Das
gilt für die Außenansicht ebenso wie für das Interieur. Insgesamt ist
Salto Vitale aber eher auf ein schnelles Reisen auf der Straße
ausgerichtet. Die Anzahl an nostalgischen Wagen ist deutlich geringer.
Im Vorzelt erwartet uns eine Restauration im historischen Stil, im Chapiteau ein
prächtiger, rot-goldener Artisteneingang. Und natürlich begrüßen uns
beim Einlass Artisten mit Konfetti und Bonbons sowie Mitglieder des
Orchesters mit Musik. Allerdings war das Empfangskomitee bei unserem
Besuch nicht so stark besetzt wie gewohnt. Auch das Angebot in der
Restauration wurde reduziert.
Finale
Im
Programm erwartet uns ein wunderbar abgestimmtes „Best of“ aus vielen
Roncalli-Tourneen. Es ist ein freudiges Wiedersehen mit langjährigen
Lieblings-Nummern. Hinzu kommen „Bonus Tracks“. Sprich Darbietungen,
die hier noch nicht zu sehen waren. Das Konzept der mit jedem Spielort
wechselnden „Special Guests“ wurde aufgegeben. Das Programm bleibt
jetzt in einer festen Besetzung. Das hat sicherlich seine Vorteile. So
kann die Show noch flüssiger ablaufen, die Regie kann eine ideale
Dramaturgie kreieren. Was wunderbar gelungen ist. Insbesondere die
originellen Zwischenspiele sorgen für das gewisse Etwas, für das
Roncalli so bekannt ist. Das Lichtdesign ist wirklich ausschweifend und
schafft einen wahren Rausch an Farben. Die Atmosphäre im Chapiteau
während der Vorstellung ist großartig, wenngleich sie nicht ganz die
Perfektion des Erstgeschäfts erreicht. Hervorragend gefallen hat uns
das große Orchester über der Gardine. Die Musiker aus dem Team von
Georg Pommer spielen wunderbare Musik zum Geschehen in der Manege und
sorgen für einen grandiosen Klang.
Gabor Vosteen, Les Rossyann, Sergej Maslennikov
Die
bei Roncalli so wichtigen Clowns bilden den Roten Faden. Mit Yann Rossi
erleben wir einen Weißclown, der hinsichtlich Eleganz aber auch
ausgestrahlter Autorität heute Seinesgleichen sucht. Erinnerungen an
den unvergessenen Francesco Caroli werden wach. Auf dem Saxophon
spielend begrüßt er das Publikum, mit der Concertina verabschiedet er
es. Gemeinsam mit Bruder Hector und dessen Sohn Pierre sehen wir ihn in
Zwischenspielen sowie mit dem großen Musikal-Entree. Sergej Maslennikov
ist der spitzbübische Spaßmacher, der für die größten Lacher sorgt. Im
Gegensatz zum Tourstart hat er jetzt auch neue, hinreißende Stücke
dabei. Herausgreifen möchte ich die Szene, bei der er einen riesigen
Turm aus Bananenkartons durch den Zuschauereingang hereinbringt. Unter
der Last schier zusammengebrochen, landet er letztendlich in der
Manege, wo er den Anblick der Ballettdamen im Bananen-Röckchen genießen
darf. Josephine Baker lässt grüßen. Hinzu gesellt sich Gabor Vosteen.
Er trägt einen kurzen Rock aus Blockflöten. Dieses mutige Outfit passt
natürlich perfekt zu seinen beiden eigentlichen Nummern. In der ersten
erweist er sich als Blockflötenvirtuose, der bis zu fünf dieser
Instrumente gleichzeitig spielt. Zur Not auch mit der Nase. In der
zweiten holt er sich zwei Gäste aus dem Publikum als Hilfsmusiker.
Gabor Vosteen und Ballett
Diese
Bananen-Szene ist eines jener Bilder, die das gewisse Etwas ausmachen.
Den Roncalli-Effekt. Die von den Akteuren selbst entwickelte Idee ist
köstlich und wird klasse umgesetzt. Das Orchester spielt den Banana
Boat Song, das Lichtdesign taucht die Szenerie in ein warmes Gelb. Alle
Akteure tragen originelle Kostüme, und das Ballett tanzt hinreißend.
Das Quartett ist auch am Ende des ersten Teils aktiv, wenn die fidele
Küchenbrigade – angeführt von Sergej Maslennikov – die Pause
„einläutet“. Ein großes, prächtiges Bild gibt natürlich das Finale,
welches der bekannten Roncalli-Dramaturgie folgt. Die Artisten
erscheinen mit Luftballons, aus der Kuppel regnet es glitzernde
Schnipsel. Zum Feuerwerk und der Musik von „Auf der schönen blauen
Donau“ tanzen die Artisten mit Zuschauern Wiener Walzer. Es gibt
Zugaben.
Tiziana Vulcanelli, Familie Saabel, Jimmy Saylon
Ein
neues Schaubild hat die Familie Saabel mit ihren Pferden kreiert.
Diente bislang Spanien als Thema, ist es jetzt Riverdance. Tiziana
(Vulcanelli) und und ihre Töchter Alexandra sowie Kelly (Saabel) reiten
zunächst auf weißen Arabern, dann auf Friesen Elemente der Hohen
Schule. Tiziana startet mit einer Einzelfreiheit im Nebel. Das Ballett
steigert die Wirkung enorm. Bei ihren Tänzen setzen die Akteurinnen
Tücher verschiedener Größen ein. Die treibende Musik, edle Kostüme und die herrliche
Beleuchtung machen den Genuss perfekt. In dieser Form bekannt ist die
Präsentation der Hundenummer. Hier entführen uns die Saabels in eine
Eislandschaft. Komplett neu wiederum sind die Großillusionen von Jimmy
Saylon. Unter dem Titel „Time Machine“ geht es zurück ins
viktorianische Zeitalter. Die aufwendigen Zaubereien bekommen so einen
ganz besonderen Charme. Gleich zu Beginn kommt der Magier auf einem
nostalgischen Fahrrad in die mit Nebelschwaden gefüllte Manege. Alles
wirkt sehr geheimnisvoll. Immer wieder lässt der Zauberer seine
zahlreichen Assistentinnen und sich selbst in Kisten verschwinden.
Zwischendurch ist Platz für kleine Kabinettstückchen wie den
Schneesturm aus weißen Papierschnipseln. Da Jimmy Saylon mit Alexandra
Saabel liiert ist, hat sie die zugehörigen fantastischen Kostüme
kreiert. Auch die Garderobe bei den Tiernummern wurde von ihr erdacht.
Gemeinsam mit Schwester Kelly erleben wir Alexandra Saabel in einer
Duo-Equilibristik. Dabei machen die beiden jungen Damen nicht nur eine
glänzende Figur, sondern überzeugen mit artistischem Können und
wiederum tollem Verkauf.
Duo Minasov, Andrej Ivakhnenko, Andrey Romanovski
Bleiben
die Roncalli-Klassiker. Das Duo Minasov bildet die Schlussnummer. Ihre
Quick Change-Kostümillusionen sind in Sachen Geschwindigkeit kaum zu
übertreffen. Dazu kommt der lebhafte, tänzerische Verkauf dieses
sympathischen Ehepaars. Victor zeigt außerdem seine Künste mit sowie in
einem riesigen weißen Luftballon. Die letzte Darbietung vor der Pause
gehört Andrej Ivakhnenko. Seine Kunststücke auf dem Schlappseil sind
vom Feinsten, sein Auftrittsstil als roter Stachelmann zu „Panda-Gesängen“ polarisiert nach wie vor. Andrey Romanovski machte vor elf
Jahren das erste Mal hierzulande von sich reden. Damals war der
hochgewachsene junge Mann mit dem gelenkigen Körper Teilnehmer beim
European Youth Circus auf der anderen Rheinseite in Wiesbaden.
Origineller Höhepunkt seiner Klischnigg-Nummer ist die Rutschpartie
durch ein langes Ofenrohr. Flotte Sprünge von zwei
Schleuderbrettern mit einem Augenzwinkern präsentiert, dafür steht das
Trio Csaszar aus Ungarn. Am Ende ist man überrascht, welche Mitglieder
des Trios alle durch die Luft fliegen. Last not least bringen Giuseppe
und Emanuel Curatola italienisches Temperament unter das
Roncalli-Chapiteau. Ihre kraftvolle Hand-auf-Hand-Arbeit ist immer
wieder sehenswert. Verletzungsbedingt nicht dabei sind aktuell die
Sorellas. Zudem steht Konstantin Mouraviev mit seiner originellen Kür
am Rhönrad quasi in den Startlöchern, um das Programm zu verstärken. |