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Circus Roncalli - Salto Vitale - Tour 2016
www.roncalli.de ; 95 Showfotos

Heilbronn, 7. April 2016: Auf der Zielgeraden befindet sich die Sondertournee „Salto Vitale“ des Circus Roncalli. Was am 30. August 2014 in Gütersloh begann, wird am 12. Juni 2016 in Paderborn enden. Schade, denn dieses Projekt ist eine Bereicherung der Circuslandschaft in Deutschland. Veranstaltet von der Grandezza Entertainment GmbH mit Geschäftsführer Thomas Schütte an der Spitze, bespielt diese „rote Einheit“ des Circus Roncalli Städte, in denen das Hauptgeschäft noch nicht - oder nur selten - zu Gast war.

Dafür wurde ein zweiter Circus Roncalli geschaffen. Zelt und Einrichtung waren bei dem Unternehmen zwar mehrfach vorhanden, aber doch wurden beispielsweise ein wunderschöner Restaurations- und ein ebensolcher Bürowagen eigens gebaut. Und so weht an diesem Premierenabend viel Roncalli-Flair über die Heilbronner Theresienwiese, auch wenn der Glanz des Originals natürlich unerreicht bleibt.


Familie Saabel und Ballett, Yves Nicols, Bluma mit Ensemble

Für die Saison 2016 – die nur eine halbe ist und eben im Juni endet – wurde das Programm noch einmal deutlich verändert. Neu im Ensemble ist beispielsweise Sängerin Jessica Sperlich alias Bluma, die mit „Gipsy Music, Balkanbeats, Klezmer und modernem Pop“, wie es das Programmheft treffend beschreibt, durchs Programm begleitet. „Auf und davon, zu einer Liaison“, singt sie im Charivari. Da lassen wir uns doch gerne bitten. Zumal Weißclown Yann Rossi zur Begrüßung mit unvergleichlicher Grandezza dazu auffordert, wieder Kind und Clown zu werden. Sofort gefangen nimmt uns dann die wunderbar gestaltete Hohe Schule der Familie Saabel. Zunächst reiten Mutter Tiziana und ihre Töchter Kelly und Alexandra auf drei weißen, dann Tiziana und Kelly auf zwei schwarzen Pferden. Unter Mitwirkung der vier Ballettgirls und zu Riverdance-Klängen wird die Nummer zum großen Schaubild. Zum Abschluss stehen sieben hübsche Damen unter dem roten Vorhang. Ein richtiger Roncalli-Klassiker ist dann die Reprise mit dem Rechen, bei der die Manege nach der Pferdenummer wieder geglättet wird. Hier agieren Hector Rossi, Sergey Maslennikov und Betriebsleiter Marco Biasini gemeinsam in der Manege. Yves Nicols und seine charmante Partnerin Ambra konnten wir in Deutschland schon bei Barum, Charles Knie und zuletzt im Weltweihnachtscircus erleben. Auch im Roten Roncalli-Ring verfehlen Yves Jonglagen mit großen Bällen, Keulen, Bumerangs und Sombreros ihre Wirkung nicht. Das Publikum geht begeistert mit.


Kelly Saabel, Les Rossyann, Gabor Vosteen 

Gabor Vosteen war für uns schon bei der „Salto Vitale“-Premiere vor zwei Jahren eine echte Entdeckung. Nach wie vor ist seine Flöten-Comedy wohl einmalig und herrlich komisch. Auf bis zu fünf Blockflöten gleichzeitig spielt er in seinem ersten Auftritt mit Mund und Nase. Gerne sähen wir ihn im nächsten Jahr im Hauptgeschäft des Circus Roncalli. Auch die zweite Tiernummer im Programm wird von Familie Saabel präsentiert. Und diese zeichnet sich ebenso durch die wunderbare Gestaltung aus. Gemeint sind die Schlittenhunde, die in einer richtigen Winterlandschaft präsentiert werden, Postamente in Iglu-Form inklusive. Ebenso stilvoll ist das Musikal-Entree der Rossyann. Hier verbinden sich großes musikalisches Können und feiner Humor zum Schmunzeln.


Victor Minasov, Andrey Ivakhnenko, Jimmy Saylon 

Heiter geht es weiter bei Victor Minasovs Auftritt im Ballon. Nach einer weiteren Reprise von Sergey Maslennikov folgt dann die zweite rein artistische Nummer der ersten Programmhälfte. Sie ist zugleich die Pausennummer. Andrey Ivakhnenkos Arbeit auf dem Schlappseil ist dabei genauso leistungsstark wie auch Geschmacksache. Für letzteres sorgen insbesondere das rote Stachelkostüm und die außergewöhnliche Musik. Starker Applaus ist ihm dennoch sicher. Insgesamt bleibt der Eindruck, dass die erste Hälfte eine artistische Nummer mehr und eine komische Nummer weniger gut vertragen hätte. Uneingeschränkt Spaß macht dagegen der zweite Programmteil, auch wenn hier eine weitere Tiernummer natürlich wünschenswert wäre. Für den Auftakt sorgt Jimmy Saylon gemeinsam seiner Lebensgefährtin Alexandra Saabel, deren Schwester Kelly und den Ballettgirls. Seine große Illusionsschau feierte bei „Salto Vitale“ Manegenpremiere. Außergewöhnlich ist diese Darbietung vor allem dank der von Alexandra Saabel mit allergrößtem Aufwand perfekt gestalteten Requisiten und Kostüme im nostalgischen Stil. Zusammen mit Licht und Musik wird die Nummer zum Gesamtkunstwerk und opulenten Bilderrausch.

 
Curatola Brothers, Alexandra und Kelly Saabel, Konstantin Mouraviev
 

Während die Illusionsnummer neu kreiert wurde, sind die beiden folgenden Darbietungen Roncalli-Klassiker. Gemeint sind die heitere Rhönradfahrt von Konstantin Mouraviev sowie die Partnerakrobatik der Curatola Brothers im feinen Zwirn. Hand-auf-Hand- und Wurfelemente wechseln sich dabei ab. Der Höhepunkt ist erreicht, wenn Emmanuel Curatola eine halbe Pirouette mit Salto schlägt – gesprungen von und gelandet auf den Händen seines Bruders Giuseppe. Bei seinem zweiten Auftritt dirigiert Gabor Vosteen drei Mitspieler aus dem Publikum beim Flötenspiel. Einer der „Freiwilligen“ gehört zu einem ganzen Team junger Sportler, die zur Premiere geladen wurden. Und so sorgt jede seiner Regungen für allergrößte Heiterkeit bei seinen Vereinskameraden. Damit ist ausgelassene Stimmung im ganzen Chapiteau garantiert. Diese herrscht auch, wenn Vosteen und das Roncalli-Ballett wenig später ihren kecken Tanz in Flöten- bzw. Bananenröckchen zeigen. Dazwischen sorgen Alexandra und Kelly Saabel mit ihren Handständen für einen ruhigeren Moment im Programm.


Duo Minasov, Finale, Ambra und Yves Nicols 

Nochmal einen Roncalli-Klassiker gibt es bei den Kostümillusionen von Elena und Victor Minasov. Sie gehören zweifellos zu den rasantesten Vertretern ihres Faches. Vollkommen neu gestaltet haben Ambra und Yves Nicols ihre Tüchernummer. „Golden Time“ ist nun das Motto. Das Paar arbeitet dabei von einem sich drehenden, beleuchteten Podest. Die Aufmachung als Goldmenschen weckt ebenso Erinnerungen an frühere Roncalli-Jahre. Viele Tricks sind aus der bisherigen Darbietung bekannt; andere wurden neu einstudiert – beispielsweise, wenn sich Ambra mit den Händen im Nacken von Yves hält, sich dann fallen lässt und mit den Achseln an seinen Füßen fängt. Riesenjubel, begeisterte Pfiffe und minutenlanger, rhythmischer Beifall sind der verdiente Lohn für diese Darbietung. Sie geht direkt über ins ausgiebig zelebrierte Finale, das mit Standing Ovations endet.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber