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Cirkus Arli - Tour 2019
www.arli.dk ; 65 Showfotos

Frederiksberg, 18. August 2019: Das Konzept der Familie Arli klingt erfolgversprechend, und es geht auch an diesem Sonntagmittag wieder voll auf. Die drei Reihen des Gradins sowie die Logen sind sehr gut gefüllt. Die Stimmung unter dem orangenen Zweimasten-Chapiteau ist bestens. Das Publikum ist sicht- und hörbar zufrieden. Wie also sieht das Konzept des Cirkus Arli aus? Das Geschäft hat eine überschaubare Größe, das Material ist in einem top gepflegten Zustand. Im Spielzelt mit der Rundbühne herrscht eine gemütliche Atmosphäre. Das Programm selbst ist geschickt zusammengestellt.

Die Artisten sind gut und zumeist in mehreren Auftritten zu erleben. Hinzu kommt in diesem Jahr mit Jongleur Alan Sulc ein in der internationalen Circuswelt bestens bekannter Name.


Cirkus Arli in Frederiksberg

Den ganz besonderen Charme machen aber die liebevolle Inszenierung der Show sowie die Präsenz der Direktionsfamilie aus. Das beginnt bereits vor Beginn der Vorstellung. Bettina Arli sitzt an der Kasse, während ihr Mann Martin und beider Sohn Alexander jeden Gast vor dem Eingang zum Chapiteau persönlich Willkommen heißen. Dabei tragen die Herren bereits ihre Kostüme. Alexander ist als Clown angezogen und geschminkt, sein Vater gibt formvollendet den Circusdirektor in historischer Robe.


Pferd im Opening, Duo Bench, Yuriy

Als solcher eröffnet er auch das Programm. Er dirigiert einen Dreierzug plüschiger Pferde, auf denen Artistinnen reiten. Das ganze ist sehr originell und holt das Publikum wunderbar in die Welt des Circus ab. Echte Tiere gibt es 2019 leider nicht. Im vergangenen Jahr waren an gleicher Stelle Vlad Olandar und seine Katzen zu erleben. Damals waren ebenfalls schon Jelena Vasiljeva und Sergejs Populans mit Arli auf Tournee. Nun zeigen sie nach den Begrüßungsworten von Martin Arli als Duo Bench witzig aufgemachte Akrobatik auf einer Parkbank. In immer neuen Varianten wird die Bank aufgestellt, damit Populans darauf variantenreich Handstände drücken kann. Flott wird er dabei von seiner Partnerin mal unterstützt, mal geneckt. Vom gestrengen Herrn Direktor muss Alexander Arli erfahren, dass das Trompetespielen an verschiedenen Stellen im Chapiteau verboten ist. Das Vorzeigen einer gültigen Eintrittskarte gelingt erst dank der Mithilfe einer Zuschauerin. Ein musikalisches Thema hat sich Yuriy für seine Akrobatik an den Strapaten ausgesucht. Als langhaariger Mozart zeigt er in einer fließenden Kür seine kraftvollen Tricks.


Martin Arli, Jelena Vasiljeva, Alan Sulc

Liebevoll gemacht ist die kleine Zauberei von Martin Arli. Zunächst pustet er Seifenblasen. Eine davon nimmt er heraus, wobei sich diese als kleine Glaskugel entpuppt. Diese Kugel steckt er sich mehrmals in den Mund, um sie dann immer wieder in seinen Händen erscheinen zu lassen. Eine große Schallplatte dient Alexander Arli als Untergrund für Stepptanz. Doch wenn er gerade beschwingt ans Werk geht, wechselt der Spot seine Position. Alexander folgt ihm und landet bei dieser Tour unter anderem auf dem Artisteneingang. Dann hat Jelena Vasiljeva ihr Solo. In einem rot-schwarzen Kostüm arbeitet sie an dem selten zu sehenden Standring. Dabei handelt es sich um einen Metallring, der auf einer Stange ruht, welche sich mit dem Ring um die eigene Achse dreht. Daran überzeugt die blonde Protagonistin sowohl tänzerisch als auch artistisch. Die Tricks kennen wir zum Teil vom Luftring. Durch die Hinzunahme der Stange ergeben sich aber auch neuartige Figuren. Als Pausennummer folgt der Höhepunkt der Show. Es ist ein wirklicher Genuss, Alan Sulc aus so kurzer Distanz zu erleben. Zuletzt sah ich ihn im Januar beim Circusfestival von Monte Carlo. Hier im deutlich kleineren Rahmen, kommt die Energie, die der Jongleur zur Musik von „Lord of the Dance“ versprüht, unmittelbar an. Sein Spiel mit weißen Bällen, die er zumeist zum Boden wirft, ist phänomenal. Zum Schluss lässt er acht Bälle gleichzeitig tanzen.


Veronika, Bettina Arli, Duo Mamchych

Alan Sulcs Assistentin auf der Bühne und Partnerin im Leben eröffnet den zweiten Teil. Bei ihren Antipodenspielen lässt Veronika Tücher auf ihren Händen und Füßen rotieren. Abgerundet wird ihre Darbietung durch variantenreiche Handstände. Nachdem die Trinka von der Bühne gebracht wurde, erscheint ein Human Slinky und macht allerlei Verrenkungen. Aus dem Röhrenkostüm entsteigt sodann Bettina Arli. Im Zopfhang lässt sie sich unter die Kuppel ziehen und belebt damit ein selten gezeigtes Genre. Es folgen zwei Großillusionen, mit denen uns Jelena Vasiljeva und Sergejs Populans verzaubern. Moderiert werden diese von Martin Arli, der direkt darauf gemeinsam mit seinem Sohn ein Clownsentree spielt. In diesem Jahr geht es um einen Luftballon, der von Alexander über dem Kopf gehalten und von seinem Vater mit einer Pistole zerschossen werden soll. Natürlich bleibt es nicht bei einem Ballon, viele müssen dran glauben, bis der Schuss endlich ausgeführt werden kann. Die beiden sind ein eingespieltes Team und mit sichtlich Freude bei der Sache, welche sich auf das Publikum überträgt. Spaß ist also garantiert. Vor dem Finale gibt es ein Wiedersehen mit Strapatenartist Yuriy. Gemeinsam mit Partnerin Edita gibt es nun Duo-Akrobatik. Diese arbeitet das Duo Malmchych auf dem Boden, vor allen Dingen aber an den Tüchern. Zum James-Bond-Titelsong „Skyfall“ erleben wir eine wunderbare Choreographie, in der beide abwechselnd den tragenden Part übernehmen. Zu den starken Tricks gehört der Spagat von Edita zwischen zwei Stoffbahnen, bei dem sie sich ohne Zuhilfenahme der Hände im Gleichgewicht hält. Eine überzeugende Schlussnummer, an die sich das Finale anschließt. Dem Applaus nach zu urteilen, sind die großen und kleinen Gäste rundum begeistert.

Danach geht es für Bettina Arli wieder an die Kasse, um Karten für die zweite Show an diesem Tag zu verkaufen. Martin und Alexander Arli verabschieden das Publikum am Haupteingang. Die Besucher werden auch im kommenden Jahr um diese Zeit wieder zum Runddel im Kopenhagener Stadtteil Frederiksberg kommen. Um die Familie Arli und ihren Circus wiederzusehen. Dann natürlich mit einem neuen Programm.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch