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Circus Flic Flac - Tour 2015
www.flicflac.de ; 76 Showfotos

Würzburg, 24. Januar 2015: Seit der Premiere am 5. Oktober 2014 in Oberhausen hat sich die neue Tourneeproduktion des Circus Flic Flac permanent fortentwickelt. Und „Höchststrafe“ verändert sich weiter. Beinahe täglich wird an der Show gefeilt. Es fallen immer wieder Darbietungen weg, andere kommen neu hinzu. Die Inszenierung wird ständig angepasst. So kann auch dieser Bericht über die Abendvorstellung am 24. Januar auf dem Festplatz Talavera in Würzburg nur eine Momentaufnahme sein. Was bei allem Wandel bleibt, das ist das Grundthema der Show. „Höchststrafe“ spielt im Gefängnis.

Mit dem „Hofgang“ der Gefangenen beginnt die Vorstellung. In einheitlichen grauen „Anstaltsklamotten“ und zu sparsamer Musikbegleitung schlendern die Artisten über die Bühne, unterhalten sich, zeigen kleine Kostproben ihres Könnens. Dieses Charivari der anderen Art geht über in die erste Darbietung.

 
Expendables, Nicolai Kuntz, Airtrack-Trampolin 

Die vier „Expendables“ zeigen die typische, stets publikumswirksame Mischung aus Kraftakrobatik und Handvoltigen, wie sie von Truppen wie „Atlantis“ und „Seaworld“ geprägt wurde. Einer der vier Herren wird zudem als „Springseil“ gedreht, über den ein weiterer Partner springt. Auch bei dieser ersten Nummer ist die Musik nicht mehr als ein leises Hintergrundgeräusch. Doch dann fällt der große Vorhang vor dem Bühnenportal. Dabei handelt es sich um eine gewaltige Konstruktion aus Stahlgitterkäfigen. Sie stellen die Gefängniszellen dar und umrahmen ein großes Tor, den Artisteneingang. Nun ist der Blick auf die sechsköpfige Band mit Sängerin frei. Die Musiker wurden auf der obersten Ebene des Bühnenportals platziert. Ab diesem Moment ist die Musik ein bestimmender Teil der Show. Bandleader Samuel Beck hat den größten Teil selbst komponiert und die deutschsprachigen Texte geschrieben. Und auch das Licht hat eine tragende Rolle. Die zahllosen Scheinwerfer sind unter anderem an einer beweglichen Metallspinne unter der hohen Zeltkuppel installiert. Für Tempo sorgen nun Pawel Apostol Horbacz und sein Team auf dem langen Airtrack-Trampolin, das über die runde Bühne führt. Sprünge, Salti und Pirouetten werden präsentiert. Diese sind auch das Metier von Nicolai Kuntz, ebenso wie waghalsige Abfaller. Er vollführt sie direkt im Anschluss in großer Höhe am Schwungtrapez.

 
Larissa Kastein, Julia Galenchyk, Steve Eleky 

Nur einer widersetzt sich in diesem Programm zunächst der grauen Anstaltskleidung. Vielmehr kreuzt er im Schottenrock auf. Steve Eleky ist zurück, und nach wie vor sind seine Späße praktisch unerreicht witzig. Im ersten Programmteil zeigt er seine Comedy-Jonglage, im zweiten die komischen Illusionen – dann tatsächlich im Gefangenenoutfit. Eine bekannte Flic Flac-Künstlerin ist auch Julia Galenchyk. Einmal mehr präsentiert sie ihre anmutige, riskante und trickstarke Kür an den Netzstrapaten. Flic Flac-Juniorchefin Larissa Kastein zeigt ihre erotisch-laszive Poledance-Nummer inmitten farbenfroher Lichterspiele zum französischen Chanson „Je suis malade“.


Russische Schaukel, Master of Hellfire, Dima & Dima 

Wenn man von einem Circusprogramm richtig begeistert ist, dann liegt das häufig daran, dass es richtig viel zu lachen gibt. Hierfür sind bei „Höchststrafe“ alle Voraussetzungen geschaffen, denn außer Steve Eleky ist auch der „Master of Hellfire“ alias Hubertus Wawra zurückgekehrt. 2003 war er von Benno Kastein für den Circus entdeckt und engagiert worden, 2007 war er Teil der ersten XXL-Show „No Limits“ im Achtmaster, und nun ist er abermals in einer Flic Flac-Tourneeproduktion zu erleben. Seine Kombination aus Feuershow, Pyro-Effekten und Comedy begeistert nach wie vor. Wenn der „Arsch für die Umbaupausen“ in brennender Jacke Gitarre spielt. Wenn er droht, auf eine Zuschauerin mit der Feuerkanone zu schießen. Und wenn er mit Dynamitstangen seinen „Anti-Terror-Rap“ auf dem Schlagzeug spielt. Die letzte artistische Nummer vor der Pause bilden hohe Sprüngen von der Russischen Schaukel. Sie enden zum Teil in einem großen Netz, zum Teil auf einer Matte. Die Flugkünstler sind die gleichen, die zu Beginn der Show übers Trampolin sprangen. Den zweiten Teil des Programms eröffnen Dima & Dima mit ihrer kraftvollen Partnerakrobatik, die unter Mitwirkung des Ensembles wieder als Kampf zweier Banden choreographiert ist. Zum Abschluss schlägt der Obermann einen Rückwärtssalto von und zu den Schultern des Partners.

 
Laura Miller, Julia Galenchyk und Dmytro Turkeiev, Nicolai Kuntz 

Die Luftnummern bilden einen besonderen Schwerpunkt dieses Programms. Laura Miller taucht zwischen den einzelnen Passagen ihrer Luftring-Nummer immer wieder in ein Wasserbecken ein. Schon die Wegstrecke, die sie zwischen dem Bassin und dem höchsten Punkt des Zeltes zurücklegt, ist beeindruckend. Schlussendlich lässt sie sich aus großer Höhe ins Wasser fallen und erntet starken Applaus. Am Boden bleibt dagegen der sympathische und übers ganze Gesicht strahlende Nicolai Kuntz mit seinen Diabolos. Bis zu drei von ihnen lässt er äußerst gekonnt fliegen. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Dmytro Turkeiev hat Netzakrobatin Julia Galenchyk noch eine zweite Luftnummer einstudiert. Zum Popsong „Another love“ wird an den Strapaten Romantik zelebriert. Mann und Frau wechseln sich als Porteure ab. Später schwebt Julia freihändig im Spagat an den Strapaten. Schlussendlich hängt sie mit einem Fuß in einer Strapatenschlaufe, am anderen Fuß hängt ihr Partner. Zurück auf dem Boden küssen beide sich leidenschaftlich.

 
Pinillo-Motos, Tatjana Kastein, Mad Flying Bikes 

Tatjana Kastein zeigt ihre kunstvollen, hochklassigen Handstände wieder in Choreographie mit vier männlichen Partnern, die sie auf Händen tragen. Dann folgt der spektakuläre Abschluss der Show: Mit bis zu zehn Fahrern rast das Team von José Antonio Pinillo durch die Motorradkugel. Wie schon gewohnt, hält es nach diesem Act nicht mehr alle Zuschauer auf den Sitzen, einige applaudieren im Stehen. Und das Smartphone erweist sich einmal mehr als moderner Gradmesser der Begeisterung: Reihrum werden die Geräte ausgepackt und wird das Geschehen in bewegten Bildern festgehalten. Aus einer der oberen Reihen der steil aufragenden Tribüne blicken wir auf ein Meer aus leuchtenden Displays. Noch mehr werden es dann bei den „Mad Flying Bikes“. Der Treppenaufgang im mittleren Eingang wurde flugs gegen eine Sprungschanze ausgetauscht. Und so fliegen die mutigen Hasardeure auf ihren Motorrädern über die große Motorradkugel, die immer noch in der Manege steht – und landen krachend auf der großen Rampe dahinter. Vorher werden in der Luft waghalsige Manöver wie der „Backflip“ – ein Rückwärtssalto – oder „Whips“ – bei denen die Maschine in der Luft zur Seite gedreht wird – gezeigt.

Ohne Umschweife spendiert das Publikum im Finale Standing Ovations. Und was sollte es auch anderes tun? Eine solch spektakuläre und großartig in Szene gesetzte Show im High-Tech-Showpalast mit größtmöglichem Komfort – dank gepolsterten Einzelstühlen auf steil ansteigender Tribüne – lässt im Grunde gar keine andere Wahl.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber