Im jungen Ensemble dürfen sich
daran zuallererst gleich zwei Komiker versuchen. Ein durchaus
schwieriges Unterfangen, wenn – wie in der besuchten
Montagabendvorstellung – nur wenige Gäste den Weg ins weiße
Zwei-Mast-Chapiteau finden. Lediglich ein paar Familien sind mit
ihren kleinen Kindern gekommen. Auch die Katalanen feiern in
diesen Vor-Pandemie-Tagen noch Karneval und lassen sich deshalb
kaum zum Circusbesuch locken, erzählt Direktorin Patty Bogino.
Sie leitet das Unternehmen zusammen mit ihrem Mann Alex Zavatta.
Er kümmert sich vor allem um die technischen Belange, ihr
obliegt die Verantwortung für Vorstellung und Gastronomie. Die
Presse wird extern betreut. So ist das vergleichsweise kleine
Unternehmen professionell aufgestellt.
Kelly Folco, Trixie Zavatta
Wichtige Stützen sind auch die
vielseitig begabten Kinder. Sohn Holler habe beispielsweise den
neuen Kassenwagen mit Leuchtschrift gebaut, berichtet die
Mutter. Nicht weniger stolz zeigt sie ein aktuelles Foto des
Juniors zusammen mit seiner Schwester Kimberly: Genickwirbel mit
Zahnhang bei der gemeinsamen Rollschuh-Nummer. Aufgenommen ist
das Bild im Krone-Bau, wo die beiden während des Besuches
engagiert sind. Dem Smile-Programm aber fehlen die Geschwister
mit ihrer fundierten Ausbildung an der Artistenschule von Verona
als Höhepunkt. Heuer ist es somit der kleinen Schwester Trixie
vorbehalten, den akrobatischen Glanzpunkt zu setzen. Ihre
Kontorsion wirkt verglichen mit dem Vorjahr akrobatisch noch
ausgereifter, ja absolut wettbewerbswürdig. Die Neunjährige
strahlt bei ihren Übungen. Geradezu en passent nimmt sie die
Zuschauer für sich ein. Nicht zuletzt ist auch die Präsentation
dank Kuschelhasen und Blumenkranz im Haar kindgerecht. Gleich
mehrfach präsent ist Kelly Folco. Ihren stärksten Auftritt hat
die Artistin auf dem Einrad. Zunächst springt sie damit auf
einem kleinen Podest Seil. Auf ein höheres Rad gewechselt, wirft
sie sich Tassen und Teller mit den Füßen zu. Diese fängt und
balanziert sie auf dem Kopf, während sie weiter auf dem Rad das
Gleichgewicht hält. Der schlichte und klassische Verkauf
gefällt.
Michael Cadima, Kelly Folco &
Ensemble, Michael Alves
Vor der Pause steht Kelly Folco
im Mittelpunkt einiger Requisten-intensiver Illusionen. Sie
lässt ihre beiden Assistenten erscheinen, wechselt mit ihnen die
Plätze und verschwindet schlussendlich selbst, um Sekunden
später im Publikum aufzutauchen: Standard-Tricks, weshalb die
Nummer trotz der rockingen Inszenierung wenig überzeugt. Gar
prominent als Schlussnummer platziert ist Folcos Sandmalerei.
Ungewöhnlich sind ihre Motive, zeichnet sie doch ihre eigene
Liebesgeschichte zu Komiker Michael Alves. Der begleitet seine
Partnerin auf der E-Gitarre. Vorausgegangen ist sein humoriger
Kampf mit Notenblättern. Alves' Maske und zerzaustes Haar lassen
deutlicher die clownesken Traditionen erkennen als bei Michael
Cadima, der im ersten Programmteil vorrangig für die Komik
verantwortlich ist. Gemeinsame Nummern beider Komiker gibt es
nicht, weshalb die nacheinander platzierte Verteilung ihrer
Auftritte besonders auffällig und merkwürdig wirkt. Cadima zeigt
erneut das Pistolenduell mit einem Zuschauer und neu ein Solo am
imaginären Schlagzeug.
Geschwister Macaggi,
Marilina Corvalan Rossi, Alessia Macaggi
Die aktuelle Produktion ist
ohnehin eine Kombination aus neuen Nummern und bekannten
Darbietungen im frischen Gewand. Beibehalten sind auch die
beiden Darbietungen von Alessia und Glenn Macaggi. Ihre
akrobatisch starke Arbeit am chinesischen Mast gewinnt jetzt
durch stilvollere Kostüme. Viele interessante Tricks
demonstrieren die beiden Geschwister an der Stange. Zuletzt
steht Alessia auf dem eine Flagge drückenden Glenn. Der ist der
Hauptakteur der gemeinsamen, klassisch gehaltenen Darbietung auf
dem Einrad. So trägt er beispielsweise seine Schwester auf den
Schultern während der Runden über die recht hohe Bühne. Alessia
wiederum hat neuerdings Akrobatik an einem Kronleuchter
einstudiert, die sie im Kostüm einer orientalischen Prinzessin
präsentiert. Es bleibt die einzige Luftnummer im Programm, an
dem in diesem Jahr auch Marilina Corvalan Rossi mitwirkt. Mit
einem Serpentinentanz leitet sie ihre Spiele mit im Neonlicht
schimmernden Hula Hoops ein. Fünf Reifen kreisen zunächst um
Arme, Hals, Taille und Beine der Artistin, es folgen viele
weitere Ringe.
Opening und Finale
Dem an sich einfachen
Nummernablauf vorangesetzt ist eine lebhafte Eröffnung durch das
gesamte Ensemble. Trixie Zavatta öffnet darin vor dem
„Schlafengehen“ eine kleine Spieluhr. Diese wird daraufhin im
Traum ledendig. Ein Dinosaurier, zuvor noch Plüschtier,
erscheint lebensgroß. Michael Alves balanciert auf einer Leiter,
Trixie Zavatta selbst zeigt Figuren auf einem Karusselpferd,
Kelly Folco und Michael Cadima jonglieren. Aufgegriffen wird das
bunte Bild vor der Pause, wenn Trixie Zavatta die anderen
Künstler so dirigiert, dass die Buchstaben auf von ihnen
gehaltenen Würfeln das passende Wort – wahlweise „Smile“ oder „Pausa“
– ergeben. Wieder in weiß gehalten ist hingegen das Finale mit
einem gemeinsamen Tanz der Akteure, die im Anschluss noch vor
der Fotowand im Vorzelt für gemeinsame Erinnerungsfotos mit den
Zuschauern posieren. |