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Circus Corty Althoff - Tour 2014
www.circus-corty-althoff.de ; 58 Showfotos

Schwäbisch Gmünd, 22. März 2014: Es ist schon paradox, wenn ein seit Jahrzehnten bekannter Traditionscircus Weltpremiere feiert. Doch genau dies war jetzt in Schwäbisch Gmünd der Fall. Elmar Kretz, bekannt als Veranstalter des Ravensburger Weihnachtscircus und der Dinnershow Buenissimo, hat den Namen Circus Corty Althoff übernommen. Rund zehn Jahre, nachdem der letzte Vorhang in der Althoff-Manege gefallen war, lebt der große Name wieder auf. Es ist ganz klassischer, traditioneller Circus, der hier in einem flott ablaufenden Nummernprogramm präsentiert wird. Das Publikum ging am Samstagabend begeistert mit.

Auch wenn es der Circus Corty Althoff ist, der hier neu ersteht: Das große, weiße Chapiteau auf dem Schießtalplatz in Schwäbisch Gmünd gehörte einst dem Circus Barum. Es wurde vor einiger Zeit von Elmar Kretz erworben. Für seine Tournee hat er neue Masten und eine neue Rundleinwand anfertigen lassen. Ein neues Zeltdach soll folgen. Dann wäre es ein praktisch neues Zelt in den Ausmaßen des Circus Barum. Vom Circus Corty Althoff selbst stammt dagegen der komplett neu aufgebaute Büro- und Kassenwagen. Ein weißes „Festzelt“ beherbergt den Restaurationswagen.


Kasse, Front

Sieht der Circus mit seinem bunt gemischten Fuhrpark von außen auch noch ein wenig zusammengewürfelt aus – das Ambiente im Inneren des Chapiteaus ist einwandfrei und edel. Die Schalensitztribüne und drei Reihen Logenstühle umschließen die Manege – alles eigenes und neues Material, das Elmar Kretz vor seinem jüngsten Ravensburger Weihnachtscircus hat bauen lassen. Die rote Gardine schließt das Bild nach hinten ab. Gutes Licht und ebensolche Musikeinspielungen geben den Darbietungen den passenden Rahmen.


David Paschke, Maria Bizzarro, Elmar und Milena Kretz

Gewohnt formvollendet begrüßt Sprechstallmeister David Paschke das hochverehrte Publikum. Bis zum Beginn seines Engagements im Eifelpark Gondorf ist er mit Corty Althoff auf Tournee. Dann gehört die Manege dem Direktor: Elmar Kretz dirigiert einen Zwölferzug Ponys vom dänischen Cirkus Arena. Mit in der Manege ist seine kleine Tochter Milena als bezaubernde Circusprinzessin. Auf Clown Gino Salvinis Glockenspiel folgen die gewagten Säbelbalancen von Maria Bizzarro, bei der sie unter anderem eine Leiter überquert, während sie einen Säbel auf ihrer Stirn balanciert. „Spitze auf Spitze“ steht später das Schwert mit dem Feuerkelch auf dem Munddolch, den Bizzarro mit den Zähnen hält.


Sharon Berousek, Daniel Diorio Truppe, Old Regnas

Unter dem ehemaligen Barum-Chapiteau – Elmar Kretz war und ist glühender Fan dieses legendären Circus – darf auch eine echte Barum-Nummer nicht fehlen. Und so hat er Peter Freeman alias „Old Regnas“ mit seiner Esel- und Hundekomödie engagiert. Die Vierbeiner werfen immer wieder die Koffer um, die Old Regnas so mühsam aufgerichtet hat, und spielen ihm auch sonst allerhand Streiche. Bis zur Pause ergibt sich ein sinnvoller Spannungsaufbau. Zunächst sind es die Jonglagen von Sharon Berousek mit einem Twirlingstab sowie drei, vier, fünf und sechs Keulen, die hier großen Anklang finden. Auf die junge, hübsche Nachwuchsartistin folgen die beiden muskulösen Ukrainer des Duos Pashenko mit ihrer Kräfte zehrenden Strapatenkür. Als Pausennummer dann die Motorradkugel der Diorio-Truppe. Die Kugel teilt sich, als vier Motorräder darin rasen – und als beim Schlusskompliment die Helme gelüftet werden, stellt sich heraus, dass unter den Fahrern eine Frau ist! Die Reaktionen sind erwartungsgemäß: riesiger Jubel auf den gut gefüllten Rängen, und einige Besucher hält es nicht mehr auf den Sitzen, sie applaudieren stehend. Es gibt wohl tatsächlich kaum ein publikumswirksameres Genre als die "Kugel“.


Carmen Zander

Der wahre Höhepunkt dieses Programms ist jedoch die Tigerdressur von Carmen Zander. Was vor sechs Jahren im Münchner Kronebau noch als „Dressurschule“ verkauft wurde, hat sich längst zu einer der aktuellen Spitzennummern im Raubtierbereich entwickelt. Ein äußerst breites Trickrepertoire wird hier sicher und flüssig vorgeführt. Mannigfaltige Sprünge gehören dazu – unter anderem über vier Artgenossen, durch zwei Reifen, über die Tierlehrerin hinweg. Verschiedene Varianten von Hochsitzern und Steigern werden ebenso dargeboten. Zum Beispiel sitzt Zander auf einem der Tiere, während sie links und rechts von sich zwei Tiger zu Hochsitzern anleitet. Hinzu kommen gefahrvolle Kontakttricks: das Sitzen auf dem Tigerteppich, die Fleischabnahme vom Mund, die Fütterung aus der Hand, der Tigerkuss. Nicht zuletzt ist Carmen Zander auch eine äußerst attraktive Frau, die sich geschickt in Szene zu setzen weiß. Bravo!


Duo Salvini, Elmar Kretz, Duo Pashenko

Nach so viel Spannung in der Motorradkugel und im Raubtierkäfig wird es Zeit für den Humor. Die Salvinis – Weißclownesse und August – blödeln sich mit Eiern, Huhn und Kochtopf durch die Küche, machen Musik und sorgen für viele herzliche Lacher. Der Direktor im schwarzen Frack mit edlen Pferden in der Manege: Für dieses klassische Bild sorgt Elmar Kretz mit acht Friesen in vielfältigen Lauffiguren. Wenn sich gegen Ende alle Pferde zum Fächer aufreihen, dreht sich nach jeder Umrundung der Manege eines der Tiere um sich selbst und verlässt den roten Ring. Mit dem Flechten von drei Pferden und einem Solosteiger findet die Nummer ihren Abschluss. Schon beim Ravensburger Weihnachtscircus und in Kretz’ Dinnershow „Buenissimo“ hatten die Hand-auf-Hand-Variationen des Duos Pashenko für große Begeisterung gesorgt. Und so sind die beiden Artisten zu Recht zur Schlussnummer aufgerückt und stehen am Ende „Schulter auf Schulter“ in der Manege.

Mit zwei Stunden Spieldauer inklusive Pause ist dieses Programm gewiss nicht übertrieben lang - "ohne Längen und Füllnummern", hätte man bei Kretz' großem Vorbild Barum wohl formuliert.  Doch die äußerst geschickte Zusammenstellung mit zwei werbewirksamen Reklamenummern (Kugel & Tiger), mit Ponys und Pferden, klassischen Clowns, Hand-auf-Hand, Luftnummer und Jonglage sorgt dennoch für das Bild eines "vollständigen" Programms, in dem es an nichts fehlt. Also ein viel versprechender Start dieser "traditionsreichen Neugründung" mit weiterem Potenzial nach oben. Wir wünschen viel Erfolg für die zunächst bis Juni angesetzte Tournee im Süden.

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Text und Fotos: Markus Moll