Einladend wirkt der Kassen-
und Durchgangswagen, der auf seiner linken Seite Direktor
Flórián Richter mit dem Goldenen und dem Silbernen Clown aus
Monte Carlo in seinen Händen, rechts je nach aktuellem
Saisonprogramm immer wieder neue Motive zeigt – diesmal unter
anderem einen Elefanten. Neu für uns ist die große Leuchtschrift
mit dem Namen des Unternehmens, die den Wagen nun nach oben
abschließt.
  
Kassen- und
Durchgangswagen, Exotengehege, Werbefahrzeug
Auf ein Vorzelt wird in Sopron
verzichtet, der Restaurationswagen steht im Freien. Aus der
Zeit, als Flórián Richter mit einer Pferdeshow reiste, stammen
das rechteckige Viermast-Chapiteau – das auch mit sechs Masten
errichtet werden kann – und die u-förmige Tribüne. Sie gruppiert
sich mit den Logen um das Rund der Manege. Gab es bei unserem
letzten Besuch vor fünf Jahren noch ein Orchester und einen
Artisteneingang im Stil antiker Säulen, steht in dieser Saison
keine Livemusik zur Verfügung und schließt eine halbrunde
Konstruktion aus Metalltraversen mit rotem Stoff den Raum nach
hinten ab. Auf dem nicht umzäunten Circusgelände finden sich
zudem der Fuhrpark des Unternehmens und die Stallungen für den
umfangreichen Bestand an Pferden und Exoten sowie Elefantendame
Szandra.
  
Michael Zorzan, Truppe
Kevin Richter, Edith Richter
Der chilenische Clown Matute
leitet die Vorstellung ein, wenn er im Umgang zwischen Loge und
Tribüne nicht vorhandene Türen pantomimisch öffnet und schließt,
mit einigen Zuschauern kommuniziert und schließlich das Licht in
der Manege anknipst. Mimik und Gestik unterstützt der
sympathische Komiker mit Geräuschen, die er mit dem Mund
produziert. Der eigentliche Auftakt des Programms ist geradezu
kolossal – Direktor Flórián Richter dirigiert einen Achterzug
weißer Araber, ergänzt um Elefantendame Szandra, auf der seine
Frau Edith im eleganten Glitzerkleid reitet. Zur umfangreichen
Trickfolge gehören beispielsweise der Elefant im Gegenlauf mit
den Pferden, ein Hochsitzer des Dickhäuters inmitten der in
Viergruppen laufenden Pferde und schließlich ein neunfacher
Steiger mit allen Tieren. Phänomenal. Elegant mit Hose, Weste
und Krawatte in Schwarz sowie rotem Hemd präsentiert Michael
Zorzan seine Diabolospiele. Tempo und Ausstrahlung prägen seine
Arbeit, drei der Doppelkegel lässt er ausdauernd fliegen. Selbst
vier Diabolos werden von ihm zum Abschluss sicher in der Luft
gehalten. Auch Clown Matute lässt ein Requisit fliegen, hier ein
mit einem Gewicht beschwertes Taschentuch. Dieses soll von
einigen Logengästen in einem Becher gefangen werden. In Richtung
des letzten mitwirkenden Gastes lässt Matute mit Unterstützung
eines Gebläses schließlich eine ganze abgewickelte Rolle
Toilettenpapier fliegen. „Runaway“ von Bon Jovi schmettert aus
den Boxen, wenn die neun Jungs der Truppe Kevin Richter – der
Namensgeber ist Sohn des Direktors – mit vollem Tempo und
zahlreichen Salti und Überschlägen übers Fasttrack fegen. Im
zweiten Teil der Nummer kommt zudem eine Russische Schaukel zum
Einsatz, so dass sich die Flugbahnen übers Trampolin und in der
Luft kreuzen. Auch der vollständige Überschlag mit der Schaukel
wird gezeigt.
 
Angelina Richter, Matute
Eine höchst elegante Erscheinung
ist Direktionstochter Angelina Richter. Mit strahlendem Lächeln,
offenen Haaren und in einem eleganten Kostüm reitet sie auf
einem Friesen in die Manege, lässt ihn den spanischen Tritt
gehen, steigen und einen Knicks machen. Daran schließt sich eine
kompakte, aber elegant vorgeführte Freiheitsdressur mit acht
Pferden in schwarz und weiß an. Quasi als
„Ein-Personen-Orchester“ erleben wir Clown Matute, wenn er sich
eine Trommel mit Becken auf den Rücken schnallt. Zudem leitet er
die Zuschauer zu einem Klatschspiel im Walzertakt an.
 
Alexander und Devid,
Truppe Kevin Richter
Alexander und Devid heißen die
beiden Hasardeure auf dem Todesrad. Blindlauf, Seilspringen und
Sprünge auf dem rotierenden Rad, aber auch gewagte Aufschwünge
außen am Rad gehören zum Repertoire. Damit geht es in die Pause.
Zu siebt eröffnet die Truppe Kevin Richter die zweite Hälfte des
Programms auf dem Trampolin mit Plexiglashaus dazwischen. Erst
führen die rasanten Sprünge und Salti zu den Türöffnungen des
Requisits und beispielsweise auf der gegenüber liegenden Seite
wieder zum Trampolin. Dann geht es noch höher hinaus bis aufs
Dach des Hauses. Nochmal amüsieren wir uns über Matute, nun im
Zusammenspiel mit einem Zuschauer, der imaginäre
Gegenstände unter die Zeltkuppel werfen und wieder fangen soll.
  
Alexander Eusebiu junior,
Alena Richter, Truppe Kevin Richter
Sicherlich als von Encho Keryazov
inspiriert wird man die Handstandnummer von Alexander Eusebiu
junior bezeichnen dürfen. Bärenstark ist sie auf jeden Fall.
Dabei baut er nicht nur zwei Türme aus Klötzchen auf und wieder
ab, während er darauf Handstände drückt. Nein, zum Abschluss
gibt es auch noch einen Klötzchen-Abfaller mit einer großen Zahl
dieser „Bausteine“. Nicht ganz ideal ist die Kombination aus
samtroten Klötzchen vor samtrotem Artisteneingang. Zum Abschluss
geht es im Einarmer auf einer elektrisch aus- und einfahrenden
Stange im einarmigen Handstand in die Höhe und wieder hinunter.
Im ansonsten betont jugendlichen Ensemble des Richter Florián Cirkusz
stechen die reiferen Künstler Alena und Mihaly Richter
hervor. In ihrer betont klassischen Hundenummer lassen sie die
Vierbeiner nicht nur springen und auf den Hinterbeiner laufen.
Vielmehr versetzen diese auch ein Karussell in Bewegung und
sausen eine Rutschbahn hinunter. Gerne hätten wir neben dieser
Dressur noch eine weitere Tiernummer im zweiten Programmteil
gesehen, beispielsweise mit dem großen, hauseigenen Bestand an
Zebras und Kamelen. In seiner ausführlichsten Szene liefert sich
Matute mit einem Gast aus dem Publikum einen unterhaltsamen
Boxkampf in Zeitlupe. Viel Tempo gibt es dagegen nochmals bei
der Schleuderbrettnummer der Truppe Kevin Richter. In eleganten
weißen Kostümen mit dekorativem rotem Muster wird hier zum
Drei-Mann-Hoch, in einen Sessel oder auf den Kopf des
Truppenchefs gesprungen, der wiederum auf einer Perchestange
steht. Auch das Vier-Personen-Hoch darf nicht fehlen, und
abschließend geht es zu einem noch höheren Turm, gebildet aus
einem Untermann, der Kevin Richter auf einer Perchestange trägt. |