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Cirkus Dannebrog - Tour 2015
www.cirkusdannebrog.dk ; 75 Showfotos

Jyllinge, 30. August 2015: Ihrem Publikum mehr zu bieten als ein reines Nummernprogramm, das ist seit Jahren die Maxime der Familie Enoch. Ein übergreifendes Motto, große Bilder und das Einbeziehen einer Sängerin sind wesentliche Stilmittel. Kurz gesagt ist es das Ziel, eine durchgehende Show zu präsentieren. Um nichts anderes geht es auch in der Produktion 2015 des Cirkus Dannebrog. „It's Showtime“ lautet ihr Titel. Der ist nicht nur kurz und knapp. Er hält auch, was er verspricht. Eine mitreißende, glamouröse Show, die im Kern aber eines ist - echter, unverfälschter Circus.

Sprich, wir erleben vor allen Dingen Tiere, Clowns und Akrobaten. Dies aber mehrfach in großen Bildern, die Auge und Ohr verwöhnen. Neben diesen manegenfüllenden Schaubildern bleibt noch etwas in Erinnerung. Junge, charismatische Artisten, die mit großem Können und einer überzeugenden Ausstrahlung begeistern. Das alles wiederum zu erleben unter dem Dach des weißen Viermasters, der an diesem Tag für drei Vorstellungen in Jyllinge nahe der Hauptstadt Kopenhagen aufgebaut ist. Hinter dem Spielzelt befinden sich große Freigehege für die zahlreichen Tiere, die sich so entspannt auf dem Rasenplatz bewegen können. Bereits zur ersten – an eine Supermarktkette verkauften - Vorstellung um 11 Uhr sind Gradin und Logen nahezu komplett gefüllt. Agnete Louise Enoch begrüßt das Publikum gewohnt stilvoll.


Eingangsbereich

Das folgende Opening bereits spricht alle Sinne an. „Starlight Express“ ist der erste Titel, den das Orchester von Tino Aeby darin spielt. Von Anfang an beweisen die acht Musiker um den Schweizer Kapellmeister, dass sie ihre Kunst perfekt beherrschen. Sie sind eine grandiose Bereicherung. Nicht nur für dieses Opening, sondern für die gesamte Vorstellung. Ohne diese Musiker wäre die Wirkung ungleich geringer. Pech haben wir an diesem Morgen leider mit der Beleuchtung. Diese ist für Dannebrog-Verhältnisse recht unakzentuiert, ja einfach gehalten. In anderen Vorstellungen soll das Licht aber deutlich besser gewesen sein. Der einleitende Titel gibt das Motto für den Auftakt in der Manege vor. Das Ballett in prächtigen Kostümen sowie eine Gruppe von Kindern erscheint auf Rollschuhen und bietet eine mitreißende Show. Die weiteren Mitwirkenden mischen sich in diese Szenerie. Fließend geht es über zur ersten Nummer. Denn die Artistin arbeitet ebenfalls in Rollschuhen. Was auf dem Papier nach einer eher ungewöhnlichen Mischung klingt, Rollschuhe und Trapez, entpuppt sich als harmonische Kür. Heidi Mary ist gleichzeitig Eisprinzessin und Trapezartistin. Mal gleitet sie tänzerisch über die runde Holzfläche, mal zeigt sie ihre Tricks in der Luft. Beide Sparten verbindet die blonde Finnin nahtlos. Im Winter können wir sie beim Offenburger Weihnachtscircus erleben. Wunderbare Unterstützung findet sie bei Dannebrog durch Sängerin Jazz Malaika. Im weiteren Verlauf der Show wird ihre tolle Stimme noch mehrfach zu hören sein.


Charly Carletto, Familie Wolf-Romanov, Gabi Donnert

Ganz ohne Worte kommt Charly Carletto aus. Der spanische Clown war viele Jahre beim Circus Louis Knie in Österreich engagiert. Er hat eine schöne Maske und eine gute Mimik. Wir erleben ihn in bekannten Szenen wie dem Spiel mit einem imaginären Golfball und einer Papiertüte oder der defekten Glühbirne, die durch Handauflegen zum leuchten gebracht wird. Den meisten Raum nimmt die Filmszene mit „Schauspielern“ aus dem Publikum ein. Da die kubanische Truppe Estrella aufgrund von fehlenden Papieren ihre Akrobatik am Reck und an der Russischen Schaukel aktuell nicht zeigen kann, wurden kurzfristig die Familien Wolf-Romanov engagiert. Vor vielen Jahren gehörten sie zum Ensemble des Circus Fliegenpilz. Bei den Gruppenjonglagen stehen die beiden Damen genauso im Rampenlicht wie die Herren. Im Piratenoutfit sind die beiden Herren die Hauptakteure an der freistehenden Leiter. Bei ihren Balancen und Jonglagen werden sie nicht nur von ihren Partnerinnen unterstützt. Zudem ist auch eines ihrer Kinder dabei. Gewohnt elegant präsentiert Gabi Donnert seine Freiheitsdressur. An diesem Morgen bringt er nur fünf seiner sechs Araber in die Manege. Aber auch so erleben wir eine anspruchsvolle, abwechslungsreiche Laufarbeit mit mehreren Steigern, die bereits in den Ablauf integriert sind. Als Da Capi folgen weitere Steiger in vielen Varianten. Die nun folgende Pause wird vom Ballett angekündigt.


Orientalischer Markt

Auf die bereits angesprochenen Leiterbalancen folgt das eindrucksvollste Schaubild der Show. Menschen und Tiere entführen uns auf einen „orientalischen Markt“, so der Titel. Die Livemusik zaubert eine mal mitreißende, mal traumhafte Stimmung. Jazz Malaika singt unter anderem „A whole new world“ aus dem Musical Aladin. Dazu gibt es Tänzerinnen und Feuerspuckerinnen. Auf einem Teppich fliegen zwei Akteure durch die Luft. Dankenswerterweise bleibt es nicht bei optischen und akustischen Effekten. Zunächst führt Latoya Donnert ein schwarzes Pony vor, welches über und durch Reifen springt. Im Wechsel mit Bernhard Kaselowsky dirigiert sie zudem eine Gruppe von Kamelen, die mit zum Thema passenden Decken geschmückt sind. Am Ende reiten die Damen des Balletts auf den Wüstenschiffen. Natürlich ist auch die afrikanische Elefantendame mit von der Partie. Ramboline zeigt ihre Tricks auf einem Podest in der Mitte, während Jazz Malaika auf ihrem Rücken sitzt. Perfekt gelungen ist die Überleitung zur nächsten Nummer. Charly Carletto gibt den Schlangenbeschwörer, der vor einem großen Korb Flöte spielt.


Nikita, Sandor Donnert, Alain Alegria

Die Schlange entpuppt sich als Trapezartistin im Kindesalter. Dafür beherrscht Nikita, die von Isabella Enoch trainiert wird, schon ein beachtliches Repertoire. Zudem verkauft sie ihre Arbeit ansprechend. In noch stärkerem Maße lässt sich das für Sandor Donnert sagen. Vorletztes Jahr gab er bei Brazil Jack sein gelungenes Debüt als Jongleur zu Pferd. Seitdem hat sich der blonde Sunnyboy enorm gesteigert. Locker nimmt er den Weg durch das Orchester in die Manege, kleine Scherze mit den Musikern inklusive. Seine Jonglagen mit Ringen, Bällen und Reifen sind schlichtweg phänomenal. Bis zu fünf Keulen hält er genauso spielend in der Luft wie sieben Bälle. Der Clou dabei: Einen Teil der Jonglagen absolviert er mit den Rücken zur Laufrichtung des Pferdes. Chapeau! Verkauf und Leistung sind auf höchsten Niveau. Um die Zukunft von Sandor Donnert müssen wir uns keine Sorgen machen. Artisten wie ihm gehört die Zukunft. Auf eine starke Luftnummer legt die Familie Enoch großen Wert. Zudem schafft sie es, jedes Jahr ein anderes Genre im Programm zu haben. 2015 ist es das Washington-Trapez. Alain Alegria balanciert darauf in traumwandlerischer Sicherheit. Wie sein Onkel Sabu tut der Mexikaner dies auf dem ruhenden wie auf dem schwingenden Trapez. Hinzu kommt auch hier eine überzeugende Präsentation.

Weiß ist die vorherrschende Farbe beim grandios gestalteten Finale. Neben allen Mitwirkenden ist zudem die Direktionsfamilie vertreten. Ein großes, harmonisches Schaubild. Das letzte in dieser liebevoll gemachten, aufwendigen Show für die ganze Familie. Das Publikum geht bis zum Schluss begeistert mit. Die Abschiedsworte gehören traditionell Agnete Louise Enoch. Genauso ist es Tradition, dass alle Artisten am Ausgang ein Spalier bilden, um sich persönlich vom Publikum zu verabschieden. Eine schöne Geste, mit der sich der Cirkus Dannebrog weitere Sympathiepunkte sichert.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch