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Zirkus Stey - Tour 2016
www.stey.ch ; 93 Showfotos

Volketswil, 20. März 2016: Es ist ein schönes Bild an diesem Sonntagmittag in Volketswil. Der Zirkus Stey hat die Kleinstadt im Großraum Zürich erstmals für seine Saisonpremiere ausgewählt. Die rot-weißen Zeltanlagen strahlen auf dem Gelände bei den Sportanlagen in der Sonne. Vor der Kasse hat sich eine lange Schlange gebildet. Als die zweite Vorstellung der Saison beginnt, sind die Plätze unter dem Chapiteau allerbestens gefüllt. So darf die noch junge Tournee weitergehen. Passend zum rundum familientauglichen Programm eröffnet das Vier-Mann-Orchester die Show mit einem Medley Schweizer Volkslieder.

Dann gehört die Manege Gina Giovannis. Jahrzehntelang war sie besonders für ihre immer wieder neu gestaltete Handstand-Equilibristik bekannt. Diese hat sie inzwischen an den Nagel gehängt. Dafür erleben wir sie erstmals als sympathische Tierlehrerin.


Ovidiu Parasar, Rudy Brukson, Gina Giovannis

Ihren Auftritt mit schwarzen und weißen Hunden hat sie zum Motto „Blues Brothers“ gestaltet. Sprünge, Seilspringen von zwei Tieren gleichzeitig, eine Art „Spanischer Tritt“ wie in einer Hohen Schule und anderes mehr gehören zu der ansprechenden Dressurfolge. Am Ende sausen mehrere Tiere eine Rutschbahn hinab. Wie eine Zeitreise kommt uns der erste Auftritt von Ovidiu Pasarar vor. Denn schon lange haben wir keine solche klassische Fakir-Nummer mit Feuerspielen, Stand auf dem Nagelbrett und Scherbenlauf gesehen. Gar ein „Zwei-Mann-Hoch“ auf Glasscherben wird gezeigt. Einem „Déjà-vu“ kommen hingegen die Auftritte von Clown Rudy Brukson gleich, denn er ist in der dritten Saison bei Stey engagiert. Einige seiner durchweg gefälligen Auftritte sind aus den Vorsaisons bekannt. So blödelt er sich als Koch durch eine Küche und kämpft später gegen einen Wurm – verkörpert von seiner Frau Irina –, der sich in einem großen Apfel versteckt hat. Andere kleine Szenen wurden neu gestaltet, beispielsweise der verhinderte „Apfelschuss“ als Übergang zur Pause.


Sara Vermeylen, Mia Arnosi Stey, Rico Brukson

Sechs Rinder vom Circus Dannebrog waren in der vergangenen Saison die Publikumslieblinge im Zirkus Stey. Nun hat Martin Stey den Tierbestand seines Unternehmens um zwei eigene Kälber erweitert. Unter seiner Anleitung zeigen die jungen Rindviecher, was sie bereits gelernt haben. Direkt im Anschluss präsentiert seine Ehefrau Mia die bekannte Ziegendressur. Auch Töchterchen Simone mischt hier bereits mit und wagt sich am Ende des Haustier-Blocks mit einem Pony auf eine Wippe. Der elfjährige Sohn von Clown Rudy Brukson, Rico, ist als Tennisjongleur zu erleben. Man dürfte wenig Gleichaltrige finden, die ihr Metier in der Jonglage bereits so gut beherrschen. Zuerst lässt er einen Tennisschläger auf zwei Devilsticks tanzen, dann jongliert er zwei Bälle gemeinsam mit einem Schläger bzw. drei Bälle sowie die dazu passende Verpackung. Schlussendlich hält er bis zu vier Tennisschläger und bis zu sechs Tennisbälle sicher in der Luft. Handstandakrobatik zeigt Sara Vermeylen. Nach ihrer Ausbildung an mehreren Artistenschulen wird sie nun von Gina Giovannis trainiert.


Martin Stey, Elena Brukson, Ovidiu Parasar und Mia Arnosi Stey 

In der Werbung groß herausgestellt wird in dieser Saison die Kunstschützennummer von Ovidiu Pasarar. Sie gibt dem Programm sein Motto „Treffsicher“. Und treffsicher ist dieser moderne „Tell“, wie sich Pasarar auch nennt, auf jeden Fall. Zunächst zerteilt er mit seinen Armbrust-Pfeilen ein Blatt Papier oder Luftballon-Schnüre, die von seiner mutigen Assistentin Mia Arnosi Stey gehalten werden. Als Höhepunkt schießt er sich über mehrere Stationen von Armbrüsten – jeder Pfeil löst die nächste aus – selbst einen Apfel vom Kopf. Nach der Pause folgt die einzige Luftnummer im Programm. Die achtjährige Elena Brukson demonstriert in einer kindgerechten Darbietung am Ringtrapez ihre Beweglichkeit. Schwungvoll und gekonnt leitet Direktor Martin Stey anschließend zwei Kamele zu vielfältigen Lauffiguren an. Wie er nach der Vorstellung berichtet, wurden die Tiere von der Familie Spindler-Barelli gemietet.


Gina Giovannis, Finale, Marc Dorffner

In ihrem zweiten Aufritt zeigt Gina Giovannis ihre bestens bekannte Drahtseilarbeit, inklusive Sprung durch einen Papierreifen oder über eine Barriere. Völlig zu Recht als Schlussnummer platziert wurden die Jonglagen von Marc Dorffner. Der sympathische junge Mann kommt „von privat“ und ist circusbegeistert von Kindesbeinen an. An der Berliner Artistenschule ließ er sich zum professionellen Artisten ausbilden. Bei seinen Jonglagen mit bis zu fünf Keulen und sieben Ringen, die er mit Balancen auf freistehenden Leitern kombiniert, lacht und strahlt er. Er sucht offensiv den Kontakt zum Publikum, überzeugt mit Können und Ausstrahlung gleichermaßen. Von ihm wird man hoffentlich noch viel hören.

Mit dem Finale und der Verabschiedung durch Martin Stey ist auch unsere Frühjahrs-Circusreise durch die Schweiz abgeschlossen. Das Fazit fällt eindeutig aus. Ob beim großen, weltbekannten Circus Knie, beim modernen Cirque Starlight oder beim traditionellen und familiären Zirkus Stey, überall gab es heuer – natürlich in unterschiedlicher Größenordnung – „Schweizer Qualität“ zu sehen. Es ist ein guter Jahrgang in unserem Nachbarland!

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber