CHPITEAU.DE

Circus William - Tour 2020
www.circus-william.eu ; 95 Showfotos

Basdorf, 4. Oktober 2020: Es ist ein erhabener Anblick auf dem Wiesenplatz im brandenburgischen Basdorf. Das große gelb-blau-weiße Chapiteau strahlt mit der Sonne um die Wette und ragt hoch in den Himmel. Davor findet sich ein weiteres Zelt, welches normalerweise für die Tierproben benutzt wird und auf kleineren Plätzen als Vorzelt dient. In der Front hat man stolz die großen grauen Zugmaschinen in Reih und Glied aufgestellt. Am Kassencontainer, der vom Design etwas an einen Schaustellerstand erinnert, hat sich bereits eine lange Schlange gebildet.

Im Chapiteau hat man Corona-bedingt nur jede zweite Tribünenreihe mit Schalensitzen ausgestattet, des Weiteren werden zwischen allen Gästegruppen jeweils zwei Plätze frei gelassen.


Blau-gelbe Zeltanlagen

Großzügig ist hinter dem Spielzelt die Tierschau gestaltet. Hinter dem langen Pferde- und Kamelstallzelt sind stattliche Koppeln aufgebaut. Je vier Zebras und Antilopen teilen sich einen großen Auflieger und haben davor eine riesige Freilauffläche. Äußerst großzügig ist auch die Raubtieranlage mit zwei Gehegen und Wagen, in denen die weißen und normalfarbenen Tiger und Löwen leben. Ein weiterer Wagen beherbergt Terrarien mit Riesenschlangen und Schildkröten, die von außen durch eine Glasfront einsehbar sind. William gehört optisch absolut zur Spitzengruppe der deutschen Circusse, aber auch das fast rein von der Familie bestrittene Programm muss sich keineswegs verstecken.


Westernshow, Deniro Wille

Gilbert Francesco Beeloo, einer von nur zwei engagierten Artisten, eröffnet als klassischer Clown die Show und heizt die Stimmung mit Klatschspielen an. Es folgen die Sicherheitsansagen aus dem Off, bevor Manolito Wille und vier Tänzerinnen aus der Familie in rot-goldenen Fracks zu Musik aus „The Greatest Showman“ tanzen. Der folgende Umzug mit Tieren und Artisten sorgt für die perfekte Einstimmung auf die Show. Sie beginnt direkt mit einem echten artistischen Highlight, der Schlappseildarbietung von Deniro Wille. Diese präsentiert er zusammen mit seiner Schwester Georgy Wille ganz im Stil der 50er Jahre. So dient das Requisit zuerst als Wäscheleine, bis Deniro Wille schließlich darauf jongliert, Handstände drückt, eine Leiter erklimmt und Einrad fährt. Westernshows gibt es in vielen Familiencircussen zu sehen. Auch bei William heizen die Brüder Markus und Roberto Wille, zusammen mit ihren Frauen, ordentlich die Stimmung an, wenn sie Lasso drehen, Messerwerfen und auf Pferden durch die Manege reiten. Eine wirklich gute Westernshow, wie es sie nicht häufig zu sehen gibt!


Gilbert Francesco Beloo, Kinder der Familie Wille

Weiter geht es mit Gilbert Francesco Beeloo. Als Partner zum Bauchreden dient ihm eine Puppe, welche ihm selbst nachempfunden ist und mit den typischen Wortspielen um Manege und Mayonnaise bei den Kindern für Lacher sorgt. Die Kinder der Direktionsfamilie haben im Anschluss ihren großen Auftritt. Je zwei Jungs und Mädchen tanzen in modernen Skaterklamotten, zeigen akrobatische Figuren und spielen sich gegenseitig Diabolos zu. Bravo zu so viel kindlicher Spielfreude. Bravo kann man auch nur zu den Dressurkreationen von Roberto Wille sagen. Die acht Elenantilopen und Zebras sind im ersten Auftritt seine seltenen tierischen Partner. Sie zeigen Gruppenläufe, Drehungen und das Springen über Hürden. Wirklich komisch ist die Zauberdarbietung von Gilbert Francesco Beloo und seinem Manegenpartner Charly, alias Manuel Wille, der ihm versucht allerhand Streiche zu spielen.

Neun gescheckte Ponys bringt wiederum Roberto Wille in den Ring, ehe er als Pausennummer vier schwarze Araber zusammen mit vier weißen Dromedaren anleitet. Allein die Erscheinung der seltenen Tiere ist schon eine Augenweide. Als zusätzlichen Effekt gibt es hier einen Feuerschlucker, welcher auf einem „Fliegenden Teppich“ über der Manege thront sowie Tänzerinnen in den Tribünenaufgängen. Zwischen den beiden Tiernummern von Roberto Wille können wir allerdings noch einmal das großartige artistische Talent von Georgy und Deniro Wille bewundern. Die beiden haben sich eine Hand-auf-Hand Darbietung aufgebaut, welche sich in Sachen Tricks und Präsentation nicht vor anderen verstecken muss. Man kann nur hoffen, dass hier mal das Casting-Team aus Wiesbaden vorbeischaut.


Deniro Wille, Tiger von Manuel Wille, Georgy Wille

William ist neben Krone der einzige Circus in Deutschland, der noch eigene Raubtiere hat! Vier Tiger (darunter zwei weiße) sowie zwei weiße Löwen treten im Zentralkäfig auf und zeigen unter der Anleitung von Manuel Wille eine gefällige und sichere Trickfolge. Einzig die unabgestimmte Musik und das Kostüm im Stile eines afrikanischen Kriegers drücken hier etwas die Wirkung der Darbietung. Generell würde das ganze Programm durch eine neue und bessere Tonanlage noch einmal an Wirkung gewinnen. Effektvoll präsentiert wird Deniros Akrobatik am Chinesischen Masten. Genauso wie die Solonummer seiner Schwester, die Handstände auf einem weißen Flügel drückt. Noch einmal wird es kurz vor dem Finale tierisch.


Roberto Wille

Wiederum mit Roberto und einem Sechserzug brauner Araber. Nur mit einer Gerte führt er die schnell laufenden Tiere vor. Als Zugabe gibt es einige Steiger. Jahrelang haben die Gebrüder Wille selbst auf dem Todesrad für den Schlusspunkt im Programm gesorgt. Mit Kristian haben sie nun einen jungen lateinamerikanischen Artisten verpflichtet, der mit dramatischem Verkauf die üblichen Tricks zeigt. Dies sorgt beim Publikum wie immer für staunende Gesichter und bildet so die würdige Schlussnummer des von vielen Highlights gespickten Programms. Als Einleitung zum Finale wird das Lied „Zirkustraum“ der Höhner gespielt, während der kleinste William-Nachwuchs durch die Manege schreitet und von einer großen Artistenkariere träumt. Gilbert Francesco Beeloo, der übrigens mit Xylophon und Trompete noch so manche Umbaupause überbrückt, verabschiedet schließlich singend das zahlreich erschienene Publikum.

Angefangen beim Material und bis hin zum Programm ist William ohne Frage einer der führenden Reisecircusse in Deutschland. Unter der Bezeichnung „Großcircus“, die auf den Plakaten prangt, werden die Erwartungen der Besucher mehr als erfüllt, auch wenn wir hier praktisch von einem reinen Familienbetrieb sprechen.

______________________________________________________________________
Text: Simon Preißing; Fotos: Daniel Zink (8), Dr. Daniel Burow (5)