Sprich,
wir erleben vor allen Dingen Tiere, Clowns und Akrobaten. Dies aber
mehrfach in großen Bildern, die Auge und Ohr verwöhnen. Neben diesen
manegenfüllenden Schaubildern bleibt noch etwas in Erinnerung. Junge,
charismatische Artisten, die mit großem Können und einer überzeugenden
Ausstrahlung begeistern. Das alles wiederum zu erleben unter dem Dach
des weißen Viermasters, der an diesem Tag für drei Vorstellungen in
Jyllinge nahe der Hauptstadt Kopenhagen aufgebaut ist. Hinter dem
Spielzelt befinden sich große Freigehege für die zahlreichen Tiere, die
sich so entspannt auf dem Rasenplatz bewegen können. Bereits zur ersten
– an eine Supermarktkette verkauften - Vorstellung um 11 Uhr sind
Gradin und Logen nahezu komplett gefüllt. Agnete Louise Enoch begrüßt
das Publikum gewohnt stilvoll.
Eingangsbereich
Das
folgende Opening bereits spricht alle Sinne an. „Starlight Express“ ist
der erste Titel, den das Orchester von Tino Aeby darin spielt. Von
Anfang an beweisen die acht Musiker um den Schweizer Kapellmeister,
dass sie ihre Kunst perfekt beherrschen. Sie sind eine grandiose
Bereicherung. Nicht nur für dieses Opening, sondern für die gesamte
Vorstellung. Ohne diese Musiker wäre die Wirkung ungleich geringer.
Pech haben wir an diesem Morgen leider mit der Beleuchtung. Diese ist
für Dannebrog-Verhältnisse recht unakzentuiert, ja einfach gehalten. In
anderen Vorstellungen soll das Licht aber deutlich besser gewesen sein.
Der einleitende Titel gibt das Motto für den Auftakt in der Manege vor.
Das Ballett in prächtigen Kostümen sowie eine Gruppe von Kindern
erscheint auf Rollschuhen und bietet eine mitreißende Show. Die
weiteren Mitwirkenden mischen sich in diese Szenerie. Fließend geht es
über zur ersten Nummer. Denn die Artistin arbeitet ebenfalls in
Rollschuhen. Was auf dem Papier nach einer eher ungewöhnlichen Mischung
klingt, Rollschuhe und Trapez, entpuppt sich als harmonische Kür. Heidi
Mary ist gleichzeitig Eisprinzessin und Trapezartistin. Mal gleitet sie
tänzerisch über die runde Holzfläche, mal zeigt sie ihre Tricks in der
Luft. Beide Sparten verbindet die blonde Finnin nahtlos. Im Winter
können wir sie beim Offenburger Weihnachtscircus erleben. Wunderbare
Unterstützung findet sie bei Dannebrog durch Sängerin Jazz Malaika. Im
weiteren Verlauf der Show wird ihre tolle Stimme noch mehrfach zu hören
sein.
Charly Carletto, Familie Wolf-Romanov, Gabi Donnert
Ganz
ohne Worte kommt Charly Carletto aus. Der spanische Clown war viele
Jahre beim Circus Louis Knie in Österreich engagiert. Er hat eine
schöne Maske und eine gute Mimik. Wir erleben ihn in bekannten Szenen
wie dem Spiel mit einem imaginären Golfball und einer Papiertüte oder
der defekten Glühbirne, die durch Handauflegen zum leuchten gebracht
wird. Den meisten Raum nimmt die Filmszene mit „Schauspielern“ aus dem
Publikum ein. Da die kubanische Truppe Estrella aufgrund von fehlenden
Papieren ihre Akrobatik am Reck und an der Russischen Schaukel aktuell
nicht zeigen kann, wurden kurzfristig die Familien Wolf-Romanov
engagiert. Vor vielen Jahren gehörten sie zum Ensemble des Circus
Fliegenpilz. Bei den Gruppenjonglagen stehen die beiden Damen genauso
im Rampenlicht wie die Herren. Im Piratenoutfit sind die beiden Herren
die Hauptakteure an der freistehenden Leiter. Bei ihren Balancen und
Jonglagen werden sie nicht nur von ihren Partnerinnen unterstützt.
Zudem ist auch eines ihrer Kinder dabei. Gewohnt elegant präsentiert Gabi
Donnert seine Freiheitsdressur. An diesem Morgen bringt er nur fünf
seiner sechs Araber in die Manege. Aber auch so erleben wir eine
anspruchsvolle, abwechslungsreiche Laufarbeit mit mehreren Steigern,
die bereits in den Ablauf integriert sind. Als Da Capi folgen weitere
Steiger in vielen Varianten. Die nun folgende Pause wird vom Ballett
angekündigt.
Orientalischer Markt
Auf
die bereits angesprochenen Leiterbalancen folgt das eindrucksvollste
Schaubild der Show. Menschen und Tiere entführen uns auf einen
„orientalischen Markt“, so der Titel. Die Livemusik zaubert eine mal
mitreißende, mal traumhafte Stimmung. Jazz Malaika singt unter anderem
„A whole new world“ aus dem Musical Aladin. Dazu gibt es Tänzerinnen
und Feuerspuckerinnen. Auf einem Teppich fliegen zwei Akteure durch die
Luft. Dankenswerterweise bleibt es nicht bei optischen und akustischen
Effekten. Zunächst führt Latoya Donnert ein schwarzes Pony vor, welches
über und durch Reifen springt. Im Wechsel mit Bernhard Kaselowsky
dirigiert sie zudem eine Gruppe von Kamelen, die mit zum Thema
passenden Decken geschmückt sind. Am Ende reiten die Damen des Balletts
auf den Wüstenschiffen. Natürlich ist auch die afrikanische
Elefantendame mit von der Partie. Ramboline zeigt ihre Tricks auf einem
Podest in der Mitte, während Jazz Malaika auf ihrem Rücken sitzt.
Perfekt gelungen ist die Überleitung zur nächsten Nummer. Charly
Carletto gibt den Schlangenbeschwörer, der vor einem großen Korb Flöte
spielt.
Nikita, Sandor Donnert, Alain Alegria
Die
Schlange entpuppt sich als Trapezartistin im Kindesalter. Dafür
beherrscht Nikita, die von Isabella Enoch trainiert wird, schon ein
beachtliches Repertoire. Zudem verkauft sie ihre Arbeit ansprechend. In
noch stärkerem Maße lässt sich das für Sandor Donnert sagen. Vorletztes
Jahr gab er bei Brazil Jack sein gelungenes Debüt als Jongleur zu
Pferd. Seitdem hat sich der blonde Sunnyboy enorm gesteigert. Locker
nimmt er den Weg durch das Orchester in die Manege, kleine Scherze mit
den Musikern inklusive. Seine Jonglagen mit Ringen, Bällen und Reifen
sind schlichtweg phänomenal. Bis zu fünf Keulen hält er genauso
spielend in der Luft wie sieben Bälle. Der Clou dabei: Einen Teil der
Jonglagen absolviert er mit den Rücken zur Laufrichtung des Pferdes.
Chapeau! Verkauf und Leistung sind auf höchsten Niveau. Um die Zukunft
von Sandor Donnert müssen wir uns keine Sorgen machen. Artisten wie ihm
gehört die Zukunft. Auf eine starke Luftnummer legt die Familie Enoch
großen Wert. Zudem schafft sie es, jedes Jahr ein anderes Genre im
Programm zu haben. 2015 ist es das Washington-Trapez. Alain Alegria
balanciert darauf in traumwandlerischer Sicherheit. Wie sein Onkel Sabu
tut der Mexikaner dies auf dem ruhenden wie auf dem schwingenden
Trapez. Hinzu kommt auch hier eine überzeugende Präsentation. |