CHPITEAU.DE

Circus Henry - Tour 2023
www.circus-henry.de ; 109 Showfotos

Bad Mergentheim, 15. April 2023: Der prächtige Kassenwagen des Circus Henry mit seinen Airbrush-Motiven, Kassenschaltern in der Mitte und zwei Durchgängen links und rechts steht einträchtig neben Bannern des Circus Madagascar. Schnell ist die Überraschung aufgeklärt: Madagascar-Direktor Wolfgang Frank und seine Familie reisen vorübergehend gemeinsam mit dem Unternehmen seines ältesten Bruders Georg Frank. So erleben wir in der Vorstellung ein „Best of“ der beiden Circusse. Die Familie Wolfgang Frank ist uns von ihrem Crailsheimer Weihnachtscircus bestens bekannt.

In Bad Mergentheim steht der „Doppelcircus“ nicht auf dem Volksfestplatz, auf dem zuletzt der Main-Tauber-Weihnachtscircus einen großen Erfolg feierte. Der Circus Henry nutzt eine Wiese in einem Gewerbe- und Industriegebiet, gegenüber einer Autowaschanlage. Auf der anderen Straßenseite ist regelmäßig das Hüpfburgenland von Roy Sperlich zu Gast, aber Circus haben wir an dieser Stelle noch nicht gesehen. Trotz der sehr beengten Platzverhältnisse ist das Unternehmen ansprechend aufgebaut. Äußerst schmuck wirkt das blau-weiße Chapiteau mit Vorzelt und zwei Tierzelten in gleicher Farbgebung. Dort finden wir in der Pause einen umfangreichen Tierbestand mit zahlreichen Pferden, Ponys, Exoten und Haustieren. Das Hauptzelt trägt einen beleuchteten Henry-Schriftzug auf der Kuppel und weitere Leuchtelemente auf den Masten. Im Inneren schaffen unter anderem der Artisteneingang aus rotem Samt mit goldfarbenen Absetzungen und beleuchtete Manegenkästen ein geschmackvolles Bild. Den Besuchern stehen zwei Reihen Logenstühle und dahinter ein Gradin mit Holzbänken ohne Lehnen zur Verfügung.


Die Familien Georg ("Circus Henry") und Wolfgang Frank ("Circus Madagascar") reisen aktuell gemeinsam

Seniorchef Georg Frank ist in zweiter Ehe verheiratet mit Carmen Frank und hat insgesamt neun Kinder – sein bekanntester Sohn dürfte Manuel Frank sein, der seine exzellenten Fähigkeiten als Tierlehrer seit vielen Jahren beim Circus Carl Busch unter Beweis stellt. Noch mit dem Circus Henry reisen Sohn Werner, Sohn Robin und Tochter Nadine. Robin ist verheiratet mit Jessica Frank, geborene Weisheit, und hat mit ihr drei Kinder. Sie stammt aus dem Circus Baruk. Nadine Mai, geborene Frank, hat mit ihrem Mann Horst zwei Töchter, Alicia und Thalia. Derzeit ist – wie erwähnt – noch Georg Franks Bruder Wolfgang mit Ehefrau Ramona und den Kindern Leonardo, Samuel, Jesse und Selina mit auf Tour.


Robin, Jessica und Werner Frank

Die Vorstellung beginnt mit einem schönen Prolog, in dem Robin Frank schlafend im Bett liegt und von seiner Frau Jessica geweckt wird. Am Schminktisch verwandelt er sich in Clown Beppo und erhält dabei Unterstützung von der Gattin. Diese legt in der frühmorgendlichen Szenerie den Bademantel ab, wodurch ihr schönes weißes Kostüm zum Vorschein kommt. Am Trapez beweist sie ihr Können zu den dramatischen Klängen von „Rise like a Phoenix“. Posen und Abfaller wechseln sich ab. Clown Beppo ist ganz verzaubert von der hübschen Dame und überreicht ihr, als sie wieder am Boden angelangt ist, eine rote Rose. Ein kleines Charivari, in dem mit Hula-Hoop-Reifen, Ringen und Bällen jongliert wird, rundet das Opening ab. Dann erzeugt Juniorchef Werner Frank gleich ein beeindruckendes Bild, wenn er vier Kamele mit roten Decken auf deren Rücken zu einer Freiheitsdressur in die Manege bringt. Temporeich drehen die Tiere Pirouetten und bewegen sich im Gegenlauf sowie im Quartett nebeneinander, ehe sie mit den Vorderbeinen auf Postamente steigen. Im zweiten Teil dieses Dressurblocks demonstriert Friesenhengst Artus, mit klassischen Federpuscheln geschmückt, den spanischen Tritt, macht einen Knicks und läuft über Hürden. Dann richtet sich das Pferd zum Steiger auf und verabschiedet sich, nachdem es – mit den Vorderfüßen auf einem Podest – den Kopf zwischen den Beinen hindurch bis zum Boden gestreckt hat.


Samuel Frank, Nadine Mai und Robin Frank, Thalia Mai

Mit offenkundigem Spaß am eigenen Tun bringen Robin Frank (Clown Beppo) und seine Schwester Nadine das traditionelle Waschmaschinen-Entree in die Manege. Das Wundergerät kann laut Beppo nicht nur waschen, sondern auch trocknen, bügeln und zusammenlegen. Dumm nur, dass alle Wäschestücke massiv einlaufen. Zur „Revanche“ wird der Clown selbst in die Maschine verfrachtet und kommt scheinbar im Miniaturformat wieder heraus. Töchterchen Lujane spielt die kleine Ausgabe ihres Vaters. Bei der Hula-Hoop-Nummer stehen Vertreterinnen von „Henry“ und „Madagascar“ gemeinsam und in den gleichen blau-weißen Kostümen in der Manege. Gekonnt lassen Thalia Mai und Selina Frank die Reifen um Arme, Beine und Rumpf kreisen, mal abwechselnd und mal synchron. Fünf Bälle, drei Keulen, sechs Ringe und drei Fackeln – das sind die Requisiten, mit denen Samuel Frank sein gutes Können als Jongleur beweist.


Alicia Mai, Robin Frank

Ein Ausrufezeichen im ersten Programmteil setzt Alicia Mai, die im mit Pailletten besetzten Kostüm ihre klassische Kautschukakrobatik zeigt – zunächst auf einem Tisch, dann auf zwei Handstäben. Unter anderem setzt sie sich einen Hut mit den Füßen auf den Kopf. Als Pausennummer stellt Robin Frank sein „Wunderpferd“ Jolly Jumper vor. Das Ross liegt am Boden ab und lässt es zu, dass der Dresseur sich zunächst auf seinen Rücken ausruht. Dann legt Robin Frank sich ebenfalls in das Sägemehl und nutzt die ausgestreckten Beine des Pferdes in unterschiedlichen Positionen als „Rückenlehne“. Eines der Beine wird von ihm dabei sanft bewegt. Zum Höhepunkt dieser Vorführung legt sich Jolly Jumper auf den Rücken und streckt die Beine in die Luft, so dass Frank auch auf seiner Bauchseite liegen kann.


Leonardo und Robin Frank

Hälfte zwei wird ebenso von Robin Frank eröffnet, nunmehr mit dem klassischen Tellerdrehen. In der besuchten Vorstellung macht sich Leonardo Frank einen Spaß und spontan in der Nummer mit, so dass es etwas schneller geht, bis alle zehn Teller kreisen. Daran haben offenkundig alle ihre Freude, einschließlich der charmanten Moderatorin Nadine Mai. Die fünf Löffel auf einem Tablett mit einem Schwung in die darauf stehenden Gläser zu befördern, das muss Robin Frank dann aber doch alleine meistern; hier kann keiner unterstützen. Natürlich gelingt es ihm. Seinen eigentlichen großen Auftritt hat Leonardo Frank direkt im Anschluss, wenn er vier gescheckte Ponys durch eine rasante Freiheitsdressur leitet, mit Lauffiguren, Hürdenspringen und Solosteiger zum Abschluss.


Alicia Mai, Ramona und Samuel Frank

Dass sie eine hervorragende Akrobatin ist, beweist Alicia Mai auch bei ihrem zweiten Auftritt, nunmehr in luftiger Höhe am Netz. Die Arbeit umfasst auch sehr rasante Drehungen und gewagte Parts, wird elegant präsentiert und wäre in einem größeren Rahmen ebenfalls eine Bereicherung. Nun kündigt Robin Frank „Henrys Wildtiere“ an. Als der rote Vorhang sich öffnet, erscheinen sechs Stockenten. Dirigiert von Ramona Frank, absolvieren sie einen Parcours, bei dem sie Bögen durchqueren und Slalom laufen. Das „Wildtier-Thema“ greift Nachwuchsclown Jesse nochmal auf, wenn er einen Plüschlöwen zum Reifensprung animieren will. Für die Schlussnummer sorgt Samuel Frank auf der Rola Rola. Darauf jongliert er mit Bällen, lässt ein Lasso kreisen, dreht sich auf einem Ball balancierend um die eigene Achse und zwängt sich durch zwei Ringe. Alicia Mai assistiert ihm charmant.

Im Finale verabschiedet sich das Ensemble vom zufriedenen Publikum. Circus Henry featuring Circus Madagascar bietet ein sehenswertes Programm im ansprechenden Rahmen – schön beleuchtet und von der Zwei-Mann-Hauskapelle mit Wolfgang Frank und Sohn an Orgel und Schlagzeug in weiten Teilen mit stimmungsvoller Livemusik begleitet.

________________________________________________________________________
Text und Fotos: Markus Moll