Das neue Chapiteau und das passende
Vorzelt sind zwar etwas kleiner als das bisher verwendete
Modell, ermöglichen aber insbesondere durch ein integriertes
Seillast-System ein schnelleres Reisen. Die Banner in der Front
sind dem geänderten Programmmotiv angepasst. Ebenfalls neu ist
der Schwerlastboden für den Gastronomie-Bereich. Wenngleich es
das Grusel-Labyrinth, durch das die Zuschauer bislang ins Innere
gelangten, nicht mehr gibt, ist der Einlass natürlich nach wie
vor thematisch gestaltet. Mitarbeiter des „Irrenhauses“ nehmen
die Gäste in Empfang, ehe Getränke und Snacks warten. So ist
bereits vor Vorstellungsbeginn die richtige Atmosphäre bereitet.

Professore Salvatore dei Morti
(Giovanni Biasini) mit Ensemble
Das Publikum wohnt dann einer Präsentation
des von Giovanni Biasini dargestellten Anstaltsleiters
Professore Salvatore dei Morti bei, der nur allzu gerne den
Erfolg seiner „Experimente“ demonstrieren möchte. Diese
grundlegende Story wird anfänglich mittels eines Einspielers auf
der im Bühnenbild integrierten Leinwand etabliert und
anschließend absolut schlüssig bis zum Ende erzählt. Immer
wieder erscheint dei Morti auf der Bühne und erklärt seine dann
folgenden Versuche, als die viele der akrobatischen Darbietungen
inszeniert sind. Dabei kommen meist auch krude Apparaturen als
Requisiten zum Einsatz, die die unglaubliche Detailverliebtheit
und intensive Vorbereitung dieser Show erkennen lassen. So ist
beispielsweise auch wieder ein eigens komponierter Titelsong zu
hören. Rund zwei Jahre Planung haben die Kreativköpfe um Monika
Sperlich, Giovanni Biasini und Lichttechniker Jacob Lämmle
investiert; dabei sind viele Ideen des gesamten Teams mit
eingeflossen und ausgearbeitet worden, so dass die Show
letztendlich als rundum überzeugendes Gemeinschaftsergebnis
angesehen werden kann.
 
Puje-Truppe, Puje-Girls
Gleich die erste Versuchsdemonstration des
Professore geht jedoch schief; stattdessen können die
Anstaltsinsassen ihren Käfigen entkommen, in denen sie auf die
Bühne gerollt wurden. Daraus entspinnen sich die kraftvollen
Handvoltigen der mongolischen Puje-Truppe, die hier zu siebt
arbeitet. Der Flieger im Superman-Pyjama wird bis zum
Drei-Mann-Hoch katapultiert. Gleich darauf ist der
Anstaltsleiter erneut einem unliebsamen Patienten ausgesetzt,
betritt doch Milano Kaiser in seiner Rolle als Brian Ernest die
Bühne. Wieder übernimmt er die Aufgabe des etwas anderen
Spaßmachers, diesmal als flegelhafter Chaot in Zwangsjacke. Die
derben Sprüche sind geblieben, kommen nach wie vor an beim
Publikum. Dennoch ist die Grenze des guten Geschmacks meist
überschritten, etwa wenn er einen Gast als Hund vorführt und
anschließend ans Messerbrett stellt. Mittels Stromimpulsen des
Professore zu unglaublicher Gelenkigkeit kommen die drei
Puje-Girls, deren Versuchsdemonstration im Mundstand endet.
 
Rene Sperlich, Trio Puje
Nach einer Tanz-Choreografie im Rollstuhl
wird der nächste Patient in einem ebensolchen auf die Bühne
gerollt. Scheinbar gelähmt, kann er sich nur auf den Händen
bewegen. Gemeint ist Rene Sperlich, der seiner leistungsstarken
Equilibristik somit eine neue Inszenierung gegeben hat. Und dazu
ein neues Requisit verwendet, bei dem die Stützen im Halbkreis
und in aufsteigender Höhe montiert sind. Am Ende baut er sechs
dieser Stützen übereinander und drückt einen Spagat zwischen
ihnen. Die beiden genre-ähnlichen Disziplinen Kontorsion und
Equilibristik hintereinander zu setzen, ist im Übrigen der
einzige kleine, leicht verzeihliche Wermutstropfen dieser
Produktion. Während die Puje-Truppe andernorts meist nur ihre
personenstarken Hauptnummern präsentieren, sind die Akteure hier
auch mit ihren weiteren Darbietungen zu sehen. Dazu gehören
beispielsweise schwungvolle ikarische Spiele im Trio. Wieder
agiert der Pyjama-Superman als Flieger, der unter anderem
mehrere Salti schlägt.

Maik & Siegfried Sperlich
Als wenn Brian Ernest allein nicht genug
wäre, trifft dieser noch auf Johnny Cognetti. Der steht bald im
Baströckchen da und lädt zum Limbo. Natürlich darf oder muss der
Gast aus dem Publikum auch mitmachen, ehe sie vom aufpassenden
Personal in die Pause vertrieben werden. Diese haben gleich
danach ihren nächsten Einsatz, schließlich ist erneut ein
Patient ausgebrochen. Die Jagd durchs Zelt landet schließlich
auf dem Todesrad, auf dem sich Maik und Siegfried Sperlich
sicher bewegen. Hand- und Blindlauf sowie Seilspringen auf dem
Außenrad gehören zum Repertoire. Beim Besuch ist dies die
einzige Darbietung unter der Kuppel: Virgilia Riedesel fehlte
nach ihrem Unfall am Luftnetz noch, Alexia Casselly ist mit
ihrer Nummer am Luftring im Verlauf der Saison ausgeschieden.
  
Puje-Truppe, Brian Ernest (Milano
Kaiser), Johnny Cognetti
Über Kopfhörer ferngesteuerte Wesen des
Professore sind vier Mitglieder der Puje-Truppe. Ihrem Zwang
entledigt, bringen sie eine variantenreiche Passing-Jonglage mit
Keulen auf die Bühne. Tanzende Schwestern geleiten Milano Kaiser
als Brian Ernest zu seinem zweiten großen Auftritt. Mit
Zuschauern und durchaus eigenen Ideen lässt er diesmal einen
Film drehen. Johnny Cognettis Kampf mit der Zwangsjacke gipfelt
im starken und einnehmenden Spiel mit dem Cyr. Doch auch er wird
schlussendlich vom Professore zur abendlichen Fernsehstunde
eingefangen – diesmal: Bonanza. Der Soundtrack gibt den Rhythmus
für das Seilspringen der Truppe Puje vor. Gesprungen wird in
allen denkbaren Varianten, im Handstand und Drei-Mann-Hoch,
übereinanderstapelt, mit vielen kleinen und manchen großen
Seilen. Diesmal ist die zehnköpfige Formation komplett. Mit dem
Filmabend endet auch die Versuchsdemonstration des Professore
Salvatore dei Morti, der die Gäste mit dem Verweis auf
ausliegende Anmeldeformulare aus seinem Irrenhaus entlässt. |