Auch wenn
es der Circus Corty Althoff ist, der hier neu ersteht: Das
große, weiße Chapiteau auf dem Schießtalplatz in Schwäbisch
Gmünd gehörte einst dem Circus Barum. Es wurde vor einiger Zeit
von Elmar Kretz erworben. Für seine Tournee hat er neue Masten
und eine neue Rundleinwand anfertigen lassen. Ein neues Zeltdach
soll folgen. Dann wäre es ein praktisch neues Zelt in den
Ausmaßen des Circus Barum. Vom Circus Corty Althoff selbst
stammt dagegen der komplett neu aufgebaute Büro- und
Kassenwagen. Ein weißes „Festzelt“ beherbergt den
Restaurationswagen.
Kasse, Front
Sieht der Circus mit seinem bunt gemischten
Fuhrpark von außen auch noch ein wenig zusammengewürfelt aus –
das Ambiente im Inneren des Chapiteaus ist einwandfrei und edel.
Die Schalensitztribüne und drei Reihen Logenstühle umschließen
die Manege – alles eigenes und neues Material, das Elmar Kretz
vor seinem jüngsten Ravensburger Weihnachtscircus hat bauen
lassen. Die rote Gardine schließt das Bild nach hinten ab. Gutes
Licht und ebensolche Musikeinspielungen geben den Darbietungen
den passenden Rahmen.
David Paschke, Maria Bizzarro,
Elmar und Milena Kretz
Gewohnt
formvollendet begrüßt Sprechstallmeister David Paschke das
hochverehrte Publikum. Bis zum Beginn seines Engagements im
Eifelpark Gondorf ist er mit Corty Althoff auf Tournee. Dann
gehört die Manege dem Direktor: Elmar Kretz dirigiert einen
Zwölferzug Ponys vom dänischen Cirkus Arena. Mit in der Manege
ist seine kleine Tochter Milena als bezaubernde Circusprinzessin.
Auf Clown Gino Salvinis Glockenspiel folgen die gewagten Säbelbalancen
von Maria Bizzarro, bei der sie unter anderem eine Leiter
überquert, während sie einen Säbel auf ihrer Stirn balanciert.
„Spitze auf Spitze“ steht später das Schwert mit dem Feuerkelch
auf dem Munddolch, den Bizzarro mit den Zähnen hält.
Sharon Berousek, Daniel Diorio Truppe, Old Regnas
Unter dem
ehemaligen Barum-Chapiteau – Elmar Kretz war und ist glühender Fan
dieses legendären Circus – darf auch eine echte Barum-Nummer
nicht fehlen. Und so hat er Peter Freeman alias „Old Regnas“ mit
seiner Esel- und Hundekomödie engagiert. Die Vierbeiner werfen
immer wieder die Koffer um, die Old Regnas so mühsam aufgerichtet hat,
und spielen ihm auch sonst allerhand Streiche. Bis zur Pause
ergibt sich ein sinnvoller Spannungsaufbau. Zunächst sind es die Jonglagen von Sharon Berousek mit einem Twirlingstab sowie drei,
vier, fünf und sechs Keulen, die hier großen Anklang finden. Auf
die junge, hübsche Nachwuchsartistin folgen die beiden
muskulösen Ukrainer des Duos Pashenko mit ihrer Kräfte zehrenden
Strapatenkür. Als Pausennummer dann die Motorradkugel der
Diorio-Truppe. Die Kugel teilt sich, als vier Motorräder darin
rasen – und als beim Schlusskompliment die Helme gelüftet
werden, stellt sich heraus, dass unter den Fahrern
eine Frau ist! Die Reaktionen sind erwartungsgemäß: riesiger
Jubel auf den gut gefüllten Rängen, und einige Besucher hält es
nicht mehr auf den Sitzen, sie applaudieren stehend. Es gibt
wohl tatsächlich kaum ein publikumswirksameres Genre als die
"Kugel“.
Carmen Zander
Der wahre
Höhepunkt dieses Programms ist jedoch die Tigerdressur von
Carmen Zander. Was vor sechs Jahren im Münchner Kronebau noch
als „Dressurschule“ verkauft wurde, hat sich längst zu einer der
aktuellen Spitzennummern im Raubtierbereich entwickelt. Ein
äußerst breites Trickrepertoire wird hier sicher und flüssig
vorgeführt. Mannigfaltige Sprünge gehören dazu – unter anderem über vier
Artgenossen, durch zwei Reifen, über die Tierlehrerin hinweg.
Verschiedene Varianten von Hochsitzern und Steigern werden
ebenso dargeboten. Zum Beispiel sitzt Zander auf einem der
Tiere, während sie links und rechts von sich zwei Tiger zu Hochsitzern anleitet. Hinzu kommen gefahrvolle Kontakttricks:
das Sitzen auf dem Tigerteppich, die Fleischabnahme vom Mund,
die Fütterung aus der Hand, der Tigerkuss. Nicht zuletzt ist
Carmen Zander auch eine äußerst attraktive Frau, die sich
geschickt in Szene zu setzen weiß. Bravo!
Duo Salvini, Elmar Kretz, Duo Pashenko
Nach so
viel Spannung in der Motorradkugel und im Raubtierkäfig wird es
Zeit für den Humor. Die Salvinis – Weißclownesse und August –
blödeln sich mit Eiern, Huhn und Kochtopf durch die Küche,
machen Musik und sorgen für viele herzliche Lacher. Der Direktor
im schwarzen Frack mit edlen Pferden in der Manege: Für dieses
klassische Bild sorgt Elmar Kretz mit acht Friesen in
vielfältigen Lauffiguren. Wenn sich gegen Ende alle Pferde zum
Fächer aufreihen, dreht sich nach jeder Umrundung der Manege
eines der Tiere um sich selbst und verlässt den roten Ring. Mit
dem Flechten von drei Pferden und einem Solosteiger findet die
Nummer ihren Abschluss. Schon beim Ravensburger Weihnachtscircus
und in Kretz’ Dinnershow „Buenissimo“ hatten die
Hand-auf-Hand-Variationen des Duos Pashenko für große
Begeisterung gesorgt. Und so sind die beiden Artisten zu Recht zur
Schlussnummer aufgerückt und stehen am Ende „Schulter auf
Schulter“ in der Manege. |