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Zirkus des Horrors - Tour 2014
www.zirkusdeshorrors.de ; 75 Showfotos

Berlin, 16. März 2014: Der Aufwand ist vermutlich ähnlich hoch, die Wirkung aber eine gänzlich andere. Zu Weihnachten produziert die Familie von Rosemarie und Joachim Sperlich Weihnachtscircusse in Karlsruhe und Trier. Auf Saison gibt es 2014 im zweiten Jahr eine Circusshow für Menschen mit starken Nerven. Immer wird dabei alles in Bewegung gesetzt, um eine ausgefeilte, aufwendige Show zu präsentieren. In Karlsruhe resultiert daraus eine große, bunte und familientaugliche Produktion. Im "Zirkus des Horrors" hingegen gibt es keine Nachmittagsvorstellungen. Für Kinder ist dieses Spektakel nämlich überhaupt nicht geeignet.

Gespielt wird im gleichen, rot-gelb gestreiften Chapiteau mit Klappsitzen. Im Vorzelt stehen die aus Karlsruhe bekannten Verkaufsbuden. Nur käme hier keiner darauf, an einen Weihnachtsmarkt zu denken. Denn das gesamte Vorzelt ist dank sehr üppiger Dekoration nicht weihnachtlich-gemütlich, sondern gruselig-unheimlich gestaltet. Sogar das Popcorn ist vermeintlich in Blut getränkt. Im Spielzelt gibt es statt Logen nun Gruften. Die große Rundbühne ermöglicht viele spektakuläre Feuereffekte. Und schon die Begrüßung ist alles andere als herzlich. Schubweise werden die Zuschauer durch einen Grusel-Parcours geschickt, in dem Furcht erregende Gestalten für Schreckmomente sorgen. Überhaupt sind alle Mitwirkenden in und an der Manege in passende Outfits gekleidet. An Schminke wird definitiv nicht gespart.


Nosferatut, Ballett, Maleficus

Wie schon 2013 gibt es wiederum eine Rahmenhandlung: Der böse Vampir Nosferatu entdeckt eines Tages einen fröhlichen Zirkus und transformiert ihn in den Zirkus des Horrors. Alle Artisten geraten in seine Fänge. Nur eine kann entfliehen - Camilla (Mona Sperlich). Die anderen Mitwirkenden unterstützen Nosferatu (Giovanni Biasini) nun bei der Suche nach seiner geliebten Camilla, damit auch sie Teil der dunklen Welt wird. Wie bei viele derartigen Produktionen ist diese Handlung nicht essentiell, um die Show zu verstehen. Sie gibt ihr aber einen gewissen Rahmen. Nosferatu hat immer wieder seine Auftritte. Des weiteren begleiten uns die vier Tänzerinnen des Balletts durch den Abend. Immer haben sie effektvolle Einsätze, die natürlich ganz dem Horror-Thema gewidmet sind. Zweimal erleben wir Clown Maleficus (Milano Kaiser). Zunächst holt er allerlei unappetitliche Gegenstände aus einer Popcornpackung und verteilt sie an das Publikum. Dann darf sich ein Zuschauer als Hund produzieren, um kurz darauf am Messerbrett zu stehen. Mag dieser Auftritt schon grenzwertig sein, werden beim zweiten Grenzen überschritten. Der negative "Höhepunkt" ist erreicht, wenn sich der gleiche Zuschauer am Pranger wiederfindet und sein Hinterteil entblößt wird.


Pain Solution

Für den größten Horror der Show wurde wiederum die Formation Pain Solution engagiert. Der Name sagt eigentlich schon alles. Wenn die drei Norweger auftreten, gibt es immer wieder ein paar Zuschauer, die das Chapiteau verlassen. Andere lassen das Spektakel über sich ergehen, und wieder andere scheinen damit kein Problem zu haben, im Gegenteil. Wie für so ziemlich alles, hat sich auch für derartige Performances eine Anhängerschaft gefunden. Die hat ganz offensichtlich Gefallen daran, wenn sich einer der Akteure lange Nadeln durch Gesicht und Arme steckt. Das ist natürlich noch nicht alles. Die Steigerung folgt im zweiten Programmteil. Dann bekommt eine der beiden Damen Haken in die Haut am Rücken gesteckt, mit denen sie nach oben gezogen wird. Daran schwingt sie "fröhlich" durch die Luft. Beim Blick auf die Facebook-Präsenz der Formation offenbart sich, dass hier noch weitere Spielarten im Angebot sind.


Virgilia Riedesel und Sonny Quaiser, Sascha, Aurelie

Das Horror-Thema kann natürlich auch weitaus appetitlicher umgesetzt werden. Diabolo-Artist Gergio etwa beweist dies. Der junge Tscheche tritt ohnehin als Punk auf. So konnten wir ihn schon beim European Youth Circus, beim Circus Alberto Althoff oder beim Cirque Pinder erleben. Bis zu vier Diabolos hält der jugendliche Wirbelwind aus Tschechien gleichzeitig in der Luft. Er ist somit ein perfekter Neuzugang für den Zirkus des Horrors. Gleiches gilt für die Strapatennummer von Virgilia Riedesel und Sonny Quaiser. Zusammen zelebrieren sie eine wunderbare Kür, die hier aber dämonisch verpackt wird. Aus dem vergangenen Jahr - und dem letzten Karlsruher Weihnachtscircus - kennen wir Sascha und seine Partnerin Aurelie. Natürlich schlüpft Sascha wieder in sein Froschkostüm, um darin ausgelassen, Horror hin oder her, über die Bühne zu fegen. Was er dabei in der Disziplin des Klischnigg zeigt, ist wirklich phänomenal. Die extreme Biegsamkeit seines Körpers stellt Sascha noch einmal unter Beweis, wenn er sich von Aurelie in einer Art Folterwerkzeug um die eigene Achse drehen lässt, während die Füße fixiert sind. Aurelie arbeitet wiederum ihre kraftvolle Artistik an zwei vertikalen Stangen. Originelle Tricks werden gekonnt dargeboten.


Rene Sperlich, Maik und Siegfried Sperlich, Mona Sperlich

Weitere Ausrufezeichen im artistischen Bereich setzen die Kinder von Rosemarie und Joachim Sperlich. Rene Sperlich beeindruckt mit seiner Handstandartistik, die er im ägyptischen Stil präsentiert. Das Ballett unterstützt den Pharao in Gestalt von Mumien. Tolle Lichteffekte und eine Pyramide als Requisit komplettieren die Ägypten-Atmosphäre. Die Akrobatik selbst ist sehr stark, insbesondere der Klötzchentrick fasziniert. Handstände sind natürlich auch Bestandteil seiner Stuhlbalancen. Die gläsernen Stühle ruhen dabei auf vier Whiskyflaschen. Immer spektakulärer wird die Todesrad-Nummer, die Bruder Maik gemeinsam mit beider Cousin Siegfried präsentiert. Das geht los beim von Licht-, Laser- und Nebeleffekten begleiteten Aufbau und endet bei der Darbietung selbst. Diese beinhaltet den doppelten Lauf mit verbundenen Augen und den Lauf im Handstand auf dem Außenrad, um nur zwei Tricks herauszugreifen. Feurige Hula Hoop-Artistik ist das Metier von Tochter Mona, oder hier eben Camilla. Sie erhält dabei ebenfalls Unterstützung von den Ballett-Girls, so dass daraus eine ganzheitliches Bild entsteht.


Freefighter

Die eindrucksvollste Produktion erleben wir aber vor dem groß inszenierten Finale, bei dem die Geschichte aus dem Opening zu Ende erzählt wird. "Freefighter - eine heiße (Stunt-)Show" nennt sie das Programmheft. Düstere Typen kommen auf Motorrädern und einem Quad auf die Bühne. Es folgen Feuerspiele, in deren Mittelpunkt Milano Kaiser steht, der meterhohe Flammen unter die Kuppel spuckt. Der heißeste Typ dabei ist aber Freddy Peters. Mit seiner Motocross-Maschine springt er von einer Schanze vor der Bühne in die Luft, um danach auf einer Plattform vor dem Artisteneingang zu landen. Dazwischen zeigt er im wahrsten Sinne des Worts abgefahrene Sprungvarianten. Das Licht ist hier, ebenso wie die Musik, einmal mehr perfekt eingesetzt. Zudem wird in diesem Jahr eine eigene Lichtanlage genutzt. Auf LEDs wird dabei weitgehend verzichtet.

Es ist schon eine ganz spezielle Produktion, mit der die Familie Sperlich nun im zweiten Jahr auf Tournee geht. 2014 stehen nur vier Städte auf dem Tourneeplan. Der Start in Berlin war am ersten Wochenende äußerst gelungen, das Chapiteau trotz des Standorts auf dem etwas abseits gelegenen "Zentralen Festplatz" bestens gefüllt. Wünschen wir den Sperlichs eine schaurig-gute Saison und freuen uns schon auf den nächsten Karlsruher Weihnachtscircus, den wir dann wieder ganz entspannt genießen dürfen.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch