Dabei ist van Geet längst kein Unbekannter
mehr in der Circuswelt. Der 27-Jährige unterstützt andere
Unternehmen im administrativen Bereich, etwa bei Presse und
Tourneeleitung. Er ist aber auch selbst Veranstalter und
organisiert die Weihnachtproduktionen in Etten-Leur und Tilburg.
Prominent vermarktet sich van Geet als „jüngster Circusdirektor
Europas“, offenbar mit Erfolg. Davon zeugen eine achtbare Anzahl
an eigenen Aufliegern, die allesamt das Logo seiner „Circusproducties“
tragen und sich bei Harlekino um ein schon älteres, rotes
Zwei-Mast-Zelt gruppieren. Hervor sticht das mobile Büro,
weitere sind für den Materialtransport ausgelegt.
  
Hinweisschilder, getrennte Wege und Sitzplätze mit Abstand
Eine Tribüne wird heuer pandemiebedingt
nicht mitgeführt. Stattdessen werden Erwachsene im Zuschauerraum
auf Stühlen mit dem notwendigen Abstand von eineinhalb Metern
zwischen Haushalten platziert; für Kinder gilt diese Vorgabe
nicht, sie können das rund einstündige und ohne Unterbrechung
gespielte Programm gemeinsam auf Bänken in der Loge erleben. Der
Ein- und Ausgang in die Zeltanlage ist getrennt und mit Pfeilen
auf dem Boden entsprechend markiert. Ohnehin machen
Hinweisschilder und Durchsagen vorab auf die neue Situation
aufmerksam. In der Vorstellung selbst ist das dann aber schnell
vergessen, wenn die umfangreiche Lichtanlage das Zelt zu Beginn
in bunte Farben taucht. So wird eine stimmungsvolle Atmosphäre
geschaffen, die bestens zum familiären Charakter des ganzen
Programms passt. Durch das führt Kevin van Geet auf eloquente
Art selbst.
  
Kevin van Geet, Tünde Szabo, Kevin Probst
Schon bei der Ankündigung der ersten
Darbietung wird er allerdings immer wieder durch Gino Huppertz
gestört. Der Clown bietet dem Direktor an, verschiedene Jobs zu
übernehmen. Schließlich darf er sich am Saxofon beweisen und sorgt
damit anfänglich für die musikalische Begleitung von Tünde
Szabo. Die Ungarin hat eine fundierte Ausbildung an der
Circusschule von Budapest erhalten und gefällt in ihrer ersten
Nummer am Luftring. Zahlreiche Spagat-Varianten am Requisit und
Zehenhang sind im charmant dargebotenen Repertoire. Als Clown
schlüpft Gino Huppertz im Verlauf des Programms in mehrere
Rollen: in seinem ersten Intermezzo versucht er sich zusammen
mit einer weiblichen Zuschauerin als Kunstschütze. Allerdings
gehen schon so manche Luftballons kaputt, bevor auf sie gezielt
wurde. Der finale Schuss aber glückt. Das Kostüm gewechselt,
beweist Kevin van Geet selbst artistisches Talent. Bei einer
Kinn- und Stirnbalance hält er Schwert, Fackel, Stühle,
Vorschlaghammer und ein Konstrukt aus Gläsern im Gleichgewicht.
Auch Gino Huppertz hat das Outfit getauscht und mimt Amor. Doch
statt hübscher Assistentinnen trifft der Clown nur den Direktor,
mit dem der enttäuschte Gast aus dem Publikum Vorlieb nehmen
muss. Als einzige Tiernummer bringt Kevin Probst vier braune und
vier gescheckte Esel in die recht kleine Manege. Zusammen zeigen
die Tiere zunächst verschiedene, aus Freiheiten bekannte
Lauffiguren. Nach Fellfarbe getrennt kommen weitere Tricks
hinzu: die gescheckten Vierbeiner springen über Hürden; die
braunen Tiere liegen ab, während sich Kevin Probst dazugesellt.
Abseits der Manege steht den Eseln ein direkt an den Stallwagen
anschließender Paddock zum Grasen zur Verfügung.
 
„Bienchen“-Entree mit Gino und Manfred
Huppertz sowie Kevin van Geet
Insbesondere von den Kindern lebhaft und
lautstark begleitet wird das „Bienchen“-Entree mit Gino und
Manfred Huppertz sowie Kevin van Geet. Letzterer übernimmt den
seriösen Part, während Gino als trunkenes Insekt durch die
Manege „fliegt“. Sichtliche Spielfreunde und ein fröhliches
Auftreten sorgen für ordentlich Spaß, bei Publikum wie Akteuren.
Man pflegt eine langjährige Verbundenheit, weshalb die beiden
Huppertz-Söhne nach vielen Jahren wieder bei Harlekino zu sehen
sind. Und zu hören, denn an Schlagzeug, Orgel und Saxofon
begleiten sie einige der anderen Darbietungen. Auch die zweite
Luftdarbietung übernimmt Tünde Szabo, die an Tüchern ebenfalls
einen gefälligen Ablauf einstudiert hat. Dazu gehören der
freihändige Spagat sowie Abfaller. Nachdem sich Manfred Huppertz
zuletzt um die familieneigene Zeltvermietung gekümmert hat,
feiert er nun sein Comeback als Jongleur in der Manege. Mit
Wurfmustern mit drei Keulen und bis zu sieben Ringen setzt er
einen temporeichen Schlusspunkt vor dem Finale. Dort stellt
Kevin van Geet nochmals seine Mitstreiter vor, ehe Gino Huppertz
mit einem Solo auf dem Saxofon für ein gefühlvolles Ende sorgt. |