Er versammelt
gleich fünf Vertreter des lustigen Faches in seiner Manege. 2013 sollen
also die KGB-Clowns (Edouard Neumann und Sergey Maslennikov) zusammen
mit dem bekannten Weißclown Gensi (Fulgensi Mestres), dem
zurückgekehrten Theaterclown Oriolo (Oriol Boixader, war bereits 2005
bei Roncalli) sowie Nachwuchstalent Devlin Bogino für die Lacher
sorgen. Paul räumt den Spaßmachern dafür viel Platz im Programm ein,
welches auch heuer unter dem Titel „Time is Honey“ firmiert.
Insgesamt zehn Auftritte, in immer anderen
Personenkonstellationen, sind über die Vorstellung verteilt –
sicherlich auch eine Reminiszenz an die viel beschworene Roncalli-Poesie. Anders als Larible verzichten alle
aktuellen Clowns auf das Mitwirken
von Zuschauern.
Im Mittelpunkt
der Show stehen freilich die beiden KGB-Clowns, die bisher vorwiegend
auf Varieté-Bühnen gearbeitet haben. Zuweilen merkt man es ihnen an,
dann ist ihr Spiel zu frontal. Dennoch machen sie vor allem mit ihren
Klassikern ungemein Spaß. Besonders amüsant sind der Versuch von
Edouard Neumann, die „lebende Statue“ Sergey Maslennikov vor dem
Umkippen zu bewahren, sowie der gemeinsame Auftritt als „Music Box“. Mit
moderner Musik und Michael-Jackson-Posen ist dieser zwar wenig
poetisch, aber sehr unterhaltsam. Gensi und Oriolo haben dagegen u.a.
mit einem sich verselbstständigenden Auto zu kämpfen, während Devlin
Bogino zumeist nur als Unterstützung in Erscheinung tritt. Zusammen
sind alle fünf Clowns in drei Nummern zu sehen: Sie unterstützen bei den
Sicherheitshinweisen auf vielfältige Weise den
eloquenten Sprechstallmeister Patrick Philadelphia, sie bringen Oriolo zu
einem Vivaldi-Glockenspiel und verbinden die „Reise nach Jerusalem“ auf
interessante Weise mit einer Stuhlbalance. Sechste komische Kraft ist,
wenn man so will, die junge Pantomimin Sarah Melbinger, die hier vor
der Vorstellung eine die Piste säubernde Putzfrau gibt, ehe sie von
zwei Requisiteuren herausgetragen wird. Insgesamt merkt man den neuen
Clowns allesamt noch, dass sie sich erst noch aneinander und auch an
das Publikum gewöhnen müssen. So manche Länge und einige ausbleibende
Lacher zeigen auf, dass hier noch etwas zusammenwachsen muss. Daran
wird in den Proben gearbeitet, und im Laufe der Saison wird dies sicherlich auch
gelingen. Denn das man auf dem richtigen Weg, das zeigen die Reaktionen
im Finale schon jetzt. – Beim Gastspiel in Düsseldorf gibt es dann nochmal clowneske Verstärkung: Bernhard Paul gibt als Zippo mit Jan van
Dyke erneut das „Bienchen“.
Circus-Theater Bingo
Was
den artistischen Anteil im Programm angeht, kommt „Time is Honey“ 2013
wieder runder und wesentlich mitreißender daher. Das liegt in der
Hauptsache daran, dass das grandiose Roncalli-Orchester in diesem Jahr
bei einer Vielzahl von Darbietungen wieder mehr Gas geben kann und dies
auch tut. Schon beim eigentlichen Opening des Circus-Theaters Bingo geht
das Publikum begeistert mit. Fünf Personen, darunter nur eine aus dem letztjährigen Team, sind heuer mit Roncalli auf Tournee und heizen mit
dem bekannt mitreißenden Stil ein. Die beiden Herren und drei Damen
zeigen Verwicklungen und Abfaller an Tüchern sowie Strapaten,
balancieren auf der Rola Rola und enden mit Schlaufen-Wirbeln. Dieser
Block soll sogar noch ausgebaut werden. Die Bingo-Mitglieder Maryna und
Katheryna arbeiten im zweiten Teil am Doppeltrapez. Neben synchronen
Passagen werden auch einige Tricks zusammen gezeigt. Den Abschluss
bilden zwei Nackenwirbel unter den Trapezen. Das komplette Ensemble
leitet – wie schon im letzten Jahr – mit einem Tanz die Pause ein.
Unterstützt werden sie dabei von den beiden Ballett-Damen Anastasiya
Nazarenko und Liudmila Voroniuk sowie von Géraldine Philadelphia.
Les Paul, Encho Keryazov, Geraldine Philadelphia
Letztere
wurde mit ihrer eleganten Hula Hoop-Darbietung, bei der sie überwiegend
mit den Reifen jongliert, ins Programm übernommen. Sie profitiert außer von
der eigenen Leistung ebenso von der gelungenen Musik-Begleitung wie der
zweite „Neuerwerb“ aus den eigenen Reihen. Als Pausennummer bringen
Vivian, Adrian und Lilian Paul zusammen mit Partner Jemile Martinez,
der auch wieder mit seiner leistungsstarken Fußball-Jonglage zu sehen
ist, eine temporeiche Darbietung auf Rollschuhen in die Manege. Die
Roncalli-Junioren beherrschen dabei bereits das vollständige Repertoire
dieses Genres, samt doppeltem Nackenwirbel als Schluss. Interessant:
Durch den Holzboden lässt sich das ganze Rund befahren, die Tricks
werden aber natürlich traditionell auf einer Plattform gearbeitet. Die
perfekte, epochale Musik erklingt auch bei Encho Keryazov. Vielmehr
aber noch sind seine akrobatischen Leistungen unschlagbar – und so
schafft es das bulgarische Handstand-Wunder auch in seiner siebten Roncalli-Saison spielend, das Publikum zu stehenden Ovationen
hinzureißen.
Karl Trunk, Duo Viro, Andrey Romanovsky
Allerdings
gibt es in diesem Jahr einige Momente im Programm, die durchaus mehr
Potenzial bieten würden. Dies betrifft inbesondere die beiden weiteren
neuen Darbietungen, die noch (?) unter Wert verkauft werden. Die
kräftezehrende Adagio-Akrobatik der Goldmenschen des Trio Laruss
(Norbert Russnák, Ildikó Russnákné Bátori und Edit Kósi) hat man
andernorts schon wesentlich stimmiger in Szene gesetzt gesehen. Auch
das Duo Viro (Vivien Galovicz und Robert Szabo) kann mit seiner
sinnlichen wie leistungsstarken Kür an den Tüchern nicht die gewohnte
Wirkung erzielen. Doch auch hier gilt: Am Programm wird weiter gefeilt.
Schade ist zudem, dass man die Anzahl der Tierdarbietungen wieder
reduziert hat. Übrig geblieben ist die hochwertige Präsentation von
acht Ponys in unterschiedlichen Größen durch Karl Trunk, der
anschließend auch ein Groß & Klein mit gewaltigem Shire Horse
dirigiert. Er war ebenso im vergangenen Jahr schon mit dabei wie der
auch heuer den Ablauf eröffnende Flaschenläufer Michael Ortmeier und Fabricio Nogueira, der mit seiner Fahrrad-Fahrt in der offenen
Steilwand wieder an den Beginn des zweiten Teils gerückt ist. Auch
Schornstein-Klischnigger Andrey Romanovsky ist ein bereits bekanntes
Gesicht in der Roncalli-Manege.
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