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Zirkus Charles Knie - Tour 2019
www.zirkus-charles-knie.de ; 165 Showfotos

Einbeck, 15. März 2019: Premiere mehr als geglückt! Zwei ausverkaufte Vorstellungen am ersten Tag der neuen Spielzeit, Standing Ovations vom begeisterten Publikum. Mit seiner (weitgehend) neuen Show macht der Zirkus Charles Knie den Anfang einer spannenden Reisesaison 2019, die uns etwa neue Produktionen bei Krone und Flic Flac sowie ein großes Jubiläum bei Knie in der Schweiz bescheren wird. Die Grundidee hat Sascha Melnjak beibehalten. In seinem beeindruckenden Großcircus wird weiterhin ein klassisches Programm gespielt. Die Tiernummern kennen wir, bis auf eine neu gestaltete Hohe Schule, aus dem Vorjahr.

Ebenso die Rollschuhnummer des Duo Medini. Das war es aber auch schon. Alle andere Darbietungen sind neu und passen bestens in das Konzept. Genres wie Duo-Todesrad oder Motorradkugel sieht man hierzulande selten in einem traditionell orientierten Circus. Sie sorgen somit nicht nur für Nervenkitzel, sondern vermeiden auch den „Schon gesehen“-Effekt. Geschickter also hätte man diese neue Produktion nicht zusammenstellen können.


Katie Azzario-Lacey und das Ballett

Natürlich wurden die zum Zirkus Charles Knie gehörenden Showelemente beibehalten. Es gibt weiterhin das große, wunderbar spielende Orchester. Katie Azzario-Lacey begleitet das Exotentableau mit ihrem wunderbaren Gesang. Zahlreiche stimmgewaltige Auftritte zusammen mit dem Ballett kommen hinzu. Detlef Zasche sorgt dafür, dass der Sound optimal das Publikum auf den 1440 Plätzen im Chapiteau erreicht. In die Beleuchtung wurde weiter investiert. So sind beispielsweise zusätzliche Moving Heads im Einsatz. Lichtdesigner Enrico Zoppe stand damit vor der Herausforderung, neue Nummern mit einer neuen Anlage optimal in Szene zu setzen. Er hat sie wie gewohnt gemeistert. Das vierköpfige Ballett ist auf einer Position neu besetzt. Viele neue Kostüme und Choreographien sind zu bewundern.


Marek Jama, Duo Medini

Gino Huppertz war letzte Saison als Sprechstallmeister zu erleben. Nun ist er in die Rolle des Clowns gewechselt. Mit einem flotten Klatschspiel begrüßt er das Publikum nach der Ouvertüre des Orchesters. Dabei präsentiert er auch seinen Nachfolger. Bauchredner Kenneth Huesca kommt in die Manege und spricht die einleitenden Worte. Im weiteren Verlauf des Abends macht er kurze Ansagen. Er drängt sich dabei nicht in den Vordergrund. Mit dem Ballett in prächtigen afrikanischen Kostümen beginnt das in Monte Carlo ausgezeichnete Exotentableau von Marek Jama. Katie Azzario-Lacey singt dazu unter anderem „Waka Waka“. Wir erleben drei Kamele und vier Zebras in einer Laufarbeit. Verschiedene Rinder drehen eine Runde um die in der Mitte stehenden Kamele. Ein Känguru springt über Speere, drei Straußenvögel schreiten majestätisch durch die Manege. Eine Herde Lamas beschließt das Schaubild. Nachdem sich Clown Gino mit zwei Zuschauern im Seilspringen gemessen hat, steht das Duo Medini im Kunstnebel. Effektvoll arbeiten sie ihre ersten Tricks auf der runden Plattform in einer geheimnisvollen Stimmung. Überhaupt gibt das Lichtdesign ihrer Rollschunummer eine futuristische Note. Die einzelnen Kunststücke werden flott hintereinander gearbeitet. Für den abschließenden Nackenwirbel verbindet Vanessa ihrem Bruder Emanuel die Augen.


Duo Romance, Marek Jama und Katie Azzario-Lacey, Diorio's Team

Der vielzitierte Glücksgriff ist das Engagement des Duo Romance. Maria und Alex haben nicht nur zwei starke Darbietungen. Sie wissen diese zudem ungeheuer gekonnt zu verpacken. Ein weiterer Pluspunkt ist ihr äußerst sympathisches Auftreten. „It's a Man's World“ bildet den Soundtrack zu ihrem knisternden Liebesspiel am Masten. Dabei begeistern beide mit kraftvollen Tricks. Immer wieder geht es am Pole herauf und hinunter. Sie necken sich, sie lieben sich, happy end inklusive. „Let me love you“ von Rita Ora erklingt zur Hohen Schule. Hier natürlich interpretiert von Katie Azzario-Lacey, die die Reiterei von Marek Jama gemeinsam mit dem Ballett in schicken Kostümen begleitet. Auf dieses wunderbare Bild folgt die Freiheitsdressur mit weißen Arabern. Der von Marek Jama vorgeführte Sechserzug läuft bestens eingespielt. Die schönen Tiere arbeiten abwechslungsreiche Figuren. Sie laufen etwa von verschiedenen Stellen an der Piste auf den in der Manegenmitte stehenden Dresseur zu, sodass am Ende ein Stern entsteht. Verschiedene Steiger mit Ponys und Pferden runden die Nummer ab. Mit Hilfe von Pfeil und Bogen sowie einer Dame aus dem Publikum beweist sich Gino als Kunstschütze. Gezielt wird auf einen Luftballon, und auch der Bogen besteht aus einem länglichen Ballon. Erst nachdem etliche Ballons geplatzt oder gen Kuppel geflogen sind, gelingt das Kunststück. Spaß ist aber während des ganzen Auftritts garantiert. Es folgt der wohl spektakulärste Auftritt des Balletts. Denn die Tänzerinnen tragen beleuchtete Kostüme, die die Farben wechseln. Der Clou ist die sich bewegende Zirkus-Charles-Knie-Leuchtschrift am breiten Gürtel. Azzario-Lacey singt dazu als blonder Vamp „Poker Face“ von Lady Gaga. Nach dieser heißen Einlage steht eine große Stahlgitterkugel im Licht der Scheinwerfer. Sie dient den waghalsigen Bikern von Diorio's Team als Spielplatz. Am Ende drehen vier Fahrer halsbrecherische Touren. Um den Nervenkitzel komplett zu machen, wird die Kugel ein gutes Stück in vertikaler Richtung auseinander gefahren.


Alexander Lacey, Kenneth Huesca, Duo Romance

In der anschließenden Pause haben die Zuschauer Gelegenheit, sich die Tierschau anzusehen oder sich in der umfangreichen Restauration zu stärken. Für die Requisiteure unter der Leitung von Ionut Calin ist hingegen Schwerstarbeit angesagt. Zunächst müssen sie die Kugel herausbringen, danach den Zentralkäfig aufbauen. Darin präsentiert Alexander Lacey zu Beginn des zweiten Teils an diesem Abend elf prächtige Löwen und Tiger. Es gibt rasante Elemente, etwa wenn die Raubkatzen über zwei Tiger springen. Dann wieder ruhige Tricks, beispielsweise das Abliegen aller Tiere nebeneinander. Mal ist die gesamte Gruppe involviert, ein anderes Mal erleben wir die 1:1-Interaktion zwischen Lacey und einer seiner Großkatzen. Diese Vorführung ist immer wieder ein Hochgenuss. Nicht zuletzt, da Alexander Lacey sowohl ein einzigartiger Tiertrainer als auch ein wunderbarer Entertainer ist. In seiner nächsten Reprise hat Gino noch einmal Pfeil und Bogen dabei. Diesmal gibt er den Liebesengel, der Zuschauer mit den Damen vom Ballett verkuppelt. Das gelingt allerdings nicht immer unfallfrei. Mit Kenneth Hueca ist ein guter Bekannter in die Manege des Zirkus Charles Knie zurückgekehrt. Zuletzt war der Bauchredner aus Italien hier 2013 engagiert. Neu dabei ist ein vorlauter Affe, mit dem er sich witzige Rededuelle liefert. Wie schon seine Vorgänger, beherrscht auch der Affe Japanisch. Natürlich holt sich Huesca wieder drei Gäste in die Manege, um ihnen neue Stimmen zu geben. Zum Grande Finale singen die Zuschauer für uns. Sehr zur hörbaren Freude des restlichen Publikums. Dann ist Tango in Rot angesagt. Zunächst beim Tanz des Balletts auf dem Boden, dann bei traumhaften Flügen in der Luft des Duo Romance. Das junge Paar aus Rumänien begeistert auch bei seiner zweiten Nummer rundum. Diese Intensität, diese Leidenschaft, diese Leistung. Phänomenal! Sie zeigen ein riesiges Repertoire an den Strapaten. Bei den oftmals riskanten Tricks fiebert man mit den beiden. Große Erleichterung, wenn Maria und Alex am Ende gesund und munter zum Kompliment auf dem Manegenteppich stehen.


Gino Huppertz, Jan Navratil, Alejandro Vanegas

Mit dem Publikumsorchester hat Gino seinen größten Auftritt. Die Gastmusiker müssen an ihren Instrumenten so lange probieren, bis der Maestro zufrieden ist und das große Konzert aufgeführt werden kann. Gino ist mit sichtlich Freude bei der Sache, sein Minenspiel witzig. Er weiß sich und seine Mitspieler geschickt in Szene zu setzen. Mit seiner Hochstehfrisur hat er zudem ein ganz besonderes Markenzeichen. Zu den treibenden Rhythmen von „Lord of the Dance“ lässt Jan Navratil Walzen und eine große Tafel auf den Füßen tanzen. Seine Antipodenspiele verkauft der Tscheche ungeheuer mitreißend. Wenn er einen Ball über mehrere Etagen in einen Korb befördert, ist das Publikum voll dabei. Die sechs Plattformen sind an einer Stange befestigt, der Korb an deren Spitze. Die gesamte Konstruktion balanciert er natürlich mit den Füßen. Wenn der Ball dann im zweiten Versuch wirklich in seinem Ziel landet, erhält Navratil frenetischen Applaus. Begeisterungsstürme erntet auch das Duo Vanegas. Es herrscht Stadionatmosphäre, wenn die beiden Kolumbianer ihre waghalsigen Stunts auf dem Todesrad präsentieren. Bei jedem der riskanten Sprünge geht ein Raunen durch das Chapiteau. So auch beim Salto auf der Außenseite von Alejandro. Wenngleich die beiden sich cool geben, sehen die Zuschauer sehr wohl, wie gefährlich die Tricks sind. Das Duo Vanegas gehört zu den aktuell stärksten Artisten auf dem Todesrad. Für die perfekte Schlussnummer ist also gesorgt. Während des Aufbaus für diese Darbietung ist übrigens noch einmal das Ballett im Einsatz. Diesmal mit einer Lasershow. Zum ausführlichen Finale mit Feuerwerk und Glitzerregen haben die vier Tänzerinnen sich schon wieder umgezogen. Jetzt tragen sie fantasievolle Paradeuniformen. Katie Azzario-Lacey singt zum Abschied „This is me“ aus dem Film „The Greatest Showman“.

Was bleibt am Ende zu sagen? Dass die Premiere ein voller Erfolg war, wurde eingangs schon erwähnt. Das neue Programm des Zirkus Charles Knie ist schlichtweg grandios. Der Kontrast zur letztjährigen Produktion ist klar gegeben, die neuen Darbietungen sind perfekt ausgewählt. Die weiteren Showelemente sind innovativ und runden das Geschehen fantastisch ab. Und last not least haben großartige Tierdressuren einen hohen Stellenwert. Wir sollten uns einmal mehr vor Augen halten, welch ein Glück es ist, dass dieser Circus bei uns reist. Das Unternehmen von Sascha Melnjak hat inzwischen eine Ausnahmestellung in Europa. Insbesondere wenn man sieht, welche Entwicklung die Branche in vielen unserer Nachbarländer nimmt. Wünschen wir dem Zirkus Charles Knie also noch viele erfolgreiche Saisons!

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Text und Fotos: Stefan Gierisch