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Circus Voyage - Tour 2014
www.circus-voyage.de - 45 Showfotos

Aschaffenburg, 17. Mai 2014: Ein Familienvater mit seiner Frau, seinen drei Kindern und seiner Schwägerin – dazu ein engagiertes Artistenpaar und ein zweiter Fahrer für die Motorradkugel. In dieser kleinen Besetzung zeigt der Circus Voyage ein Programm sozusagen „in den Ausmaßen eines Großcircus“. Auch in dieser Saison wird im ersten Programmteil eine Wassermanege geboten, während nach der Pause die enorme Tiervielfalt dieses Unternehmens im Vordergrund steht. Beim Besuch in Aschaffenburg heißt es an diesem Samstag im Hause Spindler zwei Mal praktisch „volles Haus“.

Die Wassermanege ist zum Einlass bereits komplett aufgebaut. Wie üblich, verfügt diese über ein Bühnenpodium in der Mitte – allerdings ohne eingebaute Wasserspiele; auf die üblichen Fontänen zum Abschluss eines „Circus unter Wasser“ müssen die Zuschauer hier verzichten. Dafür sprudeln zwei Springbrunnen links und rechts des Podiums, und einige Darbietungen finden hinter einem Wasservorhang rund um Bühnenpodium statt. Er regnet aus einem Metallring unter der Circuskuppel.


Andreas Bügler alias Peppino, Anastasia Rogall, Alicia Spindler

Im Rahmen der Wassershow wird eine kleine Geschichte erzählt, welche die charmante und redefreudige Moderatorin Bettina Richter vorträgt. Sie handelt von der jungen Artistin Alicia, die so gar nicht an das Wunder der Meerjungfrau glauben mag und Poesie und Fantasie für überflüssig hält. Bei ihrem Besuch in Kopenhagen, wo die berühmte Meerjungfrau-Bronzefigur an der Uferpromenade steht, wird Alicia deshalb von dem Meeresgott Poseidon aus lauter Zorn selbst in eine Meerjungfrau verwandelt. Erst wenn sie dem Circuspublikum Poesie, Fantasie, Freude und Spaß vermittelt, soll der Zauber gebrochen werden. Und damit Alicia genügend Bewegungsfreiheit hat, erhält sie für kurze Zeit ihre menschliche Gestalt wieder – so kann sie das Meerjungfrau-Kostüm ablegen und in großer Höhe am Luftring arbeiten, der hier mit einem Fischernetz geschmückt ist. Die anderen Artisten sollen Unterstützung leisten, um den zornigen Wassergott zu besänftigen. Und so zeigt Alicias Bruder Nico Spindler eine kurze Handstandarbeit auf einem Piedestal mit Treppe. Auf Händen läuft er diese hinunter. Anastasia Rogall zelebriert in einem Metallring am Boden eine Mischung aus akrobatischen Elementen, wie man sie aus der Luftakrobatik kennt, und Kontorsion. Unter anderem setzt sie sich mit den Füßen einen Hut auf den Kopf. Ihr Lebensgefährte Andreas Bügler ist der sympathische Clown Peppino. Nachdem ihm untersagt wird, während der Vorstellung Popcorn zu verkaufen, verschenkt er es eben gegen Applaus. Später zeigt er seine Version der Haifisch-Reprise, foppt einen Zuschauer als „Fotograf“ und "verheiratet" zwei weitere Gäste.


Anastasia Rogall, Alicia Spindler

In ihrer romantischen Taubenrevue lässt Alicia Spindler die Vögel unter anderem wippen sowie Karussell und Riesenrad fahren. Ihr jüngerer Bruder Leonardo zeigt gleich im Anschluss ein tierisches Zwischenspiel mit Hund und Esel im Zuschauereingang. Währenddessen wird alles hergerichtet für die attraktivste artistische Nummer in diesem Programm: Anastasia Rogall zeigt zunächst Luftakrobatik in einem Netz; dann wird sie kopfüber im Kniehang hängend in ein wassergefülltes Plexiglasbecken getaucht. Die Artistin tobt durch das Becken und lässt sich – zwischen Laserlicht und Theaternebel – wieder unter die Zeltkuppel ziehen, so dass die Wassertröpfchen nur so sprühen. Hier wird das „Wasser-Thema“ besonders schön umgesetzt und das Technik-Faible der Spindlers deutlich. Nach Spagat und Handstand auf dem Beckenrand endet die Nummer mit einem beherzten Sprung ins kühle Nass. Und auch Alicia Spindler weiß vor der Pause noch mit einer artistischen Darbietung zu überzeugen. Bei ihren Antipodenspielen jongliert sie Rollen und eine Feuerwalze mit den Füßen. Dann wird eine Metallstange mit drei Plattformen und einem Korb am oberen Ende an ihren Füßen befestigt. Über die drei Zwischenstationen lässt sie einen Ball hinauf zum Korb dopsen. Großer Jubel im Publikum, und damit ist der Bann des Wassergottes denn auch gebrochen – Alicia darf ihre menschliche Gestalt behalten.


Diana Richter, Leonardo und Alicia Spindler

Der zweite Programmteil findet auf Sägemehl statt und stellt die Tiernummern in den Vordergrund. Zunächst erleben wir Alicia Spindler als Ballerina zu Pferd (u.a. Sprünge über Tücher-Barrieren), dann bildet sie gemeinsam mit ihren Geschwistern Nico und Leonardo eine kleine Jockeyreiter-Truppe, die von Vater Alois Spindler dirigiert wird. Unter anderem Flic Flac und Rückwärtssalto werden auf dem Schwarzwälder Kaltblüter gesprungen – und es wird Gangnam-Style zu Pferd getanzt. Prinzipal Alois Spindler bringt verschiedene Freiheitsdressuren in die Manege: In kurzen Auftritten dirigiert er zunächst jeweils drei Kamele und Lamas, dann die Kamele gemeinsam mit drei Schecken. Auf die steigenden Schecken folgt ein Sechserzug herrlicher Friesen, der von einem weißen Solo-Steiger abgelöst wird. Ein großer Showblock führt nach Spanien: Alicia Spindler und ihre Mutter Diana reiten hier in schönen Kostümen die Hohe Schule im Wechsel oder gleichzeitig mit den artistischen Einlagen von Anastasia Rogall. Diese demonstriert hier auf dem Drahtseil und an den Seidentüchern ihre Vielseitigkeit.


Diana Richter und Alois Spindler 

Wohl einmalig ist die Vielfalt afrikanischer Großtiere, die anschließend in der Voyage-Manege bezeigt werden. Zuerst lässt sich das Elefantenquartett bestaunen. Zwei-Bein-Stand und Hochsitzer sowie Fußballspiel werden geboten. Diana Richter führt Flusspferd Jedi durchs Manegenrund, und ihr Mann Alois leitet vier Zebras beim Hürdenspringen an. Für faszinierte Gesichter ist gesorgt, als die neunjährige Netzgiraffe Shakira aus der ersten Logenreihe mit Brot gefüttert werden darf. Der Ritt auf dem Nashornbullen Hulk sorgt für den Abschluss des Tier-Potpourris. Den schon traditionellen Schlusspunkt des Voyage-Programms bildet jedoch die Fahrt von Nico Spindler mit Partner durch die Motorradkugel. Ein Orchester gibt es im Circus Voyage leider seit zwei Jahren nicht mehr, aber immerhin sorgt eine äußerst schmissige Musikauswahl für Stimmung – vom „Phantom der Oper“ über das „Farbenspiel des Lichts“ und „Waka Waka“ bis hin zu „Crying at the Discotheque“ oder „La Isla Bonita“ gibt es hier viele Hits zu hören.

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Text: Markus Moll; Fotos: Stefan Gierisch