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Höhner Rockin' Roncalli Show 2016
www.hoehner-rockin-roncalli.de ; 140 Showfotos

Düren, 26. Mai 2016: Das erfolgreiche Grundkonzept ist geblieben und funktioniert nach wie vor bestens: Die Höhner bringen ihre Songs und Roncalli präsentiert dazu die passenden Artisten. Beide gehen eine äußerst harmonische Partnerschaft ein. Vertraut ist zudem das Ambiente. Gespielt wird in einem Chapiteau von Bernhard Pauls Circus, den Artisteneingang kennen wir ebenfalls von Roncalli- Tourneen vergangener Jahre. Aber ansonsten erleben wir 2016 eine komplett neue Höhner Rockin' Roncalli Show. Sämtliche Darbietungen sind hier zum ersten Mal zu sehen. Und nicht nur das.

So gut wie alle sind neu für die hiesige Circusszene. Die Höhner bleiben bei den Veränderungen nicht außen vor. Die Kölsche Band hat sich auf zwei Positionen verjüngt. Micki Schläger und Wolf Simon sind auf Peter Werner und Janus Fröhlich gefolgt. Es gibt also eine Menge zu entdecken für die Besucher in Trier und Düren, wo das Programm in diesem Jahr gezeigt wurde.


Zuschauereingang

Diese Änderungen legen es natürlich nah, der Show ein neues Motto zu geben. Dieses lautet jetzt „Funambola – Capriolen des Lebens!“. Dabei geht es um die Erkenntnis, dass das Leben ein Drahtseilakt ist. Es geht um die großen und kleinen Gegensätze, die unser Leben im Gleichgewicht halten, so die Macher. Die Geschichte wird wiederum in erster Linie über die Moderationen von Höhner-Frontmann Henning Krautmacher transportiert. Regie hat Thomas Bruchhäuser geführt, für die Produktionsleitung ist Thomas Merz verantwortlich. Wie gewohnt, sorgen Merz und Team auch wieder dafür, dass bei den Vorstellungen alles reibungslos läuft – vom Einlass bis zum Finale.


Jose Henry Caycedo, Oktay Novruzov, Novruzov Brothers

Funambola, das heißt übersetzt Seiltanz oder Seiltänzerin. Folgerichtig beginnen beide Programmteile mit Artistik auf dem Seil. Nachdem sich in einem ausgelassenen Opening alle Mitwirkenden mit ersten Proben ihrer Kunst vorgestellt haben, bewegt sich Jose Henry Caycedo traumwandlerisch sicher auf dem Sprungseil. Die angeklebten Ohren, die außergewöhnliche Schminke und die ausgefranste Hose lassen ihn wie ein Fabelwesen erscheinen. So erleben wir ihn später in weiteren kleinen Auftritten. Auf dem Seil glänzt der an der Fratellini-Academy ausgebildete Kolumbianer vor allen Dingen mit atemberaubenden Sprüngen. So etwa dem Rückwärtssalto. Nach der Pause begegnet uns Oktay Novruzov als komischer Dirigent. Er übernimmt kurzerhand die musikalische Leitung der Höhner, welche nun klassische Weisen spielen dürfen. Dabei zieht es ihn auf das Schlappseil. Oktay sorgt damit für Heiterkeit, beweist aber gleichzeitig einen ungeheuren Gleichgewichtssinn. Unter anderem zeigt er einen Handstand auf dem Seil. Im ersten Teil erleben wir ihn gemeinsam mit Bruder Telman. Formvollendet gekleidet in Nadelstreifen und weißem Hemd zeigen sie Partner-Akrobatik mit einem Augenzwinkern. Originell ist nicht nur der Auftrittsstil ihrer eigentlichen Nummer, sondern zudem die Einleitung dazu. Gemeinsam mit zwei Höhner-Sängern und weiteren Artisten tanzen sie als „Men in Blue“ zu einem Song über Handwerker. Passenderweise tragen sie dazu Blaumänner. Die Choreografie ist überaus gelungen, erfrischend und macht einfach Spaß.


Davide Zongoli, Potapov Group, Duo Unity

Als „Man in Black“ produziert sich Davide Zongoli. Der junge Italiener ist wirklich ein Bild von einem Mann. Insbesondere die Damen mit Publikum dürften es rundum begrüßen, dass er seine Jacke nach wenigen Augenblicken auszieht. Seine Disziplin ist die Artistik am Pole. Die Besonderheit dabei ist, dass er seinen Masten an einem Seil aufhängt und so daran hauptsächlich Luftakrobatik zeigt. In unterschiedlichen Posen und mit verschiedenen Körperteilen gehalten, erleben wir so neuartige Bilder. Diese bieten ebenfalls die Quick Change-Illusionen der Potapov Group, hat doch der männliche Part Sergey kein Problem damit, plötzlich in Frauenkleidern in der Manege zu stehen. Ebenfalls innovativ ist, dass der Auftritt mit Gattin Mila ein wirklich komplettes Aus- und wieder Ankleiden beinhaltet. Denn an einer Stelle ihrer lebendigen und amüsanten Performance steht Sergey nur in Windeln da. Wobei er seinen muskulösen Körper präsentiert, den wir unter anderem im Winter 2009/10 im Pariser Cirque d'Hiver bewundern konnten. Denn Sergey ist Chef des Equilibristik-Trios Aphelion. Auch sonst lässt ihr Quick Change-Auftritt keine Wünsche offen. Sofort verliebt habe ich mich in die Kür am Wheel Cyr des Duo Unity. Wunderbare Artistik, blendend aussehende Akteure, eine fließende Kür – zudem scheinen Lea und Francis frisch verleibt zu sein. So innig wie die beiden miteinander flirten und sich ihre gegenseitige Zuneigung zeigen, kann es gar nicht anders sein. Ihr Auftritt ist ein einziger Rausch, ein nicht enden wollender Traum. Ich habe ihr inniges Spiel in jedem Fall von der ersten bis zur letzten Sekunde genossen. Nicht unterschätzt werden hinsichtlich der Gesamtwirkung darf hier wieder die hinreißende musikalische Begleitung durch die Höhner.


Sol de Cuba, Potapov Group

Pure Lebensfreude strahlen die kubanischen Artisten aus. Sie tragen die Sonne nicht nur im Herzen, sondern auch im Namen. Sol de Cuba nennen sich die neun Absolventen der Artistenschule von Havanna. Voller Schwung erleben wir sie vor der Pause als Seilspringer. Sogar in der Formation einer Sechs-Personen-Pyramide springen sie noch locker über das rotierende Seil. Soviel Energie ist ansteckend. Da verwundert es nicht, wenn sich Höhner-Mitglied Jens Streifling unter die Artisten mischt und ein paar Runden mitspringt. Bei ihrer Akrobatik an der Russischen Schaukel bleiben Sol de Cuba dann aber unter sich. Für die gewagten Sprungkombinationen braucht es einfach Profis. Salti und Schrauben werden auf einer dicken Matte gelandet. Oder aber auf einem Sessel am oberen Ende einer Perchestange. Mit einer zweiten Darbietung ist ebenfalls die Potapov Group vertreten. Statt wie bei den Quick Change-Illusionen mit ihrem Ehemann arbeitet Mila an den Tüchern gemeinsam mit beider Sohn Maxim. Sie präsentieren gemeinsam eine wunderbare Kür in Weiß, die träumen lässt. Beide machen dabei eine hervorragende Figur. Akrobatisch glänzt vor allen Dingen Maxim, der seine Mutter nicht nur auf den Armen trägt.


Jordan McKnight, Crazy Flight, Bert & Fred

Das US-amerikanische Girlie verkörpert Jordan McKnight. Kein Wunder, dass die attraktive Blondine die Männer anzieht. Die Höhner jedenfalls begleiten sie singend direkt hinter ihrem Tisch. Darauf verbiegt sie ihren Körper so, wie es nur eine exzellente Kontorsionistin kann. Als solche verdreht die in Las Vegas lebende McKnight eben nicht nur ihre eigenen Gliedmaßen, sondern auch den Herren die Köpfe. Verschmitzt lächelnd und sehr extrovertiert weiß sie ihre Kunst gewinnend zu verkaufen. Choreographische Strenge kennzeichnet hingegen die Performance von Crazy Flight. Das Quartett aus der Ukraine verknüpft bekanntermaßen Equilibristik und Handvoltigen. Der Obermann und Flieger trägt ein weißes Kostüm, die drei anderen Artisten graue. Dazu singen die Höhner ein Lied über Zivilcourage. Nach vielen Jahren mit Jigalov wird die Sparte Komik jetzt durch Bert und Fred vertreten. Fred – die Kurzform von Frederique – hat das Sagen, Bert hat zu parieren. Sie spielt gerne mit seinem Leben, und er fügt sich seinem Schicksal. So lässt er es über sich ergehen, wenn ein Messer aus der Kuppel fällt, um zwischen seinen Beinen aufzutreffen. Oder wenn Fred ihn von einem Trapez aus mit kleinen Pfeilen bewirft. Fairerweise muss man dazusagen, dass er dabei eine Dartscheibe auf dem Kopf tragen „darf“. Beide spielen ihre Rollen herrlich, so dass ihre Intermezzi wirklich wahnsinnig witzig sind. Akrobatisch hat das an der Akademie in Tilburg ausgebildete Duo ebenfalls Einiges zu bieten, wie die beiden am Washingtontrapez beweisen. Dort schaffen sie es sogar, zusammenzuarbeiten.

Zum ausführlichen Finale hören wir dann auch den bekanntesten der Höhner-Songs, Viva Colonia. In den vorangegangenen Stunden hat die Band bewiesen, dass sie nicht auf diesen einen Hit festgelegt ist, sondern ein riesiges Repertoire hat. Es deckt eine enorme Bandbreite ab. Und wieder hat man das Gefühl, dass die einzelnen Lieder speziell für die jeweilige Nummer in der Manege geschrieben wurden. Alles harmoniert gewohnt großartig. Bei aller Abwechslung hat Funambola eine sehr positive, mitreißende Grundstimmung. Das spiegelt sich auch in den Publikumsreaktionen wider. Die Begeisterung kennt keine Grenzen. Somit fällt das Fazit ganz leicht: Die Höhner Rockin' Roncalli Show macht einfach glücklich.

 

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Text und Fotos: Stefan Gierisch