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The Hole - Köln 2016
theholeshow.de

Köln, 22. Mai 2016: Mit der Premiere von „The Hole“ in Köln ist nun auch die Spielart des Erotik-Zirkus in Deutschland angekommen. Bislang waren alle Versuche, hierzulande mit einem solchen Konzept das Publikum zu gewinnen, schon vor dem geplanten Start gescheitert. „The Hole“ indes ist eine echte Erfolgsgeschichte. Rund eine Millionen Besucher sollen die Show nach Veranstalterangaben bei Vorstellungen in ihrer spanischen Heimat, aber auch bei Gastspielen in Italien, Frankreich, Mexiko und Argentinien gesehen haben.

Mittlerweile gibt es eine Nachfolge-Produktion, und im Sommer startet gar ein dritter Ableger. Das Original ist nun also erstmals in Deutschland, genauer in Köln zu Gast. In der Organisation von deutschen Veranstaltungsfachleuten unterstützt, wurde das „Cabaret-Zelt“ unweit der Messe in der Domstadt errichtet. Einige Auflieger und Container gruppieren sich um den weißen Vier-Master und das passende Vorzelt. Große Motiv-Banner im Frontbereich lassen den ansonsten eher nüchternen Anblick vergessen. Ähnliches gilt für das Innere des Vorzeltes. Auch hier zieren Impressionen der Darsteller die Zeltwände; daneben gibt es zwei Bars, eine Fotowand für gemeinsame Erinnerungsselfies mit den Darstellern und ein DJ-Pult, untergebracht in einem großen, stilisierten Kussmund.


Frontalbühne im Hauptzelt

Ein eben solcher ist auch der zentrale Blickfang auf der frontalen Bühne im Hauptzelt. Links und rechts umgeben von zwei Showtreppen, wird der Eindruck eines Clubs oder Cabarets vermittelt. Dazu gehört auch, dass die zahlungswilligeren Zuschauer an kleinen Tischen Platz nehmen und dort auch während der Show bedient werden. Wer bei durchaus stolzen Preisen weniger ausgeben möchte, dem steht ein bequemes Schalensitzgradin zur Auswahl. Auch die Lichtanlage – mit vielen Moving Heads oberhalb der Bühne – sowie die zum Teil sehr laute Musik tragen der Club-Atmosphäre Rechnung.


Tom Gerhardt 

Die skurrile, aber nicht zwingend notwendige Rahmung der eigentlichen Show liefert eine Liebesgeschichte zwischen der lebenden Ratte Ramona und dem menschlichen „Master of Ceremonie“. Für diese Rolle konnte speziell für das Köln-Gastspiel der bekannte Komiker und Schauspieler Tom Gerhardt gewonnen werden. Mit sichtlichem Enthusiasmus ist er bei der Sache. Er erzählt von seiner Liebe zur Ratte, von Problemen mit der „Schwieger-Ratte“ sowie von Ramona verordneten Rohkostdiäten, die zunächst zum Streit und dann zur großen Versöhnung führen. Man kann sich auf diese Liebesgeschichte einlassen oder auch nicht; aber mit seinen Anekdoten versteht es Gerhardt, das Publikum zum Lachen zu bringen. Nicht alle seine Sprüche sind witzig, die meisten unter der Gürtellinie, und manchmal sind sie gar mit politischen Spitzen garniert. Somit sind sie im Rahmen dieser Show, die sich an ein Publikum ab 16 Jahren richtet, durchaus passend. Insgesamt macht Gerhardt eine gute Figur in einem ansonsten seit Jahren zusammenarbeitenden Ensemble und gibt der Show den nötigen Lokalkolorit.


Singende Butler 

Neben Gerhard und der Ratte Ramona tummeln sich in „The Hole“ noch weitere Figuranten. Da sind beispielsweise die Dame des Hauses, die tatöwierte Burlesque-Tänzerin Vinila von Bismarck, sowie Ignacio Sánchez, der in in seiner Rolle als Pony Loco einem Tarzan im Lendenschurz ähnelt. In Auszieh-Duellen zeigen sie ihre tänzerischen und akrobatischen Fähigkeiten. Es verwundert nicht, dass er dabei stets weiter geht als sie. Wenn er sich dann dabei aber mit seinem Körper an den Zuschauern reibt, mag die Grenze für manchen überschritten sein. Das gilt auch für jene Sequenz, in der Gerhardt auf der Suche nach seiner geliebten Ratte das Gesäß eines männlichen Gastes „untersuchen“ lässt. Ästhetischer ist da schon der Burlesque-Tanz von Vinila von Bismarck, ganz im Dunkeln und den eigenen Körper nur mit fluoreszierenden Farben sichtbar gemacht. Ebenso zum Stammpersonal gehören auch der „Rote Ball“ Julio Bellido sowie die „singenden Butler“ Arnau Lobo, Carlos Valledor, Toni Vallés und Edgar López. Gerade letzere garantieren mit ihrem Gesang für reichlich Stimmung bei den Gästen. Neben bekannten Evergreens hat das Quartett speziell auch deutsche Songs bis hin zum Kassenschlager „Viva Colonia“ einstudiert.


Supergirls, Peres Brothers, Dylia

Darüberhinaus bietet „The Hole“ auch überraschend starke Artistik. Während bei „Super Gold“ alias Charlie Placais kraftvolle Tricks an den Strapaten dominieren, zeigen die „Supergirls“ Aranzazu Fernández und Mónica Riba gefühlvolle Partnertricks, aber auch riskante Abfaller am gleichen Requisit. Dilorom Abdulaeva beweist als „Dylia“, dass auch vollschlanke Artistinnen ihre Beweglichkeit am Luftring demonstrieren können und ihren berechtigten Platz in einer körperbetonten Show haben. Nicht namentlich genannt ist eine Künstlerin, die an zwei Pole-Stangen inmitten der Zuschauer ihre Figuren präsentiert. Beeindruckend sind die schnellen Pirouetten am oberen Ende der Stange, die im schummrigen Licht tolle Eindrücke liefern. Mit der Hebe- und Partnerakrobatik von Ivan und Adans Lopez Peres wartet man gar mit ganz großen Namen der Artistenbranche auf. Die beiden Brüder werden einmal mehr ihrem Ruf gerecht und beeindrucken das Publikum mit ihrem Muskelspiel. Das Duo Flash, Yefrem Bitkine und Vevgeny Dashkivskyy, sorgt schließlich dank ihrer Kaskaden – und begleitet vom tanzenden Ensemble – für ein mitreißendes Finale der Show.

Man könnte „The Hole“ auf drei Komponenten runterbrechen: Da ist die komische Seite mit Tom Gerhardt, da sind Tanz sowie tolle Musik, und da ist starke Artistik. Damit wird man der Show aber nicht vollauf gerecht. Denn diese lebt von ihrer erotischen Grundstimmung, von sinnlichen Reizen, von nackter Haut und reichlich Anspielungen. Das mag man schlussendlich mögen oder nicht; eine Bereicherung ist es allemal. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass das Erfolgrezept „The Hole“ auch in Köln – und eventuell in Zukunft in anderen deutschen Städten – den verdienten Anklang finden wird.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Stefan Gierisch (3), The Hole (2), Paco Manzan (1), Pedro Gato (1)