Höchste
Professionalität, ohne ins Sterile abzudriften, und die Sorgfalt
in allen Dingen sind beim Circus Monti an jeder Stelle zu
spüren. Das fängt bei dem herrlich schmucken Wagenpark rund ums
gelb-rote Chapiteau an und setzt sich schon beim
Programmheftkauf im Vorzelt fort. Für die querformatige
Broschüre auf hochwertigem Papier wurden alle Artisten von Felix
Wey aus der Vogelperspektive fotografiert, um einen optischen „Pop-Up“-Effekt
zu erreichen. Gezielte Blitze führten vor dem hellen Hintergrund
zu gewollten Schlagschatten. Entstanden sind ganz wunderbare,
einzigartige Fotografien, die in der Broschüre seitenfüllend
gedruckt sind. Und selbstredend zeichnet sich auch die
Gestaltung der Monti-Shows selbst durch allerhöchste Qualität
aus. Zum dritten Mal nach 2006 („Piazza Monti“) und 2009 („Grand
Hotel Monti“) haben Cécile Steck und Didi Sommer alias Duo
Comedia Zap die Regie übernommen. Das Kreativteam komplettierten
Choreographin Catherine Ostermeier, Komponist Pascal Kaeser,
Lichtdesigner Christoph Siegenthaler und Kostümbildnerin Barbara
Mens. Entstanden ist eine Show im typisch verträumten
Monti-Stil, der sich vom „Nouveau Cirque“ kanadischer Prägung
klar abgrenzt. Monti hat seinen eigenen Weg mit sprichwörtlicher
Schweizer Qualität gefunden. Der abermals neue Artisteneingang
zeigt einen stilisierten Bücherstapel aus Holz. Zudem wurden
großformatige Pop-Up-Bücher angefertigt, die in vielerlei Weise
eingesetzt werden. Das siebenköpfige Orchester spielt seit fünf
Jahren in unveränderter Besetzung.
David Melendy und Céline Rey, Amaury Vanderborght
Der
Amerikaner David Melendy und die Schweizerin Céline Rey, beide
an der Dimitri-Schule ausgebildet, bilden das höchst
sympathische Clownsduo, das seinen Traum vom Fliegen
verwirklichen will. Zunächst starten sie einen Versuch mit
Papierfliegern, später träumen sie einem kleinen
„Heißluftballon“ hinterher, wollen sich vom Mast in die Tiefe
stürzen oder singen in Schweizerdeutsch ein Lied vom Alpenflug.
Herrlich witzig ist ihr Auftritt als verhinderte Kunstschützen.
Vor lauter Aufregung lassen sie alle Luftballons platzen, die
eigentlich vom Kopf geschossen werden sollen. Und die Clowns
stoßen auf allerhand Geschichten, die sich aus den
Pop-Up-Büchern auf der Bühne entfalten. Unfassbar schön ist die
Szene, in der aus einem der Bücher ein Schneemann mit Schlitten
und Tannenbäumen klappt. Flugs verwandelt sich die gesamte
Manege durch ein weißes Tuch in eine Winterlandschaft. Schnee
rieselt aus der Kuppel. Die in der Kälte zitternden Clowns
helfen sich abwechselnd mit einer einzigen Mütze aus und zaubern
später via „Kostümillusion“ Schal & Co. herbei. Und sie liefern
sich eine kleine Schneeballschlacht. Der Schneeball, das ist das
Magnesiumsäckchen, das der Belgier Amaury Vanderborght
(Teilnehmer des European Youth Circus 2012) für seine
anspruchsvolle Vertikalseilnummer, u.a. mit Vorwärtssalto,
benötigt.
Tobias, Joannes und Mario
Muntwyler
Ebenso ein
Highlight ist auch die Verpackung der tanzenden Teller von
Direktor Johannes Muntwyler, der heuer sein 35. Jahr in der
Manege feiert. In fiebernder Atmosphäre warnen ihn die beiden
nervösen Clowns permanent vor dem nächsten Unglück, das durch
einen vom Stab stürzenden Teller entstehen könnte. Nach und nach
kommt das gesamte Ensemble dazu. Die Artisten feuern Johannes
Muntwyler kräftig an, bis sich endlich alle Teller drehen und
alle Eier in den Bechern gelandet sind, die er über seinem Kopf
balanciert. Ein Riesenspaß als Pausennummer, der mit Zugaberufen
quittiert wird! Direktionsspross Tobias Muntwyler ist nach einem
Jahr Pause, bedingt durch seine Berufsausbildung, in die Manege
zurückgekehrt und lässt nun wieder bis zu drei Diabolos fliegen.
Jenseits der Manege ist er nun für den Fahrzeug- und
Transportbereich sowie zusammen mit dem Zeltmeister für den
Werkstattbetrieb verantwortlich. Sein jüngerer Bruder Mario
jongliert gemeinsam mit Sebastian Schlotzhauer (Deutschland) mit
Bällen und Keulen. Drei hohe Metallgestelle bilden hierfür den
Rahmen und grenzen den Aktionsraum ab. Auch Mario Muntwyler
steht nun in der Berufausbildung, so dass sein Partner in
manchen Vorstellungen alleine auftritt.
Ensemble
Auch für
diese Monti-Show wurden einige Ensembledarbietungen neu kreiert.
So wird ein chinesischer Mast schräg hängend zu einer Art
Karussell, unter dem sich die Artisten schnell wegducken, darauf
fahren oder hinüber springen. Synchron und im Wechsel arbeiten
Léonie Pilote, Kristina Dniprenko (beide Kanada) und Maya
Kesselmann (USA) an drei niedrig hängenden Trapezen, von denen
das mittlere drehbar aufgehängt ist. Zuvor baumeln aus einem Pop
Up-Buch drei Mini-Trapeze. Und im zweiten Programm zeigt das
Ensemble in einer wunderbaren Choreographie mit imaginären
„Rotoren“ und Getrommel im Hintergrund eine Art
musikalisch-tänzerischen Traum vom Fliegen. Eine große
„Trommel“ entpuppt sich, nachdem die Verkleidung entfernt ist,
als das Rhönrad, mit dem Kristina Dniprenko (Kanada) unter viel
Szenenapplaus ihre Runden dreht.
Trio Anneaux,
David Melendy und Céline Rey, Chris Pettersen
Chris Pettersen (Norwegen) ist
nach vier Jahren erneut bei Monti engagiert. Nachdem er 2009 mit
dem Goldfischglas in der Hand auf dem Schlappseil balancierte,
hat er nun eine neue Nummer kreiert. Unter dem Schlappseil ist
im rechten Winkel ein elastisches Band, eine „Trickline“
gespannt. So zeigt Pettersen nicht nur seine bekannten Tricks
auf dem Schlappseil wie das Schaukeln auf einem Bein,
Schulterstand und Handstand. Immer wieder springt er vom
Schlappseil auf die Trickline und lässt sich bäuchlings oder
rücklings abfedern. Auch ein Rückwärtssalto vom Schlappseil zur
Trickline gehört zum Repertoire. Reifenspringen ist bei
chinesischen Artisten häufig eine vor allem sportlich geprägte
Angelegenheit. Die Variante des Trio Anneaux ist dagegen wie ein
Tanz choreographiert. Hier werden Ringe durchsprungen, die der
Partner auf der Nase balanciert oder in die Höhe hält. Der
klassische Reifenturm in der Manegenmitte wird aber auch
genutzt. Die Akteure Maya Kesselmann, Michael Hottier und Ivan
Vásquez López (USA, Frankreich, Spanien), die sich an der
Circusschule in Brüssel kennen lernten, wurden beim Cirque de
Demain 2013 mit einer Goldmedaille und dem Publikumspreis
ausgezeichnet. Alba Faivre hat mit ihrer Solo-Darbietung am
Chinesischen Mast den Preis der Schweizer Circusfreunde beim
European Youth Circus 2012 gewonnen. Bei Monti zeigt sie nun mit
Léonie Pilote als Schlussnummer eine kraftvolle Variante im Duo.
Faivre wagt unter anderem einen Vorwärtssalto am Mast; Pilote
rutscht kopfüber in die Tiefe und stoppt erst kurz über dem
Boden. |