Beide
Einheiten stünden deshalb auch nicht in Konkurrenz zueinander, sondern
würden sich ergänzen, erklärt Bernhard Paul im Programmheft. Natürlich
ist Bernhard Paul auch bei „Salto Vitale“ der „Vater des Spektakels“
(Zitat Programmheft), offizieller Veranstalter der Tournee ist
allerdings die DEAG-Tochter Grandezza Entertainment um Thomas Schütte
und Peter Schwenkow. Sie kümmern sich um die organisatorischen
Angelegenheiten, während Roncalli das Material und die Infrastruktur
zur Verfügung stellt.
Entree
Während
im hinteren Platzbereich mit Motiv-Bannern abgedeckte Container und
Sattelschlepper zwar zeigen, dass man mit dieser Einheit nicht mehr per
Schiene und insgesamt schneller – max. zehn Spieltage statt mehrere
Wochen pro Ort – reisen möchte, wird der Besucher vorne im
nostalgischen Ambiente empfangen. Dafür wurde in den vergangenen
Monaten eifrig in den Werkstätten des Kölner Winterquartiers
gearbeitet. Entstanden sind beispielsweise neue Frontwagen und -zäune,
ein neuer Bürowagen und ein neuer Restaurationswagen. Im Spielzelt
vermittelt der Artisteneingang vergangener Jahre bekannte Eindrücke.
Das gilt auch für die Roncalli-Inszenierung an sich, denn auch bei
„Salto Vitale“ wird nicht auf bewährte Elemente verzichtet. Der Einlass
mit allen Artisten, Konfetti und roten Nasen, ein temporeiches Opening
und das wunderbare Finale mit Walzer und Feuerwerk sind längst
Markenzeichen dieses Unternehmens.
Sorellas, Romina Micheletty, Duo Romance
Auch
im Programm selber setzt man weitestgehend auf Bewährtes. So wurden für
„Salto Vitale“ – so hieß das Roncalli-Programm im Übrigen schon einmal,
gegen Ende der 1990er Jahre – viele Artisten zurückgeholt, die schon
einmal in Bernhard Pauls Manege gestanden sind oder in einer
zahlreichen anderen Produktionen mitgewirkt haben. Die Sorellas,
Christophe Gobet und Jean-Rodrique Funke, etwa begeisterten von 2005
bis 2007 mit ihrem Trapez-Akt die Zuschauer. Heute ist das nicht
anders. Mit ihren waghalsigen Tricks und unglaublicher Manegenpräsenz
sind sie der Höhepunkt des Programms. Auch Romina Micheletty gewinnt
mit enormer Ausstrahlung sofort die Sympathien der Zuschauer. Die
attraktive Französin stand mit ihren Hula Hoop-Reifen zuvor bereits im
Apollo und bei „Panem et Circenses“ auf einer Roncalli-Bühne. Eine
richtige Neuentdeckung dagegen ist das Duo Romance, Adelina und Alex
Boldojar. Die beiden Rumänen vom Circ & Varieté Globus in Bukarest
überraschen und überzeugen mit ihrer riskant-anmutigen Liebesgeschichte
an den Strapaten. Begleitet werden die beiden in der Manege von Melissa
Tendick, Geigerin im siebenköpfigen, großartig aufspielenden
Live-Orchester.
Andrey Ivakhnenko, Four Kings, Trio Császár
Der
stachelige Harlekin auf dem Schlappseil, Andrey Ivakhnenko, ist
ebenfalls ein bekanntes Roncalli-Gesicht. Er war zuletzt 2009 beim
Weihnachtscircus in Berlin zu sehen. Seine Balancen hinterlassen
natürlich dank des ausgefallenen Kostümes bleibende Bilder, gerade die
Musikwahl ist aber deutlich Geschmackssache. Der Rhönrad-Auftritt
seiner Frau Natalia Leontieva wurde aus Zeitgründen aus dem Programm
genommen. Immer wieder fanden und finden Darbietungen der
Talentschmiede des Circus-Theaters Bingo ihren Weg in die
Roncalli-Manege. Hier sind es die Four Kings, vier Ukrainer mit
Partnerakrobatik und Handvoltigen. Sie arbeiten recht neu zusammen, was
man ihrer Nummer durchaus noch ansieht. Beim Publikum kommt dieses
Genre traditionell gut an, ebenso wie das Schleuderbrett des Trio
Csárzár. Überzeugen können vor allem die eleganten Sprünge von Cornelia
Abrá.
Jean-Rodrique Funke, Duo Casselly, Wolfgang Lauenburger
Gleich
drei Darbietungen mit tierischen Akteuren bietet „Salto Vitale“.
Jean-Rodrique Funke und sein Foxterrier Fredy geben ein
liebenswürdiges Duo ab, wenn zusammen spielerisch eine Vielzahl von
Tricks dargeboten wird. Noch mehr Vierbeiner, weitere Hunde sowie
Pferde, bringt ab der nächsten Woche bzw. dem Gastspiel in Göttingen die
Familie Saabel mit. Aktuell werden sie noch vertreten: Wolfgang
Lauenburger lässt seine Hunde durch das Rund tollen und springen. Die
Tiere sind mit sichtlich viel Energie und Freude bei der Sache. Gewollt
ruhiger geht es bei Jonny jr. und Jessica Casselly und ihrem schönen
Pas de Deux zu Pferd zu. Erneut beweisen die Cassellys, dass sie eine
Bereicherung für jedes Programm sind.
Gabor Vosteen, Sergej Maslennikov, Fréres Taquins
Für
den komischen Part sind Gabor Vosteen und Sergej Maslennikov
verantwortlich. Mal alleine, mal im Duo, mal zusammen mit den vier
Ballett-Damen oder mit Zuschauern bilden sie den roten Faden durch
„Salto Vitale“. Gabor Vosteen stand bereits für Roncalli-Produktionen
auf der Bühne, in einer Manege ist er zum ersten Mal zu sehen. Ganz
anders hingegen Sergej Malennikov, der noch im letzten Jahr als Teil
der KGB-Clowns bei Roncallis „Time is Honey“ dabei war. Während Vosteen
vor allem seine Musikalität ausspielt und bis zu fünf Blockflöten
gleichzeitig Töne entlockt, gibt Maslennikov den „komischen
Requisiteur“, immer am falschen Platz und immer den Schelm im Nacken.
Herrlich komisch, diese beiden. Zudem gibt es in jeder Tournee-Stadt
einen wechselnden „Special Guest“ aus dem lustigen Fach, natürlich
allesamt bekannte Roncalli-Gesichter. In Gütersloh sind die Frères
Taquins dabei. Als Kinobesucher gehen sie durch die unterschiedlichsten
Gefühlswelten, und mit ihrer Paraderolle als Automaten-Mensch beenden
sie später das Programm.
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