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Cirkus Maximum - Tour 2014
www.cirkusmaximum.se ; 60 Showfotos

Stockholm, 3. Mai 2014: Der Blick auf die Uhr nach der Vorstellung ist überraschend. Nur etwas mehr als zwei Stunden ist es her, dass die Show durch das Orchester eröffnet wurde. Danach ging es offensichtlich Schlag auf Schlag. Denn die Fülle der Darbietungen ist groß. Nur auf Füller wird eben konsequent verzichtet. Ein Luxus, den sich nicht jeder Circus leisten kann. Und noch etwas kommt hinzu: Direktor Bengt Källquist setzt konsequent auf Qualität. So präsentiert er in seinem Cirkus Maximum auch 2014 wieder ein außergewöhnlich starkes Programm. „Starlight in Circus“ lautet der Titel.

Zudem bietet er Livemusik. Gleich neun Musiker sitzen über dem breiten roten Artisteneingang. Unter der Leitung von Krysztof Majewski unterstützen sie die Vorstellung hervorragend. Die Show wird so weiter veredelt.


Truppe Alexander, Pat Clarisson, Alex Bobylev

Als erste Nummer nach Opening und Begrüßung durch Bengt Källquist bekommen wir gleich eine Truppe zu sehen. Die Alexander aus Rumänien bringen flotte Schleuderbrett-Artistik in die Manege. Zwei Damen und fünf Herren katapultieren sich dabei gegenseitig in die Höhe. Das geht bis zum Fünf-Mann-Hoch mit Perchestange. Neben den Tricks passen hier ebenfalls das sympathische Auftreten der jungen Akteure und die schönen Kostüme. Hot Dogs offeriert Pat Clarisson. Wie viele er davon in seinem Stand parat hält, werden wir wohl nie erfahren. Wohl aber, dass ihm vier quicklebendige Hunde das Leben vermeintlich schwer machen. Kaum ist das „Open“-Schild, aufgestellt, liegt es auch schon wieder am Boden. Es ist eine rasante, liebenswerte Hundekomödie, die dieses Quintett aufführt. Nicht nur bei Kindern sorgt sie für große Erheiterung. Die „Mission Humor“ erfüllt ebenfalls vortrefflich das Duo Bobylev. Bereits im vergangenen Jahr konnten wir sie bei Maximum erleben. Die Wasserschlacht mit Kindern aus dem Publikum bleibt aber die einzige Wiederholung. Ganz neu ist für mich ihr Auftritt mit verschiedenen Musikinstrumenten. Es beginnt „konventionell“ mit Cello sowie Keyboard und endet mit den verschiedensten Instrumenten, die Alex Bobylev an seinem Körper befestigt hat. Ein Bobylev-Klassiker ist hingegen das Spiel mit der Schlange (verkörpert von Olesya), die in einem großen Apfel wohnt und ihren menschlichen Gegenspieler letztendlich K.O. setzt.


Nicolas Wang, Anton Frank, Zhang Fan

Für die Luftnummer zeichnet Nicolas Wang verantwortlich. An den Strapaten setzt der junge Artist nicht nur auf Kraft, sondern zudem auf tänzerische Leichtigkeit. Die Livemusik unterstützt ihn dabei optimal. So erleben wir herrliche Flüge unter der Kuppel und natürlich zahlreiche Umschwüngen. Für die Betreuung der Tiere des Cirkus Maximum ist schon seit einigen Jahren Anton Frank verantwortlich. Seinen ersten Auftritt im diesjährigen Programm hat er mit Exoten. Zunächst zeigt er eine variantenreiche Freiheit von vier mächtigen Kamelen. Dann umkreisen drei Zebras zwei der Trampeltiere. Zum Schluss demonstrieren zwei Lamas ihre Sprungkraft. Zhang Fan hat schon das Publikum in vielen Ländern begeistert. Denken wir nur an Gastspiele bei Knie oder im Münchner Kronebau. Auch in Schweden fasziniert der chinesische Schlappseilartist mit großer Persönlichkeit und noch mehr Können. Er balanciert auf dem ruhenden und schwingenden Seil. Dies ohne das Seil auch nur einmal zu verlassen. Spagat, Balancen auf einer Leiter oder Einradfahrt kopfüber – alles ist dabei. Phänomenal!


Jan Gutierrez

In der Pause locken im Vorzelt die Restauration sowie hinter dem Chapiteau die Tierschau. Sie ist, wie das gesamte Unternehmen, sehr gepflegt. Ein weiteres Markenzeichen des Cirkus Maximum. Neben den in der Vorstellung auftretenden Tieren sind dort die beiden Elefanten zu sehen. Zusätzlich zu den Stallungen und Freigehegen wurden auf dem großen Rasenplatz Paddocks für die Pferde eingerichtet. Die haben nach der Pause ihren Auftritt. Wie schon zwei Jahre zuvor präsentiert Anton Frank zunächst ein schwarzes Pony, das durch und über große weiße Reifen springt. Eine trickreiche Freiheit mit sechs schönen Friesen schließt sich an. Als Zugabe schreitet ein Pony auf zwei Beinen durch die Sägemehl-Manege. Eine Mischung aus Papageiendressur „old school“ und „new school“ zeigt Jan Gutierrez gemeinsam mit Partnerin. Seine Tiere sind sowohl versierte Auto- und Rollschuhfahrer als auch ausdauernde Flieger über dem Schalensitzgradin. Das Duo Monastyrsky ist bekannt für seine blitzschnellen Kleiderwechsel. Tänzerisch elegant werden die Kleider und Anzüge gegen neue getauscht. Das alles vor den Augen des Publikums und in atemberaubender Geschwindigkeit.


Mambo No. 5

Die Wahrnehmung des Auftritts von Mambo No. 5 hängt für mich persönlich sehr stark von der Musikbegleitung ab. Kein wirklicher Freund des gleichnamigen Songs, kann es schon sehr nervend sein, diesen während ihrer gesamten Nummer am Russischen Barren im gleichen Stil zu hören. Bei Maximum ist die Begleitung aber sehr variantenreich. Somit sind die Flüge der vier fröhlichen Kubaner ein ungetrübter Genuss. Höhepunkt ist der Dreifache. Zum Finale drehen die Artisten eine Runde um die Logen, während in der Manege ein großer Clown aufgeblasen wird. Durch dessen Beine geht es schließlich zur endgültigen Verabschiedung. Die Schlussworte liegen wiederum bei Bengt Källquist, der zudem den Großteil der Ansagen macht.

Somit ist auch die 32. Produktion von Bengt Källquist wieder ein circensisches Gipfeltreffen ausgewählter Darbietungen. Mit seinem Vorzeigeunternehmen nimmt er eine prominente Position in der europäischen Szene ein. Sorgen bereitet ihm allerdings seine Erfahrung, dass immer weniger Menschen bereit seien, für die gebotene hohe Qualität ein angemessenes Eintrittsgeld zu bezahlen. Während dies bei vergleichbaren Events wie Musicals oder Shows kein Problem sei, würde für Circus immer öfter nur ein deutlich niedrigerer Preis erwartet werden.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch