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Zirkus Stey - Tour 2019
www.stey.ch ; 88 Showfotos

Wädenswil, 24. März 2019: Der Zirkus Stey hat offenbar erfolgreich seine Nische am Schweizer Circusmarkt gefunden. In einem begrenzten Reisegebiet, vorwiegend in der Ostschweiz, werden viele kleinere Ortschaften angefahren. Dort wird für ein Familienpublikum gespielt, oft vor gut gefüllten Rängen. So wie an diesem Sonntagnachmittag in Wädenswil. Ein traditionelles Programm mit Haustieren, Clown und Akrobaten – inklusive Truppe –, Livemusik von der vierköpfigen Kapelle, gepflegtes Ambiente: Stey ist kein Großcircus, bietet aber im kleineren Maßstab gute Unterhaltung.

Die schmucken weiß-roten Zeltanlagen und der Wagenpark sind dicht gedrängt auf einem kleinen Platz direkt an der Durchgangsstraße aufgebaut. Ein Idyll an diesem sonnigen Nachmittag. Die Begrüßung übernimmt Thilo Sehling im blauen Livree. Im „Hauptberuf“ zeichnet er für das Büro bei Stey verantwortlich.


Truppe Teibler, Pepitin, Skating Kovács 

Dann sorgt die Truppe Teibler für einen schwungvollen Auftakt. Zu Rock’n’Roll-Musik und in passenden Kostümen zeigen die drei Herren und zwei Damen ihr Können beim Seilspringen. Sprünge im Zwei-Mann-Hoch und auf dem Einrad gehören zum Repertoire. Zum Schluss springt das ganze Quintett in einer Reihe übers Seil, wobei die beiden äußeren Akteure es gleichzeitig drehen. Für den Humor wurde zum zweiten Mal nach 2017 der sympathische Pepitin engagiert. Im ersten Aufritt möchte der Kubaner in Hemd und Fliege sich via Selbstauslöser mit einer hübschen Dame aus dem Publikum fotografieren. Umso größer ist der Schreck, als plötzlich stattdessen ein Requisiteur neben ihm auf der Bank sitzt und ihm den Arm um die Schulter legt. Später spielt er mit einem Kind aus dem Publikum den Luftballon-Bogenschützen, stellt seine Version des Orchesters zusammen und gefällt auch in den weiteren Reprisen. Rollschuhakrobatik präsentieren die Skating Kovács. Freilich gibt es Vertreter des Genres, die ein breiteres Repertoire haben, die einzelnen Tricks länger halten, rasanter ihre Runden auf der kleinen Plattform drehen. Doch auch Gergeley und seine Partnerin Lydia verzichten beispielsweise nicht auf den Genickhangwirbel und kommen damit gut an.


Oswaldo Ramos, Mia Stey, Otilia Kristina Gasca 

Mit mexikanischem Temperament heizt Oswaldo Ramos bei seinem Lauf übers gespannte Drahtseil die Stimmung an. Gekonnt springt er Seil, durch einen papierbespannten Reifen oder über zwei Hürden. Zünftig im Dirndl- und Lederhosen-Look geht es bei der Haustierdressur zu. Direktionsgattin Mia Stey, Töchterchen Simone und Maui Otto stellen gemeinsam quirlige Ziegen, vorwitzige Miniponys und zwei stattliche Kühe vor. Dazwischen zeigt Simone, was sie mit den Hula-Hoop-Reifen bereits gelernt hat. Otilia Kristina Gasca war bereits in der vergangenen Saison bei Stey zu sehen, damals in einer Nummer am Diamant-geschmückten Luftring. Nun erleben wir sie wiederum in einer schön gestalteten Luftnummer, nunmehr als Meerjungfrau im Netz.


Oswaldo Ramos, Lénard Matos, Rafael Gil 

Im Trend liegt das relativ neue Genre des „Laserman“. Hier übernimmt Oswaldo Ramos diese Rolle und zaubert farbenfrohe Bilder aus Licht unters Chapiteau. Mein persönliches Highlight im Programm sind die variantenreichen Jonglagen von Rafael Gil. Sie bilden die Pausennummer. Fünf Keulen, vier Fußbälle und fünf kleine Bälle kommen zum Einsatz; letztere werden in kleinen Netzen am Gürtel gefangen – und dies alles mit viel Temperament, jugendlicher Ausstrahlung und Lebensfreude. Programmteil zwei eröffnet Lénard Matos aus der Truppe Teibler. In seinem recht kurzen Auftritt auf dem Einrad hüpft er treppauf und treppab, springt Seil und fährt zwischen lodernden Flammen hindurch über eine schmale Brücke.


Otilia Kristina Gasca, Martin Stey, Truppe Teibler 

Direktor Martin Stey dirigiert einen flott laufenden Sechserzug Schecken. Solosteiger und Knicks bilden die Da Capi. Überhaupt geht es noch schwungvoll weiter. Otilia Kristina Gasca lässt die Hula-Hoop-Reifen um Arme, Beine und Körper kreisen, während sie dabei auf einem beleuchteten Podest steht. Und für den Abschluss sorgt wiederum die Truppe Teibler mit ihren Schleuderbrett-Sprüngen. In ungarischen Folklore-Kostümen und zu entsprechender Musik katapultieren die Mitglieder sich gegenseitig durch die Luft. Zum Ablauf gehören Sprünge, die auf einer Matte, den Schultern der Untermänner, einem Sessel oder einer Plattform auf einer Perchestange gelandet werden. Höhepunkt ist ein Sprung zum Drei-Personen-Hoch.

Zugaben der Akteure und viel Applaus des Publikums gibt es im Finale. Martin Stey verabschiedet die Besucher dieser letzten Vorstellung des Gastspiels. Während der Vorstellung sind das Vorzelt mit dem Restaurationswagen und die Kasse bereits verschwunden, noch beim Auslass wird die Rundleinwand am Chapiteau entfernt. Das Unternehmen zieht weiter, diesmal nur sieben Kilometer. Bei Stey kommt der Circus eben zu seinem Publikum, familiär und zum Anfassen nah.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll