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Circus Carl Busch - Tour 2017
www.circus-carl-busch.de ; 115 Showfotos

Heidelberg, 17. April 2017: Nach der Herbsttournee im vergangenen Jahr spielt der Circus Carl Busch nun wieder eine komplette Saison. Ende März war der Start in Heilbronn. Im Oktober steht ein Gastspiel auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg auf dem Plan. Seien wir also froh, dass die Familie Wille das immer kleiner werdende Feld des klassischen Circus mit einer Vielzahl engagierter Artisten besetzt. Und das 2017 wiederum mit einem wunderbar zusammengestellten Programm. Hochkarätige Tierdressuren, ausgesuchte artistische Darbietungen und amüsante Clownerie sind in genau der richtigen Dosis dabei.

Hinzu kommt eine vierköpfige Band, die ebenso wie das durchdachte Lichtdesign die Show wirkungsvoll aufwertet. Bekanntermaßen legen die Willes großen Wert auf das Material. So sorgen im Inneren das Gradin mit ausnahmslos blauen Schalensitzen, die beleuchtete Piste und der edle Artisteneingang für eine perfekte Optik. Von Außen strahlen die gepflegten blau-weißen Zeltanlagen und der stets gewartete Fuhrpark Großcircus-Optik in bester Manier aus. Im Frontzaun wurden die runden Platten mit den Motiven des neu gestalteten Plakats für die aktuelle Spielzeit versehen. Das Signet ist cicustypischer gehalten als das letztjährige. Aber trotzdem wirkt es keineswegs verstaubt.


Jan Bühring, Tiziana Saabel, Manuel Frank

In der Manege wird das Publikum von Jan Bühring begrüßt. Nach mehreren Saisons beim Zirkus (Rudolf) Probst und einer im Hansapark ist er nun bei Carl Busch als Sprechstallmeister im Einsatz. Dies allerdings nur dann, wenn sein Hauptjob im Büro es zulässt. Wir hatten am Ostermontag das Glück, von Jan Bühring durch das Programm geführt zu werden. In knappen Moderationen kündigt er sympathisch die jeweiligen Nummern an. Spanien gibt den Rhythmus für die ersten drei Darbietungen vor. Los geht es mit der Hohen Schule der Saabels. Nach Riverdance in den vergangenen Jahren steht die deutsch-italienische Familie jetzt wieder mit ihrer spanischen Aufmachung im Scheinwerferlicht. Alexandra ist als Tänzerin auf dem Boden zu erleben. Mutter Tiziana und Schwester Kelly auf dem Pferderücken. Während Alexandra hinter dem Vorhang das Kostüm wechselt, sehen wir die Reiterinnen auf verschiedenen Pferden. Zunächst zeigen sie die Schulschritte auf weißen Arabern, dann auf holländischen Friesen. Insgesamt ergibt sich ein herrliches Bild mit großer Intensität. Der Circus Carl Busch ist für seine herausragenden Pferdedressuren bekannt. Natascha Wille-Busch und Manuel Frank bauen mit den hauseigenen Tieren immer wieder eindrucksvolle Nummern auf. Schon wieder überraschen sie uns mit einer neuen Kreation, die von Manuel Frank präsentiert wird. Diesmal bringt er sechs Friesen und sechs Ponys zusammen in die Manege. Sie zeigen unter seiner Anleitung anspruchsvolle Abläufe, die doch so harmonisch aussehen. Chapeau. Dazu erklingen spanische Melodien.


Nicol Nicols, Jamena Wille-Busch, Alexandra und Kelly Saabel

Spanien ist das Heimatland von Nicol Nicols. Das verhehlt er auch bei seiner Darbietung auf dem Drahtseil nicht. Diese folgt einer stimmungsvollen Choreographie. Nicht zuletzt dank seiner Partnerin Havi, die als Tänzerin ein sinnliches Zusammenspiel mit dem Matador auf dem Seil zelebriert. Im hinreißenden Kleid nimmt sie das Publikum gefangen und animiert es zum Mitklatschen. Die Kür auf dem Drahtseil von Nicol Nicols ist eine der stärksten Nummern dieses Genres. Er beherrscht den Rückwärts- genauso wie den Vorwärtssalto. Hinzu kommen weitere Tricks wie der Sprung durch einen brennenden Reifen, der zudem noch mit Messern besetzt ist. Nach diesen drei temporeichen Darbietungen sorgt Jamena Wille-Busch dafür, dass wir träumen dürfen. Mit ihrer Arbeit an weißen Tüchern zieht sie die Blicke unter die Kuppel. In der Luft beweist sie auf ästhetische Art, wie biegsam ihr Körper ist. Sie rutscht an den Tüchern herunter und unternimmt einen effektvollen Rundflug. Manuel Frank führt zunächst fünf Dromedare in einer flotten Dressur vor. Dann haben die beiden Elefantendamen Carla und Maschibi ihren Auftritt. Die gezeigten Tricks sind tiergerecht und machen den Dickhäutern mindestens genauso viel Spaß wie den Zuschauern. Alexandra und Kelly Saabel gehört die Pausennummer. Darin zeigen sie in einer ausgefeilten Inszenierung Handstand-Equilibristik. Die meisten Sequenzen präsentieren sie synchron auf jeweils zwei Handstäben. Am Ende kreieren die attraktiven jungen Damen gemeinsame Figuren.


Jimmy Saylon, Kevin Chaves, Familie Saabel

Zu Beginn des zweiten Teils sind die Schwestern schon wieder gefragt. Dann gehören sie zu den Magic Girls von Alexandras Partner Jimmy Saylon. Bei seiner Kistenzauberei wird er zudem von Natascha Wille-Busch, Jamena Wille-Busch und Havi unterstützt. Durch die Steam Punk-Aufmachung bekommt diese eine ganz eigene „Magie“. Wie alle Kostüme der Saabels, sehen wir auch hier traumhafte Kreationen von Alexandra. Bewegt Jimmy Saylon sei dreirädriges nostalgisches Gefährt mit Muskelkraft, rauscht Kevin Chaves auf einem Motorrad in die Manege. Der Gepäckträger des Feuerstuhls dient als Podest für seine Rola Rola-Akrobatik. Originell ist der Trick, bei dem er Skateboards auf einem Brett übereinander stapelt, das auf einer Rolle liegt. Auf diesem wackeligen Turm hält der jugendliche Artist souverän die Balance. Dies tut er ebenso auf einem Basketball und auf mehreren Walzen übereinander. In ihrem letzten Auftritt entführen uns die Saabels in eine Eislandschaft. Huskys und Samojeden-Spitze sind hier zu Hause. Mit einem Schlitten ziehen sie zwei ihrer Vorführerinnen durch den roten Ring. Bereitwillig folgen sie danach den Anweisungen von Tiziana, Alexandra und Kelly Saabel in edlen winterlichen Kostümen. Sie springen durch Reifen oder über Hindernisse. Am Ende wagen sie gar eine eisige Rutschparte.


Natascha Wille-Busch, Duo Szeibe, Angelo Chaves

Bevor Natascha Wille-Busch ihren Sechserzug weißer Araber vorführt, reitet sie die Hohe Schule. Beide Elemente ihrer Arbeit mit Pferden sind wunderschön anzusehen. Bei der Reiterei sitzt sie elegant im Sattel und lässt ihr Schulpferd die verschiedensten Schrittvarianten ausführen. Das wirkt ungemein harmonisch. Nicht anders ist das bei der Vorführung der Freiheit vom Boden aus. Hier dirigiert die Juniorchefin schwierige Abläufe. Für den Zuschauer aber sieht es so einfach aus. Alles läuft wie am Schnürchen. Ein Genuss sind zudem die zahlreichen Steiger, die gewohnt temporeich zelebriert werden. Selten zu sehen ist das Genre des Haltestuhls. Mit dem Duo Szeibe hat der Circus Carl Busch somit eine Rarität im Programm. Als besonderer Clou fungiert auch die Dame als tragender Part. Bei den meisten Tricks ist es aber Seweryn, die von ihrem Partner sicher mit den Händen oder dem Genick gehalten wird. Ihre Figuren hält Seweryn ruhig oder aber im rasanten Wirbel. Für Nervenkitzel ist bei der Schlussnummer allemal gesorgt. Angelo Chaves ist für das entspannende Lachen verantwortlich. Der Portugiese ist ein sympathischer Zeitgenosse, der den klassischen Reprisenclown verkörpert. Dezente Schminke, eine große Nase und bunte, aber gepflegte Kostüme kennzeichnen sein Äußeres. In seinem größten Auftritt ist er der Regisseur bei einem witzigen Filmdreh. Die Schauspieler rekrutieren sich aus den Reihen des Publikums. Bei anderen Einsätzen wird er von Sohn Kevin begleitet. Etwa, wenn die beiden den Tellschuss wagen oder sich als Köche versuchen. Dann fliegen Hühnereier durch die Luft, spritzt das Wasser. Insgesamt sorgen sie für viel Spaß unter dem Chapiteau.

Zum Finale kommen die Artisten mit Luftballons durch den Artisteneingang. Im Glitzerregen nehmen sie den Applaus des begeisterten Publikums entgegen. So verabschiedet sich das internationale Ensemble am Ende einer wunderbaren Manegenshow. Bei Carl Busch wird der klassische Circus gepflegt. Das aber ganz ohne von Gestern zu sein.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch