Beim
Betreten des Chapiteaus fällt sogleich der neu gestaltete
Artisteneingang auf. Über der
Gardine prangt jetzt ein "Circus Royal"-Schriftzug, der jenem aus dem
Kronebau in München ähnelt. Immerhin handelt es sich bei beiden
Unternehmen um "königliche Circusse". Bei Royal sitzt seit letztem Jahr
kein Orchester mehr über der Gardine. Immerhin sorgt ein Schlagzeuger
dafür, dass an der richtigen Stelle entsprechende Akzente gesetzt
werden.
Opening
Nach
der musikalischen Ouvertüre begrüßt
Direktor Oliver Skreinig gewohnt charmant das Publikum. Dann wirbelt
das gesamte kubanische Ensemble auch schon herein. In farbenfrohen
Kostümen tanzen die jungen Artisten durch die Manege. Die Zuschauer
sind somit bestens abgeholt und auf das eingestimmt, was sie in den
nächsten rund zwei Stunden (inklusive Pause) erleben werden. Vor der
ersten artistischen Nummer dürfen sich aber zunächst andere Mitwirkende
vorstellen. So die tierischen Akteure in Oliver Skreinigs
Exotendressur. Dabei handelt es sich um vier Watussi-Rinder, zwei
Kaltblüter, einen sehr zutraulichen Esel, drei Nandus und mehrere
Lamas.
Im Wesentlichen ist es die aus dem Vorjahr bekannte Gruppe, die
wiederum ein schönes, vielfältiges Bild mit interessanten Tricks
bietet. Der nächste Auftritt gehört Clown Gino Salvini, der
zusammen mit seiner Partnerin kurzfristig ins Programm genommen wurde.
Die ursprünglich vorgesehenen Boutique Clowns standen aufgrund von
Visaproblemen wider Erwarten nicht zur Verfügung. Mit Hilfe von
Taktstock und Notenständer testet Gino zunächst die
Applaudierfähigkeiten des Publikums.
Truppe Pedro, Daramis und Daylis, Gino
Salvini
Als
"Truppe Pedro" erfreuen vier der Kubaner mit schwungvollen
Gruppenjonglagen in verschiedenen Formationen. Dabei werfen sich die
jeweils zwei Damen und Herren die Keulen geschickt zu. Währenddessen
sind sie ständig in Bewegung. Zum Schluss fängt einer der Artisten jede
Mange Ringe, die ihm von seinen drei Kollegen zugeworfen werden.
Bereits im Januar diesen Jahres haben Daramis und Daylis in Monte Carlo
einen äußerst guten Eindruck hinterlassen. Unter dem Chapiteau des
Circus Royal wiederholen sie dies nun Tag für Tag. Ihre Zopfhang-Kür
ist wahrlich außergewöhnlich. So arbeitet etwa eine der beiden an einem
Reifen, der am Zopf der Partnerin hängt. Ihre Tricks sind in einen
lebhaften Paartanz eingebettet, den die beiden effektvoll auf dem Boden
ausführen. Nachdem Gino mit Glöckchen eine Melodie gespielt hat, gehört
die Manege der "Truppe Felix". Ihre Schleuderbrettartistik sahen wir
unter anderem bereits bei Herman Renz und Pinder. Waghalsige Sprünge
werden auf die verschiedensten Arten gefangen: Auf den Schultern der
Partner, auf einem Sessel oder aber im Spagat zwischen zwei
Menschentürmen. Auf jeden Fall ist es eine spektakuläre Nummer, die für
Gesprächsstoff in der folgenden Pause sorgt.
Urs
Strasser, Duo Garcia, Truppe Havanna
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Begann
der erste Teil noch mit südamerikanischen Rhythmen, erklingt zu Beginnn
des zweiten Charlie Chaplins "Smile". Nichtsdestotrotz geht es mit den
Artisten aus Kuba weiter. Die "Truppe La Playa" in orange-grünen
Kostümen zeigt Artistik an zwei vertikalen Masten. Kraftvoll geht es
die Stangen hinauf und hinab. Zudem entstehen attraktive Bilder mit
mehreren Künstlern. In seiner nächsten Reprise reiht Gino die
Jagd auf eine Fliege an das Spiel mit Popcorn. Wie schon im Vorjahr
dirigiert Urs Strasser die Kamele des Circus Royal in einer
abwechslungsreichen Freiheitsdressur. Ein traumhaftes Pas de deux an Strapaten präsentiert das Duo Garcia. Kraftvoll zelebriert der
männliche Part Umschwünge an den Bändern und hält wenig später seine
Partnerin sicher, während diese einen Nackenwirbel vollführt. Das
Entree der Salvinis führt uns in eine Küche, wo sie allerlei Späße mit
Eiern und einem nicht mehr ganz so lebendigen Huhn treiben. Dank ihrer
Musikalität steuern sie zudem Livemusik zur Show bei. Jede Menge
Bewegung kommt bei der Schlussnummer in die Manege. Noch einmal ziehen
die Kubaner in großer Besetzung alle Register. Das Requisit ist nun der
Russische Barren, mit dem sie sich gegenseitig zu schwierigen, aber
dennoch elegant dargebotenen Sprüngen katapultieren. Ein gelungener
Abschluss dieses Programms. Doch halt, einen Trumpf haben die
Mittelamerikaner noch im Ärmel. Zum Finale gibt es variantenreiche
Seilsprünge. Selbst die Requisiteure und Oliver Skreinig sind dabei.
Letzterer spricht auch die Abschiedsworte, bevor sich die Artisten im
Glitterregen endgültig verabschieden. |