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Zirkus Charles Knie - Tour 2015
www.zirkus-charles-knie.de ; 105 Showfotos

Göttingen, 11. April 2015: Zirkus Charles Knie ist 2015 wiederum mit seinem erfolgreichen Programm aus dem Vorjahr auf Reisen. Es ist wohl die schönste Produktion dieses noch jungen Unternehmens. Und so können wir uns noch einmal auf beste Circuskunst in wirklich zeitgemäßer, geschmackvoller Verpackung freuen. Für die Besucher in den jeweiligen Tourneestädten ist die Show ohnehin in dieser Form nicht bekannt. Diese machen natürlich den ganz überwiegenden Teil des Publikums aus. Aber auch für jene, die die Show bereits 2014 gesehen haben, ergeben sich Änderungen. Die stecken im Detail.

So gab es eine Umstellung im Ablauf und teilweise neue Kostüme für das Ballett, welches darin zudem eine neue Choreographie tanzt. Insgesamt aber setzt Charles Knie seine erfolgreiche Linie fort. Das nicht nur in der Show, sondern ebenfalls im kaufmännischen Bereich. Im Bürowagen sorgt ein erfahrenes und vergleichsweise großes Team um Direktor Sascha Melnjak für Kontinuität. Der wirtschaftliche Erfolg ist insbesondere das Ergebnis eines umsichtigen Managements.


Chapiteau

Wichtig ist es natürlich, die angeworbenen Zuschauer nicht zu enttäuschen, sondern ihre Erwartungen zu übertreffen, sie zu begeistern. Besser als mit diesem Programm geht es kaum. Elefanten, Pferde, Raubtiere, Jongleur, eine große Luftnummer und Clownerie – alle Punkte sind bestens besetzt. Hinzu kommt ein äußerst ansprechendes Ambiente. Das beginnt mit der eindrucksvollen Außenansicht, geht weiter bei der gepflegten, umfangreichen Restauration (Leitung: Mirjan Mavriqi) bis hin zum Chapiteau mit seinem Gradin mit Klappsitzen sowie dem prächtigen Artisteneingang. Nicht zu vergessen die großzügige, artenreiche Tierschau. Ihre ansprechende Aufmachung rechtfertigt durchaus einen erneuten Besuch.


Nicol Nicols, Marek Jama, Priscilla Errani

Kommen wir nun aber zum Geschehen in der Manege. Das wird musikalisch wiederum ganz hervorragend von Volodymyr Kozachuk und seinem Orchester begleitet. Ebenfalls ein guter Bekannter ist Enrico Zoppe. Seit 2007 sorgt er für ein traumhaftes Lichtdesign und tut das auch in dieser Saison. Eröffnet wird die Vorstellung nach der Ouvertüre durch das vierköpfige Ballett. In hübschen weiß-roten Kostümen mit Hut übernehmen sie den persönlichen Teil der Begrüßung. Die Worte zum Auftakt kommen leider wiederum aus dem Off. Statt des Duo Medini wie im Vorjahr folgt an dieser Stelle Nicol Nicols, dessen Drahtseil bereits aufgebaut ist. Als spanischer Matador tänzelt er leichtfüßig über das Seil. Seine Spezialität sind Sprünge mit Seil und durch einen mit Messern besetzten Feuerreifen. Zudem beherrscht er den Salto rückwärts und, deutlich schwieriger, vorwärts. Bei seinem nächsten Auftritt trägt das Ballett neue Kleider im Leopardenlook. Hinzu kommen die aufwendigen Afrika-Kostüme, die wir erstmalig als Einleitung zu Alexander Laceys gemischter Raubtiergruppe sahen. Nun kündigen sie Marek Jama und sein artenreiches Exotentableau an, welches unter einem Baldachin abläuft. Auch Jama hat sich für diese Vorführung neu eingekleidet. Die fünf Kamele haben die passenden Decken. Hinzu kommen vier braune Araberhengste und drei Zebras, die eine schöne Freiheit arbeiten. Weiter erleben wir Rinder, Laufvögel, ein Känguru und Lamas. Ebenfalls tierisch aufgemacht ist die Hula Hoop-Kür von Priscilla Errani. Präsentiert sie sich doch, unterstützt von Partner Marco Moressa, als Spinne im Netz. Menschen mit Arachnophobie müssen aber keine Angst haben. Dieses Exemplar ist äußerst ansehnlich und charmant. Mit viel italienischem Temperament lässt die Artistin unzählige Reifen um ihren gelenkigen Körper kreisen.


Flying Costa

Verruchte Stimmung bei der folgenden Nummer. Ambra und Ives Nicols tanzen im Tangodress, Ives singt dabei. Ein wunderbar sinnlicher Auftritt mit sehr viel Ausdruck. Dieser führte sie unter anderem schon zu Benneweis, Barum und in den Pariser Cirque d'Hiver. Im kommenden Winter steht der Stuttgarter Weltweihnachtscircus auf dem Plan. Nun dürfen wir sie aber wieder eine Saison lang bei Charles Knie genießen. Im Mittelpunkt ihres Auftritts steht die Akrobatik an Tüchern, die sie zumeist im Duo aufführen. In wechselnder Besetzung, was die tragende Rolle angeht. Neu ist der Trick, bei dem Ives mit den Zähnen einen Stuhl hält, an dem Ambra kopfüber an den Füßen hängt. Das Ballett vor der Pferdefreiheit ist unverändert. Ebenso der Ablauf der Vorführung. Zunächst zeigt Marek Jama Schulschritte mit einem perfekt frisierten Palomino. Die sechs prächtigen Friesen bilden den Kern dieses Pferdeblocks. Sie laufen unter Anleitung von Marek Jama variantenreiche Figuren, Flechten inklusive. Sechs Minipferde schließen sich an. Die Steiger als da capi werden von Arabern und einem weißen Pony absolviert. Viel südamerikanische Lebensfreude bringen die Flying Costa unter die Kuppel. Am Fliegenden Trapez sorgen sie für mächtig Stimmung. Eine Fliegerin und drei Flieger starten von der Brücke zu eleganten Flügen, die vom Partner auf der gegenüberliegenden Seite sicher gefangen werden. Selbstverständlich sind der Dreifache und die Passage darunter. Ein besonderer Effekt ist der Sturz von Adrian Ramos aus der Kuppel. Ives Nicols begleitet einen Teil der Darbietung mit Gesang. Am Boden wird das Quintett vom Ballett in lateinamerikanischen Kostümen mit reichlich Obst auf dem Kopf empfangen. Das ist dann auch das Bild, mit dem die Zuschauer in die Pause gehen.


Tom Dieck junior, Duo Medini, Marek Jama

Zu Beginn des zweiten Teils ist der Zentralkäfig aufgebaut. Dort empfängt Tom Dieck junior an diesem Nachmittag zwei weiße Löwen, zwei Liger und vier Tiger. Mit ihnen zeigt er gleich zu Beginn eine imposante Pyramide. Im weiteren Verlauf beweisen insbesondere die Tiger ihr Können. Balancieren auf einem großen Rad, Roll over und das Laufen auf den Hinterbeinen gehört zu ihrem Repertoire. Die Schlusspointe setzt aber einer der Liger, wenn er gemütlich unter einem Balken hindurchläuft statt darüber zu springen. Nach diesem entspannten Abgang sorgen Vanessa und Emanuel Medini für ordentlich Schwung. Die Geschwister fegen auf Rollschuhen über eine seitlich beleuchtete runde Plattform. Neben spektakulären Tricks, wie der Fahrt im Nackenwirbel, bei der Emanuel die Augen verbunden hat, haben sie eine nette Showeinlage in petto: Rasante Touren mit einem Gast aus dem Publikum, dem Vanessa bereits im Verlauf der Nummer Avancen gemacht hat. Während Vanessa ihre Zuneigung mit einer Blume bezeugt, tut Marek Jama dies kurz darauf mit Fischen. Die Seelöwen Steffi und Kulus lassen sich für jedes Kunststück mit maritimen Leckereien belohnen. Dafür geben sie gerne ein Küsschen oder balancieren einen Ball auf der Schnauze.


Ives Nicols, Familie Errani, Cesar Dias

Mit einem Ball gibt sich Ives Nicols natürlich nicht zufrieden. Er hält gleich fünf davon in der Luft. Bei seinen Jonglagen wird er gewohnt grandios von Partnerin Ambra unterstützt. Oder eben auch nicht. Je nachdem, wie gut das Miteinander gerade (gewollt) funktioniert. Die beiden sind einfach ein bestens eingespieltes Team. Außer Bällen lässt Ives noch Keulen, Bumerangs und Sombreros fliegen. Nach wie vor durch seine Armverletzung beeinträchtigt, verzichtet Elvis Errani aktuell auf den Einsatz des Schleuderbretts. Und so bleibt zumindest er am Boden. Seine Partnerinnen hingegen reiten auf den Elefanten und posieren mit einem sitzenden Tier. Zudem wurde der Spagat zwischen zwei Elefantenköpfen wieder ins Programm genommen. Insgesamt bieten Elvis Errani und seine beiden weiblichen Trios eine abgerundete Show, die immer wieder fasziniert. Bevor es in das glamouröse Finale mit aufblasbarem Karussell, beleuchteten Kostümen und Gesang von Ives Nicols geht, hat Cesar Dias seinen großen Auftritt. Die völlig vermasselte Interpretation des Frank-Sinatra-Klassikers „My Way“ ist wie immer hinreißend komisch. Wenn er diese bringt, hat er sich allerdings schon längst in die Herzen der Zuschauer gespielt. Wenngleich er es nicht einfach hat, findet ein Teil seiner Reprisen doch auf dem Gradin statt. Das ist natürlich dem flotten Ablauf des Programms förderlich, macht es dem Clown aber schwer, die volle Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch Dias weiß diese Herausforderung zu lösen. In diesem Jahr zeigt er wiederum das Duell mit einem Zuschauer, das Spiel mit Steinschleuder und Luftballon sowie das Musizieren auf Mundharmonika und singender Säge. Hinzu kommt zwei kleinere Auftritte.

Circus als Unterhaltungsform für alle Altersstufen – der Zirkus Charles Knie erfüllt diesen Anspruch 2015 wiederum par excellence. Der Tiercircus ist bestens vertreten, und auch die menschlichen Akteure sind allesamt mit großem Spaß dabei. Es sind durchweg Profis, die ihrem Beruf mit viel Leidenschaft nachgehen. Die Aufwertung durch Orchester, Ballett und Lichtdesign sorgt dafür, dass die komplette Show begeistert. Und so wird auch in diesem Jahr der Besuch dringend empfohlen. Dies, zumal es 2016 wohl größere Änderungen geben wird.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch