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Circus Busch - Tour 2018
www.circus-busch.net ; 39 Showfotos

Kleve, 15. April: Gerade mal acht Mitwirkende stehen zum Finale des Circus Busch in der Manege. Umso beachtlicher ist es, dass die Familie von Hardy Scholl zuvor zwei Stunden lang absoluten Vollgas-Circus gezeigt hat. Die durchweg guten akrobatischen Leistungen werden insbesondere durch eine moderne Musikauswahl und Lichttechnik sehr ansprechend und flott in Szene gesetzt. So entsteht insgesamt eine schwungvolle Atmosphäre, zu der auch einige kleine gestalterische Kniffe wie der Einsatz eines kleinen Hausballetts beitragen.

Den durchaus eleganten Rahmen dazu bilden nahezu neuwertige Zeltanlagen. Sie sind von der Familie Pauwels nach deren wenig erfolgreichem Deutschland-Abenteuer 2015 übernommen wurden. Im Inneren des rot-weißen Vier-Mast-Chapiteaus wartet beispielsweise ein Gradin mit Klappsitzen auf die Besucher. Die Restauration ist in einem großzügigen Vorzelt untergebracht.


Talina & Hardy Scholl 

Nach einer Laserschau zu Beginn begrüßt Direktor Hardy Scholl die Gäste. Eloquent führt er durch die Vorstellung und präsentiert in deren Verlauf auch einen Achterzug schöner Ponys mit diversen Lauffiguren. Es ist aktuell die einzige Dressur im Programm, da Marilyn Zinnecker verletzungsbedingt ihre Kombination aus Kamelen und Friesen sowie ihre Hohe Schule nicht zeigen kann. Ihren Einsatz hat besagtes Hausballett – die weiblichen Ensemblemitglieder – dann zunächst zu spanischen Klängen, wenn sie als erste Darbietung Talina Scholls Auftritt am Luftring einleiten. Ihre zahlreichen Figuren gipfeln hier im Genickhang. Ein durchaus ähnlich ansprechendes Repertoire zeigt sie im weiteren Verlauf auch an Tüchern und im Netz. Dabei agiert die jugendliche Artistin mit einer unglaublich einnehmenden Spielfreude, die das Zusehen zum absoluten Vergnügen macht. Das gilt auch für ihren Einsatz als Clownesse, bei dem sie sich mit ihrem Vater Hardy humorvoll um die Musik streitet und dabei in der Mülltonne landet.


Angelina Kaselowsky, Manuel Sperlich, Jasmin Witter

Ohnehin wird auf der Position des Spaßmachers mit Vorstellungsverlauf ein reger Wechsel betrieben. Nach Talina Scholl übernimmt zunächst Manuel Sperlich, der zusammen mit einer Zuschauerin auf den Spuren Wilhelm Tells wandelt. Gäste aus dem Publikum bittet auch René Scholl in die Manege, wenn er im zweiten Programmteil als nunmehr dritter Clown seine Mitstreiter auf durchaus lustige Weise eine Oper aufführen lässt. Nochmals zum Einsatz kommt das Hausballett zur Einleitung der genretypischen Hula-Hoop-Spiele von Angelina Kaselowsky. Das Auftauchen einer winterlichen Prinzessin eines US-Unterhaltungskonzern darf anscheinend im Moment kaum in einer Manege fehlen; der Erfolg beseelter Kinder und darüber glücklicher Eltern gibt diesem zweifelhaften Programmpunkt aber seine Berechtigung. Hier schlüpft Jasmin Witter in diese besondere Rolle.


Rene Scholl mit Sohn, Sandro Sperlich, Alfred Scholl 

Seine akrobatische Vielseitigkeit stellt Alfred Scholl zunächst als Jongleur unter Beweis. Er beginnt im Dunkeln mit fluoreszierenden Bällen, anschließend jongliert er auch Keulen, Ringe und Fackeln. Die vielleicht stärkste Darbietung präsentiert er zusammen mit Sandro Sperlich zur Pause an den Strapaten. Bei kraftvollen Figuren wie Aufschwüngen und dem Flug im Genickhang wechseln sich beide ab. Nur gemeinsame Tricks fehlen leider noch. Dank eines TV-Auftritts groß angekündigt und nun zum Schluss platziert ist der gemeinsame Auftritt der Scholls – René und Alfred Scholl sowie Sandro Weisheit – auf dem Trampolin. Umjubelter Höhepunkt vor dem Finale ist der dreifache Salto. Und dann gibt es nach der Vorstellung noch ein Schauspiel für sich: Die Familie Scholl bittet die Kinder in die Manege, um zusammen zu singen und zu tanzen – ein herrliches Bild, das nicht zuletzt das „Publikum von morgen“ sicher nicht so schnell vergisst.

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Text und Fotos: Benedikt Ricken