Ebenso
die Rollschuhnummer des Duo Medini. Das war es aber auch schon. Alle
andere Darbietungen sind neu und passen bestens in das Konzept. Genres
wie Duo-Todesrad oder Motorradkugel sieht man hierzulande selten
in einem traditionell orientierten Circus. Sie sorgen somit nicht nur
für Nervenkitzel, sondern vermeiden auch den „Schon gesehen“-Effekt.
Geschickter also hätte man diese neue Produktion nicht zusammenstellen
können.
Katie Azzario-Lacey und das Ballett
Natürlich
wurden die zum Zirkus Charles Knie gehörenden Showelemente beibehalten.
Es gibt weiterhin das große, wunderbar spielende Orchester. Katie
Azzario-Lacey begleitet das Exotentableau mit ihrem wunderbaren Gesang.
Zahlreiche stimmgewaltige Auftritte zusammen mit dem Ballett kommen
hinzu. Detlef Zasche sorgt dafür, dass der Sound optimal das Publikum
auf den 1440 Plätzen im Chapiteau erreicht. In die Beleuchtung wurde
weiter investiert. So sind beispielsweise zusätzliche Moving Heads im
Einsatz. Lichtdesigner Enrico Zoppe stand damit vor der
Herausforderung, neue Nummern mit einer neuen Anlage optimal in Szene
zu setzen. Er hat sie wie gewohnt gemeistert. Das vierköpfige Ballett
ist auf einer Position neu besetzt. Viele neue Kostüme und
Choreographien sind zu bewundern.
Marek Jama, Duo Medini
Gino
Huppertz war letzte Saison als Sprechstallmeister zu erleben. Nun ist
er in die Rolle des Clowns gewechselt. Mit einem flotten Klatschspiel
begrüßt er das Publikum nach der Ouvertüre des Orchesters. Dabei
präsentiert er auch seinen Nachfolger. Bauchredner Kenneth Huesca kommt
in die Manege und spricht die einleitenden Worte. Im weiteren Verlauf des
Abends macht er kurze Ansagen. Er drängt sich dabei nicht in den
Vordergrund. Mit dem Ballett in prächtigen afrikanischen Kostümen
beginnt das in Monte Carlo ausgezeichnete Exotentableau von Marek Jama.
Katie Azzario-Lacey singt dazu unter anderem „Waka Waka“. Wir erleben
drei Kamele und vier Zebras in einer Laufarbeit. Verschiedene Rinder
drehen eine Runde um die in der Mitte stehenden Kamele. Ein Känguru
springt über Speere, drei Straußenvögel schreiten majestätisch durch
die Manege. Eine Herde Lamas beschließt das Schaubild.
Nachdem sich Clown Gino mit zwei Zuschauern im Seilspringen gemessen
hat, steht das Duo Medini im Kunstnebel. Effektvoll arbeiten sie ihre
ersten Tricks auf der runden Plattform in einer geheimnisvollen
Stimmung. Überhaupt gibt das Lichtdesign ihrer Rollschunummer eine
futuristische Note. Die einzelnen Kunststücke werden flott
hintereinander gearbeitet. Für den abschließenden Nackenwirbel
verbindet Vanessa ihrem Bruder Emanuel die Augen.
Duo Romance, Marek Jama und Katie Azzario-Lacey, Diorio's Team
Der
vielzitierte Glücksgriff ist das Engagement des Duo Romance. Maria und
Alex haben nicht nur zwei starke Darbietungen. Sie wissen diese zudem
ungeheuer gekonnt zu verpacken. Ein weiterer Pluspunkt ist ihr äußerst
sympathisches Auftreten. „It's a Man's World“ bildet den Soundtrack zu
ihrem knisternden Liebesspiel am Masten. Dabei begeistern beide mit
kraftvollen Tricks. Immer wieder geht es am Pole herauf und hinunter.
Sie necken sich, sie lieben sich, happy end inklusive. „Let me love
you“ von Rita Ora erklingt zur Hohen Schule. Hier natürlich
interpretiert von Katie Azzario-Lacey, die die Reiterei von Marek Jama
gemeinsam mit dem Ballett in schicken Kostümen begleitet. Auf dieses
wunderbare Bild folgt die Freiheitsdressur mit weißen Arabern. Der von
Marek Jama vorgeführte Sechserzug läuft bestens eingespielt. Die
schönen Tiere arbeiten abwechslungsreiche Figuren. Sie laufen etwa von
verschiedenen Stellen an der Piste auf den in der Manegenmitte
stehenden Dresseur zu, sodass am Ende ein Stern entsteht. Verschiedene
Steiger mit Ponys und Pferden runden die Nummer ab. Mit Hilfe von Pfeil
und Bogen sowie einer Dame aus dem Publikum beweist sich Gino als
Kunstschütze. Gezielt wird auf einen Luftballon, und auch der Bogen
besteht aus einem länglichen Ballon. Erst nachdem etliche Ballons
geplatzt oder gen Kuppel geflogen sind, gelingt das Kunststück. Spaß
ist aber während des ganzen Auftritts garantiert. Es folgt der wohl
spektakulärste Auftritt des Balletts. Denn die Tänzerinnen tragen
beleuchtete Kostüme, die die Farben wechseln. Der Clou ist die sich
bewegende Zirkus-Charles-Knie-Leuchtschrift am breiten Gürtel. Azzario-Lacey singt dazu als
blonder Vamp „Poker Face“ von Lady Gaga. Nach dieser heißen Einlage
steht eine große Stahlgitterkugel im Licht der Scheinwerfer. Sie dient
den waghalsigen Bikern von Diorio's Team als Spielplatz. Am Ende drehen
vier Fahrer halsbrecherische Touren. Um den Nervenkitzel komplett zu
machen, wird die Kugel ein gutes Stück in vertikaler Richtung
auseinander gefahren.
Alexander Lacey, Kenneth Huesca, Duo Romance
In
der anschließenden Pause haben die Zuschauer Gelegenheit, sich die
Tierschau anzusehen oder sich in der umfangreichen Restauration zu
stärken. Für die Requisiteure unter der Leitung von Ionut Calin ist
hingegen Schwerstarbeit angesagt. Zunächst müssen sie die Kugel
herausbringen, danach den Zentralkäfig aufbauen. Darin präsentiert
Alexander Lacey zu Beginn des zweiten Teils an diesem Abend elf
prächtige Löwen und Tiger. Es gibt rasante Elemente, etwa wenn die
Raubkatzen über zwei Tiger springen. Dann wieder ruhige Tricks,
beispielsweise das Abliegen aller Tiere nebeneinander. Mal ist die
gesamte Gruppe involviert, ein anderes Mal erleben wir die
1:1-Interaktion zwischen Lacey und einer seiner Großkatzen. Diese
Vorführung ist immer wieder ein Hochgenuss. Nicht zuletzt, da Alexander
Lacey sowohl ein einzigartiger Tiertrainer als auch ein wunderbarer
Entertainer ist. In seiner nächsten Reprise hat Gino noch einmal Pfeil
und Bogen dabei. Diesmal gibt er den Liebesengel, der Zuschauer mit den
Damen vom Ballett verkuppelt. Das gelingt allerdings nicht immer
unfallfrei. Mit Kenneth Hueca ist ein guter Bekannter in die Manege des
Zirkus Charles Knie zurückgekehrt. Zuletzt war der Bauchredner aus
Italien hier 2013 engagiert. Neu dabei ist ein vorlauter Affe, mit dem
er sich witzige Rededuelle liefert. Wie schon seine Vorgänger,
beherrscht auch der Affe Japanisch. Natürlich holt sich Huesca wieder
drei Gäste in die Manege, um ihnen neue Stimmen zu geben. Zum Grande
Finale singen die Zuschauer für uns. Sehr zur hörbaren Freude des
restlichen Publikums. Dann ist Tango in Rot angesagt. Zunächst beim
Tanz des Balletts auf dem Boden, dann bei traumhaften Flügen in der
Luft des Duo Romance. Das junge Paar aus Rumänien begeistert auch bei
seiner zweiten Nummer rundum. Diese Intensität, diese Leidenschaft,
diese Leistung. Phänomenal! Sie zeigen ein riesiges Repertoire an den
Strapaten. Bei den oftmals riskanten Tricks fiebert man mit den beiden.
Große Erleichterung, wenn Maria und Alex am Ende gesund und munter zum
Kompliment auf dem Manegenteppich stehen.
Gino Huppertz, Jan Navratil, Alejandro Vanegas
Mit
dem Publikumsorchester hat Gino seinen größten Auftritt. Die
Gastmusiker müssen an ihren Instrumenten so lange probieren, bis der
Maestro zufrieden ist und das große Konzert aufgeführt werden kann.
Gino ist mit sichtlich Freude bei der Sache, sein Minenspiel witzig. Er
weiß sich und seine Mitspieler geschickt in Szene zu setzen. Mit seiner
Hochstehfrisur hat er zudem ein ganz besonderes Markenzeichen. Zu den
treibenden Rhythmen von „Lord of the Dance“ lässt Jan Navratil Walzen
und eine große Tafel auf den Füßen tanzen. Seine Antipodenspiele
verkauft der Tscheche ungeheuer mitreißend. Wenn er einen Ball über
mehrere Etagen in einen Korb befördert, ist das Publikum voll dabei. Die
sechs Plattformen sind an einer Stange befestigt, der Korb an deren
Spitze. Die gesamte Konstruktion balanciert er natürlich mit den Füßen.
Wenn der Ball dann im zweiten Versuch wirklich in seinem Ziel landet,
erhält Navratil frenetischen Applaus. Begeisterungsstürme erntet auch
das Duo Vanegas. Es herrscht Stadionatmosphäre, wenn die beiden
Kolumbianer ihre waghalsigen Stunts auf dem Todesrad präsentieren. Bei
jedem der riskanten Sprünge geht ein Raunen durch das Chapiteau. So
auch beim Salto auf der Außenseite von Alejandro. Wenngleich die
beiden sich cool geben, sehen die Zuschauer sehr wohl, wie gefährlich
die Tricks sind. Das Duo Vanegas gehört zu den aktuell stärksten
Artisten auf dem Todesrad. Für die perfekte Schlussnummer ist also
gesorgt. Während des Aufbaus für diese Darbietung ist übrigens noch
einmal das Ballett im Einsatz. Diesmal mit einer Lasershow. Zum
ausführlichen Finale mit Feuerwerk und Glitzerregen haben die vier
Tänzerinnen sich schon wieder umgezogen. Jetzt tragen sie fantasievolle
Paradeuniformen. Katie Azzario-Lacey singt zum Abschied „This is me“
aus dem Film „The Greatest Showman“.
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