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Zirkus Charles Knie - Tour 2017
www.zirkus-charles-knie.de ; 147 Showfotos

Wertheim, 4. Juli 2017: Der Zirkus Charles Knie ist das Circus-Unternehmen in Deutschland, das man allen Freunden und Bekannten bedenkenlos empfehlen würde. Ein Circus quasi mit Gefall-Garantie. Und zwar auch für Menschen, die sonst selten oder gar nicht Manegenduft schnuppern. Dafür sorgt nicht nur die ausgewogene Mischung aus Tieren, Clowns und Akrobaten. Auch die moderne, glamouröse und temporeich-professionelle Programmgestaltung, der gebotene Komfort und der prachtvolle Gesamtauftritt machen den Zirkus Charles Knie zu einem Entertainment-Betrieb für jedermanns Geschmack.

Vor der elften Saison unter der Leitung von Sascha Melnjak wurde noch einmal kräftig investiert. Das 2008 in Betrieb genommene Chapiteau und das Vorzelt habe jeweils eine neue Plane erhalten. Diese wurde in den gewohnten Farben in rot und weiß gefertigt, nun aber in einem moderneren Spiraldesign. Auch der Artisteneingang hat ein Facelift erhalten. Die neue „Charles Knie“-Leuchtschrift über der roten Gardine kann dank LED-Technik in vielen Farben erstrahlen und sticht deutlicher hervor. Auch Licht und Ton wurden auf den neuesten Stand gebracht.


Exoten, Cesar Pindo 

Nach dem tragischen, viel zu frühen Tod von Clown Charly Carletto alias Carlos de Jesus Peres kurz vor Saisonbeginn hat Henry Ayala den komischen Part im Programm übernommen. Gemeinsam mit dem Sprechstallmeister eröffnet er die Show. Und das ist in dieser Vorstellung vorübergehend Ionut Calin, eigentlich Abendregisseur. Denn Neuzugang Gino Huppertz ist nicht nur Moderator, sondern auch Zeltmeister. Und als solcher beim Vorkommando in der nächsten Gastspielstadt unterwegs. Auch das ist Circus. Zu einem Markenzeichen des Hauses ist über die Jahre der große Exotenzug geworden. Und dies nicht nur wegen der artenreichen Besetzung mit jeweils fünf Kamelen und Lamas, vier Zebras, einem halben Dutzend exotischer Rinder und einem Guanako. Vielmehr ist die Präsentation der Nummer immer schöner und aufwendiger geworden. Fünf Ballettdamen in aufwendigsten Federschmuck-Kostümen sowie drei weitere Figuranten sorgen für ein fantasievolles Bild der fröhlichen Seite Afrikas. Sängerin Elena, in diesem Jahr neu im Ensemble, sorgt für zusätzlichen Glanz. Sie leitet über zum Auftritt von Extrem-Klischnigger Cesar Pindo. Zunächst sorgen seine Verrenkungen noch für hörbares Amüsement, dann zunehmend auch für ungläubiges Raunen und manches Schaudern. Denn Cesar Pindo faltet seinen Körper so kompakt zusammen, dass er in eine kleine Kiste passt. Darin verharrt er lange Sekunden. Unter rhythmischem Applaus verlässt er die Behausung.


Jochen Träger alias Krenzola jun., Ballettgirl, Karim Messoudi 

Für Entspannung ist bei den folgenden Auftritten gesorgt. Zunächst zeigen die Messoudis gut gelaunt ihre Partnerjonglage. Es ist immer wieder faszinierend, wie die Brüder Soffien und Karim ihrem Vater Said mit den geworfenen Jonglierkeulen Hut, Sonnenbrille und Zigarette vom Kopf fegen. In einer ersten Reprise bindet Henry Ayala ein Kind aus dem Publikum in eine Hutjonglage ein. Neu im Programm ist in dieser Saison Jochen Träger alias Krenzola jun. mit seinen artenreichen Tierdarbietungen. Bei der ersten kommentiert er das Geschehen auf launige Weise per Mikrofon. Hier werden zwei Gruppen weiße und schwarze Laufenten unter anderem „separiert“ und wieder durchgemischt. Ziegenbock Wolfgang, acht Schweine und weitere Enten komplettieren dieses Tier-Potpourri, das vom Publikum vergnügt aufgenommen wird. Wiederum mit einer Tiernummer geht es weiter. Marek Jamas Pferdedressur ist als himmlisch schönes Showbild gestaltet. Eingeleitet wird es von den vier Ballettdamen als verführerische Engel mit offenen Haaren. Sängerin Elena begleitet ihren sinnlichen Tanz mit "Do what you want" von Lady Gaga gesanglich. Marek Jama führt zunächst ein geflügeltes Pferd zu Schulschritten in die Manege, lässt seinen Sechserzug Friesen sowie später sechs Mini-Ponys folgen und beschließt die Darbietung mit steigenden Ponys und einem Araber.


Flying Wulber, Gino Huppertz, Victoriya 

In seinem ersten größeren Auftritt holt Henry Ayala einige Zuschauer zum Glockenspiel in die Manege. Ein Herr erhält für seinen Einsatz einen Orden, eine Dame ein Herz, und das aufmerksame Publikum geht voll mit. Vor der Pausennummer ist Gino Huppertz zurück im Roten Ring und übernimmt die Moderation für den Rest des Abends. Er ist ein charmanter und eloquenter Begleiter. So ist es sehr erfreulich, dass die Show nach drei Jahren Unterbrechung wieder einen Moderator bekommen hat. Dies sorgt für eine zusätzliche persönliche Note. Inzwischen geradezu traditionell – in der achten Saison in Folge – gibt es bei Charles Knie ein klassisches Flugtrapez. Bei den Flying Wulber sorgt eine Dame in einem rotierenden Gestell für einen zusätzlichen optischen Effekt. Besonderheiten sind zudem schwierige Tricks wie der Doppelsalto rückwärts mit Schraube sowie der „Dreifache“ mit Doppelpirouette direkt im Anschluss. Stimmungsvoll geht es in der zweiten Programmhälfte weiter. Marek Jama kleidet seine Hohe Schule zu Pferd in ein bezauberndes Bild mit den Ballettdamen. Solistin Victoriya und das Pferd mit seinem Reiter tanzen gemeinsam im Sägemehl.


Wulbers, Krenzola jun., Henry Ayala 

Nochmals setzt Henry Ayala auf Publikumsbeteiligung. Auch beim „Striptease“ macht der Herr aus den Logen gut mit, sehr zum Vergnügen des Publikums. In seinem zweiten Auftritt stellt Jochen Träger eine ganze Arche vor. Fuchs und Gans, Hund und Katz‘, Tauben und Kakadu, ein großer Puter und weitere Arten sorgen für ein manegenfüllendes Bild. Eingeleitet wird es vom Ballett zum Thema Wiener Walzer. Freilich eine sympathische Nummer mit einem sympathischen Tierlehrer. Und doch denken wir auch wehmütig an die Jahre bis 2015 zurück, in denen Raubtiere und/oder Elefanten fester Bestandteil aller Charles-Knie-Produktionen von Sascha Melnjak waren. Bleibt zu hoffen, dass sie bald wieder in diese Manege zurückkehren. Für Heiterkeit und Tempo sorgen die Wulbers in ihrer Zweitnummer auf dem Trampolin, und schließlich hat Henry seinen ganz großen Auftritt in der viel belachten Restaurant-Szene. Während er diese beim Heilbronner Weihnachtscircus noch mit seiner Schwester spielte, mimt nun seine Lebensgefährtin Tatiana Kundyk den anspruchsvollen Gast. Dass zum Abschluss mit Spaghetti ins Publikum geworfen wird, müsste für meinen Geschmack nicht sein.


Mesoudis, Elena, Duo Medini 

Eine Umbesetzung gibt es auch beim Rollschuh-Duo Medini. Evanguely Alves aus Portugal übernimmt vertretungsweise den Part von Vanessa Medini, während deren Bruder Emanuel weiterhin die „tragende“ Rolle hat. Auch in dieser Variante bietet die Nummer eine schöne Mischung aus starken Tricks, rasantem Ablauf und Unterhaltungswert, wenn ein Gast aus dem Publikum seine Runden mit den Artisten dreht. Meine Lieblingsszene unter den durchweg schönen Ballettbildern ist die letzte, die stylische Modenschau zum Madonna-Hit „Vogue“. Mit den Kostümkreationen in schwarz-weiß wird der perfekte Rahmen geschaffen für den Auftritt der Messoudi Brothers in ihren weißen Anzügen. Mit ihrem hervorragenden Können reißen die drei Brüder Karim, Soffien und Yassin mit Vater Said bei Handständen und anspruchvollster Partnerakrobatik auch das Wertheimer Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.

Und so folgen im glamourösen Finale, nochmal mit prächtigen Revuekostümen und Gesang, schnell Standing Ovations. Weil der Zirkus Charles Knie ein breites Publikum, darunter auffallend viele junge Leute, wirklich zu begeistern vermag. Und deshalb rundum zu empfehlen ist.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber