Gemietet wurde der schmucke Kassenwagen, der zusammen mit
einem weißen Zaun die Front bildet. Die
Material- und Mannschaftswagen sind im Design des Unternehmens
gehalten. Sandor Donnert ist ein Tausendsassa, der viele Projekte
umsetzt. Als Jongleur zu Pferd ehemals selbst im Scheinwerferlicht,
agiert er jetzt als Macher hinter den Kulissen. Er arbeitet als Agent,
Regisseur, verantwortet Spielleitung und Technik beim Aachener
Weihnachtscircus, plant eine eigene Weihnachtscircusproduktion in den
Niederlanden sowie verschiedene weitere Events.
Magical World of Circus in De Berckt
Da
ist es gut, eine starke Familie im Rücken zu wissen. Seine Eltern Gabi
und Beverly sowie Schwester Latoya sind mit auf Tournee und kümmern
sich um Administratives, Logistik sowie die vielen kleinen Dinge vor
Ort, die am Ende doch so wichtig sind. Als Tourmanager ist Robert
Ronday mit von der Partie, um die Pressekontakte kümmert sich Martijn
Hendrikx. Ronday arbeitet zudem als Hospitality Manager für die
Oostappen Groep Vakantieparken. Dabei handelt es sich um einen der
Betreiber für Ferienparks, in denen die „Magical World of Circus“
gastiert. Zumeist spielt der Circus für einen Tag dort und zieht dann
weiter. Da die Urlauber regelmäßig wechseln, kann ein und derselbe
Park während der Saison mehrfach besucht werden. Der Vorverkauf läuft
über die Homepage der Parks sowie die dortige Rezeption. Das an dem Tag
meines Besuchs sogar so erfolgreich, dass die Circus-Kasse gar nicht
geöffnet werden muss. Das Schild „Sold Out“ kündet von der großen
Nachfrage.
Zauberer Merlin, Popeyito, Madame Loyal Kim
So
tauchen an diesem Donnerstag um kurz nach 19 Uhr rund 580 Zuschauer,
zumeist Familien, in die magische Welt des Circus ein. Tatsächlich ist
die besondere Magie der Manege in der gesamten Show aufs Beste zu
spüren. Die Vorstellung emotionalisiert, reißt mit, begeistert. Dies
dank jungen, gut aussehenden Akteuren. Artisten, die ihre Kunst genauso
beherrschen, wie das Spiel mit dem Publikum. Nicht zuletzt aufgrund von
drei unterschiedlichen Jongleurdarbietungen hat die Produktion ein
hohes Tempo. Auch die zahlreichen Reprisen ziehen die Show nicht
unnötig in die Länge. Die Magie des Circus wird zudem in der
Eröffnungsszene beschworen. Zunächst durch die Worte einer Figur des
Zauberers Merlin mit der Stimme von Robert Ronday. Dann durch
Zaubereien von Clown Popeyito. Dieser bahnt sich zunächst als Paketbote
seinen Weg durchs Publikum. Dann entdeckt er in der Manege Zylinder und
Zauberstab, mit denen er mehr oder weniger gelungene Tricks
präsentiert. In einem schönen Opening stellen sich einige der
Mitwirkenden den Gästen vor. Zunächst vom Zuschauerraum, dann von der
Manege aus. Die hübsche blonde Madame Loyal Kim spricht die
Begrüßungsworte und begleitet uns im roten Kleid durch den Abend.
David Valentino, Popeyito, Benjamin Wancquet
Wenn
sich der Vorhang des stilvollen beleuchteten Artisteneingangs in Rot
und Gold das nächste Mal öffnet, stürmen die Hunde von David Valentino
herein. Der Niederländer hat seinen Vierbeinern verschiedener Rassen
eine Vielzahl von Kunststücken beigebracht. Sie springen durch Reifen
und über Hürden, machen Männchen oder laufen zwischen den Beinen von
David hindurch. Gerne zeigen sie ihre Tricks hinter den Rücken des
Vorführers, was für zusätzliche Heiterkeit in dieser ohnehin sehr
fröhlichen Nummer sorgt. Sind einzelne Hunde gerade nicht an der Reihe,
warten sie zumeist diszipliniert auf ihren Podesten. Mit einer kleinen
Gitarre und einer Pfeife versucht Popeyito zu musizieren. Dabei wird er
durch die wandernden Spots gestört. Mit einer Steinschleuder löst er
das Problem letztendlich. Die Lichtanlage wird von Sandor Donnert
gesteuert. Sie ist gut ausgestattet und wird wirkungsvoll eingesetzt.
Ebenfalls professionell sind die Musikeinspielungen. Zwei Punkte, die
das Gesamterlebnis weiter steigern. Hula Hoop ist ein Genre, das von
Frauen dominiert wird. Zu den wenigen männlichen Vertretern gehört
Benjamin Wancquet. Der blonde Belgier macht seine Sache absolut
überzeugend. Den ersten seiner goldenen Reifen nimmt er von einem
großen Ziffernblatt, das als Bühnenbild dient. Dann lässt er immer mehr
davon variantenreich um verschiedene Körperteile kreisen. Sogar den
Spagat mit um die Arme rotierenden Reifen hat er im Repertoire. Am Ende
hält er viele Ringe gleichzeitig mit dem Oberkörper in Bewegung. Dieser
flotte Auftritt sorgt für ordentlich Stimmung.
Helena Polach, Latoya Donnert, Popeyito mit Transformer
Eine
Garantin dafür ist natürlich auch Helena Polach. Nach einer Reprise von
Popeyito mit Tischtennisbällen, die er mit dem Mund in die Luft
schnalzt und in einem Netz über dem Kopf fängt, jongliert die
temperamentvolle Tschechin mit Fußbällen. Bis zu fünf davon hält sie
gleichzeitig in der Luft. In immer wieder neuen Formationen lässt sie
die schwarz-weißen Bälle bis unter die Kuppel fliegen. Einer weiteren
charmanten Blondine gehört die letzte Nummer des ersten Teils. Latoya
Donnert präsentiert einen braunen und einen weißen Araber aus dem
hauseigenen Marstall. Die Doppelfreiheit enthält viele anspruchsvolle
Lauffiguren sowie verschiedene Steiger. Als da capo erleben wir ein
Pony. Bald sollen weitere Pferde hinzukommen. Ein ferngesteuertes
Spielzeugauto wird bei Benutzung durch Popeyito zu einem Roboter. Es
ist eine Transformer-Show im Kleinformat. Allerdings steht der gelbe
Maschinenmensch kurz darauf überlebensgroß im Artisteneingang. In der
folgenden Pause können sich die Zuschauer damit fotografieren lassen.
Scott Bovelander, Nicol Nicols, Duo Olivares
Jongleur
Nummer drei im Programm ist Scott Bovelander. 2016 konnten wir den
Niederländer beim European Youth Circus in Wiesbaden erleben, im
vergangenen Winter im Gelsenkirchener Weihnachtscircus. Mit
bestechender Leichtigkeit jongliert er bis zu acht Bälle zum Boden. Er
ist ein echter Sonnyboy, der es dank „Holland's Got Talent“ zu
landesweiter TV-Präsenz gebracht hat. Seine Bouncing-Jonglagen verkauft
er sehr gewinnend. Während Popeyito zwischen Logen und Gradin Saxophon
spielt, wird in der Manege das Drahtseil gespannt. Darauf zeigt
sogleich Nicol Nicols seine Künste. Mit viel Temperament vollführt er
seine verschiedenen Läufe und Sprünge. Spektakulär ist immer wieder der
Satz durch den mit Messern besetzten Feuerreifen. Rückwärts- und
Vorwärtssalto klappen an diesem Abend souverän im ersten Anlauf.
Verzichten müssen wir hingegen leider auf das Mitwirken von Partnerin
Havi, die aber in Kürze wieder dabei sein wird. In seinem letzten
eigenständigen Auftritt verkuppelt Popeyito eine Zuschauerin und einen
Zuschauer. Dies so erfolgreich, dass er gleich die Vermählung
vollziehen kann. Die Dame sträubt sich zunächst. Doch als der Clown ihr
bedeutet, dass der Herr vermögend ist, stimmt sie der Eheschließung zu.
„Wahre Liebe“ gibt es hingegen bei Helena Polach und Michael Olivares.
Das Duo erzählt eine knisternde Liebesgeschichte an den Tüchern sowie
Strapaten. Wenn das Paar gemeinsam in die Luft geht, übernimmt Helena
den tragenden Part. So hält sie etwa in einer Schlaufe hängend die
Strapaten, an denen Michael kraftvolle Umschwünge zeigt. Sein Bruder
Nicol Nicols eröffnet singend das Finale. Popeyito kommt auf einem
Sopransaxophon spielend in die mit Kunstnebel gefüllte Manege. Die
weiteren Artisten folgen, ums sich vom frenetisch applaudierenden
Publikum zu verabschieden. Einige Zuschauer hält es dabei nicht mehr
auf den Sitzen.
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