Zunächst einmal ziemlich
wörtlich, nämlich als Beleg für die ausgefeilte Lichttechnik,
die heutzutage die Programme illustriert. Auch im Budapester
Circus-Bau wurde in den letzten Jahren kräftig aufgerüstet, so
dass heute hunderte von Scheinwerfern, Scannern und Verfolgern
die Nummern im wahrsten Sinne ins rechte Licht rücken. So gibt
es in „Lights of the Universe“ auch kein klassisches Opening.
Vielmehr wird eine bunte Lichtshow geboten, welche alle
Möglichkeiten einer geschickten Lichtregie offenbart. Besonders
eindrucksvoll sind jene Momente, wenn mit Hilfe einer Discokugel
ein Sternenhimmel im Bau entsteht und das abermals hervorragende
Acht-Mann-Orchester unter Attila Maka dazu Melodien aus Star
Wars erklingen lässt.
Familie Casselly, Joulia
Tchakanova
Im übertragenden Sinne gilt der
Programmtitel natürlich auch für die auftretenden Artisten,
quasi den Sternen in der Manege. Allen voran ist da natürlich
die bereits erwähnte Familie Casselly zu nennen. Zur Pause gibt
es die kombinierte Darbietung mit jeweils vier berittenen
Elefanten und Pferden, die meist gemeinsam unterschiedlichste
Tricks der Hohen Schule zeigen. Finalnummer ist – wie sollte es
anders sein – die sensationelle Akrobatik von Merrylu und Rene
Casselly jr. auf dem Rücken der afrikanischen Elefanten. Nach
dem abschließenden dreifachen Salto vom Schleuderbrett auf den
Elefantenrücken von Rene jr. erhebt sich auch das Budapester
Publikum zu stehenden Ovationen. Dass dies im Januar, beim 10.
Internationalen Circus-Festival, anders sein sollte, würde schon
sehr verwundern. Ausgefallen ist auch die dritte Tier-Darbietung
im Programm, Joulia Tchakanova mit ihren Windhunden und Lamas.
Schön anzusehen sind gerade die gemeinsamen Passagen der
unterschiedlichen Tierarten, die u.a. mit Figuren einer Freiheit
und beim gegenseitigen Überspringen ein harmonisches Miteinander
zeigen.
Merrylu Casselly, Georgio,
Flying Havannas
Nicht ganz mithalten kann da der
artistische Part. Dabei wecken die ersten Nummern durchaus
Erwartungen. Gleich zu Beginn etwa jagt Georgio (Jiri Hromádko)
seine Diabolos in der bekannt antreibenden Art durch Manege und
Kuppel. Auch die anschließende Kür an Tüchern von Merrylu
Casselly, eingeleitet vom illuminierten Pegasus-Pferd und
gespickt mit Kontorsionselementen und Abfallern, überzeugt voll.
Ebenso gefallen die Flying Havannas, die nach der Pause ihre
Salti am Flugtrapez drehen; zumal sie dank einem zweiten Fänger
am Fangstuhl oberhalb des Trapezes weitere Wurfmuster in ihre
Nummer einbauen.
Maria Graziella Galan Bueno,
Trio
Sárközi,
Dávid
Nagy Molnár
Das Trio Sárközi von der eigenen
Circus-Schule war zuletzt in mehreren Zusatz-Produktionen des
Circusverbandes zu sehen, nun jonglieren die jungen Artisten mit
Keulen, Ringen und Reifen auch im regulären Programm. Kaum
Eindruck hinterlässt dagegen Illusionist Dávid Nagy Molnár, der
gerade mal drei Tricks langwierig präsentiert. Maria Graziella
Galan Buenos Deckenlauf leidet dagegen unter den großen
räumlichen Distanzen im Bau und der daraus resultierenden
fehlenden Wahrnehmbarkeit von Mimik und Gestik. Diabolo,
Deckenlauf und Flugtrapez werden ebenfalls beim kommenden
Festival zu sehen sein. Aufgrund von Verletzungen mussten gleich
zwei Darbietungen, das Duo Devlimakov am Mast sowie die
Motorrad-Ikarier der fünfköpfigen Truppe Uzkov, passen. Ersatz
kommt aus den eigenen Reihen, nämlich die Reitertruppe von
Joseph Richter Jr.. Zusammen mit drei Partnern (eine Frau, zwei
Männer) zeigt der Direktor des Ungarischen Nationalcircus,
dessen Vater seit diesem Jahr den Circus-Bau leitet, alle
relevanten Tricks bis hin zum Salto vom ersten zum zweiten
Pferd. Im Hintergrund assistiert zudem Josephs Bruder Florian.
Ständige
Begleiter durch das Programm sind Moderator Gyuszi Maka, dessen
an Ringling orientiertes Kostüm allerdings eher unpassend wirkt,
sowie Steve und Jones Caveagna. Beide als Clowns zu bezeichnen,
wäre falsch. Ihre Intermezzi bestehen lediglich daraus, dass
Steve mit seinem „Gangnam Style“-Tanz seinen Mitstreiter Jones
an dessen akrobatischen und musikalischen Vorhaben hindert.
Die vielen
Grundschulkinder in der besuchten Vorstellung gehen zwar
begeistert mit, doch wie sieht es bei erwachsenen Zuschauern in
einer Abendvorstellung aus? Nur schwer vorstellbar, dass die
Reaktionen ähnlich ausfallen. Abwarten, wie sich beide beim
Festival schlagen werden, denn auch dort gehören sie zu den
Teilnehmern. Dennoch ist es bedauerlich, dass gerade Vertreter
einer traditionsreichen italienischen Circusfamilie nicht mit
einem klassischen Repertoire aufwarten. |