Die Regisseurin hat für die Familie Probst schon etliche Shows
kreiert. Insbesondere für die Weihnachtscircusse in Gelsenkirchen
und Krefeld. Bei „Suprise!“ nimmt die Handlung vergleichsweise wenig
Raum ein. Somit erleben wir vor allen Dingen klassischen Circus ganz
so, wie man ihn sich wünscht. Mit großen
Tier- und Artistengruppen sowie einem Liveorchester.

Entree
Die Rahmenbedingungen stimmen ebenfalls. Das Vier-Masten-Chapiteau
trägt traditionell die Farben gelb und rot. Zusammen mit dem
Restaurationszelt, dem Kassen- sowie Bürowagen und den weiteren
Elementen der Front ergibt sich ein sehr ansprechendes Gesamtbild.
Um die Administration kümmert sich in erster Linie Brigitte Probst,
als Geschäftsführer fungiert ihr Ehemann Reinhard. Die
Tourneeleitung hat Roland Paschke inne. Er arbeitet von zu Hause
aus, ist aber immer wieder beim reisenden Unternehmen. Auch hinter
dem Spielzelt gibt es viel zu entdecken, verfügt der Circus Probst
doch noch über einen recht großen, eigenen Tierbestand.
Selbstverständlich werden alle Mitglieder des rollenden Zoos bestens
untergebracht und versorgt.

Stephanie Probst
Tierdressuren sind natürlich auch Bestandteil der Show. Zunächst
erleben wir Stephanie Probst mit einem Sechserzug weißer Araber, den
sie in einer wunderbaren Freiheit vorführt. Die Pferde sehen sehr
gepflegt aus und laufen die anspruchsvollen Figuren sicher unter
Anleitung ihrer Trainerin. Diese versteht es gekonnt, ihre
Schützlinge und sich selbst charmant zu präsentieren. Als da capo
gibt es verschiedene Steiger. Beim turbulenten Ausflug auf den
Bauernhof sind Ehemann Sergiu Mosanu und beider Tochter Celina mit
von der Partie. Da bilden Ziegen eine Pyramide und beweisen ihre
Kletterkünste. Celina wagt eine Partie auf der Wippe mit einem Esel.
Sogar eine Ziege zu Esel ist dabei. Schlichtweg als „Kult“ muss man
den Exotenzug bei Probst bezeichnen. Jahrelang von Reinhard Probst
vorgeführt, hat nun Tochter Stephanie übernommen. Natürlich haben
Tiere und einzelnen Tricks gewechselt, das Grundprinzip ist aber
immer geblieben. Aktuell gehören Dromedare, Kamele, Kaltblüter,
Lamas, Rinder und ein Emu zur Gruppe. Stephanie Probst hat ihnen
etliche Kunststücke beigebracht, die die Vierbeiner sowie der
Laufvogel bereitwillig zeigen. Ebenfalls ein Klassiker der
Manegenunterhaltung ist das Trampolin mit Sprungturm. Sergiu Mosanu
erfreut uns als Jim Bim mit gewagten Sprüngen und ordentlich Komik.
Als angetrunkener Herr im feinen Zwirn kommt er herein, die Flasche
mit dem Alkohol noch in der Hand. In seine Eskapaden auf der
Trockenversion eines Schwimmbads baut er einen gewagten Striptease
ein.
  
Rudi Brukson, Elena, Rico
Brukson
Der Reprisenclown des Programms ist Rudi Brukson. Schon vor dem
eigentlichen Beginn übt er mit dem Publikum den richtigen Applaus.
Später beweist er sich als jonglierender Koch sowie als Dirigent in
einem Konzert mit Glocken, bei dem ihn Zuschauer unterstützen. Man
merkt, dass er ein echter Profi ist. Sein Spiel ist fein und die
Pointen kommen immer mit dem richtigen Timing. Wenn er von einer
Raupe in einem riesigen Apfel geneckt wird und wenn er sich als
Wahrsager mit Glaskugel präsentiert, ist Ehefrau Irina mit von der
Partie. Einmal als ebenjene Raupe, die sich in einen Schmetterling
verwandelt und dann als bezirzende orientalische Tänzerin. Beider
Kinder haben sich der Artistik verschrieben. Elena zelebriert eine
wunderschöne Kür an roten Tüchern. Abfaller wechseln sich ab mit
Haltefiguren und Flügen unter der Kuppel. Als Tennis-Jongleur
erleben wir Elenas Bruder Rico. Zunächst manipuliert er ein Racket
mit Devil Sticks, dann hält er mit einem Schläger zwei Bälle in der
Luft. Anschließend wirbelt er mehrere Tennisschläger gekonnt durch
die Luft und sorgt für ordentlich Tempo. Am Ende jongliert er fünf
seiner Requisiten gleichzeitig.
  
Troupe Suba, Ryebyeka,
Byanmunkh und Batbayar
Das größte Ensemble kommt aus der Mongolei. Neun junge Männer der
Troupe Suba begeistern vor der Pause mit Akrobatik am
Schleuderbrett. Die Akteure sind voller Schwung bei der Sache. Ihre
Sprünge landen sie auf einer Matte, auf einem Sessel, der auf einer
Perchestange befestigt ist, und auf den Schultern ihrer Partner. Mit
dem letzten Flug wird ein Vier-Personen-Hoch gebildet, der dank der
eingesetzten Perche noch höher wirkt. Prächtige Kostüme aus ihrer
mongolischen Heimat trägt eine achtköpfige Formation beim
variantenreichen Seilspringen. Alle möglichen und schier unmöglichen
Sprungkombinationen werden gewagt. Das sorgt beim Publikum für viele
Überraschungsmomente und wahre Begeisterungsstürme. Dass sich
mongolische Artistinnen bestens auf die Kunst der Kontorsion
verstehen, ist bekannt. Hier ist es an Ryebyeka, uns von der
unglaublichen Biegsamkeit ihres Körpers zu überzeugen. Das tut sie
ganz virtuos und vergisst dabei das Spiel mit den Gästen im
Zuschauerraum nicht. Auch im Hand- und Zahnstand macht Ryebyeka eine
überzeugende Figur. Der Clou ist der mit den Füßen ausgelöste
Bogenschuss auf einen Luftballon. In der einleitenden Sequenz mit
großen gelben Segeln darf Celina Probst eine Kostprobe ihres Könnens
als Artistin geben. Weniger mit der Mongolei verbunden ist die
Disziplin der Ikarischen Spiele. Byanmunkh und Batbayar beherrschen
sie dennoch. In flotter Abfolge jongliert der eine den anderen mit
den Füßen. Es folgt Salto auf Salto, dass einem vom Zusehen
schwindelig wird.

Torres Truppe
Die Motorradkugel der Torres Truppe bildet den fulminanten
Schlusspunkt von „Surprise!“ Bis zu vier Fahrer jagen gleichzeitig
durch den Globe of Death. Dies auch im Dunkeln mit Leuchtelementen
an den Maschinen. Kurz darauf sorgt die Lichtregie wieder dafür,
dass die Hasardeure im Spotlight stehen. Überhaupt wird die gesamte
Show durch ein ansprechendes Lichtdesign wunderbar unterstützt. Das
Orchester unter der Leitung von Viktor Golod spielt druckvoll, dass
es eine wahre Freude ist. Echte Circusmusik eben.
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