Die Pferde verfügen über großzügige
Boxen-Stallungen in umgebauten, aufklappbaren Containern plus
Außengehege. In einem großen Paddock grast die stattliche
Kamelherde, und die drei Elefanten von Franz Renz sind im
Stallzelt mit Außenpaddock untergebracht. Blau-gelb ist die
einheitliche Farbgebung von Wagenpark und Chapiteau. Im Inneren
des Spielzeltes gruppieren sich Logenreihen und
Schalensitzgradin um die Manege. Ein samtroter Vorhang bildet
den Artisteneingang.
Evgeny und Nikita Boutorine,
Mandy Zinnecker, Nadja Scholl
Gekonnt singend eröffnet Nadja Scholl das
Programm mit „Life is a cabaret“, Direktor Roman Zinnecker
begrüßt das Publikum. Das Drahtseil für den Auftritt von Mandy
Zinnecker ist bereits durch die Manege gespannt. Sie präsentiert
Tanzschritte im Latin-Rhythmus und Figuren bis hin zum Spagat.
Engagiert wurden die Clowns Boutique alias Evgeni und Svetlana
Boutorine mit ihrem 21-jährigen Sohn Nikita. Im ersten ihrer
durchweg sympathischen und originell gestalteten Auftritte
probieren Vater und Sohn sich im Hüte fangen und kombinieren
dies mit Tanz und Jonglagen.
Marlon
und Roman Zinnecker
Die besondere Stärke des Circus Belly Wien
sind die exzellenten Tierdressuren. Roman Zinnecker macht den
Auftakt und präsentiert ruhig und mit gewinnendem
Lächeln einen Viererzug Kamele. Nach Lauffiguren in exakter
Formation liegen die Tiere bereitwillig ab, nur von sparsamen
Gesten angeleitet. Kein Assistent muss nachhelfen. Leider frei
von Ausstrahlung ist dagegen der irische Artist Daragh Merritt,
der mit seiner starken Schminke einen eher düsteren,
geheimnisvollen Typ verkörpern möchte. Mit solidem Können lässt
er die Hula Hoop-Reifen kreisen. Der Apfel fällt nicht weit vom
Stamm: Nach diesem Motto zeigt der 30-jährige Direktionssohn
Marlon Zinnecker, dass er ebenfalls ein hervorragender
Tierlehrer ist. Mit leichter Hand und voller Schwung stellt er
seine Tierdarbietungen vor, zunächst ein doppeltes Groß und Klein. Unter anderem werden mehrere
Tricks, bei denen die Ponys unter den Pferden hindurchlaufen,
vollkommen flüssig aneinandergereiht.
Aron und Marlon Zinnecker
Sein zehn Jahre jüngerer Bruder Aron hat
sich der Jonglage verschrieben. Jeweils fünf Bälle und Keulen,
sieben Ringe und zum Abschluss drei Fackeln sind die Requisiten
seiner versierten Arbeit. Heiter geht es weiter, wenn Evgeny
Boutorine seiner Frau Svetlana einen Streich spielen möchte.
Natürlich ist er selbst es, der sich am Ende auf ein rohes Ei
setzt und dieses mit dem Hosenboden zerdrückt. Für einen idealen
Abschluss des ersten Programmteils sorgt dann Marlon Zinnecker
mit den drei mächtigen asiatischen Elefantenkühen. Laufarbeit,
Abliegen und Hochsitzer sind Elemente dieser Tiernummer.
Marlon Zinnecker
Und auch nach der Pause gehört die Manege
Marlon Zinnecker. Nun zeigt er seine fulminante Freiheitsdressur
mit acht herrlichen Friesen und äußerst anspruchsvollen
Lauffiguren. Aus dem normalen Gegenlauf gehen die Tiere nahtlos
in den gegenläufigen Fächer über, voltieren dann in der
Vierergruppe und wiederholen beides noch einmal. Darauf folgt
nahtlos wieder der klassische Gegenlauf – Respekt. Mit einem
Potpourri feuriger Araber-Steiger in unterschiedlichsten
Varianten beschließt Marlon Zinnecker seinen Auftritt.
Mandy Zinnecker,
Nikita Boutorine,
Daragh Merritt
Zwei weitere schön gespielte Szenen der
Clowns Boutique rahmen den Auftritt von Mandy Zinnecker am
Luftnetz ein. Temperament- und gefahrvoll sind ihre Flugpassagen
in großer Höhe, gewagt die Abfaller. Technisch hervorragend ist
das Können von Daragh Merritt als Kontorsionist, doch auch hier
agiert er gewollt düster, in sich gekehrt, zurückhaltend.
Schade. Das glatte Gegenteil verkörpert Nikita Boutorine. Der
junge Mann mit der Elvis-Tolle ist ein gut gelaunter
Wirbelwind, ein echter Entertainer, der offensiv den Kontakt zum
Publikum sucht und findet. Mit seinen rasanten Balancen auf der
freistehenden Leiter, selbstredend zu Rock’n’Roll-Musik, findet
das Programm seinen Abschluss. Es ist mit modernem LED-Licht und
schwungvoller Musik vom Band in Szene gesetzt. Noch einmal gibt
Nadja Scholl zur Einleitung des Finales eine Kostprobe ihres
gesanglichen Könnens. Ihre Tüchernummer dagegen pausiert an
diesem Tag. So wie diese Programmbesprechung überhaupt nur eine
Momentaufnahme sein kann. Kurze Zeit nach dem Besuch in
Brackenheim zeigte der Circus Belly Wien exklusiv in Krefeld ein
artistisch verstärktes Programm mit den vom „Supertalent“
bekannten Gebrüdern Scholl auf dem Trampolin, den
Antipodenspielen von Marilyn Zinnecker, Kimberly und Talina
Scholl als „Duo Silverstars“ am Ringtrapez sowie Alfred Scholl
an den Strapaten. Dafür wurde auf die Elefantennummer
verzichtet. Inzwischen hat der Circus sein Engagement im
Wunderland Kalkar angetreten, wo täglich Kurzvorstellungen für
die Freizeitparkbesucher präsentiert werden. |