CHPITEAU.DE

Cirkus Brazil Jack - Tour 2015
www.cirkusbraziljack.se ; 115 Showfotos

Malmö, 21. März 2015: Die Familie Rhodin hat es auch dieses Jahr wieder geschafft. Mit einem eher kleinen Ensemble ausgesuchter Artisten hat sie ein schönes, charmantes und elegantes Programm kreiert. Neun Mitwirkende versammelt Direktorin Carmen Rhodin zu Opening und Finale um sich. Allesamt junge, motivierte Menschen, denen ihre Arbeit großen Spaß macht. Und das bringen diese Könner ihres Faches in der Manege wunderbar rüber. Alle sind sie in dieser Saison zum ersten Mal beim Cirkus Brazil Jack engagiert. Ferner stimmt die Mischung aus Clownerie, Artistik und Tierdressuren.

Mag auch das Material nicht auf dem allerneuesten Stand sein – wenn das Licht angeht, dann ist Showtime. Dann erstrahlt die Manege in wunderbar warmen Tönen. Dann liegt Magie in der Luft. Die Atmosphäre, in der hier klassischer Circus gespielt wird, ist einzigartig. Ein weiterer Gewinn ist das ukrainische Orchester, welche über der roten Gardine mit goldenen Verzierungen und dem Unternehmenslogo musiziert.


Opening

Bereits vor dem bunten Charivari macht Clown Don Christian das warm up mit dem Publikum. Als Dirigent bringt er nicht nur die leicht verstimmten Musiker in den richtigen Takt, sondern ebenfalls die Zuschauer zum Klatschen. Im Opening stellen sich alle Mitwirkenden in einem bunten Bild vor, sogar Hund und Pony sind dabei. Als sich der rote Vorhang erneut öffnet, betritt die Prinzipalin das Scheinwerferlicht. Gewandt begrüßt Carmen Rhodin ihre Gäste. Temporeich und nicht ohne Humor sind die Partnerjonglagen der Messoudis. Der Vater und zwei seiner Söhne werfen sich geschickt zunächst Bälle und dann Keulen zu. Originell ist die Szene, in der die Brüder ihrem Vater mit Hilfe von Keulen Zigarette, Hut und Sonnenbrille aus dem Gesicht schießen. Eine Reminiszenz an seine österreichische Heimat ist der nächste Auftritt von Don Christian, den er in Tracht absolviert. Erst spielt er auf einem Akkordeon, dann auf Glocken. Der besondere Effekt ergibt sich durch eine auf dem Hintern montierte Pfanne, die ein Junge mit sichtlich Spaß zum Klingen bringen darf. Dafür nutzt er eine riesige Suppenkelle.


Ioulia Tchakanova, Simona Alexandra, Gianni D'Ambrosio

Sehr elegant ist das Spiel von Ioulia Tchakanova mit ihren je drei Windhunden und Lamas. Das Septett bewegt sich leichtfüßig durch die Manege. Ein Teil der Trickfolge ist ähnlich einer Pferdefreiheit gestaltet. Die Hunde beweisen ihre Sprungkraft, die Lamas, dass sie auch auf zwei Beinen eine gute Figur machen. Die gibt natürlich ebenfalls Tchakanova ab. Ganz besonders, wenn sie mit ihren Tieren posiert. Für die Luftnummer der Show sorgt Simona Alexandra. Im Outfit einer Indianerin ist das Schwungseil ihr Metier. An diesem schaukelt die hübsche Squaw im Sitzen, Stehen und kopfüber hängend. Immer wieder überraschend sind ihre Abfaller. Aber keine Angst, die junge Artistin kommt sicheren Fußes zurück auf den Boden. Sein Kampf mit einem Mikrofon kostet Don Christian den einen oder anderen Zahn. Aber was soll es. Hauptsache, das Publikum hat seinen Spaß. Mit italienischer Leichtigkeit dirigiert Gianni D'Ambrosio seinen Fünferzug Andalusier und Friesen. Er selbst trägt einen Frack und seine Tiere edle Decken auf dem Rücken sowie Federschmuck auf dem Kopf. Elegant zeigen die Pferde eine anspruchsvolle Laufarbeit in flottem Tempo, das Flechten von drei Tieren inklusive. Ein Gruppensteiger sowie ein Rundsteiger sorgen für zusätzliche Glanzpunkte.


Ioulia Tchakanova, Don Christian, Gianni D'Ambrosio

Nach der Pause erleben wir noch einmal Ioulia Tchakanova. Diesmal im vertrauten Zusammenspiel mit einem Pudel. Man fragt sich, wer von den beiden gelenkiger ist. Der Hund springt durch einen Reifen und läuft auf den Vorderbeinen. Ioulia macht Handstand und Spagat. Das ist nur ein kleiner Auszug aus dem Repertoire dieses eingespielten Duos. Weitaus größere Probleme hat da Don Christian mit seiner tierischen Partnerin. Wobei wir von Partnerschaft gar nicht sprechen wollen. Vielmehr macht der Clown Jagd auf eine nervige Biene. Nachdem die chemische Keule nicht den gewünschten Erfolg bringt, erlegt er das Insekt mit Hilfe einer Steinschleuder. Aber die Biene hat vorgesorgt und gleitet mittels Fallschirm sanft von der Kuppel hinunter. Ein Groß & Klein mit Friese und Pony bringt Gianni D'Ambrosio in die Sägemehlmanege. Wiederum sind die Pferde wunderbar herausgeputzt. Das Bild lebt natürlich vom Kontrast zwischen den beiden prächtigen Tieren.


Pierre Marchand, Don Christian, Messoudis

Mit Pierre Marchand ist es Carmen Rhodin gelungen, einen Star unter den Diaboloartisten nach Schweden zu holen. Unzählige Jahre war er im Pariser Lido engagiert. Als sich jetzt die Gelegenheit ergab, den französischen Wirbelwind für eine gesamte Sommersaison zu engagieren, schlug die Direktorin zu. 2004 sorgte er beim European Youth Circus in Wiesbaden für Furore. Damals gewann er Gold. Er ist nach wie vor der jugendliche Herzensbrecher, der seine Diabolos mit einer unglaublichen Dynamik auf die verrücktesten Touren schickt. Bis zu drei davon hält er gemeinsam in der Luft. Faszinierend sind aber ebenfalls die kleinen, filigranen Tricks mit nur einer Spule. Die treibende Musik gibt den Rhythmus vor, der durchdachte Aufbau sorgt dafür, dass die eher zurückhaltenden Schweden begeistert mitgehen. In einen Boxring führt uns der letzte Auftritt von Don Christian. Vier Zuschauer bilden die Eckpfeiler des Seilgevierts und dürfen weitere Aufgaben übernehmen. So das Schlagen des Gongs oder die Massagen in den Pausen zwischen den Runden. In der Mitte liefert sich Don Christian ein nicht ganz so ernst gemeintes Gefecht mit einem weiteren Gast. Dabei zeigt der sympathische Österreicher einmal mehr sein Gespür für Komik und Timing. Als Begleiter durch diese Show ist er eine ausgezeichnete Wahl. Eine ausgezeichnete Wahl sind natürlich auch immer wieder die Messoudis. Ob bei Finlandia, Dannebrog oder jetzt bei Brazil Jack – mit ihrer Partnerakrobatik bilden sie die unumstrittene Schlussnummer. Ihre Kür ist perfekt inszeniert. Vom Ablegen der Jacken bis zum Menschenturm mit vier Personen. Dazwischen präsentieren die drei blendend aussehenden Brüder und ihr Vater großartige Tricks der Handstandartistik. So etwa einen Einarmer im Nacken des ebenfalls einen Handstand zeigenden Partners.

Die Stimmung für das Finale ist somit bereitet. Alle Mitwirkenden werden einzeln vorgestellt. Carmen Rhodin bedankt sich beim Publikum und spricht die Abschiedsworte. Mit diesem komplett neuen Programm ist dem Cirkus Brazil Jack wiederum eine grandiose Show gelungen. In den nächsten Wochen wird sie sicher noch weiter zusammenwachsen. Aber auch jetzt begeistert sie schon auf ganzer Linie. Brazil Jack spielt auch 2015 wieder jugendlichen, der Tradition verpflichteten Circus in traumhafter Präsentation.

________________________________________________________________________
Text und Fotos: Stefan Gierisch