Eindrucksvoll ist auch der Zustand des
Materials mit dem schmucken Wagenpark, den
weiß-roten Zeltanlagen und dem geschmackvollen Interieur. Über
dem schönen Artisteneingang thront das achtköpfige Orchester
unter der Leitung von Tadeusz Król. Es empfängt die Besucher mit
einer beschwingten Ouvertüre zur Melodie von „Go West“ und
begleitet mit seinem druckvollen Spiel das Geschehen.
  
Polina Tsybizova, Aerial Maia,
Verena Nock
Zwischen den männlichen Musikern
sticht die ukrainische Violinistin und Sängerin Polina Tsybizova
hervor. Mit ihrer hervorragenden Stimme singt sie zu vielen
Darbietungen live. Im ersten Programmteil wird dieses Element
vielleicht ein wenig zu oft eingesetzt, nach der Pause aber in
optimaler Weise. Ebenso würde man sich wenigstens in Hälfte eins
gelegentlich ein strahlenderes Licht wünschen, denn düster ist
nicht immer das gleiche wie stimmungsvoll. Auch dies bessert
sich im Laufe der Vorstellung merklich. Geleitet wird der Circus
Nock heute von den Schwestern Alexandra und Franziska Nock aus
der 7. Generation. In dieser Saison reist aber auch
wieder einmal deren ältere Schwester Verena mit dem Unternehmen.
Sie begrüßt im mystisch gestalteten Opening die Besucher. Drei
Paare in roten und schwarzen Kostümen erscheinen in der Manege.
Daraus entspinnt sich eine akrobatische Luftnummer. Einer der
Artisten aus der Truppe „Flying Matos“ zeigt mit seiner
Partnerin zunächst sein Können an roten Tüchern, dann an einem
großen Kronleuchter. Auf synchron ausgeführte Posen am Requisit
folgen Haltetricks, bei denen beide abwechselnd den tragenden
Part übernehmen. Ein Genickhangwirbel bildet den Abschluss der
Nummer.
  
Melany Lester Dalton,
Franziska Nock, Steacy Giribaldi
Weiter geht es mit voller
Frauenpower. Zu funkigen Grooves balanciert Steacy Giribaldi auf
frei stehenden Leitern, dreht sich dabei mit dem Requisit auch
um 360 Grad. Die Italienerin begeistert mit Ausstrahlung und
Können. Besonders eindrucksvoll ist der Schlusstrick, bei dem
sie mit einer Leiter eine Reihe von Pfosten überquert. Noch mehr
weiblichen Charme zaubert Melany Lester Dalton ins
Nock-Chapiteau. Sie zeigt Akrobatik im Handstand und am
Luftring. Dazwischen taucht sie immer wieder in ein
wassergefülltes Plexiglas-Becken ein, lässt sinnlich Tropfen
sprühen, um dann klitschnass weitere Kostproben ihres
artistischen Könnens zu servieren. Direktorin Franziska Nock hat
ihre Pferdedressuren wie in jeder Saison neu zusammengestellt.
Heuer beginnt sie mit der elegant gerittenen Schule. Wenn Sie
mitten in der Manege absitzt, sind die ersten drei
Freiheitspferde schon da. So ist der Übergang von Schulreiterei
zu Freiheitsdressur ein fließender. Ihr schwarz-weißer
Sechserzug wird im Laufe der Nummer durch drei Ponys ergänzt.
Die nunmehr neun Tiere leitet Franziska Nock zum Karussell auf
drei Bahnen an. Verschiedene Steiger bilden den traditionellen
Abschluss. Die Tierlehrerin erntet Pfiffe, Bravo-Rufe und den
bis dahin stärksten Applaus des Abends.
  
Mikail Milla, Paolo
Finardi, Camila Palma
Die Stimmung steigt weiter im
Laufe der Flugtrapeznummer der „Flying Matos“ aus Brasilien.
Fänger, Flieger und zwei Fliegerinnen bilden dieses Ensemble.
Zum Repertoire gehören unter anderem ein gestreckter Doppelsalto, ein
Salto rückwärts mit Schraube sowie die Passage. Der „Dreifache“
scheitert am Premierenabend leider zweimal ganz knapp; der
Flieger gleitet dem Fänger quasi durch die Hände. Dennoch ist
der Jubel groß, nicht nur beim abschließenden „Todessprung“ von
der Kuppel ins Netz. Damit geht es in die Pause. Bekannt aus dem
Vorjahresprogramm ist Mikail Milla. Anstelle mit Bällen, Ringen
und Keulen jongliert er nun mit Tennisschlägern. Bis zu fünf
davon hält er in der Luft und wird dafür geradezu gefeiert. Auch
die zweite Tiernummer der Show wird mit einer Hohen Schule zu
Pferd eingeleitet, nunmehr geritten von Paolo Finardi. Er
präsentiert im Anschluss einen Exotenzug, bestehend aus jeweils
zwei Pferden, Kamelen, Lamas und Eseln. Nochmal hoch hinaus geht
es bei Camila Palmas energiegeladener Darbietung am Schwungtrapez. Abfaller,
Pirouetten und ein Sprung in den Fershang sind Teile dieses
relativ kurzen Acts.

Johnny Rico Popey
Ein sympathisches neues Gesicht
wurde mit dem spanischen Clown Johnny Rico Popey gefunden. In
einem seiner Auftritte lässt er sechs Mitspieler aus dem
Publikum das berühmte „New York, New York“ auf Glocken spielen.
Später fängt er Pingpongbälle mit einem Netz auf seinem Kopf und
jongliert sie mit dem Mund, womit er auch artistisches Können
beweist. Schließlich pustet er die kleinen Bälle kunstvoll gegen
wassergefüllte Flaschen, so dass Beethovens „Ode an die Freude“
erklingt. In seinem letzten Auftritt werden zwei einander fremde
Zirkusbesucher miteinander „verheiratet“.
  
Roller Daltons, Finale, Truppe Robles
Äußerst rasant wird es nochmal
zum Ende der Show. Zunächst reißen die Roller Daltons das
Publikum so richtig mit. Vater Thomas Dalton und sein Sohn Ivan
Jess wirbeln abwechselnd die junge Melany Lester durch die Luft
– mit allen Tricks, die das Genre typischerweise zu bieten hat.
Einmal tragen sie die Partnerin auch gemeinsam. Dann wird schon
der Aufbau der Motorradkugel mit geheimnisvollen Figuranten mit
Kapuzen groß verkauft. Bis zu sechs Fahrer der Truppe „Robles“
rasen hier durch die enge Kugel, zeigen gefährliche Manöver auf
sich kreuzenden Bahnen. Für einen besonderen Effekt ist gesorgt,
wenn das Licht erlischt und die LED-beleuchteten Maschinen durch
die Dunkelheit donnern. |