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Cirkus Arli - Tour 2018
www.arli.dk ; 82 Showfotos

Frederiksberg, 18. August 2018: Alexander Arli strahlt mit der Sonne um die Wette, während er das Publikum am Eingang begrüßt. Die Vorstellung an diesem Samstagmorgen ist richtig gut besucht. So ist es offensichtlich auch während der gesamten diesjährigen Tournee des Cirkus Arli gewesen. Der Juniorchef ist mit dem Erfolg der zu Ende gehenden Sommersaison sehr zufrieden. Trotz der auch in Dänemark teilweise sehr hohen Temperaturen war das Chapiteau in den Farben Orange, Gelb und Grün zumeist bestens gefüllt. Der Zweimaster bildet das Zentrum der kleinen, sehr gepflegten Circusstadt.

Farblich kommt sie aus einem Guss daher. Sogar eine Fassade gibt es. Die Kasse ist darin integriert. In der Show auf der erhöhten Rundbühne wird der 250. Geburtstag des Circus der Neuzeit gefeiert. „Lange lebe der Circus“ lautet das Motto übersetzt.


Alexander Arli, Sarah Florees, Francesco Fratellini

Zu Beginn werden Schwarz-Weiß-Bilder aus der Geschichte dieser Kunstform auf das Zeltdach projiziert. Eine Stimme aus dem Off spricht den zugehörigen Text. Die persönliche Begrüßung übernimmt Alexander Arli singend, bevor er das Mikrofon an Mutter Bettina übergibt. Als formvollendete Madame Loyal begleitet sie uns sehr charmant und elegant gekleidet durch die Show. Leider nicht dabei in der besuchten Vorstellung ist ihr Ehemann, Direktor Martin Arli. Somit müssen wir auf seine Zaubereien sowie die Mitwirkung im Clownsentree verzichten. Zum wiederholten Mal bei Arli engagiert sind Sarah Florees und Partner Francesco Fratellini. Gemeinsam mit Alexander Arli eröffnen sie die Nummernfolge mit einer flotten Gruppenjonglage. Bälle und Keulen fliegen in abwechslungsreichen Varianten durch die Luft. Die lebhafte Präsentation steckt an und sorgt gleich richtig für Stimmung.


Jelena Vasiljeva, Vlad Olandar, Alexander Arli und Francesco Fratellini

Danach hat Jelena Vasiljeva ihren ersten Auftritt. Sie zieht mit einer schönen Kür an roten Tüchern die Blicke Richtung Kuppel. Bekannte Tricks an diesem Requisit – wie der Spagat ohne Zuhilfenahme der Hände – fügt sie zu einem harmonischen Ablauf zusammen. Mit seinem Flötenspiel lockt Francesco Fratellini eine Schlange aus ihrem Korb. Kurz darauf gerät die Situation außer Kontrolle, denn das (Stoff-)Tier verschwindet. Doch nur aus der Perspektive des Clowns. Denn das Publikum kann es auf seinem Turban klar erkennen. Dank des Engagements von Vlad Olandar gibt es in diesem Jahr bei Arli eine Tierdressur. Seine schneeweißen Katzen verstehen sich insbesondere auf das Balancieren und Springen. Es gibt keinen Leerlauf, wenn die Vierbeiner zumeist einzeln ihre Kunststücke zeigen. Vielmehr geht es Schlag auf Schlag. Auch Neues ist dabei. So kannte ich etwa die kegelnde Katze noch nicht. Alexander Arli und Francesco Fratellini haben die Aufgabe, Post zuzustellen. Dabei gibt es ein Problem: Der Briefkasten befindet sich an der Spitze eines Masten. In schwarzen Outfits und mit Clownsgesichtern machen die beiden „Briefträger“ aus ihrem Job einen großen Spaß. In akrobatischer Manier geht es den Masten hinauf und herunter. Mal im Solo, mal zu zweit. Bis am Ende die Post ausgeliefert ist. Mit diesem turbulenten Vergnügen geht es in die Pause. Neben dem Restaurationswagen und den Verkaufsständen lockt ein kleines Karussell die Gäste.


Sarah Florees

Jelena Vasiljeva eröffnet den zweiten Teil mit Hula Hoop-Artistik. Auch dabei zieht es sie, zumindest für Teile ihrer Darbietung, in die Luft. Mal hängt sie mit einer Hand, mal mit einem Fuß an einer Schlaufe, die Richtung Kuppel gezogen wird. Währenddessen lässt sie Reifen um verschiedene Körperteile kreisen. Daraufhin versorgt Francesco Fratellini ein schreiendes Baby. Als Gegenleistung für seine Bemühungen wird der Clown mit einer Ladung Milch bespuckt. Dank Sarah Florees dürfen wir noch einmal unsere Blicke nach oben richten. War im vergangenen Jahr der Luftring ihr Requisit, erfreut sie nun mit Akrobatik am Netz. Schöne Figuren lassen das Publikum träumen. Das stimmige Lichtdesign rundet die Darbietung wunderbar ab. Die durchaus umfangreiche Lichtanlage wird während der gesamten Vorstellung sehr gut eingesetzt. Die Einspielung der Musik ist ebenfalls von überzeugender Qualität.


Sergejs Populans

Das Clownsentree wird an diesem Morgen von Alexander Arli und Francesco Fratellini gespielt. Letzterer spring für Martin Arli ein. Dabei kombinieren sie verschiedene bekannte Szenen und interpretieren sie auf eigenständige Weise. Ein Ei geht, gleich dem bekannten Tuch, auf Wanderschaft. Dann ist das „Singen hier verboten“. Und zu guter Letzt treibt ein Gespenst sein Unwesen. Das alles ist ein herrlicher Spaß und sorgt für viele Lacher beim Publikum. Ein Trompetenduett beschließt die Darbietung. Originell aufgebaut ist die Schlussnummer, spielt sie doch in einem Museum. Ein besonderes Exponat versteckt sich unter einem großen Tuch. „Don't touch“ warnt ein Schild. Doch der leicht vertrottelte Museumswärter ignoriert die Warnung und lüftet das Geheimnis. Zum Vorschein kommt ein historisches Fahrrad. Der Wärter startet das zugehörige Grammophon und zelebriert darauf eine originelle Handstandakrobatik. Dabei entpuppt sich Sergejs Populans als kraftvoller Akrobat. Obschon seine eher kräftige Figur nicht dem Ideal eines Equilibristen entspricht, überzeugt er mit starken Tricks. Durch die witzige Präsentation wird daraus eine einzigartige Nummer. Mit einem Finale hört die Show rund 90 Minuten, nachdem sie begonnen hat, auf.

Spätestens am Ende ist klar, warum das Publikum dem Cirkus Arli die Treue hält. Hier spielt ein kleines, aber ausgesuchtes Ensemble liebevollen Circus. Damit ist für Qualität gesorgt. Zudem erleben wir durch und durch sympathische Akteure. Die Familie Arli hält den persönlichen Kontakt zum Publikum. Die Gäste werden beim Betreten des Chapiteaus begrüßt und beim Verlassen wieder verabschiedet. Auch während der Show ist das Direktionstrio auf angenehme Weise präsent. Wenn es nach dem Publikum geht, darf das Tourmotto 2018 also gerne erweitert werden: Lange lebe der Cirkus Arli.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch