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Höhner Rockin' Roncalli Show 2015
www.hoehner-rockin-roncalli.de ; 105 Showfotos

Koblenz, 4. Juni 2015: Klar, die Höhner sind weit über die Grenzen Kölns bekannt. Bundesweite Popularität genießt ebenfalls der Circus Roncalli. Gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche gemeinsame Produktion also. Aber noch keine Garantie. Der auch in diesem Jahr wieder große Zuspruch des Publikums lässt darauf schließen, dass die gemeinsame Marke inzwischen eine große Anziehungskraft ausübt. Die "Höhner Rockin' Roncalli Show" ist eben mehr als nur die Summe aus kölscher Rockband und kölschem Circus. Dieses Loblied wurde hier schon oft gesungen. 2015 ist es nicht anders. Die Show begeistert!

Leverkusen und Koblenz waren in diesem Jahr die Spielorte. Bei unserem Besuch in Koblenz ist das Chapiteau bestens gefüllt, die Stimmung von Beginn an glänzend und zum Finale gibt es lange Standing Ovations. Was also ist das Erfolgsgeheimnis? Sicher ist es die mitreißende Musik, viele bekannte Titel inklusive. Ganz sicher sind es zudem die großartigen Darbietungen in der erhöhten Manege. Hier scheinen gerade eher Circus-untypische Genres wie Sandmalerei, Seifenblasenkunst und Sanddornbalancen eine besondere Wirkung zu entfalten. Tiere sind in diesem Jahr leider nicht dabei. Und das, wo der Bandname das kölsche Wort für Hühner ist. Ihre ganz besondere Magie bekommt die Show aber durch das brillante Zusammenspiel der einzelnen Elemente. Die Musik der Höhner passt perfekt auf die jeweiligen Darbietungen. Bei einzelnen Nummern werden Bandmitglieder in den Ablauf einbezogen. Allerdings nicht mehr so stark wie noch in den Vorjahren. Denken wir etwa an Janus Fröhlich und seinen Auftritt mit einem Seelöwen der Familie Duss oder den Lauf im Todesrad von Jens Streifling.


Lisa Rinne, Trio Balagan, Burl

Die Produktion steht wie gehabt unter dem Titel "Sternzeiten". Mit ihrer Himmelsleiter begibt sich Lisa Rinne noch vor dem Opening Richtung nächtlichem Himmelszelt. Die Akrobatik an der Strickleiter ist aber nur der Auftakt zu ihrer grandiosen Kür am Schungtrapez. Ihre Tricks sind sehr gewagt und werden mit einer Longe gesichert. Alles andere wäre unverantwortlich. Lisa Rinne aber agiert mit solch einer positiven Ausstrahlung, dass die Gefahr fast in den Hintergrund tritt. Zurück auf dem Boden begleitet sie gemeinsam mit Svyatislav Rasshivkin das Opening. Die Artisten bringen in einer stimmigen Choreographie die Symbole der Sternzeichen herein. Sie geben den Rahmen für die folgende Show. Und die geht mit jugendlichem Schwung weiter. Mittels Schleuderbrett katapultieren sich die Mitglieder des Trio Balagan in die Luft. Anspruchsvolle Sprünge, ansteckende Heiterkeit und eine coole Präsentation sorgen weiter für beste Stimmung. Nachdem Andrey Jigalov und Partnerin als verspätete Gäste den Ablauf "gestört" haben, zaubert Darren Burrell alias Burl faszinierende Gebilde aus Seifenblasen. Vor einigen Jahren konnten wir ihn bereits im Hauptgeschäft von Roncalli erleben. Die kurzlebigen Kunstwerke sind zerbrechlich und vielleicht gerade deswegen von besonderer Schönheit. Einem Magier gleich lässt er immer wieder neue mit seinen Händen entstehen, hüllt gar ein Kind in eine große Säule aus dieser ganz besonderen Flüssigkeit.


Duo Laos, Yulia Rasshivkina, Naima Rhyn Rigolo

Ein artistisches Ausrufezeichen setzt das Duo Laos. Ihre Partnerakrobatik führen Pablo und Mercedes in einer Intensität auf, die das Beziehungsspiel bis in die letzten Reihen des Gradins transportiert. Ihre Tricks sind außergewöhnlich. Teilweise selten gezeigt und von höchster Schwierigkeit. Doch auch die sieht hier beneidenswert leicht aus. Etwa wenn Pablo seine Mercedes mit nur einer Hand auf ihrem Nacken balanciert. Das Publikum feiert sie frenetisch. Entspannung beim Spiel um einen Schokoriegel von Andrey Jigalov und Höhner-Frontmann Henning Krautmacher. Klar, wer bei diesem zunächst vermeintlich ungleichen Spiel gewinnt. Dank Yulia Rasshivkina nimmt das Programm wieder Schwung auf. Die blonde Russin mit der Traumfigur lässt wie entfesselt Hula Hoop-Reifen um ihren Körper kreisen. Es ist ein sinnlicher Tanz, bei dem Rasshivkina ihre Ringe souverän im Griff hat. Sohn Svyatsilav ist in diese Darbietung eingebunden. Gleich darauf überreicht er Naima Rhyn Rigolo eine Feder, die das fragile Gebilde aus letztendlich 13 Palmästen im Gleichgewicht zu halten scheint. Schritt für Schritt baut die Balancekünstlerin ihr immer größer werdendes Mobile auf. "Hey Johannes" ist eines der Lieder, das die Höhner dazu behutsam spielen. Die wunderschöne Ballade von der Endlichkeit des Lebens lässt träumen und verleitet dazu, einfach mal die Augen zu schließen. Der Applaus für Naima Rhyn Rigolo kommt erst am Ende ihres Auftritts. Er ist dafür aber umso großzügiger.


Svyatislav Rasshivkin, Johan Wellton, Marina Sakhokiia

Nachdem sich das Publikum mit dem einen oder anderen Glas Kölsch erfrischt hat, erwartet die Gäste auf der Rundbühne ein Pas de Bleu. Vier Artistinnen tanzen in blauen Kleidern, die mit insgesamt 2000 Lichtern erleuchtet sind. Svyatislav Rasshivkin zeigt eine ausgefeilte, kraftraubende Kür an den Strapaten. Kaum zu glauben, dass der fröhliche Blondschopf erst zwölf Jahre jung ist. Absolut professionell zeigt er seine 2012 in Wiesbaden prämierte Nummer. Immer wieder erfrischend ist Johan Wellton. Der blonde Wirbelwind ist ein echter Schwiegermutter-Traum. Zumindest auf den ersten Blick, denn der Schwede hat es faustdick hinter den Ohren. Ständig ist er in Bewegung. Genauso wie die unzähligen gelben Bälle, mit denen er jongliert. In seine Touren baut er unter anderem einen Tisch und einen Stuhl ein. Er wirft seine Requisiten sowohl nach oben als auch zum Boden. Action garantiert. Ist Wellton ein bereits bekannter Star der Höhner Rockin' Roncalli Show, gibt Marina Sakhokiia dort in diesem Jahr ihr Debüt. Ruhig und souverän zeigt die zweifache Europameisterin der Akrobatik ihre Handstände. Es ist ein sympathisches Solo, welches eindrucksvoll die Möglichkeiten des menschlichen Körpers demonstriert. Soweit man denn so gelenkig ist wie Marina Sakhokiia.


Andrey Jigalov, Svetlana Goncharenko, Leosvel & Diosmani

Andrey Jigalovs Glanznummer ist das verhinderte Konzert mit Wassereinsatz. Höhner-Gründungsmitglied Peter Werner gibt den seriösen Part. In Frack und Zylinder will er ein Stück auf der Trompete zur Aufführung bringen. Jigalov stört ihn immer wieder, schüttet ihm Wasser in den Hut. Doch nass wird zunächst nur der Kleine, der ewige Verlierer. Aber auch hier dreht sich die Geschichte am Ende. Einen weiteren starken Moment hat die Show mit der Sandmalerei von Svetlana Goncharenko. Exzellent begleitet werden ihre Gemälde aus kleinsten Körnern von einem Medley auf der akustischen Gitarre. Die liebevoll gezeichneten Geschichten von Sevtlana Goncharenko und die Musik der Höhner gehen dabei eine traumhafte Symbiose ein. Nach einer Saison bei Brazil Jack in Schweden sind Leosvel und Diosmani zur Höhner Rockin' Roncalli Show zurückgekehrt. Die Kubaner mit den Adoniskörpern stehen wie keine Zweiten für kraftvolle Akrobatik am Masten. Mit leichten Händen erklimmen sie die vertikale Stange. Eindrucksvoll sind die Figuren, die sie daran zeigen. Finaltrick ist nach wie vor der Einarmer auf dem im rechten Winkel vom Mast gehaltenen Oberkörper des Partners. Überbordender Applaus ist ihnen sicher. Noch bevor dieser endet, beginnt das Finale. Ein zweites Mal bringen die Mitwirkenden die Symbole der Sternzeichen herein. Es gibt kleine Zugaben, die Stimmung ist fantastisch. Und endlich erklingt mit "Viva Colonia" das bekannteste Lied der Höhner. Erst nach zig Vorhängen ist die Vorstellung dann wirklich zu Ende.

2016 geht es weiter mit der Höhner Rockin' Roncalli Show. Dann wird es wieder eine kleine Anzahl von Gastspielen geben. Aber ganz egal, wo der Circus und die Musiker ihr gemeinsames Chapiteau aufschlagen: Es wird wieder ein wahres Fest für die treuen Anhänger und all jene, die sich zum ersten Mal der Magie hingeben. Und noch etwas ist sicher. Janus Fröhlich und Peter Werner werden dann nicht mehr dabei sein. Die Gründungsmitglieder der Höhner wurden in Koblenz mit einer besonderen Auszeichnung des Circus Roncalli verabschiedet.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch