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Circus Corty Althoff - Stuttgart 2015
www.circus-corty-althoff.de ; 128 Showfotos

Stuttgart, 24. Oktober 2015: Lange hat Elmar Kretz überlegt, was er seinem Publikum in diesem Jahr präsentiere möchte. Nach der erfolgreichen Frühjahrstournee mit seinem Projekt „Circus Corty Althoff“ 2014 wollte er heuer eine Herbsttour unter dem bekannten Namen starten. Daraus geworden ist letztlich ein einziges großes Gastspiel auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart. Das angekündigte Programm wurde mehrfach variiert. Und schließlich überraschte Elmar Kretz damit, dass er kurzfristig wieder eine Kooperation mit Louis Knie jun. einging, wie bereits bei seiner Aquamanege-Tour 2011.

Louis Knie jun. brachte unter anderem einen großen Teil seines Materials und Personals, seines Programms und das Vorzelt samt Ausstattung mit nach Stuttgart. Der Artisteneingang sowie die Licht- und Tontechnik sind aus dem Circus Louis Knie jun. Es mag bei vielen Besuchern zu Verwirrung führen, dass auf den Wagen dieses Circus Corty Althoff oder auf dem zentralen Getränkestand in der Restauration gut sichtbar Circus Louis Knie jun. zu lesen steht. Gespielt wird jedoch im Chapiteau – ursprünglich ein Barum-Zelt – und mit der Sitzeinrichtung von Elmar Kretz. Auch der Büro- und Kassenwagen ist seiner.


André und Frisco, Louis Knie jun., David Paschke

Wo Elmar Kretz Circus macht, da sind seine langjährigen Weggefährten und Freunde zumeist nicht weit. So wie etwa Clown André Broger, der gemeinsam mit Frisco für den Humor in diesem Programm sorgt. Gemeinsam suchen sie zum Beginn der Show nach Strom für ihren Kassettenrekorder, und später, als vorletzte Nummer im Programm, zelebrieren sie ihr wunderbares Tapezierer-Entree. Dabei wird viel Wasser verspritzt und noch mehr Schabernack getrieben. Dazwischen serviert André seine beliebten und immer wieder gern gesehenen Klassiker – das Wischmopp-Duett, den Kampf gegen den Haifisch in der Badewanne und die Jagd nach der widerspenstigen Fliege. Noch ein Freund und Wegbegleiter ist David Paschke. Auch in Stuttgart gibt er den eleganten Sprechstallmeister im roten Frack. Er begrüßt das hochverehrte Publikum und führt formvollendet durchs Programm. Die eigentliche Eröffnungsnummer ist dann die dreifache Hohe Schule. Denisa Stipka reitet, Louis Knie jun. führt ein Pferd am langen Zügel. So werden synchron die gleichen Figuren in unterschiedlicher Ausführung gezeigt. Alexa Knie ist die dritte im Bunde und komplettiert das equestrische Bild. Auch Louis Knie jun. ist einer der langjährigen Freunde von Elmar Kretz.


Alexandra Rizaeva,
Kenny Quinn, Magic Company

Aus dem Tourneeprogramm des Circus Louis Knie jun. übernommen wurde Alexandra Rizaeva. Zum Chanson „Je t’aime“ verzehrt sie sich beim Poledance nach einem Mann, dessen Jacke sie zwischendurch überstreift. Für große Begeisterung beim Großstadt-Publikum auf dem Wasen sorgen die sechs Kühe, die von Alexa Knie zu Figuren wie Gegenlauf und Fächer dirigiert werden. Die Rinder sind ohnehin richtige Manegenstars und waren zum Beispiel in der Saison 2015 Publikumslieblinge im Schweizer Zirkus Stey, dort noch vorgeführt von Renardo Spindler. Auch Elmar Kretz‘ Tochter Milena kommt mit den Kühen zu ihrem kleinen, großen Auftritt: Sie darf eines der Tiere zu einem Knicks anleiten. Drei hübsche Damen – Ilona Knie, Denisa Stipka und Katharina – zeigen als „Magic Company“ ebenso viele effektvolle Großillusionen. Und ein bisschen Hexerei ist auch bei Kenny Quinn im Spiel, wenn der „ehrliche Taschendieb“ drei Herren aus dem Publikum um Geldbörse, Schlüssel, Gürtel, Brille und anderes mehr erleichtert. Diesem charmanten „Langfinger“ und seiner eleganten Partnerin Joan sieht man immer wieder gerne zu.


Katharina, Tomas Andres Marin, Louis Knie jun.

Für die Pausennummer sorgen Tomas Andres Marin und Victor Isaza alias Duo Desperados auf dem Todesrad. Die gängigen Tricks wie Blindlauf und Seilspringen fehlen hier freilich nicht, auch wenn es nicht die stärkste Darbietung des Genres ist. Ein richtiges Highlight der Show ist die Waterbowl-Artistik von Katharina, mit welcher der zweite Programmteil eröffnet wird. Die Artistin schwebt zuerst am Luftring und lässt sich dann in eine wassergefüllte Halbkugel aus Plexiglas fallen. Im und auf dem Becken präsentiert sie eine Mischung aus Wasserballett, vielseitigen Kontorsionselementen, Akrobatik und sinnlich sprühenden Wassertropfen. Exotisches Flair bringen schließlich die sechs Kamele in die Manege, die temporeich und temperamentvoll von Louis Knie jun. präsentiert werden.


Louis Knie jun. und Elmar Kretz

Das große Glanzlicht im Programm ist jedoch die Pferdeshow von Louis Knie jun. und Elmar Kretz. Im Wechsel stellen die beiden ihre Freiheitspferde vor. Auf Louis Knie jun. mit sechs Arabern folgt Elmar Kretz mit einem Quartett, das er anfangs ohne Peitsche dirigiert. Schwierige und variantenreiche Lauffiguren und Gruppensteiger wechseln sich in beiden Nummern ab. Als da capi präsentieren die beiden Herren in schwarzen Fräcken abwechselnd feurige Steiger in immer neuen Variationen und Formationen. Tempo, Tempo, Tempo – Bravissimo!


Eddy Carello, Finale, Duo Desperados

Zuvor heizt bereits Eddy Carello, ebenso Stammgast in den Produktionen von Elmar Kretz, die Stimmung mächtig an. Auch in Stuttgart wird er für seine bekannten Rhythmusjonglagen regelrecht gefeiert – insbesondere wenn er zum Abschluss mit seinen Jonglage-Bällen auf dem Schlagzeug spielt. Zum Abschluss des Programms sorgen die beiden „Desperados“ für Spannung auf dem Hochseil. Der Sprung über den liegenden Partner, Seilspringen, Bocksprung und schließlich das Zwei-Mann-Hoch gehören zum Repertoire der überzeugenden Nummer. Und so ist, wie es auch sein soll, der zweite Teil der deutlich stärkere in dieser Show, die schon am Premierenabend wunderbar glatt und stimmig abläuft. Mit einem kompakt gehaltenen Finale verabschiedet sich das Ensemble vom Publikum. Jederzeit beeindruckend ist das aufwendige, moderne Licht aus dem Hause Louis Knie jun. Kreiert wurde dieses in bewährter Weise von Manfred Huber. Bei der ebenso überzeugenden musikalischen Begleitung mit Playback und Schlagzeug wird er vom renommierten Circus-Arrangeur und Komponisten Alex Bozic unterstützt.

Allen Varianten zum Trotz, die Elmar Kretz für seinen „Circus Corty Althoff“ im Jahr 2015 angekündigt hatte – es zählt allein, was am Ende in der Manege zu sehen ist. Und dies überzeugt vollauf. Ein würdiges Programm für ein Herbstgastspiel auf dem Cannstatter Wasen.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber