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Cirkus Alex junior - Tour 2015
www.facebook.com/CirkusAlex

Bratislava, 9. Oktober 2105: Mit ihrer Fußball-Jonglage tritt Helena Polach bekanntermaßen weltweit in den renommiertesten Manegen auf. Ihre Familie hingegen reist mit dem eigenen Circus. Gegründet wurde er 1995 von Vater Alexej Polach. Er ist – ebenso wie seine Frau Anna, welche aus der Familie Faltyny stammt – auch heute noch dabei. Offiziell geführt wird das Unternehmen mittlerweile jedoch vom Namenspaten und Helenas jüngerem Bruder, Alex junior. Im Oktober hatte die tschechische Circusfamilie ihre Zeltanlagen in der slowakischen Hauptstadt Bratislava aufgeschlagen.

Bereits beim äußeren Erscheinungsbild fühlt man sich in die Vergangenheit versetzt. Der blaue Viermaster ist auf einem Brachland zwischen Baumärkten errichtet. Nur wenige Wagen und das Stallzelt für die hauseigenen Pferde gruppieren sich darum herum. Dem Material sieht man Alter und Verschleiß deutlich an. Einzige Ausnahme sind die modernen Wagen für die Reklamenummer – die Seelöwen von Adriana Spindler. Natürlich gibt es für die Meeressäuger auch ein großzügiges Außenbecken.


Chapiteau

Im Zeltinneren werden links neben der Manege Plakate getrocknet; rechts steht eine kleine Restauration zur Verfügung. Sitzplätze gibt es neben den Logen nur frontal. Jeder Besucher – egal ob in der Loge oder auf dem sechsreihigen Gradin – nimmt auf weißen Plastiksesseln Platz. Der Artisteneingang besteht aus einem Bühnenwagen mit zwei seitlichen Eingängen. Alles hier wirkt ein wenig altbacken, angestaubt – und hat gerade deswegen einen so ganz eigenwilligen Charme. Auch die Darbietungen lassen sich durchweg sehen – wenn man sie denn im wahrsten Sinne des Wortes in Gänze sehen könnte. Größter Schwachpunkt des Programms ist nämlich die Lichtanlage. Die LED-Scheinwerfer an den Masten sind zu schwach, weiteres Licht kommt nur vom Bühnenwagen hinten. So agieren die Akteure meist ziemlich im Dunkeln. Ein frontaler Verfolger würde hier wohl Wunder tun.


Alex Polach junior
 

Gleich vier Auftritte bestreitet Alex Polach junior selbst. Seine Version des „Human Slinky“ ist wirklich gefällig und auch die Präsentation der vier hauseigenen Pferde besticht mit vielen exakten Fächer-Variationen. Steiger vermisst man hingegen. Wirklich ausgezeichnet ist seine Leiterbalance. Eingeleitet wird diese mit einer kurzen Kubusjonglage; anschließend balanciert Polach – sich zugleich auf der freistehenden Leiter bewegend – unterschiedlichste Requisiten. Dazu gehört zuletzt ein Fangkorb auf seiner Stirn, in den er kleine Bälle wirft. Auch die Leiter balanciert er gleich selbst auf der Stirn, nicht ohne sich hinzusetzen und dann um die eigene Achse zu drehen, samt Leiter verständlich.


Alex Polach junior, Anna Polach

Noch spektakulärer ist jene Darbietung, mit der Polach das Programm beschließt. Als Requisit dient ihm eine Konstruktion, die an ein Todesrad erinnert. Laufkessel gibt es aber keine; auf der einen Seite gibt es eine Vorrichtung, um Handstände zu drücken, auf der anderen zwei Metallringe, die es ermöglichen, sich beispielsweise mit den Füßen einzuhaken und sich so kopfüber in die Tiefe zu stürzen. Zudem gibt es Balancen auf dem Requisit und zum Schluss zahlreiche Überschläge. Das Publikum zeigt sich begeistert. Was nicht wirklich verwundert, denn bei allen Auftritten kommen bei Alex Polach Junior technisches Können, blendendes Aussehen und eine hohe Ausstrahlungskraft zusammen – eine Kombination, die – wenn man an seine Schwester Helena denkt – offenkundig in der Familie liegt. Denn auch Mutter Anna steht nach wie vor in der Manege. Sie moderiert das Programm und ist darüber hinaus mit einer Hula-Hoop-Darbietung zu sehen.


Adriana Spindler

Große Reklamenummer sind indes die bereits erwähnten Seelöwen von Adriana Spindler. Zusammen mit ihrem Partner Matthias Richter präsentiert sie zwei Tiere – reichlich Fisch-Belohnung inklusive. Gerade das mächtige Tier, Boris, macht Eindruck. Zunächst gibt es Balancen mit Bällen. Auch der Flossenstand gehört zum Repertoire. Boris demonstriert seine Gesangseinlagen. Heute selten zu sehen und wohl eine Reminiszenz an die berühmte Seelöwen-Darbietung von Gasser ist jener Trick, bei dem das Tier seine menschliche Partnerin auf der Schnauze durch die Manege trägt. In der Pause haben die Besucher zudem die Gelegenheit, sich mit Boris fotografieren zu lassen und nutzen dies auch zahlreich. In Deutschland war diese Darbietung schon bei den Weihnachtscircussen in Gelsenkirchen und Krefeld zu Gast.


Jindra Berousek und Tatiana Lenta

Ebenfalls in Deutschland bereits bekannt ist das Duo Berosini, Tatiana Lenta und Jindra Berousek. Sie waren unter anderem beim Circus Voyage. Sie eröffnen das Programm mit der gemeinsamen Darbietung am Fangstuhl. Zunächst werden zahlreiche Haltepositionen gezeigt. Abschluss sind Überschläge von Tatiana mit Hilfe eines Beckengurtes, den Jindra an Schlaufen hält. Solo arbeitet Tatiana Lenta ebenfalls in der Luft, am Ringtrapez. In schneller Folge wechseln sich die Tricks bis hin zum Zehenhang ab. Jindra Berousek hingegen übernimmt die Rolle des Clowns mit bekannten Szenen wie „Das Musizieren ist hier verboten“ oder der Golf-Reprisen sowie mit einem sympathischen Zusammenspiel mit einem kleinen Hund.

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Text und Fotos: Benedikt Ricken