedliche Passagen) zwischen zwei sich gegenüber
stehenden Fängern (ähnlich wie bei Nummern am Fliegenden Trapez)
überzeugte. Ebenfalls vom zurückliegenden Weltweihnachtscircus
bekannt und aktuell im Münchener Circus-Krone-Bau zu sehen: das
Duo Suining mit seiner Handstand-Equilibristik auf höchstem
Niveau. Faszinierend der einarmige Klötzchen-Trick und
anschließend, ohne Abzusetzen, das (ebenfalls einarmige)
Hinunter und Hinauf über die Stufen des hohen Piedestals. Vom
Aachener Weihnachts-Gastspiel des Circus FlicFlac ging es für
die Truppe Wuhan nach Monte-Carlo; in ihrer Nummer vereinen sie
ikarische Spiele und Handvoltigen mit Trampolin-Artistik. Die
beiden Plattformen, auf denen sich die Untermänner befinden,
sind hierbei an den beiden Enden einer Achse befestigt, die sich
einem Todesrad gleich dreht – unterhalb befindet sich das
Trampolin.
Rosi Hochegger,
Hans Klok
Ein großes Pferdekarussell
zeigte Vinicio Canestrelli Togni mit je sechs Schimmeln und
Schecken sowie neun Friesen und drei Palominos; zusätzlich
gesellten sich noch sechs Ponys dazu, die (mit einiger Mühe) auf
der Piste die Manege umrundeten. Vor und nach dem Karussell
zeigte Canestrelli Togni noch jeweils zwei schön laufende
Zwölferzüge; als „Zugabe“ folgten diverse Steiger und eine
Kapriole. Ein wahrer Publikumsliebling war Rosi Hochegger sowohl
mit ihrer temperamentvollen Hundenummer (und Standing Ovations
in der von uns besuchten Vorstellung) als auch mit ihrem
Bettpferd Scout. Bei den beiden Nummern der sympathischen
Tierlehrerin stimmte einfach alles! Ebenfalls Silber ging an den
holländischen Magier Hans Klok mit seinen im irrsinnigen Tempo
dargebotenen Großillusionen und seinen Entfesselungen à la
Houdini.
Elisa Kachatryan, Familie
Gärtner, Duo Kvas
Den Reigen der Gewinner der
Bronzenen Clowns eröffnete die Familie von Joy Gärtner mit ihren
zwei unterschiedlichen Elefanten-Darbietungen. Zum einen
versuchten die Gärtners sich mit Schleuderbrett-Elefanten, und
in der zweiten Nummer boten die Gärtner-Junioren Akrobatik auf
den Elefanten, die ihrerseits unterschiedliche Pyramiden
zeigten. Leider wirkten beide Nummern durch die vielen
zweibeinigen Akteure in der Manege sehr unruhig. Hier hätte man
sich eine „klassische“ Elefantennummer mit mitreißender
Livemusik anstelle der dröhnenden Bandmusik gewünscht.
Begeistern konnte Handstand-Equilibristin Sacha mit ihrer
anspruchsvollen Nummer, die sie mit einer Vielzahl von Drehungen
garnierte und die auch den einarmigen Bogenschuss zeigte.
Weitere Bronze-Gewinner waren Elisa Kachatryan als Ballerina im
Spitzenlauf auf dem Hochseil, die einen Großteil ihrer tollen
Nummer ohne Sicherung zeigte, Anastasia Makeeva, aktuell
ebenfalls im Circus-Krone-Bau zu sehen, die riskante Abfaller an
zunächst einer und dann an zwei Tuchschlingen zeigte, das Duo
Kvas mit einer kraftvollen Hand-auf-Hand-Nummer und Tom Dieck
jr., der in der gemischten Raubtier-Nummer Tiger, weiße Löwen
und Liger vereint.
Conchi Munoz, Angelo und
Conchi Munoz mit Enrico Caroli, Duo Have a Ball
Die weitere Tiernummer des
diesjährigen Festivals, Conchi Munoz und ihr Mann Gary Jahn mit
den drei patagonischen Seelöwen in einer klassischen Dressur,
blieb ohne Clown, konnte sich aber über den Sonderpreis der
Gesellschaft der Circusfreunde e.V. freuen. Conchi erlebten wir
außerdem als seriösen Part im Bonbon-Entree ihres Vaters Angelo,
zusammen mit Enrico Caroli. Auf besonderen Wunsch der
Festivalmacher zog Angelo Munoz noch einmal sein Clownskostüm an
und wurde in der Preisträgergala für sein Lebenswerk
ausgezeichnet. Mit seinem Saxophon-Solo sorgte er für einen
besonderen Moment des Festivals, und als er sich nach seinem
letzten Auftritt in der Manege unter den stehenden Ovationen des
Publikums seine rote Clowns-Perücke vom Kopf nahm, war es der
wohl bewegendste Moment des Festivals. Überhaupt nicht an kamen
dagegen die russischen Clowns Sergei Kolganov und Oleg
Belogorlov, die in beiden Auswahlvorstellungen vergeblich ihr
Glück versuchten. Erfrischend neu und toll verpackt hingegen die
Partner-Bodenjonglage von Mike Leclair und Karen Bourre alias
Duo „Have a Ball“, die ihre ansprechende Nummer auf einer
Parkbank zeigten.
Festivalstimmung
Weitere Teilnehmer des
Festivals waren die Familie Faltyny (Einradnummer,
Gruppen-Jonglage und Emil jr. mit Leiterbalance), die Truppe
Vavilov und ihren Handvoltigen mit einer Plattform in der Luft
(mit Verletzungspech, da sich der Hauptakteur bei den Proben
verletzte und für das Festival ausfiel), der „tanzende
Robotermensch“ Robert Muraine sowie das Duo Daring Jones am
Trapez und David Burlet mit seiner komischen Tellernummer (beide
ebenfalls gerade in München beim Circus Krone). Für die
musikalische Begleitung sorgte abermals das große Orchester von
Reto Parolari. Leider zog es eine Vielzahl der Nummern vor, sich
von Bandmusik begleiten zu lassen – mehr als schade bei einem so
herrlich aufspielenden Circusorchester. Als Monsieur Loyal
führte, wie schon die letzten Jahre, Petit Gougou durch das
Programm. |