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Cirkus Brazil Jack - Tour 2016
www.cirkusbraziljack.se ; 90 Showfotos

Stockholm, 30. April 2016: Mit einer wunderbar zusammengestellten Mischung aus Artisten, die hier bereits zu sehen waren, und neuen Gesichtern bestreitet der Cirkus Brazil Jack sein Programm 2016. Wie gewohnt, wird hier der Dreiklang einer klassischen Circusshow aus Artistik, Tierdressuren und Clownerie gelebt. Das gemütliche, traditionelle Ambiente und das eine kompakte Atmosphäre schaffende Lichtdesign sind weitere Markenzeichen des schwedischen Traditionsunternehmens. Ebenso das sechsköpfige Orchester über der roten Gardine. Die Musiker verstärken das circensische Live-Gefühl.

Äußerst charmant werden wir von Direktorin Carmen Rhodin begrüßt. Wenn die Artisten nach dem bunten Charivari ein Spalier gebildet haben, betritt sie im eleganten Frack die Manege. Jeder im Publikum kennt sie. So nimmt man ihr jedes ihrer sympathischen Worte ab und fühlt sich persönlich willkommen geheißen. Sohn Trolle ist als Abendregisseur während der Vorstellung präsent und übernimmt die Moderationen. Die Verabschiedung beim Finale gehört dann wieder Carmen Rhodin.


José Michell, Rosi Hochegger

Beginnen wir mit den Künstlern, die nicht zum ersten Mal bei Brazil Jack sind. Die José Michell Clowns sind immer wieder gern gesehene Gäste. Nachdem sie 2014 hier ihr bekanntes Wasser-Entree gespielt haben, zeigen sie nun eine lebhafte Tortenschlacht. Dabei ist reichlich Sahne ebenso im Spiel wie eine Schwingtür. Vorab gibt es das Spiel um ein Blasinstrument, das - dank einer Hupe - auch dann noch Töne erzeugt, wenn es schon längst Stück für Stück auseinandergebaut ist. Am Ende des Entrees musizieren José, seine Gattin Giulia und Clownspartner Enrique (Kike), dass es eine wahre Freude ist. In Reprisen verteilt José Popcorn an Zuschauer und singt im Solo ein Duett; Wischmob sei dank. Vor der Pause verknotet er gemeinsam mit Kike vier Zuschauer. Immer ein Gewinn ist Rosi Hochegger mit ihren beiden Darbietungen. Auch sie war hier schon engagiert. Aus einer stilisierten Häuserzeile kommen im ersten Auftritt die Hunde verschiedenster Rassen zu ihren Auftritten. Es ist eine fröhliche, schwungvolle Darbietung, die viele starke Tricks enthält. Sie endet mit rasanten Runden durch die Manege, bei der die Hunde zwei Hürden überspringen. Deutlich ruhiger geht es bei Rosi Hocheggers Bettpferd zu. Scout dürfte einer der wenigen Manegenstars sein, der sein "Geld" im Schlaf verdient. Das gescheckte Pferd legt sich aber so gekonnt ins Bett, dass ihm frenetischer Applaus sicher ist. Mit diesen einzigartigen Tiernummern gewann Hochegger einen Silbernen Clown in Monte Carlo.


Quincy Azzario, Jessyka Jasters

Für Quincy Azzario ist es die zweite Saison beim Cirkus Brazil Jack. Aber das Publikum dürfte sie kaum wiedererkennen. 2012 präsentierte sie zusammen mit Schwester Katie ihre in Monte Carlo ebenfalls mit Silber ausgezeichnete Partner-Equilibristik. Die dunklen Haare waren streng zusammengehalten, die Nummer folgte einer perfekten Choreographie. Jetzt erleben wir Quincy mit großer roter Mähne. Extrovertiert, mit viel ansteckender Lebensfreude arbeitet sie ihre Handstandakrobatik im Solo. Es geht Schlag auf Schlag, wenn sie ihren Körper in immer neuen Varianten auf zwei Händen im Gleichgewicht hält. Auch mit dieser neuen Darbietung begeistert Quincy das Publikum, zumal weitere Tricks in Vorbereitung sind. Die zweite junge Solo-Artistin im Programm ist Jessyka Jasters. Für sie ist es, wie für alle weiteren Künstler, die erste Saison mit dem Unternehmen der Familie Rhodin. Bei ihren Antipodenspielen lässt die hübsche Italienerin gekonnt Tücher auf ihren Füßen kreisen. Mit der Jonglage eines Feuerkreuzes setzt sie den effektvollen Schlusspunkt.


Giacomo Jasters, Nicol Nicols, Duo Costache

Äußerst effektvoll und zudem sehr riskant ist der Auftritt ihrer Eltern. Direkt vor dem Finale zeigen Elena und Giacomo Jasters ihre kombinierte Messerwerfer- und Armbrustschützennummer. Es ist immer wieder faszinierend, wie Giacomo die Pfeile in von seiner Frau nah am Körper gehaltene Ziele schießt. Zudem gehört der Tellschuss zu ihrem Repertoire, bei dem ein Pfeil den auf Elenas Kopf sitzenden Apfel durchbohrt. Mit Messern wirft Giacomo auch dann präzise unmittelbar neben seine Partnerin, wenn sich das Brett dreht. Die letzten beiden Jahre war Nicol Nicols mit dem Zirkus Charles Knie auf Sommertournee. Seine Freundin tanzte dort im Ballett. Jetzt begleitet sie als Tänzerin seine Kür auf dem Drahtseil. Damit gewinnt seine starke Darbietung im spanischen Stil noch an Wirkung. Höhepunkte sind neben dem Sprung durch einen brennenden und mit Messern besetzten Reifen der Rückwärts- sowie der Vorwärtssalto. Ungewöhnlich abwechslungsreich ist die Perchenummer des Duo Costache. Untermann Leonardo ist eine Neffe von Carmen Rhodin. Zunächst balanciert er die Perchestange mit den Zähnen, dann auf auf einer Schulter, daraufhin auf dem Kopf und zum Schluss auf beiden Schultern. Am anderen Ende zeigt Partnerin Vita ihre Tricks. So etwa Loopings auf einem Fahrrad, während die Perche auf beiden Schultern von Leonardo ruht. Hinzu kommt, dass die beiden jungen Artisten ihren Auftritt äußerst unterhaltsam im Stil eines Rockerpärchens verkaufen.

Der Besuch beim Cirkus Brazil Jack hat sich auch in diesem Jahr wieder vollauf gelohnt. Neben bekannten Nummern gibt es hier spannende Neuentdeckungen zu sehen. Die Mischung ist stimmig. Alle Auftritte bewegen sich auf einem hohen Niveau, wenngleich ich mir eine weitere Tiernummer gewünscht hätte. Dafür stellen aber die unnachahmliche Atmosphäre und die wunderbare Livemusik klare Pluspunkte dar. In diesem Circus fühlt man sich einfach willkommen. Nicht zuletzt dank der Direktionsfamilie Rhodin, die sich an der Kasse, in der Restauration und im Chapiteau persönlich um ihr Publikum kümmert.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch