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Richter Flórián Cirkusz - Tour 2023
www.richterfloriancirkusz.hu ; 169 Showfotos

Sopron, 29. April 2023: Rock the Circus! Auch das könnte das Motto des Richter Flórián Cirkusz im Jahr 2023 sein. Oder eben „Wow – das ist fantastisch“, wie die Show offiziell betitelt ist. Denn hier wird ein großes, traditionelles Programm mit rockiger Musikbegleitung auf coole und moderne Weise präsentiert. Ein besonderer Genuss sind die hauseigenen Tierdressuren und akrobatischen Truppennummern. Dazu gibt es weitere ausgesuchte artistische Acts und einen kreativen und sympathischen Clown, Matute Alvarez. Im Ergebnis erleben wir eine sehr gut besuchte Vorstellung mit durchweg hervorragender Stimmung und Standing Ovations am Ende. Am Rande der westungarischen Stadt Sopron, nahe der österreichischen Grenze, wird auf einer Wiese gespielt.

Einladend wirkt der Kassen- und Durchgangswagen, der auf seiner linken Seite Direktor Flórián Richter mit dem Goldenen und dem Silbernen Clown aus Monte Carlo in seinen Händen, rechts je nach aktuellem Saisonprogramm immer wieder neue Motive zeigt – diesmal unter anderem einen Elefanten. Neu für uns ist die große Leuchtschrift mit dem Namen des Unternehmens, die den Wagen nun nach oben abschließt.


Kassen- und Durchgangswagen, Exotengehege, Werbefahrzeug

Auf ein Vorzelt wird in Sopron verzichtet, der Restaurationswagen steht im Freien. Aus der Zeit, als Flórián Richter mit einer Pferdeshow reiste, stammen das rechteckige Viermast-Chapiteau – das auch mit sechs Masten errichtet werden kann – und die u-förmige Tribüne. Sie gruppiert sich mit den Logen um das Rund der Manege. Gab es bei unserem letzten Besuch vor fünf Jahren noch ein Orchester und einen Artisteneingang im Stil antiker Säulen, steht in dieser Saison keine Livemusik zur Verfügung und schließt eine halbrunde Konstruktion aus Metalltraversen mit rotem Stoff den Raum nach hinten ab. Auf dem nicht umzäunten Circusgelände finden sich zudem der Fuhrpark des Unternehmens und die Stallungen für den umfangreichen Bestand an Pferden und Exoten sowie Elefantendame Szandra.


Michael Zorzan, Truppe Kevin Richter, Edith Richter

Der chilenische Clown Matute leitet die Vorstellung ein, wenn er im Umgang zwischen Loge und Tribüne nicht vorhandene Türen pantomimisch öffnet und schließt, mit einigen Zuschauern kommuniziert und schließlich das Licht in der Manege anknipst. Mimik und Gestik unterstützt der sympathische Komiker mit Geräuschen, die er mit dem Mund produziert. Der eigentliche Auftakt des Programms ist geradezu kolossal – Direktor Flórián Richter dirigiert einen Achterzug weißer Araber, ergänzt um Elefantendame Szandra, auf der seine Frau Edith im eleganten Glitzerkleid reitet. Zur umfangreichen Trickfolge gehören beispielsweise der Elefant im Gegenlauf mit den Pferden, ein Hochsitzer des Dickhäuters inmitten der in Viergruppen laufenden Pferde und schließlich ein neunfacher Steiger mit allen Tieren. Phänomenal. Elegant mit Hose, Weste und Krawatte in Schwarz sowie rotem Hemd präsentiert Michael Zorzan seine Diabolospiele. Tempo und Ausstrahlung prägen seine Arbeit, drei der Doppelkegel lässt er ausdauernd fliegen. Selbst vier Diabolos werden von ihm zum Abschluss sicher in der Luft gehalten. Auch Clown Matute lässt ein Requisit fliegen, hier ein mit einem Gewicht beschwertes Taschentuch. Dieses soll von einigen Logengästen in einem Becher gefangen werden. In Richtung des letzten mitwirkenden Gastes lässt Matute mit Unterstützung eines Gebläses schließlich eine ganze abgewickelte Rolle Toilettenpapier fliegen. „Runaway“ von Bon Jovi schmettert aus den Boxen, wenn die neun Jungs der Truppe Kevin Richter – der Namensgeber ist Sohn des Direktors – mit vollem Tempo und zahlreichen Salti und Überschlägen übers Fasttrack fegen. Im zweiten Teil der Nummer kommt zudem eine Russische Schaukel zum Einsatz, so dass sich die Flugbahnen übers Trampolin und in der Luft kreuzen. Auch der vollständige Überschlag mit der Schaukel wird gezeigt.


Angelina Richter, Matute

Eine höchst elegante Erscheinung ist Direktionstochter Angelina Richter. Mit strahlendem Lächeln, offenen Haaren und in einem eleganten Kostüm reitet sie auf einem Friesen in die Manege, lässt ihn den spanischen Tritt gehen, steigen und einen Knicks machen. Daran schließt sich eine kompakte, aber elegant vorgeführte Freiheitsdressur mit acht Pferden in schwarz und weiß an. Quasi als „Ein-Personen-Orchester“ erleben wir Clown Matute, wenn er sich eine Trommel mit Becken auf den Rücken schnallt. Zudem leitet er die Zuschauer zu einem Klatschspiel im Walzertakt an.


Alexander und Devid, Truppe Kevin Richter

Alexander und Devid heißen die beiden Hasardeure auf dem Todesrad. Blindlauf, Seilspringen und Sprünge auf dem rotierenden Rad, aber auch gewagte Aufschwünge außen am Rad gehören zum Repertoire. Damit geht es in die Pause. Zu siebt eröffnet die Truppe Kevin Richter die zweite Hälfte des Programms auf dem Trampolin mit Plexiglashaus dazwischen. Erst führen die rasanten Sprünge und Salti zu den Türöffnungen des Requisits und beispielsweise auf der gegenüber liegenden Seite wieder zum Trampolin. Dann geht es noch höher hinaus bis aufs Dach des Hauses. Nochmal amüsieren wir uns über Matute, nun im Zusammenspiel mit einem Zuschauer, der imaginäre Gegenstände unter die Zeltkuppel werfen und wieder fangen soll.


Alexander Eusebiu junior, Alena Richter, Truppe Kevin Richter

Sicherlich als von Encho Keryazov inspiriert wird man die Handstandnummer von Alexander Eusebiu junior bezeichnen dürfen. Bärenstark ist sie auf jeden Fall. Dabei baut er nicht nur zwei Türme aus Klötzchen auf und wieder ab, während er darauf Handstände drückt. Nein, zum Abschluss gibt es auch noch einen Klötzchen-Abfaller mit einer großen Zahl dieser „Bausteine“. Nicht ganz ideal ist die Kombination aus samtroten Klötzchen vor samtrotem Artisteneingang. Zum Abschluss geht es im Einarmer auf einer elektrisch aus- und einfahrenden Stange im einarmigen Handstand in die Höhe und wieder hinunter. Im ansonsten betont jugendlichen Ensemble des Richter Florián Cirkusz stechen die reiferen Künstler Alena und Mihaly Richter hervor. In ihrer betont klassischen Hundenummer lassen sie die Vierbeiner nicht nur springen und auf den Hinterbeiner laufen. Vielmehr versetzen diese auch ein Karussell in Bewegung und sausen eine Rutschbahn hinunter. Gerne hätten wir neben dieser Dressur noch eine weitere Tiernummer im zweiten Programmteil gesehen, beispielsweise mit dem großen, hauseigenen Bestand an Zebras und Kamelen. In seiner ausführlichsten Szene liefert sich Matute mit einem Gast aus dem Publikum einen unterhaltsamen Boxkampf in Zeitlupe. Viel Tempo gibt es dagegen nochmals bei der Schleuderbrettnummer der Truppe Kevin Richter. In eleganten weißen Kostümen mit dekorativem rotem Muster wird hier zum Drei-Mann-Hoch, in einen Sessel oder auf den Kopf des Truppenchefs gesprungen, der wiederum auf einer Perchestange steht. Auch das Vier-Personen-Hoch darf nicht fehlen, und abschließend geht es zu einem noch höheren Turm, gebildet aus einem Untermann, der Kevin Richter auf einer Perchestange trägt.

Ohne Umschweife erhebt sich das Publikum beim Beginn des mit Zugaben gespickten Finales zu Standing Ovations und lässt seiner Begeisterung freien Lauf. Anschließend besteht die Gelegenheit, zu den Artisten in die Manege zu kommen, mit den Künstlern Selfies zu machen und einige Worte zu wechseln. Diese schöne Möglichkeit zum persönlichen Kontakt wird dankbar und reichlich genutzt.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll