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Circo Smile - Tour 2020
www.circosmile.com ; 54 Showfotos

Premia de Dalt, 17. Februar 2020: Der mit viel Herzblut und kreativen Ideen von der Familie Zavatta betriebene Circo Smile ist eine der persönlichen Entdeckungen des letzten Jahres gewesen. Vor dem Wiederholungsbesuch sind die Erwartungen heuer entsprechend hoch. Das neue Programm, so das vorweg genommene Fazit, hinterlässt zwar nicht ganz die damalige Begeisterung, unterhält aber dennoch bestens. „Risoterapia“ ist die diesjährige Produktion betitelt; eine eigene Wortschöpfung, die sich wohl am besten mit „Lachtherapie“ übersetzen lässt.

Im jungen Ensemble dürfen sich daran zuallererst gleich zwei Komiker versuchen. Ein durchaus schwieriges Unterfangen, wenn – wie in der besuchten Montagabendvorstellung – nur wenige Gäste den Weg ins weiße Zwei-Mast-Chapiteau finden. Lediglich ein paar Familien sind mit ihren kleinen Kindern gekommen. Auch die Katalanen feiern in diesen Vor-Pandemie-Tagen noch Karneval und lassen sich deshalb kaum zum Circusbesuch locken, erzählt Direktorin Patty Bogino. Sie leitet das Unternehmen zusammen mit ihrem Mann Alex Zavatta. Er kümmert sich vor allem um die technischen Belange, ihr obliegt die Verantwortung für Vorstellung und Gastronomie. Die Presse wird extern betreut. So ist das vergleichsweise kleine Unternehmen professionell aufgestellt.


Kelly Folco, Trixie Zavatta 

Wichtige Stützen sind auch die vielseitig begabten Kinder. Sohn Holler habe beispielsweise den neuen Kassenwagen mit Leuchtschrift gebaut, berichtet die Mutter. Nicht weniger stolz zeigt sie ein aktuelles Foto des Juniors zusammen mit seiner Schwester Kimberly: Genickwirbel mit Zahnhang bei der gemeinsamen Rollschuh-Nummer. Aufgenommen ist das Bild im Krone-Bau, wo die beiden während des Besuches engagiert sind. Dem Smile-Programm aber fehlen die Geschwister mit ihrer fundierten Ausbildung an der Artistenschule von Verona als Höhepunkt. Heuer ist es somit der kleinen Schwester Trixie vorbehalten, den akrobatischen Glanzpunkt zu setzen. Ihre Kontorsion wirkt verglichen mit dem Vorjahr akrobatisch noch ausgereifter, ja absolut wettbewerbswürdig. Die Neunjährige strahlt bei ihren Übungen. Geradezu en passent nimmt sie die Zuschauer für sich ein. Nicht zuletzt ist auch die Präsentation dank Kuschelhasen und Blumenkranz im Haar kindgerecht. Gleich mehrfach präsent ist Kelly Folco. Ihren stärksten Auftritt hat die Artistin auf dem Einrad. Zunächst springt sie damit auf einem kleinen Podest Seil. Auf ein höheres Rad gewechselt, wirft sie sich Tassen und Teller mit den Füßen zu. Diese fängt und balanziert sie auf dem Kopf, während sie weiter auf dem Rad das Gleichgewicht hält. Der schlichte und klassische Verkauf gefällt.


Michael Cadima, Kelly Folco & Ensemble, Michael Alves 

Vor der Pause steht Kelly Folco im Mittelpunkt einiger Requisten-intensiver Illusionen. Sie lässt ihre beiden Assistenten erscheinen, wechselt mit ihnen die Plätze und verschwindet schlussendlich selbst, um Sekunden später im Publikum aufzutauchen: Standard-Tricks, weshalb die Nummer trotz der rockingen Inszenierung wenig überzeugt. Gar prominent als Schlussnummer platziert ist Folcos Sandmalerei. Ungewöhnlich sind ihre Motive, zeichnet sie doch ihre eigene Liebesgeschichte zu Komiker Michael Alves. Der begleitet seine Partnerin auf der E-Gitarre. Vorausgegangen ist sein humoriger Kampf mit Notenblättern. Alves' Maske und zerzaustes Haar lassen deutlicher die clownesken Traditionen erkennen als bei Michael Cadima, der im ersten Programmteil vorrangig für die Komik verantwortlich ist. Gemeinsame Nummern beider Komiker gibt es nicht, weshalb die nacheinander platzierte Verteilung ihrer Auftritte besonders auffällig und merkwürdig wirkt. Cadima zeigt erneut das Pistolenduell mit einem Zuschauer und neu ein Solo am imaginären Schlagzeug.


Geschwister Macaggi, Marilina Corvalan Rossi, Alessia Macaggi 

Die aktuelle Produktion ist ohnehin eine Kombination aus neuen Nummern und bekannten Darbietungen im frischen Gewand. Beibehalten sind auch die beiden Darbietungen von Alessia und Glenn Macaggi. Ihre akrobatisch starke Arbeit am chinesischen Mast gewinnt jetzt durch stilvollere Kostüme. Viele interessante Tricks demonstrieren die beiden Geschwister an der Stange. Zuletzt steht Alessia auf dem eine Flagge drückenden Glenn. Der ist der Hauptakteur der gemeinsamen, klassisch gehaltenen Darbietung auf dem Einrad. So trägt er beispielsweise seine Schwester auf den Schultern während der Runden über die recht hohe Bühne. Alessia wiederum hat neuerdings Akrobatik an einem Kronleuchter einstudiert, die sie im Kostüm einer orientalischen Prinzessin präsentiert. Es bleibt die einzige Luftnummer im Programm, an dem in diesem Jahr auch Marilina Corvalan Rossi mitwirkt. Mit einem Serpentinentanz leitet sie ihre Spiele mit im Neonlicht schimmernden Hula Hoops ein. Fünf Reifen kreisen zunächst um Arme, Hals, Taille und Beine der Artistin, es folgen viele weitere Ringe.


Opening und Finale 

Dem an sich einfachen Nummernablauf vorangesetzt ist eine lebhafte Eröffnung durch das gesamte Ensemble. Trixie Zavatta öffnet darin vor dem „Schlafengehen“ eine kleine Spieluhr. Diese wird daraufhin im Traum ledendig. Ein Dinosaurier, zuvor noch Plüschtier, erscheint lebensgroß. Michael Alves balanciert auf einer Leiter, Trixie Zavatta selbst zeigt Figuren auf einem Karusselpferd, Kelly Folco und Michael Cadima jonglieren. Aufgegriffen wird das bunte Bild vor der Pause, wenn Trixie Zavatta die anderen Künstler so dirigiert, dass die Buchstaben auf von ihnen gehaltenen Würfeln das passende Wort – wahlweise „Smile“ oder „Pausa“ – ergeben. Wieder in weiß gehalten ist hingegen das Finale mit einem gemeinsamen Tanz der Akteure, die im Anschluss noch vor der Fotowand im Vorzelt für gemeinsame Erinnerungsfotos mit den Zuschauern posieren.

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Text und Fotos: Benedikt Ricken