Hinzu
kommt eine vierköpfige Band, die ebenso wie das durchdachte Lichtdesign
die Show wirkungsvoll aufwertet. Bekanntermaßen legen die Willes großen
Wert auf das Material. So sorgen im Inneren das Gradin mit ausnahmslos
blauen Schalensitzen, die beleuchtete Piste und der edle
Artisteneingang für eine perfekte Optik. Von Außen strahlen die
gepflegten blau-weißen Zeltanlagen und der stets gewartete Fuhrpark
Großcircus-Optik in bester Manier aus. Im Frontzaun wurden die runden
Platten mit den Motiven des neu gestalteten Plakats für die aktuelle
Spielzeit versehen. Das Signet ist cicustypischer gehalten als das
letztjährige. Aber trotzdem wirkt es keineswegs verstaubt.
Jan Bühring, Tiziana Saabel, Manuel Frank
In
der Manege wird das Publikum von Jan Bühring begrüßt. Nach mehreren
Saisons beim Zirkus (Rudolf) Probst und einer im Hansapark ist er nun
bei Carl Busch als Sprechstallmeister im Einsatz. Dies allerdings nur
dann, wenn sein Hauptjob im Büro es zulässt. Wir hatten am Ostermontag
das Glück, von Jan Bühring durch das Programm geführt zu werden. In
knappen Moderationen kündigt er sympathisch die jeweiligen Nummern an.
Spanien gibt den Rhythmus für die ersten drei Darbietungen vor. Los
geht es mit der Hohen Schule der Saabels. Nach Riverdance in den
vergangenen Jahren steht die deutsch-italienische Familie jetzt wieder
mit ihrer spanischen Aufmachung im Scheinwerferlicht. Alexandra ist als
Tänzerin auf dem Boden zu erleben. Mutter Tiziana und Schwester Kelly
auf dem Pferderücken. Während Alexandra hinter dem Vorhang das Kostüm
wechselt, sehen wir die Reiterinnen auf verschiedenen Pferden. Zunächst zeigen sie die Schulschritte auf weißen Arabern, dann auf
holländischen Friesen. Insgesamt ergibt sich ein herrliches Bild mit
großer Intensität. Der Circus Carl Busch ist für seine herausragenden
Pferdedressuren bekannt. Natascha Wille-Busch und Manuel Frank bauen
mit den hauseigenen Tieren immer wieder eindrucksvolle Nummern auf.
Schon wieder überraschen sie uns mit einer neuen Kreation, die von
Manuel Frank präsentiert wird. Diesmal bringt er sechs Friesen und
sechs Ponys zusammen in die Manege. Sie zeigen unter seiner Anleitung
anspruchsvolle Abläufe, die doch so harmonisch aussehen. Chapeau. Dazu
erklingen spanische Melodien.
Nicol Nicols, Jamena Wille-Busch, Alexandra und Kelly Saabel
Spanien
ist das Heimatland von Nicol Nicols. Das verhehlt er auch bei seiner
Darbietung auf dem Drahtseil nicht. Diese folgt einer stimmungsvollen
Choreographie. Nicht zuletzt dank seiner Partnerin Havi, die als
Tänzerin ein sinnliches Zusammenspiel mit dem Matador auf dem Seil
zelebriert. Im hinreißenden Kleid nimmt sie das Publikum gefangen und
animiert es zum Mitklatschen. Die Kür auf dem Drahtseil von Nicol
Nicols ist eine der stärksten Nummern dieses Genres. Er beherrscht den
Rückwärts- genauso wie den Vorwärtssalto. Hinzu kommen weitere Tricks
wie der Sprung durch einen brennenden Reifen, der zudem noch mit
Messern besetzt ist. Nach diesen drei temporeichen Darbietungen sorgt Jamena Wille-Busch dafür, dass wir träumen dürfen. Mit ihrer Arbeit an
weißen Tüchern zieht sie die Blicke unter die Kuppel. In der Luft
beweist sie auf ästhetische Art, wie biegsam ihr Körper ist. Sie
rutscht an den Tüchern herunter und unternimmt einen effektvollen
Rundflug. Manuel Frank führt zunächst fünf Dromedare in einer flotten
Dressur vor. Dann haben die beiden Elefantendamen Carla und Maschibi
ihren Auftritt. Die gezeigten Tricks sind tiergerecht und machen den
Dickhäutern mindestens genauso viel Spaß wie den Zuschauern. Alexandra
und Kelly Saabel gehört die Pausennummer. Darin zeigen sie in einer
ausgefeilten Inszenierung Handstand-Equilibristik. Die meisten
Sequenzen präsentieren sie synchron auf jeweils zwei Handstäben. Am
Ende kreieren die attraktiven jungen Damen gemeinsame Figuren.
Jimmy Saylon, Kevin Chaves, Familie Saabel
Zu
Beginn des zweiten Teils sind die Schwestern schon wieder gefragt. Dann
gehören sie zu den Magic Girls von Alexandras Partner Jimmy Saylon. Bei
seiner Kistenzauberei wird er zudem von Natascha Wille-Busch, Jamena
Wille-Busch und Havi unterstützt. Durch die Steam Punk-Aufmachung
bekommt diese eine ganz eigene „Magie“. Wie alle Kostüme der Saabels,
sehen wir auch hier traumhafte Kreationen von Alexandra. Bewegt
Jimmy Saylon sei dreirädriges nostalgisches Gefährt mit Muskelkraft,
rauscht Kevin Chaves auf einem Motorrad in die Manege. Der Gepäckträger
des Feuerstuhls dient als Podest für seine Rola Rola-Akrobatik.
Originell ist der Trick, bei dem er Skateboards auf einem Brett übereinander stapelt,
das auf einer Rolle liegt. Auf diesem wackeligen Turm
hält der jugendliche Artist souverän die Balance. Dies tut er ebenso
auf einem Basketball und auf mehreren Walzen übereinander. In ihrem
letzten Auftritt entführen uns die Saabels in eine Eislandschaft.
Huskys und Samojeden-Spitze sind hier zu Hause. Mit einem Schlitten
ziehen sie zwei ihrer Vorführerinnen durch den roten Ring. Bereitwillig
folgen sie danach den Anweisungen von Tiziana, Alexandra und Kelly
Saabel in edlen winterlichen Kostümen. Sie springen durch Reifen oder
über Hindernisse. Am Ende wagen sie gar eine eisige Rutschparte.
Natascha Wille-Busch, Duo Szeibe, Angelo Chaves
Bevor
Natascha Wille-Busch ihren Sechserzug weißer Araber vorführt, reitet
sie die Hohe Schule. Beide Elemente ihrer Arbeit mit Pferden sind
wunderschön anzusehen. Bei der Reiterei sitzt sie elegant im Sattel und
lässt ihr Schulpferd die verschiedensten Schrittvarianten ausführen.
Das wirkt ungemein harmonisch. Nicht anders ist das bei der Vorführung
der Freiheit vom Boden aus. Hier dirigiert die Juniorchefin schwierige
Abläufe. Für den Zuschauer aber sieht es so einfach aus. Alles läuft
wie am Schnürchen. Ein Genuss sind zudem die zahlreichen Steiger, die gewohnt
temporeich zelebriert werden. Selten zu sehen ist das Genre des
Haltestuhls. Mit dem Duo Szeibe hat der Circus Carl Busch somit eine
Rarität im Programm. Als besonderer Clou fungiert auch die Dame als
tragender Part. Bei den meisten Tricks ist es aber Seweryn, die von
ihrem Partner sicher mit den Händen oder dem Genick gehalten wird. Ihre
Figuren hält Seweryn ruhig oder aber im rasanten Wirbel. Für
Nervenkitzel ist bei der Schlussnummer allemal gesorgt. Angelo Chaves
ist für das entspannende Lachen verantwortlich. Der Portugiese ist ein
sympathischer Zeitgenosse, der den klassischen Reprisenclown
verkörpert. Dezente Schminke, eine große Nase und bunte, aber gepflegte
Kostüme kennzeichnen sein Äußeres. In seinem größten Auftritt ist er
der Regisseur bei einem witzigen Filmdreh. Die Schauspieler rekrutieren
sich aus den Reihen des Publikums. Bei anderen Einsätzen wird er von
Sohn Kevin begleitet. Etwa, wenn die beiden den Tellschuss wagen oder
sich als Köche versuchen. Dann fliegen Hühnereier durch die Luft,
spritzt das Wasser. Insgesamt sorgen sie für viel Spaß unter dem
Chapiteau.
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