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Magical World of Circus - Tour 2019
www.magical-circus.com ; 125 Showfotos

Baarlo, 8. August 2019: Nach gemeinsamen Tourneen mit Partnern hat sich Sandor Donnert in diesem Sommer entschieden, sein eigenes Ding zu machen. Und das heißt „Magical World of Circus“. Mit einem eigenen Reisegeschäft tourt er für zwei Monate schwerpunktmäßig durch belgische und niederländische Ferienparks. Hinzu kommen eigenständige Gastspiele. Dafür wurde ein neuer Zweimaster in Weiß mit roten und gelben Verzierungen angeschafft. Das gebrauchte Gradin mit Holzbänken und zwei Reihen Logen bieten Platz für 580 Personen.

Gemietet wurde der schmucke Kassenwagen, der zusammen mit einem weißen Zaun die Front bildet. Die Material- und Mannschaftswagen sind im Design des Unternehmens gehalten. Sandor Donnert ist ein Tausendsassa, der viele Projekte umsetzt. Als Jongleur zu Pferd ehemals selbst im Scheinwerferlicht, agiert er jetzt als Macher hinter den Kulissen. Er arbeitet als Agent, Regisseur, verantwortet Spielleitung und Technik beim Aachener Weihnachtscircus, plant eine eigene Weihnachtscircusproduktion in den Niederlanden sowie verschiedene weitere Events.


Magical World of Circus in De Berckt

Da ist es gut, eine starke Familie im Rücken zu wissen. Seine Eltern Gabi und Beverly sowie Schwester Latoya sind mit auf Tournee und kümmern sich um Administratives, Logistik sowie die vielen kleinen Dinge vor Ort, die am Ende doch so wichtig sind. Als Tourmanager ist Robert Ronday mit von der Partie, um die Pressekontakte kümmert sich Martijn Hendrikx. Ronday arbeitet zudem als Hospitality Manager für die Oostappen Groep Vakantieparken. Dabei handelt es sich um einen der Betreiber für Ferienparks, in denen die „Magical World of Circus“ gastiert. Zumeist spielt der Circus für einen Tag dort und zieht dann weiter. Da die Urlauber regelmäßig wechseln, kann ein und derselbe Park während der Saison mehrfach besucht werden. Der Vorverkauf läuft über die Homepage der Parks sowie die dortige Rezeption. Das an dem Tag meines Besuchs sogar so erfolgreich, dass die Circus-Kasse gar nicht geöffnet werden muss. Das Schild „Sold Out“ kündet von der großen Nachfrage.


Zauberer Merlin, Popeyito, Madame Loyal Kim

So tauchen an diesem Donnerstag um kurz nach 19 Uhr rund 580 Zuschauer, zumeist Familien, in die magische Welt des Circus ein. Tatsächlich ist die besondere Magie der Manege in der gesamten Show aufs Beste zu spüren. Die Vorstellung emotionalisiert, reißt mit, begeistert. Dies dank jungen, gut aussehenden Akteuren. Artisten, die ihre Kunst genauso beherrschen, wie das Spiel mit dem Publikum. Nicht zuletzt aufgrund von drei unterschiedlichen Jongleurdarbietungen hat die Produktion ein hohes Tempo. Auch die zahlreichen Reprisen ziehen die Show nicht unnötig in die Länge. Die Magie des Circus wird zudem in der Eröffnungsszene beschworen. Zunächst durch die Worte einer Figur des Zauberers Merlin mit der Stimme von Robert Ronday. Dann durch Zaubereien von Clown Popeyito. Dieser bahnt sich zunächst als Paketbote seinen Weg durchs Publikum. Dann entdeckt er in der Manege Zylinder und Zauberstab, mit denen er mehr oder weniger gelungene Tricks präsentiert. In einem schönen Opening stellen sich einige der Mitwirkenden den Gästen vor. Zunächst vom Zuschauerraum, dann von der Manege aus. Die hübsche blonde Madame Loyal Kim spricht die Begrüßungsworte und begleitet uns im roten Kleid durch den Abend.


David Valentino, Popeyito, Benjamin Wancquet

Wenn sich der Vorhang des stilvollen beleuchteten Artisteneingangs in Rot und Gold das nächste Mal öffnet, stürmen die Hunde von David Valentino herein. Der Niederländer hat seinen Vierbeinern verschiedener Rassen eine Vielzahl von Kunststücken beigebracht. Sie springen durch Reifen und über Hürden, machen Männchen oder laufen zwischen den Beinen von David hindurch. Gerne zeigen sie ihre Tricks hinter den Rücken des Vorführers, was für zusätzliche Heiterkeit in dieser ohnehin sehr fröhlichen Nummer sorgt. Sind einzelne Hunde gerade nicht an der Reihe, warten sie zumeist diszipliniert auf ihren Podesten. Mit einer kleinen Gitarre und einer Pfeife versucht Popeyito zu musizieren. Dabei wird er durch die wandernden Spots gestört. Mit einer Steinschleuder löst er das Problem letztendlich. Die Lichtanlage wird von Sandor Donnert gesteuert. Sie ist gut ausgestattet und wird wirkungsvoll eingesetzt. Ebenfalls professionell sind die Musikeinspielungen. Zwei Punkte, die das Gesamterlebnis weiter steigern. Hula Hoop ist ein Genre, das von Frauen dominiert wird. Zu den wenigen männlichen Vertretern gehört Benjamin Wancquet. Der blonde Belgier macht seine Sache absolut überzeugend. Den ersten seiner goldenen Reifen nimmt er von einem großen Ziffernblatt, das als Bühnenbild dient. Dann lässt er immer mehr davon variantenreich um verschiedene Körperteile kreisen. Sogar den Spagat mit um die Arme rotierenden Reifen hat er im Repertoire. Am Ende hält er viele Ringe gleichzeitig mit dem Oberkörper in Bewegung. Dieser flotte Auftritt sorgt für ordentlich Stimmung.


Helena Polach, Latoya Donnert, Popeyito mit Transformer

Eine Garantin dafür ist natürlich auch Helena Polach. Nach einer Reprise von Popeyito mit Tischtennisbällen, die er mit dem Mund in die Luft schnalzt und in einem Netz über dem Kopf fängt, jongliert die temperamentvolle Tschechin mit Fußbällen. Bis zu fünf davon hält sie gleichzeitig in der Luft. In immer wieder neuen Formationen lässt sie die schwarz-weißen Bälle bis unter die Kuppel fliegen. Einer weiteren charmanten Blondine gehört die letzte Nummer des ersten Teils. Latoya Donnert präsentiert einen braunen und einen weißen Araber aus dem hauseigenen Marstall. Die Doppelfreiheit enthält viele anspruchsvolle Lauffiguren sowie verschiedene Steiger. Als da capo erleben wir ein Pony. Bald sollen weitere Pferde hinzukommen. Ein ferngesteuertes Spielzeugauto wird bei Benutzung durch Popeyito zu einem Roboter. Es ist eine Transformer-Show im Kleinformat. Allerdings steht der gelbe Maschinenmensch kurz darauf überlebensgroß im Artisteneingang. In der folgenden Pause können sich die Zuschauer damit fotografieren lassen.


Scott Bovelander, Nicol Nicols, Duo Olivares

Jongleur Nummer drei im Programm ist Scott Bovelander. 2016 konnten wir den Niederländer beim European Youth Circus in Wiesbaden erleben, im vergangenen Winter im Gelsenkirchener Weihnachtscircus. Mit bestechender Leichtigkeit jongliert er bis zu acht Bälle zum Boden. Er ist ein echter Sonnyboy, der es dank „Holland's Got Talent“ zu landesweiter TV-Präsenz gebracht hat. Seine Bouncing-Jonglagen verkauft er sehr gewinnend. Während Popeyito zwischen Logen und Gradin Saxophon spielt, wird in der Manege das Drahtseil gespannt. Darauf zeigt sogleich Nicol Nicols seine Künste. Mit viel Temperament vollführt er seine verschiedenen Läufe und Sprünge. Spektakulär ist immer wieder der Satz durch den mit Messern besetzten Feuerreifen. Rückwärts- und Vorwärtssalto klappen an diesem Abend souverän im ersten Anlauf. Verzichten müssen wir hingegen leider auf das Mitwirken von Partnerin Havi, die aber in Kürze wieder dabei sein wird. In seinem letzten eigenständigen Auftritt verkuppelt Popeyito eine Zuschauerin und einen Zuschauer. Dies so erfolgreich, dass er gleich die Vermählung vollziehen kann. Die Dame sträubt sich zunächst. Doch als der Clown ihr bedeutet, dass der Herr vermögend ist, stimmt sie der Eheschließung zu. „Wahre Liebe“ gibt es hingegen bei Helena Polach und Michael Olivares. Das Duo erzählt eine knisternde Liebesgeschichte an den Tüchern sowie Strapaten. Wenn das Paar gemeinsam in die Luft geht, übernimmt Helena den tragenden Part. So hält sie etwa in einer Schlaufe hängend die Strapaten, an denen Michael kraftvolle Umschwünge zeigt. Sein Bruder Nicol Nicols eröffnet singend das Finale. Popeyito kommt auf einem Sopransaxophon spielend in die mit Kunstnebel gefüllte Manege. Die weiteren Artisten folgen, ums sich vom frenetisch applaudierenden Publikum zu verabschieden. Einige Zuschauer hält es dabei nicht mehr auf den Sitzen.

Man kann es nur zu gut verstehen, denn diese magische Show begeistert rundum. Sie fasziniert, elektrisiert, ja vitalisiert. So macht Circus einfach richtig Spaß. Ich hätte am liebsten „zurückgespult“ und mir das Programm gleich noch einmal angesehen. Aus wirtschaftlicher Sicht bleibt die Frage, ob für eine derartige Tournee eine solch starke Besetzung wirklich notwendig ist. Aber darüber sollte man sich als Zuschauer wirklich nicht den Kopf zerbrechen.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch