Im Grunde könnte Østergaard
viele seiner Comedy-Nummern auf der Bühne zeigen, also eine
Theater-Tournee machen. Doch der Tausendsassa ist vor allen Dingen eins
- ein großer Circusliebhaber. Die meisten seiner Sketche sind feine Parodien
auf Darbietungen aus dem klassischen Circus. Er hat hier genau
beobachtet und subtil umgesetzt. Die Auswahl der engagierten Artisten
beweist einmal mehr, dass er sich auskennt in der Szene und weiß,
welche Acts in seine Show passen. Sogar Wildtiere sind in diesem Jahr
dabei. Last not least legt er Wert auf ein circensisches Ambiente. Hier
herrschen die Farben Rot und Schwarz vor. Die Kasse ist in einem
winzigen Anhänger untergebracht, die Schrift darauf erscheint im
Verhältnis dazu überdimensioniert. Die gemütlichen Szenen vor den
wunderbaren Wohnwagen mit Blumentöpfen und Sitzgelegenheiten zeichnen
ein Idyll. Das in den letzten Jahren eingesetzte Zwei-Mast
Chapiteau war gemietet. Ab der Saison 2015 wir dann ein eigener
Viermaster eingesetzt, wie Østergaard nach der Vorstellung mit sichtlich Freude erzählt.
Søren Østergaard
Natürlich
steht Søren Østergaard auch im Mittelpunkt des Geschehens auf der einer
Manege nachempfundenen Rundbühne. Die meisten der Figuren, die er
personifiziert, sind bekannt. Wobei Bager Jørgen
einen schlimmen Unfall gehabt haben muss, wie wir nur erahnen können.
Denn natürlich läuft die Vorstellung auf Dänisch. Und Østergaard
redet viel. Die Gagdichte ist nahezu schwindelerregend, die Stimmung
unter dem Chapiteau entsprechend ausgelassen. Wenn sich eine der
Figuren aber so richtig in Rage redet, wird die Sprache zur Nebensache.
Auch als des Dänischen Unkundiger kann man gar nicht anders, als aus
vollem Halse mitzulachen. Zudem sind Mimik, Gestik, Kostüme und die
vielen non-verbalen Einfälle ebenso genial. Im Fall des übel
zugerichteten Bäckers übernehmen letztendlich die Artisten in
entsprechendem Outfit beim Finale die Rolle als Bäcker. Østergaard
nutzt die Zeit, um in die nächste Verkleidung zu springen und als
Reiter samt Pferd aufzutreten. Ins Opening integriert er gleich mal
eine Dressur von zwei Kugelgrills. Einen Augenblick später mischt er
sich in komplett neuer Aufmachung unter die restlichen
Mitwirkenden. Als Bauchredner ramponiert er seine Puppe mit wenigen
Handgriffen, nur das Mundwerk arbeitet noch. "Zufällig" rutscht der
plappernde Mund unter die Gürtellinie. Wobei diese für Østergaards
Humor ohnehin keine Grenze darstellt. Wo der Human Slinky - ebenfalls
Teil des Openings - seine Hände hat, kann man sich denken.
Captain Frodo
Traditionell
stellt sich der Direktor einen Sketchpartner zur Seite. In diesem Jahr
ist es Captain Frodo. Den Norweger qualifiziert schon sein Äußeres für
den Part. Aber darauf darf man ihn nicht reduzieren, ist er doch
auch ein genialer Komiker und Artist. Letzteres beweist er bei seinen
Original-Acts. Zum Einen stapelt er einen Turm aus immer kleiner
werdenden Eimern und Dosen. Am Ende setzt er sich auf die Spitze und
klemmt die Beine hinter den Kopf. Zum Anderen zwängt er sich durch die
Rahmen zweier Tennisschläger. Die zum Brüllen komischen Erläuterungen
dazu gibt er auf Englisch. Somit ist auch für uns der Spaß perfekt. Das
Genre der Illusionen ist ein bei Nemo des Öfteren persifliertes.
Captain Frodo gibt im Solo den orientalischen Magier. Gemeinsam erleben
wir ihn und Søren
Østergaard als typische Zauberer mit Taube und Zauberstab. Herrlich
ihre Westernshow vor der Pause und der Auftritt als Seelöwen direkt
danach. Gekonnt witzig imitieren sie eine "echte" Seelöwennummer.
Ingo Stiebner, Claudius Specht, Azzario Sisters
Eine
solche folgt dank Ingo Stiebner und seinen beiden Tieren auf den Fuß.
Diese Darbietung passt natürlich perfekt ins Programm, sind die
Seelöwen doch selbst geborene Komiker. Lola und Lappy zeigen ihre
Kunststücke nämlich am liebsten genau dann, wenn Ingo Stiebner gerade
nicht hinsieht. Auch der dicke Schmatzer, den sie ihm im Doppelpack
verpassen, scheint so gar nicht im Sinne ihres Trainers zu sein.
Nichtsdestotrotz sind die gezeigten Tricks vom Feinsten. Kein Wunder
also, dass wir Stiebner und seine Tiere nicht zum ersten Mal bei Nemo
sehen. Die Karriere vom Jugendcircus zu Engagements in den großen
Häusern hat Claudius Specht sehr erfolgreich absolviert. Flic Flac,
Knie, Conelli und der Tigerpalast sind nur einige der Stationen. In
diesem Jahr nun also Nemo. Der hochgewachsene Schweizer jongliert sehr
versiert mit Keulen, welche effektvoll von einer über die Bühne
fahrenden Kiste ausgespuckt werden. Eine Rarität ist das Spiel mit
silbernen Bechern. Zur artistischen Leistung kommt die äußerst
sympathische Art der Präsentation. Es passt einfach alles. "Respecht!",
wie das Programmheft kommentiert. Ihre Europa-Derniere geben die
Azzario-Sisters, werden sie doch nach den folgenden Engagements in den
USA ihre gemeinsame Karriere beenden. So genießen wir ihre
außergewöhnlich starke Hand-auf-Hand- sowie Hand-auf-Kopf-Artistik noch
einmal ganz besonders. Und ein Genuss ist die Nummer im spanischen Stil
von Katie und Quincy immer wieder aufs Neue.
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