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Circus Nock - Tour 2018
www.nock.ch ; 121 Showfotos

Frick, 17. März 2018: „Bravo Bravissimo“ ist nicht nur das Motto des Circus Nock in der Saison 2018. „Bravo Bravissimo“ ist auch unser Fazit nach dem Besuch der gefeierten Saisonpremiere in Frick. Der älteste Zeltcircus der Schweiz beweist einmal mehr eindrucksvoll, dass er zu den führenden Unternehmen der Branche in Europa gehört. Die aktuelle Show vereint viele besonders publikumswirksame Genres in einem Programm: Motorradkugel, Fliegendes Trapez und Schwungtrapez, Rollschuhfahren und Leiterbalancen sowie eine akrobatische Nummer zu Wasser und in der Luft.

Eindrucksvoll ist auch der Zustand des Materials mit dem schmucken Wagenpark, den weiß-roten Zeltanlagen und dem geschmackvollen Interieur. Über dem schönen Artisteneingang thront das achtköpfige Orchester unter der Leitung von Tadeusz Król. Es empfängt die Besucher mit einer beschwingten Ouvertüre zur Melodie von „Go West“ und begleitet mit seinem druckvollen Spiel das Geschehen.


Polina Tsybizova, Aerial Maia, Verena Nock

Zwischen den männlichen Musikern sticht die ukrainische Violinistin und Sängerin Polina Tsybizova hervor. Mit ihrer hervorragenden Stimme singt sie zu vielen Darbietungen live. Im ersten Programmteil wird dieses Element vielleicht ein wenig zu oft eingesetzt, nach der Pause aber in optimaler Weise. Ebenso würde man sich wenigstens in Hälfte eins gelegentlich ein strahlenderes Licht wünschen, denn düster ist nicht immer das gleiche wie stimmungsvoll. Auch dies bessert sich im Laufe der Vorstellung merklich. Geleitet wird der Circus Nock heute von den Schwestern Alexandra und Franziska Nock aus der 7. Generation. In dieser Saison reist aber auch wieder einmal deren ältere Schwester Verena mit dem Unternehmen. Sie begrüßt im mystisch gestalteten Opening die Besucher. Drei Paare in roten und schwarzen Kostümen erscheinen in der Manege. Daraus entspinnt sich eine akrobatische Luftnummer. Einer der Artisten aus der Truppe „Flying Matos“ zeigt mit seiner Partnerin zunächst sein Können an roten Tüchern, dann an einem großen Kronleuchter. Auf synchron ausgeführte Posen am Requisit folgen Haltetricks, bei denen beide abwechselnd den tragenden Part übernehmen. Ein Genickhangwirbel bildet den Abschluss der Nummer.


Melany Lester Dalton, Franziska Nock, Steacy Giribaldi 

Weiter geht es mit voller Frauenpower. Zu funkigen Grooves balanciert Steacy Giribaldi auf frei stehenden Leitern, dreht sich dabei mit dem Requisit auch um 360 Grad. Die Italienerin begeistert mit Ausstrahlung und Können. Besonders eindrucksvoll ist der Schlusstrick, bei dem sie mit einer Leiter eine Reihe von Pfosten überquert. Noch mehr weiblichen Charme zaubert Melany Lester Dalton ins Nock-Chapiteau. Sie zeigt Akrobatik im Handstand und am Luftring. Dazwischen taucht sie immer wieder in ein wassergefülltes Plexiglas-Becken ein, lässt sinnlich Tropfen sprühen, um dann klitschnass weitere Kostproben ihres artistischen Könnens zu servieren. Direktorin Franziska Nock hat ihre Pferdedressuren wie in jeder Saison neu zusammengestellt. Heuer beginnt sie mit der elegant gerittenen Schule. Wenn Sie mitten in der Manege absitzt, sind die ersten drei Freiheitspferde schon da. So ist der Übergang von Schulreiterei zu Freiheitsdressur ein fließender. Ihr schwarz-weißer Sechserzug wird im Laufe der Nummer durch drei Ponys ergänzt. Die nunmehr neun Tiere leitet Franziska Nock zum Karussell auf drei Bahnen an. Verschiedene Steiger bilden den traditionellen Abschluss. Die Tierlehrerin erntet Pfiffe, Bravo-Rufe und den bis dahin stärksten Applaus des Abends.


Mikail Milla, Paolo Finardi, Camila Palma 

Die Stimmung steigt weiter im Laufe der Flugtrapeznummer der „Flying Matos“ aus Brasilien. Fänger, Flieger und zwei Fliegerinnen bilden dieses Ensemble. Zum Repertoire gehören unter anderem ein gestreckter Doppelsalto, ein Salto rückwärts mit Schraube sowie die Passage. Der „Dreifache“ scheitert am Premierenabend leider zweimal ganz knapp; der Flieger gleitet dem Fänger quasi durch die Hände. Dennoch ist der Jubel groß, nicht nur beim abschließenden „Todessprung“ von der Kuppel ins Netz. Damit geht es in die Pause. Bekannt aus dem Vorjahresprogramm ist Mikail Milla. Anstelle mit Bällen, Ringen und Keulen jongliert er nun mit Tennisschlägern. Bis zu fünf davon hält er in der Luft und wird dafür geradezu gefeiert. Auch die zweite Tiernummer der Show wird mit einer Hohen Schule zu Pferd eingeleitet, nunmehr geritten von Paolo Finardi. Er präsentiert im Anschluss einen Exotenzug, bestehend aus jeweils zwei Pferden, Kamelen, Lamas und Eseln. Nochmal hoch hinaus geht es bei Camila Palmas energiegeladener Darbietung am Schwungtrapez. Abfaller, Pirouetten und ein Sprung in den Fershang sind Teile dieses relativ kurzen Acts.


Johnny Rico Popey 

Ein sympathisches neues Gesicht wurde mit dem spanischen Clown Johnny Rico Popey gefunden. In einem seiner Auftritte lässt er sechs Mitspieler aus dem Publikum das berühmte „New York, New York“ auf Glocken spielen. Später fängt er Pingpongbälle mit einem Netz auf seinem Kopf und jongliert sie mit dem Mund, womit er auch artistisches Können beweist. Schließlich pustet er die kleinen Bälle kunstvoll gegen wassergefüllte Flaschen, so dass Beethovens „Ode an die Freude“ erklingt. In seinem letzten Auftritt werden zwei einander fremde Zirkusbesucher miteinander „verheiratet“.


Roller Daltons, Finale, Truppe Robles 

Äußerst rasant wird es nochmal zum Ende der Show. Zunächst reißen die Roller Daltons das Publikum so richtig mit. Vater Thomas Dalton und sein Sohn Ivan Jess wirbeln abwechselnd die junge Melany Lester durch die Luft – mit allen Tricks, die das Genre typischerweise zu bieten hat. Einmal tragen sie die Partnerin auch gemeinsam. Dann wird schon der Aufbau der Motorradkugel mit geheimnisvollen Figuranten mit Kapuzen groß verkauft. Bis zu sechs Fahrer der Truppe „Robles“ rasen hier durch die enge Kugel, zeigen gefährliche Manöver auf sich kreuzenden Bahnen. Für einen besonderen Effekt ist gesorgt, wenn das Licht erlischt und die LED-beleuchteten Maschinen durch die Dunkelheit donnern.

In Szene gesetzt wurde die Show wie im Vorjahr von Schauspieler Reto Mosimann, unterstützt von der artistischen Leiterin Franziska Nock mit ihrem Ehemann Alejandro Milla. Letzterer dürfte auch für die guten Kontakte nach Südamerika verantwortlich sein, die dem Circus Nock immer wieder reizvolle und mitreißende Darbietungen bescheren. Im Finale hält es das Premierenpublikum nicht mehr auf den Sitzen. Schnell folgen anhaltende Standing Ovations für ein großartiges Stück Circus. „Bravo Bravissimo“ ist hier – wie gesagt – das Motto der Direktion und das Fazit der Besucher zugleich.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber