Gemeinsam mit
ihrem Mann Ludwig Gasser und den beiden Kindern Bruno und Conny
hatte sie den Circus in kurzer Zeit aus der Taufe gehoben. Zwei
Jahre vor ihrem Tod übergab Helene Gasser-Stey die Leitung des
Unternehmens ihrem ältesten Enkel Peter. Seit 1998 sind sein
Lebenspartner Oliver Skreinig und er die alleinigen Eigentümer.
Peter Gasser hat sich inzwischen aus dem Tagesgeschäft
weitgehend zurückgezogen. Für dieses zeichnet
Oliver Skreinig verantwortlich.
 
Oliver
Skreinig, Robert Stipka jun., Digna Mbpera
„Die Erfüllung
ihres Lebenstraums dürfen wir heute feiern“, schließt Oliver
Skreinig das Gedenken an die Gründerin. Mit Gesang der jungen
Tansanierin Digna Mbpera und winkenden Artisten auf den
Treppenaufgängen geht das Opening zu Ende. Mit ihrer
außerordentlich guten Stimme verleiht Mbpera noch weiteren
Darbietungen zusätzliche Emotionen. Und "Emotionen" ist auch der
Titel des Jubiläumsprogramms. In der zweiten Saison reist der
tschechische Tierlehrer Robert Stipka jun. mit dem Circus Royal.
Souverän präsentiert er zum Beginn der Spielfolge einen neuen Viererzug aus jeweils zwei Kamelen und
Alpakas. Flott laufen die Tiere ihre Figuren. Ein
Alpaka überspringt die abliegenden Kamele.
  
Brandon Popov,
Thais Ferreira, Josefine und Daniel Igen
Brandon Popov ist
der Sohn einer russischen Eiskunstläuferin und des
argentinischen Raubtiertrainers Bruno Raffo, der vor zwei Jahren
bei Royal arbeitete. Er hat sich wie sein Vater dem Circus
verschrieben, aber in einer völlig anderen Disziplin. In seiner
abwechslungsreichen Darbietung jongliert der sympathische junge
Mann mit bis zu fünf Keulen sowie mit bis zu sieben Bällen.
Letzteres sowohl in die Luft als auch gegen den Boden. Raubtiere
gibt es – anders als in den beiden Vorsaisons – bei Royal heuer
nicht zu erleben. Aber dennoch wurden wieder exzellente
Tierdressuren verpflichtet. Konkret die beiden Darbietungen der
Familie Igen. Zunächst stellen Josefine und Daniel Igen ihre
neun quirligen Tibet-Terrier vor. Diese springen, rollen sich
ab, laufen auf den Hinterbeinen. Zum Abschluss gibt es eine
Polonaise. Mensch und Tier sind mit viel Freude bei der Sache.
Viele Emotionen zeigt Thais Ferreira bei ihrer Darbietung am
Luftring. Interessante Drehungen um das Requisit,
Rückwärts-Umschwünge und zum Abschluss ein Genickhangwirbel sind
Bestandteile ihres Repertoires. Die Südamerikanerin gehörte bis
vor einiger Zeit den Flying Regio an.
  
Daniel Igen,
José Munoz, Rachel Bauer
José Munoz war mit
seiner leistungsstarken Drahtseil-Darbietung bereits in der
vergangenen Saison Teil des Royal-Ensembles. Nun hat er
gemeinsam mit seinem Bruder Daniel eine Nummer am
Doppel-Drahtseil einstudiert. Freilich ist es noch keine
Partnerschaft auf Augenhöhe: Der deutlich jüngere Daniel zeigt
nur einige Tricks, die Hauptarbeit mit Rückwärtssalto – auch
durch einen Papierreifen – und Barrieresprüngen liegt bei José.
Dennoch profitieren Circus und Artisten von der neuen Version:
Royal hat eine im Vergleich zum Vorjahr variierte und erweiterte
Darbietung im Programm, und der Nachwuchsartist Daniel kann sein
Manegen-Debüt feiern und Auftrittserfahrung sammeln. Mit dieser
Nummer geht es in die Pause. Teil zwei eröffnen Josefine und
Daniel Igen mit ihren Zwergziegen. Diese beherrschen wie die
Terrier ein breites Repertoire an Tricks und beweisen unter
anderem ihr Balanciervermögen. Special Guests sind zwei große
Hunde. Einer von beiden zeigt quasi den „Spanischen Tritt“ wie
in einer Hohen Schule. Dank der Verpackung im alpenländischen
Stil mit Dirndl und Lederhosen wird die Nummer zum zünftigen
Spaß. Sehr sinnlich geht es dagegen bei der Luftnummer von
Rachel Bauer zu. Die bildhübsche Tochter von Rebecca
Siemoneit-Barum und Pierre Bauer hat sich eine außergewöhnliche
Luftnummer am und im „goldenen Käfig“ erarbeitet. Sie nutzt das
Requisit unter anderem für kontorsionistische Figuren und
schließt mit dem Genickhangwirbel im Flitterregen. Die Nummer
wurde während ihrer Ausbildung an der Circusschule von Verona
entwickelt.

Armando
Arano
Drei Saisons lang
durfte Steeven van Gool alias Clown Steevy das Royal-Publikum
unterhalten. Nun wurde ein neuer Komiker verpflichtet. Alan
Rossi zeigt recht herkömmliche Reprisen wie seine Variante des
Golfballs. Diese werden jedoch sympathisch gespielt. Am
originellsten ist seine Fahrradfahrt, bei der das Gefährt
zerbricht. Ein Logengast muss bei der Reparatur helfen. Das
Fahrrad wird auf immer neue, abenteuerliche Weisen
zusammengesetzt. Letztlich hat auch Rossis Partnerin Carole
Pinder einen eigenen Auftritt. Dabei putzt sie die Manege,
während ihr kleiner Hund ihr Streiche spielt. Wirklich
außergewöhnlich leistungsstark ist die Darbietung von Armando
Arano. Er beginnt im Kopfstand auf einer Spiegelkugel und dreht
sich dabei einmal um sich selbst. Zeigt kraftvolle Handstände,
die meiste Zeit auf einem Arm. Überquert ein schmales Brett mit
Kopfsprüngen. Schließlich geht es im einarmigen Handstand die
Treppe seines Requisits hinab und wieder hinauf. Doch der Artist
mit kubanischen Wurzeln ist noch nicht fertig. Vielmehr krönt er
seine Darbietung mit dem legendären Klötzchen-Abfaller. Nach
diesem richtet er sich nochmal direkt in den Handstand auf.
Bravo!

Truppe von
Bilal El Moqadem
Mit einem
Sechserzug Kamele, temporeich vorgeführt von Robert Stipka jun., wird es nochmals tierisch. Für den
fulminanten Abschluss des Programms sorgt die zwölfköpfige
marokkanische Truppe von Bilal El Moqadem. Allein die
Personenzahl gibt der Darbietung schon Seltenheitswert in einem
Tourneeprogramm heutiger Zeit. Doch auch die Qualität stimmt bei
diesen Springern und Pyramidenbauern. Zu mitreißender Musik
machen die jungen Männer mächtig Stimmung. Zwei Türme zu sechs
Personen auf drei Etagen werden gleichzeitig gebaut. Der
stärkste von ihnen trägt später sieben seiner Kollegen auf
einmal. Natürlich darf ein wahres Festival an Salti und
Überschlägen ebenso wenig fehlen. Die gut gefüllte Manege im
Finale zeigt nochmals, welch großes Ensemble der Circus Royal in
dieser Saison verpflichtet hat. Zu den Artisten, Tierlehrer,
Clowns und der Sängerin kommt noch ein dreiköpfiges,
professionell tanzendes Ballett. Mit unterschiedlichen
Tanzstilen von Tango über Flamenco bis Modern Dance werden
ausgewählte Darbietungen eingeleitet. |