Völlig unabhängig von der
Schwerkraft ist das Licht. So auch jene Lichtstrahlen, die der
Italiener Andrea Prince als „Laserman“ gleich zu Beginn durch
den Kuppelbau wandern lässt. Es ist schon erstaunlich, wie
Trends in der Genreauswahl sich immer wieder in der
Circus-Landschaft ausbreiten. Die Lasershows sind da nur das
aktuellste Beispiel, das doch umso mehr verwundert, da im Grunde
doch nur technische Finesse und nicht artistische Leistung
gezeigt wird.
Cherifian Troupe, Enrica
Stauberti
Fehlende artistische Leistung
kann man dem Duo Stauberti bei ihrer Perche-Darbietung wirklich
nicht vorwerfen. Verkauf und Kostümauswahl der beiden Tschechen
hingegen wirken ein wenig altbacken; das gilt auch für Enrica
Staubertis Zopfhang-Solo. Wirklich gelungen inszeniert sind die
Auftritte der achtköpfigen Cherifian Troupe aus Marokko, die
gleich zweimal in Erscheinung tritt. Im ersten Teil erscheinen
die Artisten als ägyptische Tempeltänzer und bauen ansehnliche
Pyramiden; nach der Pause entern sie als Piraten mit
unterschiedlichsten Sprungvariationen die Manege, leben aber
hier vom Schauwert.
4 Pantheras, Paolo Folco
Ebenfalls doppelt vertreten
sind vier junge Studentinnen der Ungarischen Artistenschule, die
sich nun im Circusbau beweisen dürfen. In fluoreszierenden
Kostümen fliegen sie zunächst an Bungee-Seilen durch die Kuppel.
Unter dem Original-Namen „4 Pantheras“ lassen sie im zweiten
Teil eine Darbietung vergangener Tage wieder aufleben: an zwei
rotierenden Masten, die wie eine Luftperche eingesetzt sind,
werden Partnertricks bis zum Genickwirbel synchron gearbeitet.
Die einzigen Vierbeiner im Programm sind die Hunde von Paolo
Folco. Die Nummer des Italieners mit einer übertrieben hohen
Anzahl an Tieren wirkt überzogen und irgendwie aus der Zeit
gefallen. Wenn das alles wenig begeistert klingt, so trifft es
den Kern. „Zero Gravitation“ ist eindeutig eines der schwächeren
Programme im Budapester Circusbau. Gerade der erste Teil des
Programms, durch das Gyula Maka in bewährter Weise führt,
plätschert in weiten Strecken vor sich hin. Doch es gibt auch
Lichtblicke.
Lisa Rinne, Alex Bobylev,
Inner Mongolia Troupe
Einer ist Clown Alex Bobylev,
der nun erstmals allein arbeitet. Der Russe hat dafür seine
bekannten Reprisen – beispielsweise das Ping Pong-Spiel mit
anschließender veritabler Mund-Jonglage der kleinen Bälle oder
die Wasserschlacht mit jungen Gästen – umgestellt. Die fünf
Damen der Inner Mongolia Troupe aus China fangen mit dem Kopf
kleine Metallschüsseln, die sie sich mit den Füßen zuwerfen,
während sie sich dabei auf hohen Einrädern durch die Manege
bewegen. Einmal mehr begeistern kann auch Lisa Rinne aus
Deutschland mit atemberaubenden Leistungen und authentischer
Leichtigkeit an Schwungtrapez und Strickleiter.
Catwall
Acrobats
Für einen
fulminanten Schluss sorgen dann sechs Akteure aus dem Pool von „Catwall
Acrobats“.
In immer neuen Varianten stürzen sich die Kanadier aus dem
durchsichtigen Sprunghaus auf ihre Trampoline und landen nach
Sprüngen, Drehungen und Salti wieder im oder auf dem Gestell.
Immer wieder ein Hochgenuss ist zudem das achtköpfige
Live-Orchester unter Attila Maka, das auch die schwächeren
Passagen des Programms trägt und bei den starken Darbietungen
umso mehr auftrumpft. |