Und
trotzdem spielt Arena klassischen Circus, dass es eine wahre Freude
ist. Es gibt Elefanten, Pferde und Hunde. Waghalsige Artisten sorgen
für Nervenkitzel, schöne Frauen fliegen filigran durch die Luft. Und
ein Clown bringt nicht nur die Kinder zum Lachen. Die vierköpfige Band
unter der Leitung von Alex Bozic spielt wirklich großartig, wertet das
Gesamterlebnis enorm auf. Dank der hervorragenden Tonanlage kommt der
Sound bestens bei den Zuschauer im großen Chapiteau an. Die Show hat
ein erfreuliches Tempo und dauert trotzdem – inklusive Pause –
zweieinhalb Stunden. So vollgepackt ist das Programm.

Patrick Berdino als Kronprinz
Natürlich
nimmt auch die Handlung Zeit in Anspruch. Doch sie ist kurzweilig.
Zudem wird sie von zwei durchaus charismatischen Protagonisten
gespielt. Da ist Patrick Berdino. Der Enkel von Direktor Benny Berdino
spielt den Kronprinz. Der Clown wird von Clemens Legolas Telling
dargestellt. Dieser hat es als Rapper in Dänemark zu einer gewissen
Prominenz gebracht. Clemens hat zudem das Buch zur Show geschrieben,
Regie geführt und die Produktionsleitung inne. Natürlich erleben
wir ihn auch als Sänger am Mikrofon. Die Raps können im Programmheft
nachgelesen oder im Internet über die gängigen Portale runtergeladen
werden. Gemeinsam unternehmen sie eine Reise um die Welt, stets auf der
Suche nach einer Träne, welche die Circusmaschine wieder zum Laufen
bringen soll. Clemens probiert dabei alles mögliche aus, um in unserer
schnelllebigen Zeit zu sich selbst zu finden. Als ihm das gelingt und
er seine Bestimmung gefunden hat, kommt eine Träne zum Vorschein und
die Maschine funktioniert. Auf dieser Reise begegnen sie den weiteren
Mitwirkenden, die in die Geschichte einbezogen werden.
  
Trio Simet, Patrick Clarrison, Jan Navratil
Beim
Opening wird Rapper Clemens tänzerisch von Artistinnen des
Circus-Theaters Bingo unterstützt. Dann geht es in das Weltall. Dahin
nehmen uns Astronaut Lazlo Simet und seine Partnerinnen mit. In
Raumanzügen balancieren sie auf dem Semaphore, jenem einzigartigen
Requisit, das vielleicht am ehesten als Mischung aus Todesrad und
Hochseil beschrieben werden kann. Darüber läuft das Trio oder zwei von
ihnen fahren mit dem Rad darauf, während die dritte Person darunter
hängt. Für Nervenkitzel ist also gleich zu Beginn gesorgt. Entspannung
verheißt die lebendige Hundemeute von Patrick Clarrison. Rund um einen
Hot Dog-Stand sorgen die Vierbeiner verschiedener Rassen für ordentlich
Wirbel. Der ist natürlich gewollt und Konzept dieser Nummer. Denn die
Hunde bringen mit ihren Tricks gerne mal den Vorführer zur
Verzweiflung. Partnerin Pip hilft Patrick Clarrison, die Bande im Griff
zu behalten. Jan Navratil ist einer der wenigen Männer, der die Kunst
der Antipodenspiele beherrscht. Und das ganz virtuos. Bei Arena steht
die Jonglage von silbernen Walzen im Mittelpunkt. Bis zu vier davon
hält der sympathische Tscheche gleichzeitig mit Händen und Füßen in der
Luft. Immer wieder äußerst gut kommt das Befördern eines Balles in
einen Korb an. Letzterer befindet sich an der Spitze einer Stange. Der
Korb wird über sechs runde Plattformen erreicht. Das alles bewältigt Navratil natürlich mit seinen Füßen, auf denen das Gestell ruht.

Alexander Lichner
Eine
wunderschöne Freiheitsdressur mit acht weißen Arabern bringt Laura
Berdino in die Manege. Die Pferde sind sehr gepflegt, und die
anspruchsvollen Figuren laufen gut. Berdino führt die Tiere charmant
vor. Somit ergibt sich ein großes, stimmiges Gesamtbild, das durch da
capi abgerundet wird. Jimmy Folco ist Stammgast im Cirkus Arena und
dort auch gemeinsam mit Jackie Berdino für die Buchung der Artisten
verantwortlich. In der Show erleben wir den Italiener natürlich als
Clown. In diesem Jahr dreht er gemeinsam mit Schauspielern aus dem
Publikum einen Film. Jimmy gibt den Zuschauern Anweisungen und steht
hinter der Kamera. Ein Türrahmen fällt um, und am Ende kommt eine
Pistole zum Einsatz. Die ist natürlich nur ein Spielzeug. Für echten
Nervenkitzel sorgt Alexander Lichner. Zunächst hält er sich im
Zahnstand auf einem Washington-Trapez im Gleichgewicht, das langsam aus
der Kuppel heruntergelassen wird. Dann geht es am Seil wieder nach
oben. In den Weg zum Schwungtrapez baut er bereits Tricks ein. Dann
aber folgt der Hauptteil seines Auftritts. Alexander Lichner schwingt
im Zehenhang oder bewegt sich im vollen Schwung vom Knie- in den
Fersenhang. Das alles ohne Vorteil, denn der junge Spanier arbeitet
barfuß. Dankenswerterweise wird er dabei von einer Longe gesichert. Auf
die verzichtet er am Ende seiner Nummer. Dann rotiert er unter dem
Trapez im Zahnhang um die eigene Achse. Alexander Lichner weiß sich
zudem gewinnend zu präsentieren. Kein Wunder, dass er in diesem stark
besetzten Programm direkt vor der Pause arbeitet. Diese wird mit einem
Einsatz von Dr. Jimmy Folco beendet. Nach einem missglückten Versuch
von Clemens am Trapez ist der Clown als Arzt für schnelle Hilfe
verantwortlich.
  
Trio Angelis, Jimmy Folco, Juan Pablo Martinez
Teil
zwei beginnt mit einem kurzen Auftritt von Carsten Maersk und Oliver
Berdino am Trampolin. Dieser ist in erster Linie auf flotten Spaß
ausgelegt. Eine starke akrobatische Leistung serviert uns das Trio
Angelis. Mit dem Russischen Barren katapultieren die beiden Herren ihre
Partnerin in die Luft. Elegant dreht sie dort ihre Schrauben und Salti.
Höhepunkt ist der dreifache Salto. Einen der beiden Porteure konnten
wir bereits früher als Teil der Schleuderbrett-Trupp Catana bei Arena
erleben. Mit Lasso sowie Peitsche nehmen uns Jan Navratil und Jimmy
Folco mit in den Wilden Westen. Am Ende der Peitschenspiele von Cowboy
Jan steht Häuptling Jimmy ohne Federschmuck da. „Tempo, Tempo, Tempo“
heißt es bei Juan Pablo Martinez. Zunächst jongliert der Mexikaner mit
Keulen. Danach schnalzt er Tischtennisbälle mit der Zunge in die Luft
und fängt sie mit dem Mund wieder auf. Voller Einsatz ist ebenfalls
gefragt, wenn er Hüte durch die Luft fliegen lässt. Dabei dreht er eine
Runde durchs Publikum.

Rudy Althoff
Erstmalig
in der Arena-Manege mit einer eigenständigen Darbietung erleben wir Charmaine Berdino. Und dieses Solo-Debüt ist
absolut sehenswert. Die Tochter von Suzanne Berdino und Carsten Maersk
führt nacheinander zwei Pferde vor. Was spielerisch aussieht, ist in
Wirklichkeit ein bestens einstudiertes Miteinander von Mensch und Tier.
Durch den Wechsel von Distanz und Nähe animiert sie ihre vierbeinigen
Partner zu selten präsentierten Figuren. Am Ende reitet sie ohne Sattel
auf einem Pferd, das sogar einen Steiger mit Charmaine Berdino auf dem
Rücken zeigt. Eine lebhafte Melange verschiedener artistischer
Disziplinen vereint die Bingo-Formation in ihrem größten Auftritt. In
einer wunderschönen Choreographie sehen wir die jungen Damen am Trapez,
mit Hula Hoop-Reifen, beim Seilspringen oder als Handstandakrobatin.
Die drei Damen, die Rudy Althoff betreut, sind ebenfalls von besonderer
Schönheit. Die afrikanischen Elefanten des Cirkus Arena sehen in der
Tat blendend aus. Althoff führt sie in hohem Tempo vor. Die Tiere sind
topfit und beherrschen ein großes Repertoire. Sie verabschieden sich
mit dem Big Mount. Bleibt zu hoffen, dass wir sie auch zukünftig im
Unternehmen der Familie Berdino erleben dürfen. Trotz verschärfter
Gesetzeslage.
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