Nach dem
Vorjahr präsentiert der Circus Nock abermals ein neues Logo und
Plakatdesign – und diesmal ein besonders gelungenes. Frisch und
modern, aber zugleich nach echtem, traditionellem Circus sieht
es aus. Auch das Personal im Restaurationszelt trägt
einheitliche schwarze Poloshirts, die mit dem neuen Logo
bestickt wurden. Und die Büffetwagen erstrahlen in frisch
lackiertem Rot. Geleitet wird die Circus-Gastronomie von
Alexandra Nock.
Flabaret, Moustache Brothers
Die Show,
wiederum gestaltet von Franziska Nock und Alejandro Milla,
beginnt mit einem Charivari aller Artisten. Bruno Fratani, der
jüngere der beiden „Moustache Brothers“, singt live dazu. Dann
wird es zum ersten Mal tierisch. Die hauseigenen Exoten zeigt in
dieser Saison Paolo Finardi. Jeweils zwei Kamele, Lamas und Esel
präsentiert er. Schon in der zweiten Stadt der noch jungen
Tournee sitzt das Repertoire perfekt und wird mit viel Applaus
bedacht. In Sachen Clownerie haben Gaston und Roli nach fünf
Saisons im Circus Nock große Fußspuren hinterlassen. Ersetzen
kann die Erzkomödianten wohl niemand, aber doch ist eine gute
Nachfolgelösung gelungen. Die beiden „Moustache Brothers“, die
bereits im vergangenen Jahr als Kaskadeure und mit einer
komischen Einlage im Programm waren, haben ihre Präsenz
ausgebaut. Nun sind Bruno Fratani und Nelson Cavalcante auch als
Clowns zu erleben. In ihrem ersten Auftritt blödeln sie sich als
Arzt und Patient durch eine Praxis mit recht eigenwilligen
Heilmethoden. Sie gefallen mit Spielfreude, sympathischem
Auftreten und eigenständigen Ideen. Als vollwertige Nummer ist
der erste Auftritt des vierköpfigen Flamenco-Balletts "Flabaret"
aus Spanien angelegt. Drei Damen und ein Herr sitzen zunächst
rings um einen Tisch und trommeln mit den Handflächen auf der
Tischplatte. Dann wird auf dem Tisch getanzt. Geräuschvoll
klackern die Absätze auf dem Holz, elegant werden die Fächer
bewegt. Das hochklassige Tanzen, stolz und schön, fügt sich gut
in dieses Programm ein.
Alexandra Nock, Moustache Brothers, Duo Romance
Neu
zusammengestellt hat Franziska Nock ihren Sechserzug in Groß und
Klein mit jeweils zwei schwarzen und zwei weißen Pferden sowie
zwei Ponys. Am Ende stehen die Friesen mit den Vorderfüßen auf
den Manegenkästen, während sich Andalusier und Shetlandponys zu
einem Karussell en miniature formieren. Die Ponys laufen dabei
unter den Friesen hindurch. Nicht fehlen dürfen die
traditionellen Steiger zum Abschluss der Freiheitsdressur. Auch
die Moustache Brothers haben ihren großen Auftritt, die
Kaskadeurnummer, neu gestaltet. Anstatt mit weißem Hemd, Fliege
und Weste treten sie nun in neuen Outfits in Pastelltönen auf.
Zu ihren komisch-artistischen Einlagen werden Popsongs wie
„Happy“ in Bewegung umgesetzt. Das Programm läuft nun schon eine
ganze Weile, als nach Dressuren, Tanz und Komik die erste rein
artistische Darbietung folgt. Mit dem Duo Romance hat der Circus
Nock einen hervorragenden Griff gemacht. Adelina Maria Boldojar
und ihr Mann Alex Bogdi vom rumänischen Circul Globus waren zwar
bereits bei Roncallis „Salto Vitale“ zu sehen, sind ansonsten in
unseren Breitengraden aber noch eher unbekannt. Zu Unrecht, denn
ihre Strapatenkür vereint auf wunderbare Weise Sinnlichkeit mit
Risiko.
Duo Romance, Paolo Finardi mit Tänzerin, Costin
Bellou
„Let me
entertain you“, spielt das Orchester beim Auftritt von Costin
Bellou. Das muss man diesem Muster-Artisten nicht zweimal sagen.
Auf dem Trampolin kombiniert er artistisches Können mit
Ausstrahlung und Unterhaltungswert und sorgt damit für eine
mitreißende Pausennummer. Den zweiten Programmteil eröffnet
wiederum das Duo Romance, nunmehr am Chinesischen Mast. Wenn
Alex den Mast erklimmt, dienen seine Unterarme der Partnerin als
„Stufen“. So geht es gemeinsam hinauf. Die meiste Zeit
gemeinsam, aber auch im Wechsel wird das anspruchsvolle
Repertoire gezeigt. Am Ende drückt Alex Bogdi eine Flagge am
Mast, während seine Partnerin auf seinem Oberkörper steht.
Allerdings wird dieser Schlusstrick in der besuchten Vorstellung
nur ganz kurz gehalten. Mit ihrem komischen Stierkampf leiten
die Moustache-Brothers nach Spanien über. In seinem zweiten
großen Auftritt umrahmt das spanische Ballett die Hohe Schule,
die von Franziska Nock und Paolo Finardi geritten wird. Wenn
Mensch und Pferd gemeinsam in der Manege tanzen, entstehen
wunderschöne Bilder. Gleichermaßen wird die Präsenz des Balletts
mit zwei größeren Sequenzen und zusätzlichen Kurzauftritten auch
nicht überstrapaziert – Bravo!
The Robles, Duo Serjo
Noch
einmal wird es heiter, wenn Costin Bellou mithilfe von
„Freiwilligen“ das Box-Entree zelebriert. Viele eigenständige
Ideen und große Spielfreude machen dies zu einem großen
Vergnügen. Nicht mehr viel sagen muss man wohl zum Duo Serjo,
denn dieses Duo war in den vergangenen Jahren mit seiner
exzellenten Hand-auf-Hand-Arbeit in nahezu allen großen Manegen
zu erleben. Nun bereichern die beiden Artisten das Programm des
Circus Nock. Mit einer Reprise im Wortsinn nehmen die Moustache
Brothers das Thema „Partnerakrobatik“ im Anschluss nochmals auf.
Was dann folgt, ist ein einmaliger Höhe- und Schlusspunkt der
Show. Über zwei Schrägseile geht es für „The Robles“ aufs
Hochseil. Sprünge über einen und zwei auf dem Seil kauernde
Partner, Bock- und Seilspringen sowie ein Zwei-Mann-Hoch mit
Unterfrau werden präsentiert. Als Schlusstrick bestens geeignet
wäre schon die Dreierpyramide auf zwei Fahrrädern und einem
Stuhl. Doch den Abschluss bildet die legendäre Siebener-Pyramide
– vollkommen ungesichert, ohne Netz, ohne Longen, ohne
Luftkissen. Und dies nicht für den begrenzten Zeitraum eines
Festivals oder einer Weihnachtsproduktion, sondern während einer
acht Monate währenden Tournee. Wahnsinn! |