Und mit
dem Anspruch, für jede Saison eine vollkommen neu gestaltete
Show unter einem bestimmten Motto anzubieten. „Uund Äktschn“
heißt die Produktion 2022, wie beispielsweise das liebevoll und
professionell gestaltete Programmheft verrät. Es enthält auch
eine Doppelseite mit Platz für Künstler-Autogramme, die nach
jeder Vorstellung im Vorzelt gegeben werden. Der hintere Teil
des Hefts lässt sich als schöner Foto-Wandkalender verwenden,
wenn man ein Loch hineinstanzt und es zu Hause aufhängt.

Front
mit Kassenwagen und zusätzlichem Vorzelt
Im dritten
Jahr reist Seniorchefin Elisabeth Schneller nicht mehr mit dem
Unternehmen, unterstützt den Betrieb aber weiterhin
organisatorisch von zu Hause aus. Ihre Tochter Romana hat mit
ihren drei Kindern ein neues Leben im Privaten begonnen. So
liegt die Verantwortung vor Ort nun beim 35-jährigen Direktor
Alexander Schneller und seiner älteren Schwester Ilona, die
unter anderem das Circusbüffet betreut. Sprichwörtlich schon zum
Inventar gehören Jongleur Eddy Carello und seine Lebensgefährtin
Josy Casselly, die nunmehr in der sechsten Saison in Folge bei
Pikard engagiert sind. Und auf dem besten Weg zu diesem Status
ist die deutsche Familie Lutzny („Circus Montana“) mit den
Eltern René und Sabrina, den Töchtern Samanta (20) und Chantal
(18) sowie den Söhnen Joel (16) und John (14), ebenso wie
Artistin Nathalie Enoch-Fröchte. Die schneeweißen Zeltanlagen
bieten auch beim Gastspiel in Korneuburg einen einladenden
Anblick, hier ergänzt um einen zusätzlichen Zweimaster als
zweites Vorzelt.
  
Samanta Lutzny, Rumba, René Lutzny
Zu Beginn
der Vorstellung stellt Eddy Carello sich zunächst als
„Feuerwehrmann“ vor und gibt einige Sicherheitsanweisungen, ehe
René Lutzny sein Solopferd präsentiert. Es springt über Hürden,
dreht sich, geht rückwärts und läuft Achten. Dann erst folgt das
große Opening, in dem das Ensemble in der Manege paradiert und
Direktor Alexander Schneller – auf einem Podium im
Zuschauereingang – das hochverehrte Publikum begrüßt. Samanta Lutzny demonstriert ihr akrobatisches Können longengesichert in
einer klassischen Darbietung am Luftring, begleitet von Daniella
an der Violine. So erhält die Musik bei Pikard, die ansonsten
vom Band eingespielt wird, auch eine
Live-Komponente. Clown Rumba in seinem bunten Kostüm und mit der
roten Nase ist ein traditioneller und freundlich-fröhlicher
Spaßmacher fürs Familienpublikum. Zunächst dürfen Zuschauer von
den Rängen aus ihre Basketball-Fähigkeiten beweisen. Später
versucht er sich an einem Wettspiel mit Alexander Schneller und
Joel Lutzny, als komischer Magier und als mexikanischer
Peitschenkünstler.

Nathalie Enoch-Fröchte, Alexander Schneller, Cristina Moia
Ein erster
Höhepunkt im Programm sind die dreifachen Antipodenspiele, die
Alexander Schneller, Chantal Lutzny und Cristina Moia
gemeinsam einstudiert haben. Damit wagt sich der Direktor
erstmals in dieses weitgehend von Frauen dominierte Genre, mit dem seine
Schwester Romana viele Jahre lang erfolgreich war. Zum Beginn
lassen die drei Akteure jeweils bis zu vier Teppiche auf ihren
Händen und Füßen drehen – es ist ein tolles Bild, wie insgesamt
ein Dutzend Tücher durch die Luft wirbelt. Dann machen die
beiden Damen alleine weiter, jonglieren jeweils eine Walze und
drei Bälle. Nathalie Enoch-Fröchte beherrscht gar das Spiel mit
vier Bällen bzw. mit fünf, von denen zwei auf den Füßen ruhen
und drei mit den Händen bewegt werden. Für einen originellen
Abschluss ist gesorgt, wenn die Artistinnen jeweils eine
u-förmige Metallschiene an ihren Füßen befestigen und damit
einen Ball durch die Luft springen lassen.
  
René und Sabrina Lutzny, Eddy
Carello, Chantal Lutzny
In einer
romantischen Szenerie mit Kerzenleuchtern und illuminierten
Herzen zeigen René und Sabrina Lutzny ihre Partnerakrobatik,
die wiederum mit Geigenklängen unterstützt wird. Am Ende erhält
die Partnerin eine Rose aus den Händen ihres Mannes und
abschließend einen Kuss. Einen weiteren Beweis seiner enormen
Vielseitigkeit erbringt heuer Eddy Carello, der nunmehr als „Ninja
Turtle“ mit Messern jongliert sowie einen Kreisel auf einem
extra langen Mundstab sowie der Schneide eines Säbels tanzen
lässt. Wie eine Blüte mit vier langen Blättern öffnet sich das
Requisit, auf dem Chantal Lutzny bei ihren Kontorsionen
freudestrahlend ihre enorme Beweglichkeit beweist.
  
Josy Casselly,
Alessandro Gillert
Seitdem
Romana Schneller sich vom Circus Pikard verabschiedet hat, sind
die Schaubilder nicht mehr ganz so aufwendig als wahre Kostüm-
und Requisitenschlachten gestaltet. Dennoch ist auch diesmal
wieder die Pausennummer als große Ensembleszene choreographiert.
In Leopardenoutfits mit federgeschmückten Kopfputzen wird in der
Manege ein „Stammestanz“ entfacht, zu dem der Euro-Dance-Knaller
„Tribal Dance“ die passende Untermalung liefert. Auf ihrem
goldenen Thron wird „Stammeschefin“ Josy Casselly in die Manege
gerollt und schwingt sich bald in die Luft zu ihrer bestens
bekannten Schwungseilnummer – wagemutig, raumgreifend und
temporeich. Hälfte zwei eröffnet ein Grandseigneur der Manege,
Alessandro Gillert auf dem Schlappseil. Hier präsentiert er
hervorragende Leistungen wie das Zwei-Personen-Hoch mit
Partnerin Cristina Moia, die Einradfahrt in Kombination mit
Ring-Jonglagen sowie Balancen auf der freistehenden Leiter. Für
die zweite Tiernummer im Programm sorgt Josy Casselly mit einem
Viererzug Miniponys. Zu „Smoke on the Water“ setzt eines der
Tiere seine Mähne wie ein echter Hardrocker zum „Headbangen“
ein, ein anderes schüttelt nur mit dem Kopf und „verweigert“
sonst jeden Schritt – zu „Nein, heute nicht“ von den Höhnern.
Hinzu kommen natürlich diverse Lauffiguren und Steiger.
  
Chantal Lutzny,
Michal, Joel Lutzny, Alexander Schneller, Eddy Carello
Spaß und
Fröhlichkeit zu verbreiten ist sicher eines der Hauptanliegen
von Alexander Schneller. Und so wird in der Manege des Circus
Pikard seit dem Saisonstart am 1. April täglich Weihnachten
gefeiert. Mit passenden Ohrwürmern wie „Last Christmas“, vier
keck tanzenden Weihnachtsfrauen, dem Direktor als
„Weihnachtsmann“ und eben der Luftakrobatik von Chantal Lutzny,
die an einem Holzschlitten ihre Kraft und Beweglichkeit
demonstriert. Alexander Schneller hatte die ursprünglich für
einen Weihnachtscircus gestaltete Darbietung so gut gefallen,
dass er sie kurzerhand ins Saisonprogramm nahm. Ein artistisches
Ausrufezeichen setzt Michal bei seinen kraftvollen Handständen
auf zwei massiven Stangen. Beeindruckend, wie er sich in einer
Flaggenposition mehrfach an die Stäbe heranzieht und wegzieht.
Der Klötzchen-Abfaller mit vier Etagen markiert den Höhepunkt
der Trickfolge. Das „cineastische“ Programm-Motto „Uund Äktschn“
wird in Schlussnummer und Finale aufgegriffen, die von zwei sehr
bekannten Tanzfilmen inspiriert sind. Zunächst entführen uns
Eddy Carello – mit John-Travolta-Perücke –, Alexander Schneller
und Joel Lutzny in die Welt von „Grease“. Stilecht in Jeans und
weißen T-Shirts wird hier mit Keulen jongliert, mit vielen
temporeichen Passings und überraschenden Aktionen. Dazu wirbeln
die Damen des Ensembles in koketten Petticoats herum. Dann
ertönen aus dem Off zunächst bekannte Zitate aus dem Welterfolg
„Dirty Dancing“, ehe Alexander Schneller und Chantal Lutzny
gemeinsam tanzen, als wären sie Patrick Swayze und Jennifer Grey
persönlich. Dieser Prolog leitet über in ein ausgiebig
zelebriertes Finale mit dem gesamten Ensemble. |