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Circus Monti - Tour 2013
www.circus-monti.ch ; 78 Showfotos

Mellingen, 1. April 2013: Der Circus Monti hat ein neues und besonders schönes Kapitel seiner Geschichte aufgeschlagen. „monti 2013 - pop Up!“ ist der Titel der aktuellen Produktion, für das Pop-Up-Bücher die Grundidee lieferten. Zwei Clowns machen sich darin auf den Weg, den Traum vom Fliegen zu verwirklichen. Bei diesem Abenteuer stoßen sie auf allerhand Geschichten, die sich aus Pop-Up-Büchern vor ihnen entfalten. Das Publikum darf teilhaben an der wundervoll poetischen, herzergreifenden Bilderflut, die an diesem Ostermontag ins restlos ausverkaufte Monti-Chapiteau strömt.

Höchste Professionalität, ohne ins Sterile abzudriften, und die Sorgfalt in allen Dingen sind beim Circus Monti an jeder Stelle zu spüren. Das fängt bei dem herrlich schmucken Wagenpark rund ums gelb-rote Chapiteau an und setzt sich schon beim Programmheftkauf im Vorzelt fort. Für die querformatige Broschüre auf hochwertigem Papier wurden alle Artisten von Felix Wey aus der Vogelperspektive fotografiert, um einen optischen „Pop-Up“-Effekt zu erreichen. Gezielte Blitze führten vor dem hellen Hintergrund zu gewollten Schlagschatten. Entstanden sind ganz wunderbare, einzigartige Fotografien, die in der Broschüre seitenfüllend gedruckt sind. Und selbstredend zeichnet sich auch die Gestaltung der Monti-Shows selbst durch allerhöchste Qualität aus. Zum dritten Mal nach 2006 („Piazza Monti“) und 2009 („Grand Hotel Monti“) haben Cécile Steck und Didi Sommer alias Duo Comedia Zap die Regie übernommen. Das Kreativteam komplettierten Choreographin Catherine Ostermeier, Komponist Pascal Kaeser, Lichtdesigner Christoph Siegenthaler und Kostümbildnerin Barbara Mens. Entstanden ist eine Show im typisch verträumten Monti-Stil, der sich vom „Nouveau Cirque“ kanadischer Prägung klar abgrenzt. Monti hat seinen eigenen Weg mit sprichwörtlicher Schweizer Qualität gefunden. Der abermals neue Artisteneingang zeigt einen stilisierten Bücherstapel aus Holz. Zudem wurden großformatige Pop-Up-Bücher angefertigt, die in vielerlei Weise eingesetzt werden. Das siebenköpfige Orchester spielt seit fünf Jahren in unveränderter Besetzung.


David Melendy und Céline Rey, Amaury Vanderborght

Der Amerikaner David Melendy und die Schweizerin Céline Rey, beide an der Dimitri-Schule ausgebildet, bilden das höchst sympathische Clownsduo, das seinen Traum vom Fliegen verwirklichen will. Zunächst starten sie einen Versuch mit Papierfliegern, später träumen sie einem kleinen „Heißluftballon“ hinterher, wollen sich vom Mast in die Tiefe stürzen oder singen in Schweizerdeutsch ein Lied vom Alpenflug. Herrlich witzig ist ihr Auftritt als verhinderte Kunstschützen. Vor lauter Aufregung lassen sie alle Luftballons platzen, die eigentlich vom Kopf geschossen werden sollen. Und die Clowns stoßen auf allerhand Geschichten, die sich aus den Pop-Up-Büchern auf der Bühne entfalten. Unfassbar schön ist die Szene, in der aus einem der Bücher ein Schneemann mit Schlitten und Tannenbäumen klappt. Flugs verwandelt sich die gesamte Manege durch ein weißes Tuch in eine Winterlandschaft. Schnee rieselt aus der Kuppel. Die in der Kälte zitternden Clowns helfen sich abwechselnd mit einer einzigen Mütze aus und zaubern später via „Kostümillusion“ Schal & Co. herbei. Und sie liefern sich eine kleine Schneeballschlacht. Der Schneeball, das ist das Magnesiumsäckchen, das der Belgier Amaury Vanderborght (Teilnehmer des European Youth Circus 2012) für seine anspruchsvolle Vertikalseilnummer, u.a. mit Vorwärtssalto, benötigt.


Tobias, Joannes und Mario Muntwyler 

Ebenso ein Highlight ist auch die Verpackung der tanzenden Teller von Direktor Johannes Muntwyler, der heuer sein 35. Jahr in der Manege feiert. In fiebernder Atmosphäre warnen ihn die beiden nervösen Clowns permanent vor dem nächsten Unglück, das durch einen vom Stab stürzenden Teller entstehen könnte. Nach und nach kommt das gesamte Ensemble dazu. Die Artisten feuern Johannes Muntwyler kräftig an, bis sich endlich alle Teller drehen und alle Eier in den Bechern gelandet sind, die er über seinem Kopf balanciert. Ein Riesenspaß als Pausennummer, der mit Zugaberufen quittiert wird! Direktionsspross Tobias Muntwyler ist nach einem Jahr Pause, bedingt durch seine Berufsausbildung, in die Manege zurückgekehrt und lässt nun wieder bis zu drei Diabolos fliegen. Jenseits der Manege ist er nun für den Fahrzeug- und Transportbereich sowie zusammen mit dem Zeltmeister für den Werkstattbetrieb verantwortlich. Sein jüngerer Bruder Mario jongliert gemeinsam mit Sebastian Schlotzhauer (Deutschland) mit Bällen und Keulen. Drei hohe Metallgestelle bilden hierfür den Rahmen und grenzen den Aktionsraum ab. Auch Mario Muntwyler steht nun in der Berufausbildung, so dass sein Partner in manchen Vorstellungen alleine auftritt.


Ensemble 

Auch für diese Monti-Show wurden einige Ensembledarbietungen neu kreiert. So wird ein chinesischer Mast schräg hängend zu einer Art Karussell, unter dem sich die Artisten schnell wegducken, darauf fahren oder hinüber springen. Synchron und im Wechsel arbeiten Léonie Pilote, Kristina Dniprenko (beide Kanada) und Maya Kesselmann (USA) an drei niedrig hängenden Trapezen, von denen das mittlere drehbar aufgehängt ist. Zuvor baumeln aus einem Pop Up-Buch drei Mini-Trapeze. Und im zweiten Programm zeigt das Ensemble in einer wunderbaren Choreographie mit imaginären „Rotoren“ und Getrommel im Hintergrund eine Art musikalisch-tänzerischen Traum vom Fliegen. Eine große „Trommel“ entpuppt sich, nachdem die Verkleidung entfernt ist, als das Rhönrad, mit dem Kristina Dniprenko (Kanada) unter viel Szenenapplaus ihre Runden dreht.


Trio Anneaux, David Melendy und Céline Rey, Chris Pettersen

Chris Pettersen (Norwegen) ist nach vier Jahren erneut bei Monti engagiert. Nachdem er 2009 mit dem Goldfischglas in der Hand auf dem Schlappseil balancierte, hat er nun eine neue Nummer kreiert. Unter dem Schlappseil ist im rechten Winkel ein elastisches Band, eine „Trickline“ gespannt. So zeigt Pettersen nicht nur seine bekannten Tricks auf dem Schlappseil wie das Schaukeln auf einem Bein, Schulterstand und Handstand. Immer wieder springt er vom Schlappseil auf die Trickline und lässt sich bäuchlings oder rücklings abfedern. Auch ein Rückwärtssalto vom Schlappseil zur Trickline gehört zum Repertoire. Reifenspringen ist bei chinesischen Artisten häufig eine vor allem sportlich geprägte Angelegenheit. Die Variante des Trio Anneaux ist dagegen wie ein Tanz choreographiert. Hier werden Ringe durchsprungen, die der Partner auf der Nase balanciert oder in die Höhe hält. Der klassische Reifenturm in der Manegenmitte wird aber auch genutzt. Die Akteure Maya Kesselmann, Michael Hottier und Ivan Vásquez López (USA, Frankreich, Spanien), die sich an der Circusschule in Brüssel kennen lernten, wurden beim Cirque de Demain 2013 mit einer Goldmedaille und dem Publikumspreis ausgezeichnet. Alba Faivre hat mit ihrer Solo-Darbietung am Chinesischen Mast den Preis der Schweizer Circusfreunde beim European Youth Circus 2012 gewonnen. Bei Monti zeigt sie nun mit Léonie Pilote als Schlussnummer eine kraftvolle Variante im Duo. Faivre wagt unter anderem einen Vorwärtssalto am Mast; Pilote rutscht kopfüber in die Tiefe und stoppt erst kurz über dem Boden.

Und ganz am Ende dieses Programms der eher ruhigeren Töne, da wird er doch noch wahr, der Traum vom Fliegen. Dank Unterstützung des gesamten Ensembles fliegt Clown David durch die Kuppel, mit der Partnerin auf dem Rücken. Eine verzaubernde Reise geht unter kaum enden wollendem Jubel von den Rängen zu Ende. Monti Pop Up – ein neuer Höhenflug.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber