Dafür,
dass die neuen Darbietungen und Balletteinlagen eine flotte,
überzeugende Show ergeben, war in den Tagen vor der Premiere einmal
mehr Louis Knie senior zuständig. Das ist wie immer gut gelungen,
wenngleich sich in den kommenden Wochen sicher noch Veränderungen
ergeben werden. Beim Zirkus Charles Knie darf sich ein Programm zum
Glück entwickeln, einspielen. Insbesondere fehlt mir noch eine Person,
die das Publikum durch die Show begleitet. Sprechstallmeister André
Riedesel ist ausgeschieden. In Northeim übernahm der vom Heilbronner
Weihnachtscircus bekannte Fabian Egli einige der Ansagen aus dem Off.
Er wird aber nicht mit auf Tournee gehen. Die weiteren, kurzen Ansagen
und die Verabschiedung beim Finale kommen von Yves Nicols.
Cesar Dias
Prädestiniert
als Begleiter durch die Show ist natürlich Cesar Dias. Der
portugiesische Spaßmacher hat die Rolle quasi schon übernommen. Jedoch
wäre es wünschenswert, wenn er noch öfter in die Manege dürfte statt
Umbaupausen zu überbrücken. Gleich drei seiner Auftritte finden zu
Saisonbeginn auf dem Gradin statt. Auch eine Einlage vor dem
eigentlichen Beginn der Show wie im vergangenen Jahr erscheint
sinnvoll. Dias ist so oder so ein Gewinn. Er begeistert mit seinen
bekannten Einlagen wie dem Duell oder der singenden Säge. Neu ist die
Reprise, bei der er mittels einer Steinschleuder einen Luftballon
zerschießt. Ein Junge aus dem Publikum ist hier der Partner. Seine
Mimik ist hinreißend, das Publikum liebt ihn und geht
begeistert mit. Das gilt insbesondere für die pannenreiche Version von
„My way“, die er mit einem Sinn für Gags und Timing spielt, wie es eben
nur ein Cesar Dias kann. Einfach unerreicht.
Ballett
Eröffnet
wird das Programm vom Ballett. Die vier Damen haben sich für
diese Saison sehr geschmackvoll neu eingekleidet. Gleich zum
Opening gibt es neue Kostüme. Ebenso für die Pferdenummer, den
Auftritt vor den Raubtieren und beim Finale. Geblieben sind
die aufwendigen Outfits zum Exotenzug, dem Fliegenden Trapez
und den Seelöwen. Schön auch der Effekt nach der Pause, wo
zusätzlich zum Tanz des Balletts im Zentralkäfig Artistinnen
in den bekannten afrikanischen Kostümen in den Aufgängen
stehen und so die Zeit überbrücken, in der die Tiere den
Zentralkäfig betreten.
Tom Dieck junior
Die
große gemischte Raubtiergruppe mit Tom Dieck junior ist natürlich der
spektakulärste Neuzugang. Dieck vereint neun prächtige Raubkatzen zu einer
imposanten Pyramide und dirigiert sie bei den weiteren Tricks. Darunter
das selten gezeigte Laufen zweier Tiger auf sowie in einem großen Rad.
Die beiden weißen Löwen sind ein ganz besonderer Hingucker und haben
folgerichtig einen Platz auf dem Plakat zur Tour bekommen. Ebenso
prächtig sind die zwei großen Liger. Den größten Teil der Tricks
arbeiten jedoch die fünf Tiger. Tom Dieck junior ist zudem ein
eleganter Vorführer, der seine Tiere optimal in Szene setzt. Sich und
seine drei Elefantendamen verkaufen kann bekanntermaßen auch Elvis
Errani. Seine Vorführung läuft äußerst flott ab. Die Choreographie mit
drei Reiterinnen ist wunderbar flüssig und beinhaltet viele effektvolle
Bilder. Neu sind in diesem Jahr zwei Tricks mit einem Schleuderbrett,
mit welchem einer der Elefanten Errani in die Luft katapultiert. Diese
beiden engagierten Tierdarbietungen gehören wohl aktuell zum Besten,
was die Genres zu bieten haben.
Marek Jama
Marek
Jama lässt einmal mehr staunen, wie er mit dem großen Tierbestand des
Zirkus Charles Knie immer wieder neue, ungeheuer ansprechende
Darbietungen kreiert. Die Pferdeshow hat er nicht nur neu
choreographiert – statt Wiener Walzer gibt es eine moderne Fantasie –,
sondern auch die Dressurabläufe neu zusammengestellt. Den Anfang macht
das Flechten von drei Friesen, der komplette Sechserzug schließt sich
an. Sechs Ponys komplettieren die Gruppe, sodass schließlich zwölf
Pferde in zwei verschiedenen Größen gemeinsam durch die Manege laufen.
Bei den Steigern sind dann auch die Araber zu sehen. Sei es im Solo als
Rundsteiger oder zu dritt im Vorwärtslauf auf den Hinterbeinen. Noch
mehr Tiere gehören zum großen Exotentableau. Es geht los mit einer
Freiheit. Vier Kamele starten. Hinzu kommen jeweils vier braue Araber
und Zebras. Es ergibt sich ein imposantes Bild, wenn alle Vierbeiner
nebeneinander stehen und die Araber steigen. Weiter geht es mit Kamelen
und Rindern. Laufvögel und ein Känguru sorgen für die besonderen
Effekte. Eine Gruppe von Lamas schließt diesen wunderbar präsentierten
Block ab. Übersichtlicher ist hingegen Marek Jamas Seelöwendressur, hat
er es doch mit „nur“ zwei Partnern zu tun. Stefanie und Kulus arbeiten
ihr bekanntes Repertoire. Neu war für mich das Fangen eines mit einer
Wippe in die Luft katapultierten Balls.
Flying Costa, Yves Nicols, Nicol Nicols
Zurückgekehrt
zum Zirkus Charles Knie ist Saulo Mendonca. Jetzt ist er Teil der
Flying Costa, die somit als Quintett auftreten. Höhepunkte ihrer
Darbietung am Fliegenden Trapez sind der Dreifache von Arnaldo und die
Passage. Den zusätzlichen Thrill bringt der Sturz aus der Kuppel. Yves
Nicols begleitet den zweiten Teil ihres Auftritts mit Gesang. Natürlich
erleben wir Nicols auch als feurigen spanischen Jongleur, der die
verschiedensten Requisiten durch die Luft wirbelt: Bälle, Bumerangs,
Keulen und Sombreros. Assistiert wird er dabei von Partnerin Ambra, die
ihre eigene Persönlichkeit einbringt. Wunderbar kommt dies bei ihrer
gemeinsamen Tüchernummer zur Geltung, die Ambra und Ives jetzt zu
Roxanne von The Police zeigen. Leider müssen wir an diesem Nachmittag
aufgrund eines Defekts am Motor ihres Requisits auf diesen Auftritt
verzichten. Neu im Programm ist Yves Bruder Nicol Nicols. Sein Metier
ist der Tanz auf dem Drahtseil. Auch er verhehlt seine Herkunft nicht,
weshalb Spanien bei Kostüm und Musik Pate steht. Seine Nummer lässt
keine Wünsche offen. Vom Seilspringen bis zu Vorwärts- und
Rückwärtssalto ist alles dabei. Damit das Programm gleich richtig in
Schwung kommt, fegt das Duo Medini zu Beginn mit Rollschuhen über eine
runde Plattform. Die sympathischen Geschwister Vanessa und Emanuel
arbeiten ihre teilweise sehr riskanten Tricks äußerst flott und immer
mit Kontakt zum Publikum. Ein Zuschauer kommt sogar in den Genuss einer
Mitfahrt. Priscilla Errani gibt wiederum die Spinne im Netz und erweist
sich als Meisterin des Hula Hoop. Ihre unzähligen Reifen lässt sie mit
der passenden Dosis Sexappeal um ihren Körper kreisen. Hinreißend ist
zudem ihr Manegenoutfit.
Finale
Eine
eigenständige Show in der Show ist das aufwendig zelebrierte Finale.
Während das riesige Tier-Karussell über der Manege mit Luft gefüllt
wird, singt Yves Nicols im Zuschauerraum das Lied „Gypsi“ von Lady
Gaga. Die Artisten kommen mit roten Luftballons in Herzform herein, die
Tänzerinnen haben beleuchtete Kostüme. Noch einmal genießen wir das
fulminante Orchester. Insgesamt entsteht eine ausgefeilte
Choreographie. Es herrscht Partystimmung der edlen Art.
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