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Circus Royal - Tour 2018
www.circusroyal.ch ; 114 Showfotos

Wettingen, 16. März 2018: „55 Jahre Circus Royal“ feiert das Unternehmen von Oliver Skreinig und Peter Gasser in dieser Saison. Im Opening erzählt Oliver Skreinig, wie es zur Gründung des Unternehmens kam. Peter Gassers Großmutter Helene Gasser-Stey träumte bereits in ihrer Jugend von einem eigenen Circus. Aus der elterlichen Freiluft-Arena Isidor Stey entwickelte sich ein erster Zeltcircus. 1962 verließ Helene Gasser-Stey das Familienunternehmen. Bereits im darauf folgenden März feierte dann ihre Neugründung Circus Royal Weltpremiere auf der Püntwiese in Uster.

Gemeinsam mit ihrem Mann Ludwig Gasser und den beiden Kindern Bruno und Conny hatte sie den Circus in kurzer Zeit aus der Taufe gehoben. Zwei Jahre vor ihrem Tod übergab Helene Gasser-Stey die Leitung des Unternehmens ihrem ältesten Enkel Peter. Seit 1998 sind sein Lebenspartner Oliver Skreinig und er die alleinigen Eigentümer. Peter Gasser hat sich inzwischen aus dem Tagesgeschäft weitgehend zurückgezogen. Für dieses zeichnet Oliver Skreinig verantwortlich.

 
Oliver Skreinig, Robert Stipka jun., Digna Mbpera 

„Die Erfüllung ihres Lebenstraums dürfen wir heute feiern“, schließt Oliver Skreinig das Gedenken an die Gründerin. Mit Gesang der jungen Tansanierin Digna Mbpera und winkenden Artisten auf den Treppenaufgängen geht das Opening zu Ende. Mit ihrer außerordentlich guten Stimme verleiht Mbpera noch weiteren Darbietungen zusätzliche Emotionen. Und "Emotionen" ist auch der Titel des Jubiläumsprogramms. In der zweiten Saison reist der tschechische Tierlehrer Robert Stipka jun. mit dem Circus Royal. Souverän präsentiert er zum Beginn der Spielfolge einen neuen Viererzug aus jeweils zwei Kamelen und Alpakas. Flott laufen die Tiere ihre Figuren. Ein Alpaka überspringt die abliegenden Kamele.


Brandon Popov, Thais Ferreira, Josefine und Daniel Igen 

Brandon Popov ist der Sohn einer russischen Eiskunstläuferin und des argentinischen Raubtiertrainers Bruno Raffo, der vor zwei Jahren bei Royal arbeitete. Er hat sich wie sein Vater dem Circus verschrieben, aber in einer völlig anderen Disziplin. In seiner abwechslungsreichen Darbietung jongliert der sympathische junge Mann mit bis zu fünf Keulen sowie mit bis zu sieben Bällen. Letzteres sowohl in die Luft als auch gegen den Boden. Raubtiere gibt es – anders als in den beiden Vorsaisons – bei Royal heuer nicht zu erleben. Aber dennoch wurden wieder exzellente Tierdressuren verpflichtet. Konkret die beiden Darbietungen der Familie Igen. Zunächst stellen Josefine und Daniel Igen ihre neun quirligen Tibet-Terrier vor. Diese springen, rollen sich ab, laufen auf den Hinterbeinen. Zum Abschluss gibt es eine Polonaise. Mensch und Tier sind mit viel Freude bei der Sache. Viele Emotionen zeigt Thais Ferreira bei ihrer Darbietung am Luftring. Interessante Drehungen um das Requisit, Rückwärts-Umschwünge und zum Abschluss ein Genickhangwirbel sind Bestandteile ihres Repertoires. Die Südamerikanerin gehörte bis vor einiger Zeit den Flying Regio an.


Daniel Igen, José Munoz, Rachel Bauer 

José Munoz war mit seiner leistungsstarken Drahtseil-Darbietung bereits in der vergangenen Saison Teil des Royal-Ensembles. Nun hat er gemeinsam mit seinem Bruder Daniel eine Nummer am Doppel-Drahtseil einstudiert. Freilich ist es noch keine Partnerschaft auf Augenhöhe: Der deutlich jüngere Daniel zeigt nur einige Tricks, die Hauptarbeit mit Rückwärtssalto – auch durch einen Papierreifen – und Barrieresprüngen liegt bei José. Dennoch profitieren Circus und Artisten von der neuen Version: Royal hat eine im Vergleich zum Vorjahr variierte und erweiterte Darbietung im Programm, und der Nachwuchsartist Daniel kann sein Manegen-Debüt feiern und Auftrittserfahrung sammeln. Mit dieser Nummer geht es in die Pause. Teil zwei eröffnen Josefine und Daniel Igen mit ihren Zwergziegen. Diese beherrschen wie die Terrier ein breites Repertoire an Tricks und beweisen unter anderem ihr Balanciervermögen. Special Guests sind zwei große Hunde. Einer von beiden zeigt quasi den „Spanischen Tritt“ wie in einer Hohen Schule. Dank der Verpackung im alpenländischen Stil mit Dirndl und Lederhosen wird die Nummer zum zünftigen Spaß. Sehr sinnlich geht es dagegen bei der Luftnummer von Rachel Bauer zu. Die bildhübsche Tochter von Rebecca Siemoneit-Barum und Pierre Bauer hat sich eine außergewöhnliche Luftnummer am und im „goldenen Käfig“ erarbeitet. Sie nutzt das Requisit unter anderem für kontorsionistische Figuren und schließt mit dem Genickhangwirbel im Flitterregen. Die Nummer wurde während ihrer Ausbildung an der Circusschule von Verona entwickelt.


Armando Arano 

Drei Saisons lang durfte Steeven van Gool alias Clown Steevy das Royal-Publikum unterhalten. Nun wurde ein neuer Komiker verpflichtet. Alan Rossi zeigt recht herkömmliche Reprisen wie seine Variante des Golfballs. Diese werden jedoch sympathisch gespielt. Am originellsten ist seine Fahrradfahrt, bei der das Gefährt zerbricht. Ein Logengast muss bei der Reparatur helfen. Das Fahrrad wird auf immer neue, abenteuerliche Weisen zusammengesetzt. Letztlich hat auch Rossis Partnerin Carole Pinder einen eigenen Auftritt. Dabei putzt sie die Manege, während ihr kleiner Hund ihr Streiche spielt. Wirklich außergewöhnlich leistungsstark ist die Darbietung von Armando Arano. Er beginnt im Kopfstand auf einer Spiegelkugel und dreht sich dabei einmal um sich selbst. Zeigt kraftvolle Handstände, die meiste Zeit auf einem Arm. Überquert ein schmales Brett mit Kopfsprüngen. Schließlich geht es im einarmigen Handstand die Treppe seines Requisits hinab und wieder hinauf. Doch der Artist mit kubanischen Wurzeln ist noch nicht fertig. Vielmehr krönt er seine Darbietung mit dem legendären Klötzchen-Abfaller. Nach diesem richtet er sich nochmal direkt in den Handstand auf. Bravo!


 Truppe von Bilal El Moqadem

Mit einem Sechserzug Kamele, temporeich vorgeführt von Robert Stipka jun., wird es nochmals tierisch. Für den fulminanten Abschluss des Programms sorgt die zwölfköpfige marokkanische Truppe von Bilal El Moqadem. Allein die Personenzahl gibt der Darbietung schon Seltenheitswert in einem Tourneeprogramm heutiger Zeit. Doch auch die Qualität stimmt bei diesen Springern und Pyramidenbauern. Zu mitreißender Musik machen die jungen Männer mächtig Stimmung. Zwei Türme zu sechs Personen auf drei Etagen werden gleichzeitig gebaut. Der stärkste von ihnen trägt später sieben seiner Kollegen auf einmal. Natürlich darf ein wahres Festival an Salti und Überschlägen ebenso wenig fehlen. Die gut gefüllte Manege im Finale zeigt nochmals, welch großes Ensemble der Circus Royal in dieser Saison verpflichtet hat. Zu den Artisten, Tierlehrer, Clowns und der Sängerin kommt noch ein dreiköpfiges, professionell tanzendes Ballett. Mit unterschiedlichen Tanzstilen von Tango über Flamenco bis Modern Dance werden ausgewählte Darbietungen eingeleitet.

Alle Nummern sind geschmackvoll ausgewählt und bewegen sich auf hohem Niveau. So ergibt sich das schönste, rundeste Royal-Programm der vergangenen Jahre. Wünschen würde man sich dagegen, dass auch auf den Zustand des Materials wieder mehr Wert gelegt wird.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber