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Circus Royal - Tour 2014
www.circusroyal.ch ; 52 Showfotos

Bern-Bümplitz, 19. Apri 2014: „Wasserwelt im Circuszelt“ ist das aktuelle Programm des Schweizer Circus Royal überschrieben. Der erste Teil bietet klassischen Circus auf Sägemehl. Nach der Pause wird die Manege jedoch umgebaut in ein großes Bassin. Aus einem Neptunkopf über dem Artisteneingang ergießt sich ein Wasserfall in das Becken, das bis zum Rand gefüllt wird. Eine kleine Insel in der Mitte der Manege wird zur Bühne für die Artisten. Zum zweiten Mal nach 2007 bieten die beiden Direktoren Peter Gasser und Oliver Skreinig eine solche aufwendige Wasser-Produktion.

Die Wasser-Technik wurde von Frantisek Jancek (Tschechien) übernommen und kam unter anderen bereits 2007 bei Royal und 2011 bei der "Aquamanege"-Tour von Elmar Kretz in Süddeutschland zum Einsatz.


Josy Casselly, Truppe Havanna, Katja Kossmayer

Der Auftakt dieses Programms ist ganz klassisch, denn nach der Begrüßung gehört die Manege zunächst Katja Kossmayer und ihren Pferden. An ihre Hohe Schule schließt sich eine Freiheitsdressur mit drei Araberhengsten an, die sich unter anderem um die Vorführerin herum zu Steigern aufrichten. Es ist das erste Mal seit Jahren, dass es bei Royal wieder eine reine Pferdedarbietung zu sehen gibt, wie sie doch fest zum klassischen Circus gehört. Wie bereits im vergangenen Jahr wurden auch diesmal wieder kubanische Artisten engagiert. Als Truppe Havanna zeigen sechs Männer und zwei Frauen zunächst ein turbulentes Seilspringen. In verschiedenen Varianten formieren sich die Artisten zu Pyramiden und springen so über das Seil – abschließend trägt ein Artist drei Frauen und Männer, während er das Seil überquert. Es handelt sich um jene Truppe, die in den letzten Saison beim Zirkus Probst (Ost) engagiert war. Auch die nächste Artistin hat ein Seil als Requisit gewählt: Hoch unter der Circuskuppel zeigt Josy Casselly weite Schwünge und gewagte Abfaller am Schwungseil. Am Ende schlingt sie das Seil um ihre Fußgelenke und stürzt sich kopfüber in die Tiefe.


Oliver Skreinig, Eddy Carello, Truppe Havanna

Drei Rinder, zwei Lamas, ein Riesenesel und drei Nandus formieren sich unter der Anleitung von Direktor Oliver Skreinig zu einem bunten Tier-Potpourri. Im zweiten Teil der Darbietung werden sie von sechs Kamelen in einer Freiheitsdressur abgelöst. Die Kostüme des Tierlehrers und der drei Ballettgirls, die zur Einleitung tanzen, haben ganz offenkundig das Exotentableau das Zirkus Charles Knie zum Vorbild. Wie bereits im Jahr 2012 ist der Schweizer Jongleur Eddy Carello mit seinen beiden Darbietungen im Programm vertreten – nun aber in umgekehrter Reihenfolge. Zunächst zeigt er also seine originelle Schlagzeug-Jonglage. Als „Blues Brother“ lässt er eine Gitarre auf den Devilsticks tanzen und jongliert Hut, Schlagzeugsticks und Becken. Auf die Jonglage mit drei Bällen in der Luft folgt eine mit sieben Bouncingbällen gegen eine Trommel am Boden. Immer wieder begeisternd und publikumswirksam ist der Abschluss, bei dem Carello mit seinen Jonglierbällen auf dem Schlagzeug spielt. In ihrem zweiten Auftritt zeigt die Truppe Havanna vor der Pause hohe Sprünge von der Russischen Schaukel auf eine Matte. Unter anderem hält die obere Artistin in einem Drei-Mann-Hoch einen Reifen, der von einem Artisten durchsprungen wird. Der dreifache Salto in einen Sessel ist der Höhepunkt der Darbietung, die natürlich außer vom Können auch vom Temperament der Mittelamerikaner lebt.


Josy Casselly, Truppe Raluy, Emy Velkova

Wenn die Besucher nach der Pause ins Chapiteau zurückkehren, wartet auf sie bereits die „Wasserwelt im Circuszelt“. Das große Bassin ist aufgebaut, aus Neptuns Rachen stürzt Wasser in die Manege. Wie bei allen uns bekannten Produktionen dieser Art bleibt das Wasser selbst auch in der Royal-Produktion 2014 eine Art reines Bühnenbild und wird selbst kaum genutzt – kein Seelöwe schwimmt im Becken, kein Clown fällt hinein, und von Tanz oder Artistik im kühlen Nass selbst kann nur träumen. Schade. Immerhin haben Clown Mathieu Dallant, Chefrequisiteur David Kovatchev und Jongleur Eddy Carello als Regie-Dreiergespann das Thema Wasser mit vielen schönen Einfällen umgesetzt. So schwebt David Kovatchev etwa als Neptun mit Dreizack unter die Kuppel, das vierköpfige kubanische Ballett bevölkert als „Meerestiere“ den Manegenrand, und die Meerjungfrau wird entführt. Wenn vier Herren der Kubanertruppe ihre Kraftakrobatik vor dem Wasserfall zeigen, dann werden Erinnerungen an den Circus Fliegenpilz wach – hier waren es jahrelang die Mongolen Tsatsa und Bayar, die den zweiten Programmteil eröffneten. Ähnliche Reminiszenzen bringt die Taubendressur im Rahmen einer Bootsfahrt übers Wasser. Hier ist jedoch Josy Casselly an Bord und nicht etwa Beatrix Hölscher. Begleitet wird die Nummer vom Titanic-Hit „My Heart will go on“. Nach dem Pinguin-Ballett kehrt die entführte Meerjungfrau zurück und verwandelt sich in Emi Velkova. Die Bulgarin lässt temperamentvoll die Hula Hoop-Reifen kreisen.


Truppe Rolly, Eddy Carello, Mathieu

Seine Fußball-Jonglage hat Eddy Carello in ein ganz neues Gewand gekleidet. Sie entwickelt sich aus einer heiteren Szene am Badestrand, in der hübsche Badenixen Ball spielen und der Kellner (Clown Mathieu) Cocktails serviert. Carello beobachtet das Treiben im Beach-Outfit vom Liegestuhl aus, ehe er seine famose Jonglage mit bis zu fünf Fußbällen beginnt. Als Schlussnummer zeigen vier Kubaner zeigen an Bungees eine Art – zumindest symbolisches – Wasserballett. In beiden Programmteilen vertreten ist Clown Mathieu mit seinen heiteren Reprisen. Bekanntes wie die Dressur eines Stofftier-Löwen oder das Glockenspiel wechselt sich mit weniger Bekanntem wie einer Kraftmensch-Einlage mit Schubkarre ab. Nicht fehlen dürfen zum Finale natürlich die illuminierten Fontänen und Wasserspiele in der Mitte des Bassins.


Finale

Das Programmotto „Wasserwelt im Circuszelt“ umschreibt den zweiten Programmteil wesentlich besser als der bekannte Begriff „Circus unter Wasser“. Schließlich ist es mitnichten eine „Unterwassershow“, die hier geboten wird. Vielmehr ist das große Bassin die Kulisse für einen wirklich ideenreich gestalteten Programmteil mit verschiedenen Szenen und Motiven rund um das kühle Nass.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber (12), Alexander Leumann (2)