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Cirkus Brazil Jack - Tour 2017
www.cirkusbraziljack.se ; 105 Showfotos

Stockholm, 29. April 2017: Drei Pferde. Mehr Tiere gibt es im aktuellen Programm des Cirkus Brazil Jack nicht. Für den Circus-Puristen zu wenig, für die Tierrechtsaktivisten offensichtlich schon zu viel. Denn auch in Schweden wird gegen den Circus mit Tieren protestiert, werden Werbemittel beschmiert. Dabei spielt es offensichtlich keinerlei Rolle, welche Tierarten ein Circus mit sich führt und wie mit diesen umgegangen wird. Das kennen wir ebenfalls aus vielen Ländern. So finden sich dann eben auch im Stadtbild von Stockholm Plakate, die mit Parolen der Aktivisten versehen sind.

Die Realität stellt sich dann natürlich sichtlich entspannter dar. Der Cirkus Brazil Jack spielt auf einer riesigen Rasenfläche im Stadtteil Gärdet. Das rote Chapiteau und die nostalgischen Wagen bilden eine eigene kleine Welt. Eine Welt, die ihren eigenen Charme versprüht, einen magisch anzieht. Und die Pferde? Die genießen entspannt die Zeit bis zur Vorstellung. Sie grasen in ihren Paddocks und lassen es sich gut gehen.


Familie Donnert, Toni und Emilia, Neyenne Frank

Das Trio Vierbeiner ist Teil der Schlussnummer. Diese gehört der Familie Donnert. Mit ihrer Jockeyreiterei wurde sie schon beim Internationalen Circusfestival von Monte Carlo ausgezeichnet. Aktuell ist die Truppe in veränderter Besetzung zu sehen. Richard Donnert ist derzeit nicht dabei, dafür ist Neyenne Frank vom Circus Bely hinzugekommen. Sie ist mit einem der Donnert-Brüder liiert und direkt in die Nummer eingestiegen. So sitzen nun bei der Schlussrunde für ein paar Augenblicke zwei Frauen und drei Männer auf einem Pferd. Davor gibt es unter anderem den Salto von Pferd zu Pferd und den Zwei-Mann-Hoch auf dem Pferderücken. Das alles mit ungarischem Temperament serviert. Deutlich romantischer geht es beim Pas de deux von Toni und Emilia zu. Ruhig zeigen die beiden schöne Figuren dieser Form der Reiterei. Es entstehen traumhafte Bilder, wie sie perfekt in das nostalgische Ambiente des Cirkus Brazil Jack passen. Neyenne Frank hat auch ihre Kontorsion mit nach Schweden gebracht. Charmant verbiegt die junge Blondine ihren geschmeidigen Körper. Als Clou setzt sie sich einen Zylinder mit den Füßen auf den Kopf.


Wolf Brothers, Mister Lorenzo, Alte Kameraden

In diesem Winter wurden die beiden Nummern der Wolf Brothers in Monte Carlo prämiert. Die tschechischen Brüder haben sich auf komische Akrobatik spezialisiert. Zunächst gibt David den Trapez-Star, der aufgrund technischer Probleme nicht zu seinem Arbeitsgerät kommt. Richard spielt den vertrottelten Requisiteur, der den Artisten letztendlich mit Hilfe einer Leiter ans Trapez bringt. Allerdings bleibt er selbst gleich mit oben. Die folgenden Eskapaden sorgen für große Heiterkeit unter dem Chapiteau. Ähnlich sieht es bei ihrem Auftritt als Kaskadeure aus. Diesen präsentieren sie in schottischer Aufmachung. Artistisches Können und Komik halten sich hier wiederum die Waage. Unter Einbeziehung von Brett, Stuhl und Tisch wissen sie allerlei akrobatischen Schabernack zu treiben. Mister Lorenzo setzt den Schwerpunkt klar auf das komische Fach. Kein Wunder, ist er doch der Clown im Programm. Schon vor dem Opening animiert er das Publikum zum Mitmachen. In die Manege dürfen dann mehrere Personen beim Spiel mit Glocken. Wobei man sich hier einen respektvolleren Umgang mit den Mitspielern wünschen würde. Insgesamt könnte Mister Lorenzos Spiel etwas feiner sein. Nichtsdestotrotz erreicht er sein Ziel, für Lachen bei den Gästen zu sorgen. Auch artistische Fähigkeiten besitzt er, wie er auf der freistehenden Leiter als Jongleur mit Tischtennisbällen oder bei den „alten Kameraden“ beweist. In dieser Nummer im historischen Stil tritt er gemeinsam mit den Brüdern Donnert und Wolf auf. Lorenzo gibt den starken Mann, gemeinsam versuchen sie sich als (komische) Akrobaten. Natürlich fliegt der Puderbeutel, und natürlich ist ein Schleuderbrett im Spiel. Damit beenden sie den ersten Programmteil.


Steacy Garibaldi, Denis Ilchenko, Carmen Rhodin

Die Eröffnungsnummer hingegen gehört Steacy Garibaldi. Charmant und gekonnt balanciert sie auf der freistehenden Leiter. Voller Dynamik geht sie die Sprossen herauf und hinunter oder hält auf dem oberen Ende der Leiter stehend das Gleichgewicht. Präzision ist gefragt, wenn sie mit einer Leiter über einen Parcours aus kleinen Säulen läuft. Hier geht es um Genauigkeit im Zenti- wenn nicht gar Millimeterbereich. Rund um das Auto hat Denis Ilchenko seine Kraftakrobatik aufgebaut. Da trifft es sich gut, dass der Cirkus Brazil Jack in diesem Jahr eine Partnerschaft mit dem Kfz-Hersteller Dacia eingegangen ist. So zieht Ilchenko einen Wagen dieser Marke mit den Zähnen in die Manege oder lässt sich gar von diesem überrollen. Auch auf andere Weise spielt er gerne mit seinen eindrucksvollen Muskeln. Etwa, wenn er eine Metallstange verbiegt oder vier Menschen an einem Baumstamm auf den Schultern trägt. Die Show von „Schwedens Nationalcircus“ ist natürlich auch in diesem Jahr mehr als die Summe der einzelnen Darbietungen. Die nochmals erweiterte Lichtanlage sorgt für eine intime Stimmung unter dem traditionellen Chapiteau mit Sturmstangen. Das sechsköpfige Orchester über dem in Rot und Gold gehaltenen Artisteneingang spielt wunderbare Livemusik. Bei Opening und Finale mit allen Artisten werden wir wie immer sehr charmant von Direktorin Carmen Rhodin begrüßt sowie verabschiedet. Ganz so, wie wir es von unseren bisherigen Besuchen kennen. Ganz so, wie es immer wieder allergrößten Spaß macht.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch