Farblich
kommt sie aus einem Guss daher. Sogar eine Fassade gibt es. Die Kasse
ist darin integriert. In der Show auf der erhöhten Rundbühne wird der
250. Geburtstag des Circus der Neuzeit gefeiert. „Lange lebe der
Circus“ lautet das Motto übersetzt.

Alexander Arli, Sarah Florees, Francesco Fratellini
Zu
Beginn werden Schwarz-Weiß-Bilder aus der Geschichte dieser Kunstform
auf das Zeltdach projiziert. Eine Stimme aus dem Off spricht den
zugehörigen Text. Die persönliche Begrüßung übernimmt Alexander Arli
singend, bevor er das Mikrofon an Mutter Bettina übergibt. Als
formvollendete Madame Loyal begleitet sie uns sehr charmant und elegant
gekleidet durch die Show. Leider nicht dabei in der besuchten
Vorstellung ist ihr Ehemann, Direktor Martin Arli. Somit müssen wir auf
seine Zaubereien sowie die Mitwirkung im Clownsentree verzichten. Zum
wiederholten Mal bei Arli engagiert sind Sarah Florees und Partner
Francesco Fratellini. Gemeinsam mit Alexander Arli eröffnen sie die
Nummernfolge mit einer flotten Gruppenjonglage. Bälle und Keulen
fliegen in abwechslungsreichen Varianten durch die Luft. Die lebhafte
Präsentation steckt an und sorgt gleich richtig für Stimmung.
  
Jelena Vasiljeva, Vlad Olandar, Alexander Arli und Francesco Fratellini
Danach
hat Jelena Vasiljeva ihren ersten Auftritt. Sie zieht mit einer schönen
Kür an roten Tüchern die Blicke Richtung Kuppel. Bekannte Tricks an
diesem Requisit – wie der Spagat ohne Zuhilfenahme der Hände – fügt sie
zu einem harmonischen Ablauf zusammen. Mit seinem Flötenspiel lockt
Francesco Fratellini eine Schlange aus ihrem Korb. Kurz darauf gerät
die Situation außer Kontrolle, denn das (Stoff-)Tier verschwindet. Doch
nur aus der Perspektive des Clowns. Denn das Publikum kann es auf
seinem Turban klar erkennen. Dank des Engagements von Vlad Olandar gibt
es in diesem Jahr bei Arli eine Tierdressur. Seine schneeweißen Katzen
verstehen sich insbesondere auf das Balancieren und Springen. Es gibt
keinen Leerlauf, wenn die Vierbeiner zumeist einzeln ihre Kunststücke
zeigen. Vielmehr geht es Schlag auf Schlag. Auch Neues ist dabei. So
kannte ich etwa die kegelnde Katze noch nicht. Alexander Arli und
Francesco Fratellini haben die Aufgabe, Post zuzustellen. Dabei gibt es
ein Problem: Der Briefkasten befindet sich an der Spitze eines Masten.
In schwarzen Outfits und mit Clownsgesichtern machen die beiden
„Briefträger“ aus ihrem Job einen großen Spaß. In akrobatischer Manier
geht es den Masten hinauf und herunter. Mal im Solo, mal zu zweit. Bis
am Ende die Post ausgeliefert ist. Mit diesem turbulenten Vergnügen
geht es in die Pause. Neben dem Restaurationswagen und den
Verkaufsständen lockt ein kleines Karussell die Gäste.

Sarah Florees
Jelena
Vasiljeva eröffnet den zweiten Teil mit Hula Hoop-Artistik. Auch dabei
zieht es sie, zumindest für Teile ihrer Darbietung, in die Luft. Mal
hängt sie mit einer Hand, mal mit einem Fuß an einer Schlaufe, die
Richtung Kuppel gezogen wird. Währenddessen lässt sie Reifen um
verschiedene Körperteile kreisen. Daraufhin versorgt Francesco
Fratellini ein schreiendes Baby. Als Gegenleistung für seine Bemühungen
wird der Clown mit einer Ladung Milch bespuckt. Dank Sarah Florees
dürfen wir noch einmal unsere Blicke nach oben richten. War im
vergangenen Jahr der Luftring ihr Requisit, erfreut sie nun mit
Akrobatik am Netz. Schöne Figuren lassen das Publikum träumen. Das
stimmige Lichtdesign rundet die Darbietung wunderbar ab. Die durchaus
umfangreiche Lichtanlage wird während der gesamten Vorstellung sehr gut
eingesetzt. Die Einspielung der Musik ist ebenfalls von überzeugender
Qualität.

Sergejs Populans
Das
Clownsentree wird an diesem Morgen von Alexander Arli und Francesco
Fratellini gespielt. Letzterer spring für Martin Arli ein. Dabei
kombinieren sie verschiedene bekannte Szenen und interpretieren sie auf
eigenständige Weise. Ein Ei geht, gleich dem bekannten Tuch, auf
Wanderschaft. Dann ist das „Singen hier verboten“. Und zu guter Letzt
treibt ein Gespenst sein Unwesen. Das alles ist ein herrlicher Spaß und
sorgt für viele Lacher beim Publikum. Ein Trompetenduett beschließt die
Darbietung. Originell aufgebaut ist die Schlussnummer, spielt sie doch
in einem Museum. Ein besonderes Exponat versteckt sich unter einem
großen Tuch. „Don't touch“ warnt ein Schild. Doch der leicht
vertrottelte Museumswärter ignoriert die Warnung und lüftet das
Geheimnis. Zum Vorschein kommt ein historisches Fahrrad. Der Wärter
startet das zugehörige Grammophon und zelebriert darauf eine originelle
Handstandakrobatik. Dabei entpuppt sich Sergejs Populans als
kraftvoller Akrobat. Obschon seine eher kräftige Figur nicht dem Ideal
eines Equilibristen entspricht, überzeugt er mit starken Tricks. Durch
die witzige Präsentation wird daraus eine einzigartige Nummer. Mit
einem Finale hört die Show rund 90 Minuten, nachdem sie begonnen hat, auf.
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