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Cirkus Arena - Tour 2018
www.arena.dk ; 130 Showfotos

Frederikssund, 19. August 2018: Eine Show mit ordentlich Power, mitreißend und elektrisierend. Das ist „Clown & Kronprinz“, die Produktion 2018 des „größten Circus des Nordens“. Diesen Titel trägt der Cirkus Arena in der Tat zurecht. Insbesondere da Namen wie Benneweis, Dannebrog oder Maximum zumindest zeitweise von der Bildfläche verschwunden sind. Das diesjährige Programm räumt der Rahmenhandlung einen nicht unerheblichen Part ein. Dies zu Lasten der eigentlichen Circusnummern. Einige von ihnen wurden gegenüber den uns bekannten Fassungen gekürzt.

Und trotzdem spielt Arena klassischen Circus, dass es eine wahre Freude ist. Es gibt Elefanten, Pferde und Hunde. Waghalsige Artisten sorgen für Nervenkitzel, schöne Frauen fliegen filigran durch die Luft. Und ein Clown bringt nicht nur die Kinder zum Lachen. Die vierköpfige Band unter der Leitung von Alex Bozic spielt wirklich großartig, wertet das Gesamterlebnis enorm auf. Dank der hervorragenden Tonanlage kommt der Sound bestens bei den Zuschauer im großen Chapiteau an. Die Show hat ein erfreuliches Tempo und dauert trotzdem – inklusive Pause – zweieinhalb Stunden. So vollgepackt ist das Programm.


Patrick Berdino als Kronprinz

Natürlich nimmt auch die Handlung Zeit in Anspruch. Doch sie ist kurzweilig. Zudem wird sie von zwei durchaus charismatischen Protagonisten gespielt. Da ist Patrick Berdino. Der Enkel von Direktor Benny Berdino spielt den Kronprinz. Der Clown wird von Clemens Legolas Telling dargestellt. Dieser hat es als Rapper in Dänemark zu einer gewissen Prominenz gebracht. Clemens hat zudem das Buch zur Show geschrieben, Regie geführt und die Produktionsleitung inne. Natürlich erleben wir ihn auch als Sänger am Mikrofon. Die Raps können im Programmheft nachgelesen oder im Internet über die gängigen Portale runtergeladen werden. Gemeinsam unternehmen sie eine Reise um die Welt, stets auf der Suche nach einer Träne, welche die Circusmaschine wieder zum Laufen bringen soll. Clemens probiert dabei alles mögliche aus, um in unserer schnelllebigen Zeit zu sich selbst zu finden. Als ihm das gelingt und er seine Bestimmung gefunden hat, kommt eine Träne zum Vorschein und die Maschine funktioniert. Auf dieser Reise begegnen sie den weiteren Mitwirkenden, die in die Geschichte einbezogen werden.


Trio Simet, Patrick Clarrison, Jan Navratil

Beim Opening wird Rapper Clemens tänzerisch von Artistinnen des Circus-Theaters Bingo unterstützt. Dann geht es in das Weltall. Dahin nehmen uns Astronaut Lazlo Simet und seine Partnerinnen mit. In Raumanzügen balancieren sie auf dem Semaphore, jenem einzigartigen Requisit, das vielleicht am ehesten als Mischung aus Todesrad und Hochseil beschrieben werden kann. Darüber läuft das Trio oder zwei von ihnen fahren mit dem Rad darauf, während die dritte Person darunter hängt. Für Nervenkitzel ist also gleich zu Beginn gesorgt. Entspannung verheißt die lebendige Hundemeute von Patrick Clarrison. Rund um einen Hot Dog-Stand sorgen die Vierbeiner verschiedener Rassen für ordentlich Wirbel. Der ist natürlich gewollt und Konzept dieser Nummer. Denn die Hunde bringen mit ihren Tricks gerne mal den Vorführer zur Verzweiflung. Partnerin Pip hilft Patrick Clarrison, die Bande im Griff zu behalten. Jan Navratil ist einer der wenigen Männer, der die Kunst der Antipodenspiele beherrscht. Und das ganz virtuos. Bei Arena steht die Jonglage von silbernen Walzen im Mittelpunkt. Bis zu vier davon hält der sympathische Tscheche gleichzeitig mit Händen und Füßen in der Luft. Immer wieder äußerst gut kommt das Befördern eines Balles in einen Korb an. Letzterer befindet sich an der Spitze einer Stange. Der Korb wird über sechs runde Plattformen erreicht. Das alles bewältigt Navratil natürlich mit seinen Füßen, auf denen das Gestell ruht.


Alexander Lichner

Eine wunderschöne Freiheitsdressur mit acht weißen Arabern bringt Laura Berdino in die Manege. Die Pferde sind sehr gepflegt, und die anspruchsvollen Figuren laufen gut. Berdino führt die Tiere charmant vor. Somit ergibt sich ein großes, stimmiges Gesamtbild, das durch da capi abgerundet wird. Jimmy Folco ist Stammgast im Cirkus Arena und dort auch gemeinsam mit Jackie Berdino für die Buchung der Artisten verantwortlich. In der Show erleben wir den Italiener natürlich als Clown. In diesem Jahr dreht er gemeinsam mit Schauspielern aus dem Publikum einen Film. Jimmy gibt den Zuschauern Anweisungen und steht hinter der Kamera. Ein Türrahmen fällt um, und am Ende kommt eine Pistole zum Einsatz. Die ist natürlich nur ein Spielzeug. Für echten Nervenkitzel sorgt Alexander Lichner. Zunächst hält er sich im Zahnstand auf einem Washington-Trapez im Gleichgewicht, das langsam aus der Kuppel heruntergelassen wird. Dann geht es am Seil wieder nach oben. In den Weg zum Schwungtrapez baut er bereits Tricks ein. Dann aber folgt der Hauptteil seines Auftritts. Alexander Lichner schwingt im Zehenhang oder bewegt sich im vollen Schwung vom Knie- in den Fersenhang. Das alles ohne Vorteil, denn der junge Spanier arbeitet barfuß. Dankenswerterweise wird er dabei von einer Longe gesichert. Auf die verzichtet er am Ende seiner Nummer. Dann rotiert er unter dem Trapez im Zahnhang um die eigene Achse. Alexander Lichner weiß sich zudem gewinnend zu präsentieren. Kein Wunder, dass er in diesem stark besetzten Programm direkt vor der Pause arbeitet. Diese wird mit einem Einsatz von Dr. Jimmy Folco beendet. Nach einem missglückten Versuch von Clemens am Trapez ist der Clown als Arzt für schnelle Hilfe verantwortlich.


Trio Angelis, Jimmy Folco, Juan Pablo Martinez

Teil zwei beginnt mit einem kurzen Auftritt von Carsten Maersk und Oliver Berdino am Trampolin. Dieser ist in erster Linie auf flotten Spaß ausgelegt. Eine starke akrobatische Leistung serviert uns das Trio Angelis. Mit dem Russischen Barren katapultieren die beiden Herren ihre Partnerin in die Luft. Elegant dreht sie dort ihre Schrauben und Salti. Höhepunkt ist der dreifache Salto. Einen der beiden Porteure konnten wir bereits früher als Teil der Schleuderbrett-Trupp Catana bei Arena erleben. Mit Lasso sowie Peitsche nehmen uns Jan Navratil und Jimmy Folco mit in den Wilden Westen. Am Ende der Peitschenspiele von Cowboy Jan steht Häuptling Jimmy ohne Federschmuck da. „Tempo, Tempo, Tempo“ heißt es bei Juan Pablo Martinez. Zunächst jongliert der Mexikaner mit Keulen. Danach schnalzt er Tischtennisbälle mit der Zunge in die Luft und fängt sie mit dem Mund wieder auf. Voller Einsatz ist ebenfalls gefragt, wenn er Hüte durch die Luft fliegen lässt. Dabei dreht er eine Runde durchs Publikum.


Rudy Althoff

Erstmalig in der Arena-Manege mit einer eigenständigen Darbietung erleben wir Charmaine Berdino. Und dieses Solo-Debüt ist absolut sehenswert. Die Tochter von Suzanne Berdino und Carsten Maersk führt nacheinander zwei Pferde vor. Was spielerisch aussieht, ist in Wirklichkeit ein bestens einstudiertes Miteinander von Mensch und Tier. Durch den Wechsel von Distanz und Nähe animiert sie ihre vierbeinigen Partner zu selten präsentierten Figuren. Am Ende reitet sie ohne Sattel auf einem Pferd, das sogar einen Steiger mit Charmaine Berdino auf dem Rücken zeigt. Eine lebhafte Melange verschiedener artistischer Disziplinen vereint die Bingo-Formation in ihrem größten Auftritt. In einer wunderschönen Choreographie sehen wir die jungen Damen am Trapez, mit Hula Hoop-Reifen, beim Seilspringen oder als Handstandakrobatin. Die drei Damen, die Rudy Althoff betreut, sind ebenfalls von besonderer Schönheit. Die afrikanischen Elefanten des Cirkus Arena sehen in der Tat blendend aus. Althoff führt sie in hohem Tempo vor. Die Tiere sind topfit und beherrschen ein großes Repertoire. Sie verabschieden sich mit dem Big Mount. Bleibt zu hoffen, dass wir sie auch zukünftig im Unternehmen der Familie Berdino erleben dürfen. Trotz verschärfter Gesetzeslage.

In der Zusammenarbeit mit einem Prominenten scheint Arena einen guten Weg gefunden zu haben, den klassischen Circus publikumswirksam zu präsentieren. Bereits im vergangenen Jahr war mit Motor Mille ein TV-Sternchen engagiert. 2019 soll es wieder eine ähnlich geartete Kooperation geben. Wenn so die breite Bevölkerung für den Circus gewonnen werden kann, warum nicht. Einmal im Chapiteau, können sich die Gäste der Magie von Tieren, Artisten und Clowns nicht entziehen. Insbesondere dann, wenn das Programm so stark besetzt ist wie beim Cirkus Arena.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch